Diagonalix - von Zypern nach Kroatien

Vollständige Seite anschauen…
Ein Aussetzer-Tag mit besorgtem, den Teufel an die Wand malendem Publikum darf halt auf keiner Reise mehr fehlen
 
@Stürmer: Sehr informativ Deine HP. Habe gerade eine zeitlang gestöbert. Bin im Juli wieder im Vinschgau und in den Dolos. Werde dann vielleicht mal eine Deiner Toptouren nachfahren.

So - jetzt wird es aber mal Zeit für Stuntzis Tiefschneestory. Hoffe, er ist nicht auf dem Berg geblieben...
 
Wollte Stuntzi nicht aus Albanien raus nach Kroatien?
Vermutlich startet da mal wieder das Simkarten-Spiel - nur, dass die Läden spät abends nimmer offen sind.

Wenn ich richtig liege und nix schief gegangen ist, werden wir wohl bald Kunde aus den fernen Gestaden erhalten.

* Daumen Drück *
 
Die mussten sich dann auch noch das Wenige, was an dem dran war, teilen! Da wird doch niemand satt von!
 
Stuntzi wird doch wohl nicht am WE frei haben wollen? Habe ich den Antrag übersehen? Wir potsen ja auch
 
Vielleicht ist er auch durch den Tiefschnee gen Gipfel gewatet und hat dabei übersehen, dass es sich um militärisches Sperrgebiet handelt
 

Also der Berg sieht auf dem Foto nicht ohne aus mit dem ganzen Schnee. Pass auf Nassschnee-Lawinen auf. Aber als alter Skifahrer solltest Du Dich ja auskennen.

Edit: Hmm...letztes GPS Signal noch am Ausgangspunkt. Letzte Aktivität im Forum: Gestern 08:12
Stuntzi gib mal Lebenszeichen, ein Foto mit Spioninnen-Hintern reicht oder so, sonst müssen wir einen Suchtrupp losschicken.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nach Albanien kommt NICHT Kroatien sondern erst Montenegro.

Ob er sich da eine SIM holt bezweifle ich, das ist er doch recht schnell durch.

stuntzi ist sehr bergerfahren, er weis selbst wie weit er gehen kann und wann er umdrehen muss.
Am Olymp hat er abgedreht.

ray
 
Sorry für die kurze Verzögerung... das mit dem Internet ist im Prokletje-Gebirge eher schwierig. Die meisten Dörfer haben noch nicht mal Strom, geschweige denn eine Netzabdeckung von vodafone.al. Gibt halt doch noch ein paar Unterschiede zu den Alpen in Albanien... darum bin ich ja hier .
 
Guten Morgen Stefan... wat isch lousch ... in der Housch ? Hoffe Dir geht es gut. Und Zitat: "lansam macht Mann sich sorgen"... ich denke es liegt an "Frau" .. also zu deutsch einer wunderhübschen albanischen Bergschönheit mit Wellness Berghütte, fliesend warmen Wasser und Badewanne und frischem Albanischen Kräutertee... da lässt es sich eben aushalten.... werd mir blos net Sesshaft..... was für ein Wort Kuckst Du >> http://de.wikipedia.org/wiki/Sesshaftigkeit > > > > heut ist Muttertag .... meld Dich mal ... also net nur däheum sonder auch hier wieder
 



JA Mist... eine Minute zu Spät gepouschdäd !
 
10.05. 11:45 Qafa e Valbones, 1815m


Das gemütlich geteerte Straßenstück im Valbona ist schon bald zu Ende. Die erhoffte Piste für die anschließende Weiterfahrt ist nicht vorhanden, also kämpfe ich mich ein bisserl grobschottrig durch ein breites Flussbett bergauf...


... bis zum größtenteils verlassenen Weiler Rragami.


In den Sommermonaten ist hier sicher mehr los und der einsame Schäfer verkauft statt dessen lieber Erfrischungen.

Ich fahre weiter dem Schnee entgegen...


... und finde ihn auch schon recht bald in Form von ein paar üblen Lawinenstrichen. Die Querungen sind teils etwas unschön, aber noch kein großes Problem.


Ein paar trockene Meter Tragestrecke verbleiben noch, ...


... dann ist endgültig Schluss mit lustig. Geschlossene Schneedecke ab 1400 Meter... so viel zum Thema Südeuropa im Mai.


Etwa hundert Hömes kann ich noch recht problemlos durch die respektable Winterlandschaft stapfen, wobei Tourenski statt Mountainbike auch hier unten schon durchaus angesagt wären.


Dann wirds ein wenig steiler.


Schon bald kann ich Specki nicht mehr guten Gewissens auf der Schulter tragen, sondern benutze das deutlich zweckentfremdete Radl als Ersatz für einen Eispickel: Anheben, raufwuchten, mit Schmackes 50 Zentimeter höher Lenker und Pedal einbohren, linken Fuß drei mal in den Schnee hauen, am Rahmen hochziehen, rechten Fuß, hochziehen, eintausend Wiederholungen. So oder so ähnlich vergeht die nächste Stunde. Der Schnee ist durch die Morgensonne zum Glück schon relativ aufgeweicht und ich komme im Großen und Ganzen zwar mühsam aber doch recht problemlos voran.


Immer mal wieder gibts allerdings auch ein paar schattige und harte Meter in meiner Rinne, dann wird der Aufstieg durchaus adrenalinfördernd. Abrutschen wäre jedenfalls kein besonders großer Spaß, dann müsste ich nochmal von vorn anfangen. Das lassen wir besser.


Der letzte Meter bis zum Grat ist dann schneefrei und knochentrocken. Geschafft... ein hartes Stück Arbeit und definitiv bisher der größte Blödsinn des Diagonalix. Aber wenn man sich mal was in den Kopf setzt... .


Blick zurück nach Norden vom Pass in die Winterlandschaft des oberen Valbona. In zwei Monaten siehts hier sicher deutlich radelfreundlicher aus.


Der Süden ist auch nicht unbedingt viel sommerlicher. Na was solls, immerhin bin ich erst mal oben, die Sonne brennt mir auf den Pelz und im Rucksack sind ein dickes Riesensandwhich und frisch gebackene Kekse von der Hüttenwirtin. Da kann eigentlich nix mehr schief gehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
juhuuu - hab gestern auch lawinenkegel gekreuzt, allerdings bei deutlich bescheidenerem wetter. scheinbar bist du auch wieder runtergekommen?
 
10.05. 14:00 Auf dem Trail nach Thethi, 1500m


Also los gehts! Der Grat selbst am Qafa e Valbones ist schon mal schneefrei, vielleicht passts ja auch auf dem Trail?


Die ersten paar Meter in der warmen Mittagssonne...


... lassen da durchaus Hoffnung aufkommen!


Diese währt allerdings nur eine knappe Minute. Dann biegt der Weg um eine Kurve, die Exposition ändert sich nur um ein paar Meter, und ich steh schon wieder bis zu den Knien im albanischen Schnee.


Und dort bleibe ich auch für die nächste Stunde. Die Wegfindung ist mühsam, Markierungen sind nur recht spärlich gesetzt, der Wald sieht überall gleich aus. Ohne GPS hätte ich bei diesen Verhältnissen keine Chance. Fahren funktioniert überhaupt nicht: Nach meiner Karte muss ich eine ganze Weile lang mit recht wenig Gefälle queren, da bleibt nur schieben und fluchen. Auf dem Hochweg zum Pass hatte ich statt dem Sommerweg eine "direkte" Route in meiner Aufstiegsrinne gewählt, stangerlgrad rauf oder runter funktioniert im Schnee meistens besser als blöde Querungen. Runterzu trau ich mich das nicht, hab ja keine Ahnung was mich tiefer im Tal erwartet. Da reicht irgendwo schon ein kleiner Wasserfall am Ende und du darfst alles wieder rauf stapfen. Also folge ich lieber Stur dem Track auf meinem Smartphone.


Nach dreihundert Hömes hat der Schnee endlich ausgespielt, dafür treffe ich auf die üblichen Winterschäden.


Ob ich heute überhaupt nochmal zum fahren komme?!
 
10.05. 15:00 Harusha-Hostel in Thethi, 750m


Schnee fort, Wald fort, alles wird gut!


Und zwar ziemlich gut!


Die unteren sechshundert Höhenmeter des Trails nach Thethi sind ein einziger Genuss.


Hart verdient... und dafür um so geiler.


Manche Brücken machen zwar einen etwas "albanischen Eindruck", ...


... aber die halten schon. Lieber auf einer Tür latschen als nasse Füsse kriegen.


Thethi in Sicht, Überquerung eingetütet, alles paletti. Macht im Sommer sicherlich deutlich mehr Sinn, aber das größere Abenteuer liegt auf meiner Seite .


Kaum in Thethi, werd ich schon vom geschäftstüchtigen Juniorchef des Harusha-Hostels abgefangen.


Hab nix dagegen!

Fazit zum Valbona-Pass: Blödsinn im Mai, aber die zweite Hälfte vom Trail war einfach super.
 
10.05. 17:00 Blutracheturm in Thethi, 750m


Nach ein bis drei Tirana-Bierchen und ebensovielen flußgekühlt sprudelnden Zuckerwassersüßgetränken seh ich mich am Nachmittag etwas in Thethi um. Der Ort hat wenig mit einem Dorf in den Alpen gemeinsam. Ein paar vereinzelte Häuser stehen weit entfernt voneinander im grünen Talgrund, dazwischen immer wieder kleine Kartoffeläcker und Gemüsegärten. Angeblich wohnen im Sommer hier mehrere tausend Menschen, keine Ahnung wo. Mit Glück haben sie dann auch wieder Strom, jetzt gibts nix dergleichen. Auch Handynetze suche ich vergeblich.

Thethi ist denkbar mühsam zu erreichen: die "gute" Piste, nach unseren Massstäben ein holpriger Karrenweg, führt über dreissig Kilometer und einen fast 2000m hohen Pass und ist bis in den Juni hinein unpassierbar. Die "schlechte" Piste ist dann noch etwas holpriger und sage und schreibe siebzig Kilometer lang, dafür gehts nur bis 1200m rauf. Das wird meine Fluchtroute!


Aber erst mal nehm ich den Dorftrail am unter die Stollen: kurz aber gut!


In der Schule gibts wenig Fenster aber durchaus alle Nase lang manchmal einen Lehrer und ein paar Kinder. Manchmal ist auch einfach ein paar Wochen Pause, weil keiner der albanischen Pädagogen Zeit oder Lust hat, den weiten Weg auf sich zu nehmen.


Kirchen von Thethi, auch sie steht allein mitten auf der grünen Wiese. Trotzdem ist das hier sowas wie der "Ortskern".


Blutracheturm: Die bergbewohnenden Albaner sind schon ein durchaus heiteres Völkchen. Wenn man in einem abgeschiedenen Tal jemand abmurkst, ist erst mal heftige Blutrache angesagt: Die Familie des Getöteten muss sich natürlich revanchieren und tötet ihrerseits den Mörder. Dann tritt die Verwandschaft des gekillten Killers auf den Plan und versenkt ihrerseits ein Messer im nächsten Mitglied der ursprünglichen Opferfamilie, und so weiter und so fort. Sowas stellte für kleine abgeschiedene Bergdörfer wohl ein echtes Problem dar, in Nullkommanix ist die halbe Bevölkerung ausradiert. Aus diesem Zweck haben die pfiffigen Albaner den "Blutracheturm" erfunden: Gegen einen Mörder darf zunächst mal solange nichts unternommen werden, bis der Tote beerdigt ist. Hat sich der Täter dann in den Blutracheturm geflüchtet, ist er auch hier vor Verfolgung geschützt. Im Turm ist keinerlei Gewalt erlaubt. Während der Täter nun quasi freiwillig Tage oder Wochen in seiner "safety zone" ausharrt, versuchen die betroffenen Familien, das Racheproblem friedlich zu lösen. Meist wird dann ein Blutgeld bezahlt, Schafe, Weideland, jungfräuliche Töchter oder weiss der Geier was. Wenn der Handel steht, kann der Täter den Turm verlassen und alles ist wieder in Butter.

Clever.
 
@Niditrail, muttertag?! danke für die erinnerung!

@Carcass, warme bude wars nicht grad, in thethi gabs weder strom noch heizung. bier allerdings war vorhanden und in den schlafsack eingewickelt kann mans auf einem campingstuhl des rudimentären hostels abends schon auch ne zeit lang aushalten.

@sorgenmacher, 48 stunden... kein grund zur panik. ist halt albanien, da ist schon mal sendepause im gebirge. wundert mich sowieso, dass die netzabdeckung im grossen und ganzen doch gar nicht so übel ist. selbst in thethi gabs ein netz, nur nicht "das richtige".

@Yetiseher, gibts die hier auch? ich dachte, die trampeln irgendwo in nepal durch die berge.

@wolffürchter, ich hab noch keinen gesehen, nicht mal gehört. so viele scheinen hier dann doch nicht rumzulaufen, obwohl sie angeblich des öfteren ein paar schafe vertilgen.
 
Vollständige Seite anschauen…
Datenschutzeinstellungen