10.05. 11:45 Qafa e Valbones, 1815m
Das gemütlich geteerte Straßenstück im Valbona ist schon bald zu Ende. Die erhoffte Piste für die anschließende Weiterfahrt ist nicht vorhanden, also kämpfe ich mich ein bisserl grobschottrig durch ein breites Flussbett bergauf...
... bis zum größtenteils verlassenen Weiler Rragami.
In den Sommermonaten ist hier sicher mehr los und der einsame Schäfer verkauft statt dessen lieber Erfrischungen.
Ich fahre weiter dem Schnee entgegen...
... und finde ihn auch schon recht bald in Form von ein paar üblen Lawinenstrichen. Die Querungen sind teils etwas unschön, aber noch kein großes Problem.
Ein paar trockene Meter Tragestrecke verbleiben noch, ...
... dann ist endgültig Schluss mit lustig. Geschlossene Schneedecke ab 1400 Meter... so viel zum Thema Südeuropa im Mai.
Etwa hundert Hömes kann ich noch recht problemlos durch die respektable Winterlandschaft stapfen, wobei Tourenski statt Mountainbike auch hier unten schon durchaus angesagt wären.
Dann wirds ein wenig steiler.
Schon bald kann ich Specki nicht mehr guten Gewissens auf der Schulter tragen, sondern benutze das deutlich zweckentfremdete Radl als Ersatz für einen Eispickel: Anheben, raufwuchten, mit Schmackes 50 Zentimeter höher Lenker und Pedal einbohren, linken Fuß drei mal in den Schnee hauen, am Rahmen hochziehen, rechten Fuß, hochziehen, eintausend Wiederholungen. So oder so ähnlich vergeht die nächste Stunde. Der Schnee ist durch die Morgensonne zum Glück schon relativ aufgeweicht und ich komme im Großen und Ganzen zwar mühsam aber doch recht problemlos voran.
Immer mal wieder gibts allerdings auch ein paar schattige und harte Meter in meiner Rinne, dann wird der Aufstieg durchaus adrenalinfördernd. Abrutschen wäre jedenfalls kein besonders großer Spaß, dann müsste ich nochmal von vorn anfangen. Das lassen wir besser.
Der letzte Meter bis zum Grat ist dann schneefrei und knochentrocken. Geschafft... ein hartes Stück Arbeit und definitiv bisher der größte Blödsinn des Diagonalix. Aber wenn man sich mal was in den Kopf setzt...
.
Blick zurück nach Norden vom Pass in die Winterlandschaft des oberen Valbona. In zwei Monaten siehts hier sicher deutlich radelfreundlicher aus.
Der Süden ist auch nicht unbedingt viel sommerlicher. Na was solls, immerhin bin ich erst mal oben, die Sonne brennt mir auf den Pelz und im Rucksack sind ein dickes Riesensandwhich und frisch gebackene Kekse von der Hüttenwirtin. Da kann eigentlich nix mehr schief gehen.