06.04. 18:40 Black Horse Bakery, San Luis Obispo, 70m
Nach sechzig gefressenen Straßenkilometern erreiche ich endlich San Luis Obispo, von dem mir die Locals überall "vorgeschwärmt" hatten. Aber wieso frag ich mich?! Hier siehts aus wie in Oberammergau, und das ist noch verdammt geschmeichelt. Grüne Wiesen und langweilig geformte Zwergerlberge... was will ich hier? Wo sind die coolen Wüsten vom Palm Canyon Trail und Joshua Tree? Wo sind die fünfzig Kilometer Singletrackwildnis von Big Bear? Wo ist überhaupt Südkalifornien? Ich glaub fast, es ist mir auf dem Weg nach Norden ein wenig abhanden gekommen. Bin ich hier nicht schon eher in der Mitte?
Wie auch immer... jetzt bin ich hier, jetzt fahr ich auch, und zwar die Local Favorites am "West Cuesta Ridge". Wie navigiert man da wenn man keine Ahnung hat? Trailmap PDF der Locals runterladen, nach JPG wandeln, in Locus georeferenzieren und über der nutzlosen Openstreetmap einblenden, schon gehts los. Nehmt das, ihr Garminbesitzer ;-).
"Up Stenner, up Elevator, up Shooter, up Tv Tower, down Botanical, down Morning Glory, down Eucs Project, down Elevator, down Stenner"... um mal der Best-Of-The-Best-Empfehlung der Locals im Bikeshop zu folgen, die freundlicherweise auch mein Gepäck für mich aufbewahren.
Da geb ich mir doch glatt mal fünfhundert Hömes der sonst so ungeliebten Singletrack-Climbs. Ohne Gepäck kann sich da schon dran gewöhnen... meins wird das aber trotzdem nicht. Aber wenn die Berge so niedrig sind, muss man seine Energie halt anderweitig verpulvern. Passt schon.
Am wunderschönen und romantischen "Tv Tower Peak" (750m) überholt mich das "Santa Cruz Racing Team", die trainieren hier für das Crosscountryrennen beim Sea Otter Festival in Monterey in ein paar Tagen. So richtig viel schneller sind sie allerdings nicht. Und zehn Minuten später hab ich sie wieder eingeholt... schiebenderweise: Plattfuss am Tubeless-29er und kein
Schlauch dabei. Da rette ich doch einfach mal ihren Tag mit meinem 26er spare tube und bewahre sie vor einem Siebenhunderthöhenmeterbergabspaziergang ;-).
Der Trail selbst... naja... die obere Hälfte langweilt mich echt ein bisserl. Klar liegen ein paar Steine drin und sowas heisst dann "technical". In Wirklichkeit ists der selbe Flowkram wie sonst auch überall.
Die zweite Hälfte im Wald verspricht allerdings, deutlich lustiger zu werden.
Zorro auf der Selftimerwall.
Das Santa Cruz Racing Team mit gesponsortem Zorroschlauch: flutscht. War im übrigen eine gute Investition meinerseits: Ich speede mit den beiden in einem relativ wahnwitzigen Tempo den Trail runter und folge ihnen zurück nach San Luis. Zur Belohnung springt für mich am Ende eine heisse Dusche raus, das passt!
Im Black Horse Cafe ist die Welt dann wieder in Ordnung. Die Gebäckteilchen im Blätterteig machen Laune und der Cappuccino ist ausnahmsweise mal richtig gut. War zunächst etwas enttäuscht von den grünen Hügeln hier, aber im Endeffekt wars doch noch ein lustiger Spaßnachmittag.
Freilich waren das jetzt bereits die "Signature Trails" von San Luis Obispo, das heisst ich bin hier quasi fertig. Alles andere ist nur halb so hoch und "mellow" statt "knarly", da verschwend ich glaub ich keinen Gedanken dran. Zwar hat man von den Trails im "Montana de Oro" State Park angeblich tolle Blicke auf den Ozean... aber mal ernsthaft... beim Küstenlinienpanorama kann Kalifornien keiner einzigen Mittelmeerinsel das Wasser (oder auch nur den Spucknapf) reichen.
Retortenbild aus Malle! Dont be fooled!
Wie auch immer, ich glaub ich bin jetzt fertig mit Kalifornien. Vielleicht ists langsam Zeit für die Wüste? Oder für Arizona? Oder für beides?