Ich weiss, die Helmdiskussion wurde erst gerade mit Müh und Not zurück in den Giftschrank gesperrt, da hole ich mit folgender Frage quasi die atomare Streubombe dieses Unterforums aus dem Keller:
Was ist ein Gravelbike?
Die Frage stellt sich mir, da ich nie sicher bin, ob ich Touren mit meinem Ordonnanzrad 05 in diesem Faden einstellen darf.
Für Definitionen ist ja Wikipedia eine gut etablierte Referenz, daher habe ich mal mein Militärvelo mit dem Wikipedia-Artikel zu Gravelbikes abgeglichen. Hier will ich nun von meinen Erfahrungen berichten.
Zuerst aber ein Foto dieser Perle:
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Und nun kursiv der Wikipedia-Artikel, ergänzt mit meinen Kommentaren und Bildern.
Entwickelt für langes Fahren auf befestigten, aber nicht asphaltierten Wegen.
Heute 11 km und 300 Hm, davon >50% unbefestigt
Dass ich dabei als braver Eidgenosse auch grossen Schwierigkeiten wie hohlen Gassen nicht aus dem Weg ging, versteht sich von selbst:
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Der Lenker ist für mehr Komfort und Kontrolle im Gelände oft ausgestellt ("Flare").
Klar erfüllt - oder hat einer von euch mehr Flare? Eben...
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Scheibenbremsen (hydraulisch/teilhydraulisch betätigt) mit 160 mm Durchmesser.
Da ist der Wikipedia-Artikel leicht veraltet. Der neuste Trend bei Gravelbikes sind ja bekanntlich Stempel- und Trommelbremsen sowie Rücktritt:
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Robuste Ausführung mit einem etwas geringeren Focus auf Gewichtsreduzierung.
Da reicht der Hinweis auf das Baujahr (siehe Bild) und auf das Gewicht von 22.5 kg.
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Es werden 1x1, 1x1 oder 1x1 Schaltsysteme verwendet.
Ich gehe mit dem Wikipedia-Autor einig: der 1x1-Antrieb ist wirklich der Kern jeden Gravelbikes, daher wohl auch die 3x-Erwähnung im Artikel.
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Die Fahrräder sollen auch als Alltagsräder dienen.
Was mit diesem Foto bewiesen wäre: typische Alltagsszene aus dem Leben des Wallisers. (Das Hands-Up ist übrigens nicht militärischen Gründen geschuldet, sondern eisbadetechnischen.)
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Eine eher aufrechte Sitzposition (kleiner 90 Grad Hände zum Oberkörper), um auf langen Strecken die Hände zu entlasten.
Kein Kommentar
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Längerer Radstand als Cyclocross Räder, damit guter Geradeauslauf, und durch einen langen Hinterbau gute Eigenschaften beim Anstieg an Steilpassagen.
In Steilpassagenen macht der Vorteil des langen Radstandes den Nachteil des hohen Gewichts nicht ganz wett, aber das ist ein Detail.
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Mehr Nachlauf an der Gabel als bei Rennrädern, damit besserer Geradeauslauf.
Also ich finde, die Gabelgeometrie erinnert schon fast ein bisschen an ein modernes Trailbike oder ein Downcountry
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Ösen an Rahmen und Gabel, um Schutzbleche, Taschen und bei einigen Modellen auch Gepäckträger anbringen zu können.
Als Relevate Designs 2007 die ersten Bikepacking-Taschen auf den Markt brachte, hatte der damalige Chef der Schweizer Armee, KKdt Christophe Keckeis, nur ein müdes Lächeln auf den Lippen
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Ich würde meinen, der Beweis ist mit dieser Zusammenstellung erbracht: das Ordonnanzrad 05 ist ein klassisches Gravelbike.
Weils so schön ist, hier noch in doppelter Ausführung:
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Zum Schluss noch etwas, was nur den wenigsten bekannt ist: eigentlich wollte der Zeichner Morris Lucky Luke auf einem Ordonnanzrad 05 durch den Wilden Westen und in den Sonnenuntergang reiten lassen. Nach einer Intervention der belgischen und französischen Radindustrie hat er dann davon abgesehen. Schade eigentlich:
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