Ich hab da bisher einfach eine Menge Fragen im Kopf.
Das ist zumindest schon mal ein guter Ansatz und viel besser, als die meisten hier…
Auszug:
Was will da verbessert werden? Wheel Flop? Nein, mit Sicherheit nicht,
Das beantwortest du, denke ich, richtig. Ist ja auch, soweit ich das erinnere, von den Entwicklern gesagt, dass es eben kein System sein soll, das wie jene für Kinderräder einen zu großen Lenkeinschlag verhindern soll.
Allerdings gehst du dann lange der Frage nach, wieso es nicht gegen Wheel Flop hilft, obwohl ja sowohl du als auch die Entwickler schon festgestellt haben, dass es nicht gegen Wheel Flop entwickelt wurde (Wheel Flop hat mit der ganzen Lenkthematik zu tun und taucht deshalb auch immer wieder - zurecht - in der Diskussion auf, aber es ist nicht der zentrale Faktor).
dazu muss ich das auch nicht getestet haben, einfache Logik reicht: Die komplette Lenkgeometrie bleibt ja so wie sie ist, unabhängig davon ob da zwei Federn am Gabelschaft ziehen oder nicht. Die Notwendigkeit zu Lenken hängt auch nicht von selbigen zwei Federn ab sondern von Untergrund und Linienwahl. Wenn man denn mal lenken muss, dann flopt das Wheel einfach genauso wie ohne zwei Federn. Nur dass das Lenken halt ein bischen schwerer geht. Ob man einen Zusatzwiderstand beim Lenken jetzt braucht? Sicher Ansichtssache, ich hatte irgendwie noch nie das Bedürfnis
Soweit ich das verstanden habe und wohin auch das Feedback der Berichte hier, auf pb, nsmb etc. hindeuten, ist der Vorteil des Systems, dass man in Situationen, wo das Lenken gern mal undefiniert wird, also z.B. ruppige Strecke mit vielen teils seitlichen Schlägen oder plötzliches Wegrutschen auf einer nassen Wurzel, wo man gerne mal Ausgleichsbewegungen macht, die über das Ziel hinausschießen, weil man eben in dem Moment kein Feedback von der Lenkung bekommt, dann eben durch den Widerstand des KIS ein Feedback hat und den Lenker eher mal gerade hält, was eben in solchen Situationen oftmals besser ist, als über zu starke Bewegungen am Lenker die Situation zu verschlimmbessern.
Ob man das haben will? Keine Ahnung, dazu muss man das System wohl mal längere Zeit fahren und sehen, ob es einem was bringt. Ob man es braucht? Wohl nicht. Ich denke, das System wird kein absoluter Game Changer. Da es aber vergleichsweise einfach (inklusive leicht und, sollte es mal mehr verbaut werden, auch vergleichsweise günstig) und wartungsfreundlich ist, kann es aber zum Standard bei neuen Rädern (zumindest in der passenden Kategorie) werden. Meine Erwartung wäre aber, dass es eher nicht zum Standard wird. Das ist aber einfach nur Bauchgefühl…
Warum bastelt man zuerst Jahre lang an immer floppigeren Lenkgeometrien, um dann mit einem System dran zu werkeln, das das floppigere Lenkverhalten noch nicht mal behebt (s.o.) sondern nur das Lenken erschwert oder den Lenker gerade zieht (will man das?)?
s.o., das ist eben nicht die Intention
Wo ist überhaupt das Problem bei langsamen Geschwindigkeiten? Mein HT hat 62,x° Lenkwinkel, wird gerne zum Bikestolpern bei Subschrittgeschwindigkeit verwendet. Wenn ich ein Problem dabei sehen würde, dann hätte ich ein anderes Rad dafür oder würde das nicht machen.
Sehe ich ähnlich, zwar ist mein LW etwas steiler, aber ein dringendes Problem habe ich dadurch auch in sehr langsamen Passagen nicht. Allerdings hängt das vielleicht auch mit dem Terrain zusammen. Wenn es steil ist, hat der flache LW eben konkrete andere Vorteile, die mit Nachlauf nichts zu tun haben.
Wie soll man mit Zugfedern am Gabelschaft und Lenkeinschlags-abhängiger Rückstellkraft dosiert umsetzen / generell dosiert um Kehren zirkeln? Gerade bei den langsamen Geschwindigkeiten, bei denen angeblich die Probleme auftreten, die mit diesem System behoben werden sollen. Ich will besonders bei langsamem Gezirkel oft garnicht, dass mein Lenker so schnell wie möglich gerade gestellt wird?
Da hast du eventuell einen Punkt, in diesen Situationen könnte sich das System eher als nachteilig herausstellen. Müsste man aber ausprobieren, die Kräfte sollen ja nicht sehr groß sein. Allerdings ist das System ja eben nicht für diesen Fall konstruiert. Also nicht Fehlkonstruktion, sondern eher Kollateralschaden. Eventuell aber sogar Kollateral-Goodie? Wie gesagt, müsste man ausprobieren…
Wozu will man einen großen Nachlauf am Fahrrad? Der Vorteil eines großen Nachlaufs ist nach meinem Verständnis, dass die Selbststabilisierung des Fahrrads besser funktioniert: wenn das Fahrrad umzukippen droht bewirkt der Nachlauf, dass das Vorderrad selbsttätig dahin lenken möchte. Deswegen fährt ein Rad mit großem Nachlauf auch mehr Schlangenlinien als eins mit kleinem Nachlauf. Und jetzt bauen wir also ein Fahrrad mit großem Nachlauf, und ziehen aber mit zwei Federn die Lenkung in die Mitte? Damit hebt man doch den Effekt des großen Nachlaufs genau wieder auf und die erhöhte Selbststabilisierung ist hinüber. Wozu will man dann nochmal den großen Nachlauf wenn man den Vorteil kaputt macht, den Nachteil durch erhöhte Komplexität angeblich behebt (aber imo eigentlich nicht, siehe erster Punkt), und potentiell neue Nachteile aus dem neuen System dazu fügt? Ganz großes "wtf" an der Stelle? Wenn man ein Fahrrad möchte, das sich nicht durch großen Nachlauf selbst stabilisiert, dann nimmt man doch... einfach keinen großen Nachlauf. Oder ist das zu einfach gedacht?
Wichtig fürs Verständnis ist erst mal: Der selbststabilisierende Effekt des Nachlauf ist geschwindigkeitsabhängig. Es entsteht bei schnellerer Fahrt durch den Widerstand des Reifens ein Drehmoment, das dem Einschlagen des Reifens entgegen gerichtet ist.
Das KIS System beruht dagegen auf einem Potential ( Feder, die Energie speichert) und ist unabhängig von der Geschwindigkeit.
Der Wheel Flop ist nebenbei bemerkt auch auf ein Potential zurückzuführen und zwar auf die Gravitation. Da sich beim Einschlagen des Vorderrads das Rad absenkt, wird Energie frei und das bedeutet immer, dass eine Kraft in Richtung des Zustands mit niedrigerer Energie wirkt. (NB: umso weiter der Schwerpunkt hinten ist und umso weniger Gewicht damit auf dem Vorderrad, umso weniger Effekt hat der Wheel Flop; der unstabile Zustand beim steilen Bergauffahren hat deshalb mMn weniger mit Wheel Flop zu tun, wie hier oft gesagt wurde, sondern einfach mit wenig Belastung am Vorderrad - wenig Führung - und viel recht unkontrolliertem Ziehen am Lenker.)
Zu beachten ist aber mMn:
KIS ist nicht primär dazu gedacht, dem Wheel Flop entgegen zu wirken. Das zeigt sich schon daran, dass der Kraftverlauf beim Einschlagen bei KIS und Wheel Flop deutlich unterschiedlich ist. Allerdings beeinflusst der Wheel Flop die Wirkungsweise des KIS, da die Kräfte im gleichen Szenario auftreten. Deshalb lässt sich KIS in der Stärke anpassen, um einem unterschiedlichen Einfluss des Wheel Flop bei unterschiedlichen Szenarien (Fahrergewicht, LW) auf die Wirkungsweise des KIS entsprechend entgegenwirken zu können.
Um das klar zu stellen:
Ich will hier keinesfalls dem System das Wort reden. Ich für mich vermisse das bisher nicht. Aber ich versuche mal möglichst neutral zu verstehen, was das soll. Wenn sich dann mal die Gelegenheit ergibt, werde ich das System auch gerne möglichst unvoreingenommen testen. Danach bilde ich mir dann ggf eine Meinung.
Wahrscheinlich. Oder auch nicht. Man wird sehen…
War "dann nimm doch einfach einen kurzen Nachlauf" schon?
Dann nimm halt!
