Azorix - Inselhüpfen im Regen

Noch weiter raus aus der Europäischen Union geht es ja kaum noch 😉
In dem Fall noch nie in Bad Hindelang gewesen...😁😁😁.
Jeder hat halt irgendwie so prägende Erfahrungen in fremden Ländern...
Ich hatte auf den Philippinen den Fehler gemacht, asiatische Unpünktlichkeit zu unterstellen, dass habe ich ganz schnell revidieren müssen😁.

Aber wirklich interessant wären jetzt die ersten Eindrücke aus Flores...
 
01.10. 13:15 Bikepark von Ribeirinha, 400m

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Heute doppeltes Speichenglück: Zum allerersten mal bricht mir so ein Steckerl nicht im Nippelgewinde sondern einfach mittendurch. Das macht die Tauscherei sehr einfach, zumindest wenn man im einzigen, winzigen Bikeshop auf Horta auch noch exakt den richtigen Ersatz findet. Straight Pull 282mm auf Faial?! Bei ALBIKE gibt's das.
Ich hatte mal so einen Schaden weil mir ein größerer Stein ins Hinterrad geknallt ist. Dabei hat es dann den Speichennippel durchs Dichtband gestanzt und ich brauchte einen Schlauch und anschließend einen neune Tubelessaufbau...
So gesehen noch Glück gehabt.
 
02.10. 11:00 Santa Cruz auf Flores, 30m

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Flores ist winzig: 3500 Einwohnerlein, so um die 15km lang, 10km breit, glaub das Inselchen ist kleiner als München. Kaum legt man ein paar Waypoints drauf, ist die komplette Insel bedeckt. Unterkünfte gibt's kaum, und wenn, dann sind sie ausgebucht oder sackteuer. Glaub das wird hier endlich mal etwas mehr Bikepacking... quasi unter Zwang.

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Mit etwas Glück finden wir neben dem Airport im Ort Santa Cruz ein Platzerl, wo wir unsere Kisten für ein paar Tage abstellen können. Reiselogistisch gesehen ist der Azorix bisher mit Abstand mein kompliziertester Trip. Freilich fliegen die Bikes umsonst und Probleme mit der portugiesischen SATA gab's bisher keine, aber die ständige Kistenschieberei geht einem irgendwann schon etwas auf die Nerven. Immerhin sind wir "extrabreit" unterwegs, die Pedale können dran bleiben. Das ist schon mal die halbe Miete beim einpacken.

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Offene Bars gab's keine bei unserer vormittäglichen Ankunft in Santa Cruz, das Lunch besteht also aus Käse, Brot und Saft vom Minimarkt. Dann machen wir uns auf die Stollen und cruisen die Küstenstraße hinauf in den Norden. Mal sehen, wie's hier so ausschaut. Immerhin springen einem nicht direkt die Kuhweiden und Genmaisfelder ins Auge, das scheint ein optischer Vorteil von Flores zu sein. Was nicht ist, kann natürlich noch werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
02.10. 16:00 Camp bei Ponta Delgada auf Flores, 20m

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Küste? Ausreichend wild und hübsch, keine Kühe.

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Küstenstraße? Steil aber verkehrsfrei.

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Kettle? Lacht.

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Trails? Fehlanzeige. Gäbe da zwar einen Mehrtagesküstenwanderinselumrundungsweg für den Flores halbwegs bekannt ist, aber der geht ständig hoch und runter und ist vermutlich eher ungeeignet als Radweg. Ich wollt's trotzdem probieren, aber am Trailhead zum GR1 belehrt mich ein eher toter als lebendiger und überhaupt reichlich fertiger Wanderer eines besseren. Er käme gerade von dort, wäre dreimal abgestürzt, und überhaupt sei der Weg total kaputt. Ich googel ein bisserl rum und finde einen Hurricane namens Lorenzo, der hier vor zwei Jahren offensichtlich einiges zerstört hat. Der Rundwanderweg ist in Teilen wohl komplett verschwunden und wurde bisher noch nicht wieder hergerichtet, besonders im Nordwesten scheint alles gesperrt. Na herzlichen Dank. Vielleicht lässt ich das mit den Singletracks einfach mal bleiben und schau mir nur die Gegend an.

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Nach siebenhundert Höhenmetern Küstenradeln rollen wir am Ende der Straße im Zwergweiler Ponta Delgada (wie einfallsreich) ein. Hier gibt's nicht viel, ...

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... aber ein stationärer Foodtruck in einem Schuppen am Meer macht gute Burger und dient auch sonst als einzige Bar für die Locals. Eigentlich ein cooles Platzerl, ...

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... und nebendran ein perfekt ausgestatteter und obendrein kostenloser Grill/Picknick/Campingplatz. Holzvorrat vorhanden, Toiletten vorhanden, Duschen vorhanden, weich fluffige Azorenwiese vorhanden, Panorama vorhanden, Steckdosen vorhanden: Da bleiben wir doch einfach.
 
03.10. 10:00 Bei den Lagoas von Flores, 700m

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Sonne auf Flores? Quasi ein Wunder, regnet es hier doch angeblich doppelt so viel wie auf anderen Azoreninseln. Und das heißt was.

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Uphill auf Flores? Weniger als fünfundzwanzig Prozent ist selten.

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Eher mehr.

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Wetter auf Flores? Ein bisserl Nebel geht immer.

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Gipfel von Flores? Unspektakulär und grünhüglig, daran ändert auch die übertriebene Pose nix. Wo sind nochmal die richtigen Berge?

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Na immerhin hat's ein paar bunte Seelein, geht schon.
 
Die Azoren - leider habe ich den Thread erst jetzt gesehen - sind genial. Ich war 2018 dort und zufällig war auf der Insel vor Vila Franca das Red Bull Cliff Dive Event :oops:.

War für euch Insel Hopping per Schiff keine Option?
 
Die Azoren - leider habe ich den Thread erst jetzt gesehen - sind genial. Ich war 2018 dort und zufällig war auf der Insel vor Vila Franca das Red Bull Cliff Dive Event :oops:.

War für euch Insel Hopping per Schiff keine Option?
Es gibt keine Schiffe zwischen den weit entfernten Inselgruppen. Naja, vielleicht im Hochsommer eines pro Woche oder so... mit Glück... jetzt nicht. Sind halt schon 250km, das würde auch ne Weile dauern.
 
03.10. 13:15 Auf dem PR3-Trail nach Faja Grande, 300m

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Von der grünen Hochebene mit den lustigen Lagunen führt ein der Karte nach völlig unfahrbarer Wanderweg hinab zum Ozean. Keine Stravapixel, roter Kreuzerl auf OSM, senkrecht die Höhenlinien kreuzend, ...

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... und rutschig matschige Kuhwiesen: Klingt alles nach einem unbedingt notwendigen Experiment.

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Dabei fängts eigentlich gar nicht mal so schlecht an. Ich probier's einfach.

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Freilich würge ich mein Radl und mich schon bald durch steilglitschige und schmale Dschungeltunnel mit seitlich eingewachsenen Wurzeln, an fahren ist eine Weile lang nicht zu denken.

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Immerhin kommen zwischendurch auch absolut tolle Stellen: Auf einem einseitig messerscharfen Grat fliege ich dem Meer entgegen, links unten bereits das Ziel "Fajal Grande" im Blick. Apropos links: Keine zwanzig Meter nach diesem Foto wird sich mein Weg genau in dieser Richtung...

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... die beinahe senkrechte grüne Wand hinabstürzen. Kein Scherz.

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Ist leider wirklich brutal steil, viel fahr ich davon jedenfalls nicht. Vielleicht S4 bis S5 bei knochentrockenen Verhältnissen, die gibt's hier allerdings kaum.

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Untenrum geht's dann halbwegs. Trotzdem fällt das Gesamtfazit zum PR3 auf Flores eher schwierig aus: Man muss schon ziemlich auf Krawall gebürstet sein, um den gut zu finden. Aber ein Abenteuer ist's halt schon.

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Kettle genießt derweil vernünftigerweise lieber noch ein paar panoramige Miradore auf bunte Lagoas, ...

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... bis wir in Faja Grande, dem absolut westlichsten Ort Europas, wieder zusammentreffen.

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Darauf einen Wasserfall...

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... und Grüße aus der Nordatlantikmitte.
 
Kommt drauf an auf welcher Seite der Verwerfungsspalte die Insel ist, wenn Sie noch auf der Eurasischen Platte ist, dann ist es auch noch Europa, würde ich zumindest so behaupten ohne da irgendwo etwas nachgegooglet zu haben.
 
Flores und Corvo stehen auf der amerikanischen Kontinentalplatte, die anderen Azoren nicht glaub ich. Trotzdem alles Europa, das sieht man schon an der Impfquote. Lieber Portugal als Florida :).
 
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