Lange Zeit habe ich ja ehrfurchtsvoll alle Beiträge zu Bremsen gelesen. Da ich mit meinen drei verschiedenen Bremsen sehr gut zurecht komme, bin ich allmählich skeptisch geworden in Bezug auf manche Aussagen. z.B.
Und um den ganz Schlauen den Wind aus den Segeln zu nehmen:
Ich weiß wie man bei solchen Abfahrten richtig bremst, sprich keine Dauerbremsung sondern immer wieder öffnen um der Bremse Zeit zur "Abkühlung" zu geben.
Das Problem: Will man in der nächsten Kehre nicht mit 70 - 80 Sachen geradeaus weiter, muss man nach 1-2 Sekunden Bremspause wieder mehrer Sekunden durchaus stark bremsen, um die Geschwindigkeit wieder zu reduzieren/kontrollieren (Hangabtriebskraft lässt grüßen)
Das wird nun immer wieder geraten, aber ich wüsste keine Quelle, die das belegt. Die Arbeit (mgh), die die Schwerkraft auf dem Höhenunterschied h an der Masse m leistet, ist die gleiche, ob du das in Intervallen oder konstant bremsend machst. Also ist die entwickelte Wärme auch die gleiche. Bei Stottern wird sie in den Bremsspitzen nur heißer. Die mittlere Temperatur ändert sich nicht.
Allerdings ist das nicht so einfach. Entscheidend ist der Abtransport der Wärme. Solange der linear zum Temperaturunterschied ist, ist die Aussage richtig. Nur falls der Wärmeverlust stärker als linear mit der Temperaturdifferenz verläuft, ist das Stotterbremsen sinnvoll. Typisch wäre hier eine rot- oder weißglühende Bremse, bei der Wärmestrahlung wesentlich beiträgt. Beim Bike kann man sie vernachlässigen. Alles andere wie turbulente Strömungen an der Bremse kann man kaum nachvollziehen, auch nicht in der Simulation.
Wenn ich stotterbremse, dann allein, um meine Fingermuskeln zu entspannen. Das ist mir wichtiger als die Temperatur der Bremse.
Zu Beurteilung der Temperatur hat man die
Anlassfarben als guten Hinweis. Schau deine Bremsscheibe an. Sie sie etwa so aus?
Bremsscheibe mit
Anlassfarben.
Vom Beginn der Färbung auf den Stegen innen (helles Weißgelb) bis zur Färbung außen Graublau haben Temperaturen von 200 bis etwa 360°C geherrscht. Wenn diese Anlassfarben nirgends auf der Scheibe auftauchen, dann wurde sie auch nie so heiß. Sind die Färbungen eher weiter innen, d.h. die ganze Farbskala auf den Stegen, dann wurde sie deutlich heißer.
Das macht weder der Scheibe noch dem Belag etwas aus. Aber Fremdstoffe können wunderbar verbrutzeln.
Der Rest der Bremse wird lange nicht so heiß, wie Rotor und Bremsbelag. Der Belag ist schlecht wärmeleitend und er ist auf einer Metallplatte befestigt, die den Bremszylinder kontaktiert:
Wir sehen, dass das eine sehr kleine Fläche ist (helle Teile). Die transportierte Wärme ist proportional zur durchdrungenen Fläche. Die ist hier konstruktiv minimiert worden.
Wenn die benötigte Handkraft recht groß ist und der Druckpunkt dennoch hart, dann liegt es an den Belägen. Sprich: Eine große Kraft der Beläge auf die Scheibe, aber wenig Bremsleistung.
Diese Aussage ist völlig korrekt. Nur der folgende Schluss daraus ist falsch:
Somit überhitzt die Scheibe, aber die Leistung ist niedrig. Somit muss man auch länger bremsen, was die Scheibe noch mehr überhitzen lässt.
Die Heizleistung ist gleich der Bremsleistung. Das ist die physikalische Grundlage einer Bremse.
Wenn die Bremse nicht bremst, entwickelt sie auch keine Hitze.
Tropfen Öl auf die Bremse geben und ausprobieren. Klappt astrein!
Man sollte vielleicht einmal zwischen den Problemen vom Reibungspaar Rotor und Bremsbelag und der Bremshydraulik (Druckpunkt, Hebelweg) unterscheiden. Die Hydraulik quietscht nicht und die Bremsscheibe ändert nicht den Druckpunkt. Insofern braucht man auch nicht jedesmal zu einer neuen "gescheiten" Bremse zu raten, sobald jemand ein Problem mit der Bremse hat.