Alternative Ideen zu Kettenstreben- und Vorbaulänge

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15. November 2022
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Ich habe ein interessantes Video von "Rulezman" zum Thema moderne Rahmengeometrien und Vorbaulängen gesehen
Zusammenfassung:
1) Die Ideale Vorbaulänge beträgt 0mm für ein intuitives Lenkverhalten. In der Praxis ist das aber eine Vorbaulänge von 15-18mm, um den Backsweep normaler MTB-Lenker zu korrigieren
2) Bei seinem Vorbaudesign, bei dem sich der Lenker oben auf der Gabelschaftkante befindet, leitet man die Kraft linearer in den Gabelschaft ein, es gibt keinen langen Hebelarm wie bei herkömmlichen Vorbauten. Die elastische Biegung des Gabelschaftes und damit Verschleiß des oberen Steuerlagers sowie Riefenbildung auf dem Gabelschaft in der Klemmzone werden verringert.
3) Frühere Versuche, 0mm Vorbauten auf dem Markt zu etablieren, sind daran gescheitert, dass die Rahmen schlichtweg zu kurz waren. Ein längerer Rahmen-Reach, um den kürzeren Vorbau zu kompensieren, bringt auch mehr Sicherheit, da man nicht so leicht OTB geht (die Vorderradachse wandert weiter vom Schwerpunkt weg)
4) Einen größeren Reach paart man am besten mit einer längeren (!!!) Kettenstrebe, was zwei Vorteile hat:
  • Der Grip am Vorderrad verbessert sich: Die Gewichtskraft des Fahrers wird hauptsächlich über das Tretlager in den Rahmen geleitet und verteilt sich gemäß dem Hebelgesetz zwischen Vorderrad- und Hinterradachse. Ein längerer "Hebel" nach hinten bewirkt eine größere Normalkraft vorne.
  • Die Uphill-Performance verbessert sich, weil das Vorderrad durch die lange Kettenstrebe weniger zum steigen neigt. (Kann ich auch aus eigener Erfahrung bestätigen)

Bis auf Punkt 2 finde ich persönlich alle Aspekte nachvollziehbar und interessant, besonders die langen Kettenstreben widersprechen komplett der Ausrichtung der MTB-Industrie, die kurze Kettenstreben für eine bessere Agilität verbaut.
 
Wer will schon mit,m Langholzlaster durch,n Trail zirkeln...🤔🤔
Rulezmann hat Recht, die MTB Industrie (insbesondere specialized) hat Unrecht.
Die meisten rahmen sind hinten zu kurz, insbesondere natürlich in den großen rahmengrößen.
Natürlich merkt man das, je flacher die strecke ist. Also insbesondere der deutsche mittelgebirgs fahrer profitiert von der langen kettenstrebe, während der Alpenbiker wenig bedarf dafür hat.

20 bis 30 mm mehr kettenstrebe machen das Rad kaum weniger wendig, verbessern die Balance aber enorm. Mitunter geht so das rad sogar besser durch kurven (ganz enge kurvenkombis mal außen vor).
 
Wer will schon mit,m Langholzlaster durch,n Trail zirkeln...🤔🤔
Naja, man schaue sich mal Videos von Paul Aston an, z.B. dieses hier: https://www.instagram.com/reel/CsLX5H8Ljsv/ (oder hier auf YouTube:
)
Das Rad würdest du ja wahrscheinlich als Langholzlaster bezeichnen (495mm Kettenstreben), dennoch behaupte ich, dass er darauf besser performt als 95% der Meschen in diesem Forum auf ihren Rädern (was natürlich daran liegen kann, dass er generell sehr gute Skills und Fahrradkontrolle besitzt)
 
Das hat Mondraker schon vor fast 10 Jahren gemacht, aber ist, zumindest beim Vorbau, wieder auf 30mm zurückgerudert.

Ich bin 187cm groß und habe bei meinem Mondraker Level RR 2023 in Größe L (490mm Reach, 455mm Kettenstreben, 652mm Stack, 65° Lenkwinkel, 76,5° effektiver Sitzwinkel) allerdings einen 45mm Vorbau mit 6° Rise verbaut, weil mir der 30mm Vorbau etwas zu unruhig war. Das lenken war schon etwas zu direkt, wodurch es sehr schwierig war den Lenker komplett ruhig zu halten.
Mit dem 45mm 6° Vorbau und 40mm Rise 800mm Lenker habe ich das Gefühl nicht so unruhig zu sein und kann das Bike deutlich besser in Kurven legen und habe in der Abfahrt mehr Druck auf den Vorderrad, wodurch ich deutlich präziser fahren kann.

Obwohl der Lenkwinkel mit 65° relativ steil ist, war mir der 30mm Vorbau etwas zu kurz.
Wie soll sich dann ein Bike mit 63,5° Lenkwinkel und 10mm Vorbau fahren?
Wenn es gleichzeitig noch die 455mm langen Kettenstreben (oder vielleicht sogar noch mehr) behält, wird der Radstand ja noch länger.

Aber das heißt nicht, dass man dann einfach die Kettenstreben kurz halten soll wie es viele Hersteller machen, weil man dann ja noch weniger Druck aufs Vorderrad bekommt.

Mein Mondraker hat schon im Vergleich relativ lange 455mm Kettenstreben und einen im Vergleich steilen 65° Lenkwinkel (klar, bei 180mm ist der Abstand von Steuerrohr zu Frontachse wie z.B. 64° Lenkwinkel bei 160mm) und trotzdem war mir das Bike mit dem 30mm Vorbau ein kleines Bisschen zu hecklastig.
Wie soll das dann bei einem Bike mit 500mm Reach, 64°/63,5° Lenkwinkel und 442mm Kettenstreben aussehen?
Oder noch schlimmer beim Levo SL 2 mit 64,6° Lenkwinkel, 495mm Reach und 432mm Kettenstreben?

Für mich persönlich sind 450-455mm der Sweet Spot bei einem Reach von 490mm+
Bei einem Reach von 450mm bis 490mm sind wahrscheinlich 445-450mm gut und bei allem darunter gehen wahrscheinlich auch 440mm Kettenstreben klar.
Aber bei 495mm Reach nur 432mm Kettenstreben erscheinen mir sehr unterdimensioniert, aber ich bin es noch nicht gefahren.

Beim Specialized Stumpjumper (Evo) sind die 436mm bei S4 auch recht kurz, aber dort werden ab S5 446mm verbaut, was sehr sinnvoll ist.

Beim Specialized Enduro sind's durchgehend 442mm.

Aber was Specialized dazu geritten hat beim Levo SL 2 auch in Größe S6 (525mm Reach) 432mm Kettenstreben zu verbauen, weiß ich echt nicht.
 
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