Das ist ja schon wie bei mir! Nichts richtig fertig aber immer wieder Nachschub

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Ja, hier sind Parallelen im Verhalten erkennbar.
Der Überschrift nach etwas zumindest für mich interessantes, allerdings wahrscheinlich eher aus dem BMX-Bereich.
Dem Zweiten kann ich widersprechen und das Erstere triftt vermutlich auch nicht so wirklich zu.
Aber fangen wir mal ganz von vorn an. Vor exakt drei Monaten (und einem Tag) hat das wandelnde Mountainbike-Wissensarchiv
@joglo mich auf einen Thread im britischen Nachbarforum retrobike.co.uk hingewiesen. Dort war jemandem ein
Kuwahara gelabelter Alu-Rahmen zugelaufen mit der vermeintlichen Modellbezeichnung
Professional Racing auf dem Oberrohr. Google half dem Besitzer nicht wirklich weiter und so befragte er die Schwarm-Intelligenz des Forums.
Nur einen Tag später konnte
@joglo schon mit Informationen zum eigenartigen Fund aufwarten. Der Rahmen erinnerte ihn an einen Rahmen, den ich 2016 mal besessen hatte und leider vorschnell habe weiterziehen lassen: Ein ORCA Oregon. Wie!? Da klingelt nichts!?

Lasst mich Euch auf die Sprünge helfen:
An dieser Stelle zitiere ich mich einfach mal selbst aus dem Thread, in welchem ich mir ein recht großes Fake-Zymotic als Arbeitsrad aufgebaut habe (
https://www.mtb-news.de/forum/t/a-c...ili-zymotic-fuer-arme-und-lange-beine.913706/):
Als ein gewisser Peter Denk in den 1990er Jahren ein Praktikum bei Pacific Cycles in Taiwan machte, wurden dort die ersten Modelle des Hot Chili Zymotic und auch das Hot Chili X-Rage konzipiert. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland, enstanden 1994 die ersten "deutschen" Zymotics dann bei FUCHS und glichen dem oben zu sehenden Rahmen. Während das in Handarbeit gefertigte Zymotic von Hot Chili als wuchtiges Hardtail mit oversized Rohren, kantigem Hinterbau und markantem CNC-gefrästen Yoke seinen Siegeszug antratt, tauchten plötzlich Klone des Rahmens auf. In Taiwan schien man viel von dem Rahmen zu halten, weniger jedoch vom Urheberrecht (gleiches gilt für das X-Rage). Bis 1999 lassen sich im BIKE Workshop Kopien des Zymotic finden, gelabelt als Chaka AL 1000, Chaka KOA 1000, Fun Works Toxx oder Fun Works Bullet. Auch weitere, dort nicht gelistete Varianten wie Missing Link oder Cypress kamen auf den Markt. Im Forum konnte ich vor Jahren so das ORCA Oregon erwerben.
Mehr aus Interesse als wirklichem Willen zum Aufbau kam der Klon dann hier bei mir an. Genau wie beim Zymotic: 34,9mm Umfang des Sattelrohrs, für 31,6mm Sattelstützen ausgelegt. Die Zugführungen oben am Oberrohr gleichen denen, wie bei den Zymotics, welche 1994 unter "Hot Chili USA" zu erwerben waren. Auch gab es unter diesem Label ein halbes Zoll kleinere Rahmengrößen; so handelte es sich beim Oregon um eine 20" Variante (51cm Sattelrohr, Mitte bis Ende). Das Gegenstück von Hot Chili misst 53cm, also 20,9", angeboten als 20,5" Rahmengröße. Da damals andere Projekte Vorrang hatten, habe ich mich von dem Oregon schnell wieder getrennt.
Tja, und wie es manchmal so ist, bereut man das vorschnelle Veräußern von bestimmten Teilen irgendwann. So auch beim ORCA. Denn die Idee mir so ein Zymotic-Klon als Winter- oder Stadtrad aufzubauen kam natürlich auf. Der Versuch das ORCA zurückzukaufen, scheiterte.
Der Käufer hatte sich mittlerweile aus dem Forum abgemeldet; schade, das Ding wäre eine hervorragende Basis gewesen: Zymotic fahren ohne Angst ums Hot Chili. Schnell wurden nochmal die alten Workshops hervorgekramt und danach die üblichen Verkaufsplattformen durchstöbert. Und siehe da: Ein den vier Fotos zufolge gut bis sehr gut dastehendes "Chaka" wurde feilgeboten.
[...]
Der nackte Rahmen entpuppte sich aus vielerlei Hinsicht als positive Überraschung.
Obwohl der Rahmen von 1996 ist, verfügt er nicht mehr über Gegenhalter für Cantilever-Bremsen *. Ein Detail mit dem die original Zymotics erst ab 1997 aufwarten konnten. Dennoch ist das Schaltauge * und die fehlende Disc-Aufnahme identisch mit den Modellen der ersten Serie. Zudem ist die Wandstärke des Sattelrohrs deutlich breiter als die des Originals (und somit weniger anfällig für die leider typischen Risse im Klemm-Bereich?). Bei einem Umwerfermaß von 34,9mm, entspricht die benötigte Sattelstütze nicht 31,6mm wie gewohnt, sondern nur 30,4mm. Der typische CNC-Yoke der frühen Schoten-Bikes sieht eine Spur filigraner gefräst aus und ist hohl, hat zudem eine zusätzliche Öffnung zum Hinterrad hin.
Die letzte Überraschung lieferte jedoch die Küchenwaage. Der Rahmen wiegt nur 1949g. Ohne die vier (!) Paar Flaschenhalter *-Schrauben sogar nur 1925g und das bei 21,5". Zum Vergleich: Ein klassiches Zymotic II in 18,5" wiegt inkl. Pulverlack zwischen 2050g und 2100g. In 20,5" wiegt das gleiche Modell 2190g (ohne Cantisockel). Die Pulverbeschichtung macht ca. 100g aus. Demnach ist der Rahmen trotz seiner Größe und der dickeren Wandstärke roh poliert leichter, als beide kleineren Modelle aus Schorndorf mit Beschichtung.
Im Februar 2021 hatte ich dann (nach einigen Umwegen) das große Chaka AL 1000 als Stadtrad startklar. Kleine Details wurden hier und da geändert, aber letztlich war das Bike fertig.
Auf der Stadtgurke verbringt man viel Zeit und Kilometer. Wenn ich dann für Ausfahrten eins der "richtigen" Räder bemüht habe, fiel mir immer das Gleiche auf: Ein echter Zymotic in 20,5" passt einfach deutlich besser als die 21,65" große Kopie. Da ändert auch der aktuell verbaute steilere kurze Vorbau nichts: Ich fahre zu gestreckt, der Radstand ist zu groß, etc.. Das war auch irgendwie zu verschmerzen und man gewöhnt sich an vieles. Wenn man jedoch regelmäßig daran erinnert wird, dass 20,5" einfach besser passen, wurmt das. So hatte ich auf diversen Verkaufsplattformen Such-Abos für kleinere Fake-Zymotics weiterhin geschaltet: Chaka, Fun Works, Cypress, Maxam, etc.. Ohne Erfolg. Sogar einen identischen (zu großen) Chaka-Rahmen konnte ich so neulich an Land ziehen und einlagern. Aber was kleineres kam mir nicht mehr unter. Bis jetzt!
Das mysteriöse Kuwahara aus dem retrobike.co.uk Forum sah größer aus als 18,5" aber kleiner als mein 21,65" Chaka. Mein (Kauf-)Interesse war geweckt. Über
@joglo versuchte ich Kontakt mit dem Besitzer aufzunehmen. Keine Chance. Er hatte sich nach zwei Tagen sporadischem Reinschauen nicht mehr im Forum angemeldet. Zudem gab es schon Interessensbekundungen im Thread. Ärgerlich...
Aber Not macht erfinderisch!

Vielleicht nutzt er den dort verwendeten Nutzernamen auch anderswo. Es vergingen 2 Tage mit detektivischer Netz-Recherche. Außer einem schwedischen Instagram-Account mit Landschaftsaufnahmen mit einem ähnlichen Namen konnte ich nichts finden. Ernüchternd. Bis besagter Account dann eine Story postete: Eine Radfahrt durch den Schnee.

Guter Mann - das muss er sein. Oder er könnte es zumindest sein... Ein Schwede im britischen Retro-Forum - warum eigentlich nicht? Freundschaftsanfrage geschickt und gleich angeschrieben. Keine Reaktion. Tage vergingen. Nochmal angeschrieben. Wieder nichts. Ich fing an neue Posts von ihm zu kommentieren, er möchte doch mal sein Postfach checken. Nach 2 Wochen des Wartens war es dann so weit. Wir kamen endlich ins Gespräch und auch ins Geschäft.
Long story long:
Heute kam das Paket endlich per DHL. Hier ist er. Direkt aus Schweden. Ein ordentlich abgerockter
Kuwahara Professional Racing!
