So liebe Leute - es war mir eine Freude dass Ihr mich auf meiner Tour begleitet habt! Hier kommt der meilenlange Bericht vom meilenlangen letzten Tag. Ich werde von Zuhause aus nochmal die einzelnen Tage durchgehen, und die Bilder durch welche von höherer Qualität ersetzen.
Auch ein kleines Resümee schwebt mir noch vor mit Sachen die mir gut gefielen, und solchen die ich nächstes mal anders machen würde.
Und nicht zuletzt bin euch ja noch die Packliste und die Bilder vom Bine-Verpacken schuldig geblieben. Kommt beides noch!
Und jetzt: Tag 7 - a.k.a. "Die Abschlussprüfung":
Nachdem der vorletzte Tag meiner Tour so ein Downer war, konnte es anschließend ja nur noch bergauf gehen.
Und das tat es dann auch...
Mir war klar das es ein energisches Vorhaben sein würde an einem Tag vom Pfitscher Joch aus zum Karwendel zu fahren, und dieses dann auch noch weitgehend in der Breite zu durchqueren. Das bedeutet, ich bin in Italien gestartet, und habe in einem Tag diesen Teil von Österreich durchquert, um kurz vor der Grenze nach Deutschland die letzte Hüttennacht dieser Reise zu verbringen.
Der fahr-Tag begann gegen 08:45 Uhr mit der Abfahrt vom Pfitscherjoch-Haus zum Schlegeis-Stausee. Nicht übertrieben schwer, aber man muss den Lenker doch schon ordentlich festhalten!
Spätestens vom Schlegeis-Stausee bergab sollte man sich warm und winddicht anziehen: die Abfahrt auf der schönen, kurvigen Zillertalstraße zieht sich lange hin, und der Fahrtwind kann schnell zu Ünterkühlung führen.
Auf der Strecke durchquert man mehrere Tunnel. Spätestens beim zweiten ampelgeregelten sollte man kurz nach der Tunneleinfahrt unbedingt den Abzweig nach Links nehmen. Rechts geht es durch einen mehrere Kilometer langen, recht steilen, tropfnassen, einspurigen Tunnel - ohne Möglichkeit den Autos vor und hinter einem zu entkommen. Mitschwimmen ist die einzige Option.
Ich hatte Glück dass ich mit Brille und Regensachen unterwegs war, sonst wäre das sicher ein ziemlich fürchterliches Erlebnis geworden. So war es ... amüsant
![Stick Out Tongue :p :p](/forum/styles/legacy/smilies/tongue.gif)
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Kurz nach 10:00 Uhr erreichte ich Mayrhofen, wo ich den nächsten Track in meinem GPS-Gerät aktivierte, und mich der nassen, dreckigen Regenklamotten entledigte.
Von da ab ging es bei schönstem Sommerwetter durch das sehr hübsche, sich langsam weitende Zillertal.
Ich erreichte Jenbach exakt zur Mittagsstunde, und musste feststellen dass sämtliche Bürgersteige bereits hochgekurbelt worden waren. Also nichts einkaufen, und weiter hoch in Richtung Achensee.
Der Anstieg dort hinauf ist zwar nicht besonders lang, aber dafür ziemlich steil. Die Sonne brannte mir unbarmherzig in den Nacken, und die aggressive Fahrweise die viele der Einheimischen Radfahrern gegenüber an den Tag legen, sorgte für eine gewisse Unentspanntheit.
Auf Höhe des Sees machte ich beim noblen "MPreis"-Supermarkt Rast, und beobachtete besorgt die drohenden dunklen Wolken die von Norden her über den See auf mich zu zogen.
Da es zu donnern begann, und auch das Wegterradar nichts Gutes verhieß, verlängerte ich die Pause noch etwas und blieb in Wartestellung.
Was dann losbrach war ein Wolkenbruch allererster Güte. Während ich gemütlich im noblen Caféberreich des Ladens wartete, konnte ich beobachten wie ein paar Mutige, die glaubten die 10 Meter von ihrem Auto bis zum Supermarkt-Vordach schaffen zu können, nach drei Metern bereits den Wandel von "trocken, schick und enthusiastisch" zu "tropfnass, armselig und geschlagen" vollzogen hatten. Beeindruckend.
Immer wider startete der Regen Täuschmanöver, und tat so als ließe er nach. Nur um kurz darauf wieder mit gewohnter Macht loszuschlagen.
Irgendwann hatte sich der Gewitter-Anteil des Wetters verzogen, und nur den peitschenden Regen zurück gelassen. Da ich noch über 35km vor mir hatte, und es bereits 14:30 war, zog ich meine komplette Regenmontur an, und stürzte mich in die Fluten. Wenigstens würde mein Rad auf diese Weise etwas sauber werden, dachte ich mir.
Der Weg zur Gernalm führte mich am Westufer des Sees entlang, durch Regen der jetzt so stark peitschte, dass ich den Blick konstant auf den Boden gerichtet halten musste.
Ich durchquerte die Greens des Golfclubs Achensee, und die erstaunten Blicke der heimwärts trottenden beschirmten Golfer.
Als ich die Gernalm erreichte hatte sich der Regen gelegt. Ich zog es vor draußen zu sitzen, und wurde dafür von der Oberkellnerin gekonnt ignoriert.
Irgendwann bekam ich doch noch meinen bestellten Graukäse, musste zum bezahlen aber hineingehen, da die Gute sich nicht mehr heraus bewegen wollte.
Unmittelbar nach dem Aufbruch von dieser regenfreien Pause ging es auch schon wieder los. Also wieder rein in die Regenmontur, zähne zusammenbeißen, und rein ins Karwendel!
Der Aufstieg von der Gernalm zum Plumpsjoch war extrem schwer! Nicht nur ist die Jeeppiste viel zu steil um auch nur an fahren zu denken, sie besteht dazu auch noch aus einem extrem lockeren Kies-Sand-Steine-Gemisch, das durch den anhaltenden Regen zu einer zähen, in sich rutschenden Masse geworden war.
Die nachgiebige, und doch irgendwie klebrige Natur des Untergrundes forderte mir das letzte Bisschen Kraft ab. Der ständige Regen machte die Kleidung schwer, und es lagen immer noch über 20km vor mir.
Um 17:00 Uhr erreichte ich endlich den Plumpsjoch-
Sattel. Meine Laune war noch ziemlich gut, weil meine Regensachen so prima ihren Dienst taten - und ich freute mich ab hier zur Abwechslung eine längere Bergabstrecke vor mir zu haben. Selbst der Regen ließ langsam nach.
Er hörte gänzlich auf als ich die Talsohle zwischen Plumpsjoch, und dem kommenden Anstieg zum Falkenbergsattel erreicht hatte.
Auf den ersten Metern des Anstiegs begegnete ich einem kleinen Tierchen, das zwar Echsenähnlich aussah, sich aber viel zu langsam bewegte. Kann mir jemand sagen um was es sich hier handelt? Und vor allem - wie überlebt ein so weiches, langsames Tierchen in der freien Natur?
Vor der Felswand rechts gehts es zum Falkenbergsattel:
Der Weg zum Falkenbergsattel stellte sich erneut als harte Probe für Kraft, Ausdauer und durchhaltewillen heraus. Bei der letzten Alm unterhalb der Falkenberghütte bog ich zu früh rechts ab, und landete damit auf dem Wanderweg dorthin, anstelle auf der für Radfahrer geeigneten Strecke.
Wegen des Regens war der tief ausgetretene Weg zu einem munter plätschernden Bach geworden, und die Wiese Links und rechts davon zu Sumpfartigem Morast. Der Anstieg wurde dadurch von "beschwerlich" zu "Tortur". Das mein Rad mir dabei konstant das rechte Bein zerkratzte und verbeulte war auch nicht sehr hilfreich. Irgendwann verfiel ich in einen verbissenen, Tourette-artigen motivations-Monolog mir mir und meinem Rad. Es biss mir in die Wade, worauf ich es anmotzte, und dafür einen Schlag ans Schienbein erhielt.
Irgendwann erreichte ich die hübsch gelegene Falkenhütte, nur um ohne Pause direkt durchzustarten. Leider musste ich ja das Karwendelhaus erreichen um Morgen rechtzeitig meinen Zug in Mittenwald zu erwischen.
Von der Falkensteinhütte in Richtung Karwendelhaus geht es direkt wieder ein gutes Stück bergab, wodurch es sich schon negativ bemerkbar machte dass meine Vorderradbremse nach dem langen bergauf-Schieben funktionslos war. Vermutlich Luft im System, die bei bergauf- Neigung aus dem Ausgleichsbehälter in den
Schlauch kriecht.
Um 19:07 Uhr war ich am Tiefpunkt zwischen den beiden Hütten, und wusste dass mir 'nur' noch 400hm bevorstanden. Leider steht dort aber auch ein Schild, mit der wenig motivierenden Information "Karwendelhaus per MTB 1,5h".
Bei einem Anruf vom Achensee aus hatte man mir gesagt das die Küche um 19:30 Uhr schließt. In Panik, nichts mehr zum Futtern zu bekommen, peitschte ich den sanft ansteigenden, regennassen Kiesweg hinauf, und stürmte -völlig außer Atem- kaum 30 Minute später in die Gaststube des Karwendelhauses.
Der Blick vom
Sattel kurz vor dem Karwendelhaus zurück zur Falkenberghütte (ganz rechts auf dem grünen
Sattel):
Zwar bekam ich nur noch Spagetti, aber nunja - satt ist satt.
Als ich mir beim Abendessen die Etappendaten auf meinem
Garmin ansah, traute ich meinen Augen kaum.
121,5 km und 2637 hm!
Anmerkung: Ich hatte vergessen die Reisedaten vom Tag 6 zu löschen, daher sind die Zahlen oben um diesen Anteil gekürzt.
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