Also ja, die Frage ist offensichtlich etwas seltsam, allerdings sollte man dann schon auch etwas sinnvolles entgegnen können. Daher:
Für die Kraft einer Scheibenbremse gibt es zwei Faktoren, zum einen das Übersetzungsverhältnis zwischen Geber und Sattel, zum anderen der Hebel der Bremse an der Bremsscheibe. Der erste Faktor spricht nicht zwangsläufig für vier Kolben, denn auch mit zwei Kolben kann man theoretisch dasselbe Übersetzungsverhältnis realisieren (auch wenn einige Details in der technischen Umsetzung wahrscheinlich für vier Kolben bei möglichst großen Übersetzungsverhältnissen sprechen werden). Beim zweiten Faktor gibt es aber Unterschiede. Der Hebel der Bremse und damit ihre Wirksamkeit ist ja umso größer, je weiter der Angriffspunkt von der Radachse entfernt ist, weshalb größere Bremsscheiben auch mehr Bremskraft bringen. Da Kolben aber in aller Regel rund ausgeführt werden, dehnt sich die Kolbenfläche bei nur zwei Kolben radial weiter aus als bei vier Kolben, wo jeweils zwei Kolben nebeneinander angeordnet im Mittel einfach weiter außen liegen. Das gibt dann einen besseren Hebel bei einer gleich großen Bremsscheibe. Zudem muss der Bereich für den Reibring der Bremsscheibe weniger breit ausgeführt werden. Man könnte natürlich die Kolben auch in anderer Form als kreisrund ausführen, was den angesprochenen Nachteil aufheben würde, nur dürfte das in der Produktion deutlich komplizierter und damit teurer werden, sodass man stattdessen lieber vier runde Kolben nimmt, was ja ebenfalls aufwendiger ist als zwei runde Kolben.
Here you go, das ist der systematische Vorteil der Vierkolbenbremse. Also kein Mythos. Wenn Bremskraft aber keine hohe Priorität hat, also auch mit kleinerem Übersetzungsverhältnis ausreichend Bremskraft erzielt werden kann, dann hat die Zweikolbenbremse (mit normal großen Kolben) keine Nachteile, sondern die angesprochenen Vorteile. Es gibt ja auch genug Bereiche, wo vor allem Zweikolbenbremsen gefahren werden.