Ich habe keine solch Manual Übungsmaschine und kann daher keine eigene Erfahrung posten. Aber ich würde diese trockene Fahrtechnik der Praxis nicht favorisieren. Die Gründe hierzu wurden schon genannt: in der Realität draußen in der Natur sieht das alles ganz anders aus. Unabhängig davon, dass man bei der Übungsmaschine keine Geschwindigkeit hat, man sollte es gleich "richtig" lernen und wie es sich in "echt" anfühlt. Verschiedene Geschwindigkeiten, unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten, Seitenwind, Tagesformen, usw... das sind so viele Variablen, die man mit der Manualmaschine ignoriert hätte.
Ich selbst bin noch am Manual lernen und mache die verschiedensten Erfahrungen. Ich habe glaube jedes erdenkliche YouTube-Video diesbezüglich mehrfach angeschaut und mir diverse Meinungen und Empfindungen der Darsteller angehört. Habe diverses nachprobiert, manches war auch auf mich reflektierbar, manches nicht. Ich finde die eigene Erfahrung und Interpretation von Gehirn-Muskel-Interaktion ist der Schlüssel zum Erfolg. Was mich betrifft: ich übe öfters an der Perfektion eines Wheelies weil ich merke, dass ich mich dadurch besser an das "Balance-Gefühl" um den sweet spot herum antasten kann. Der Wheelie verleiht mir mehr Kontrolle und Sicherheit.
Die berechtigte und anfängliche Skepsis bzw. Angst "nach hinten wegzukippen" habe ich sehr schnell durch zwei Übungen eliminieren können:
(A) bewußtes überziehen und nach hinten abspringen. Achtung Sattelhöhe! bei ausgefahrener Sattelstütze sollte man das nicht tun weil es schmerzhafte Rückmeldung von den Kronjuwelen geben kann. Aber einen Wheelie oder Manual sollte man auch niemals mit ausgefahrener Sattelstütze machen. Den Manual immer mit vollständig heruntergelassener Sattelstütze. Beim Wheelie ist meine Sattelstütze irgendwo mittig, das müsst ihr selbst rausfinden was euch liegt. Die Sattelhöhe spielte bei mir eine unbeschreiblich große Rolle für den Erfolg.
(B) Wheelie Ansatz mit diversen Stärken und bewußt immer auf die Hinterradbremse fokussiert, um das Vorderrad wieder zum Boden zu bringen. Dabei habe ich verschiedene Bremsstärken ausprobiert, Bremsschleifpunkt erkundet, verschiedene Geschwindigkeiten und auch verschiedene Ziehmethoden beim Wheelie.
Beim Wheelie hat mir neben der richtigen Gangwahl geholfen: den Fokus auf gestreckte Arme zu legen, nicht aufs Vorderrad zu starren sondern Blick voraus nach vorne und auch auf das "sweet spot Schwebegefühl" zu legen. Ich finde dass mir der Wheelie sehr geholfen hat, besser an den Manual ranzukommen. Ich beherrsche ihn noch nicht wie ich wünsche und übe ständig weiterhin.
Was ich (noch) nicht verstehe und mich oft zum Denken anregt ist noch folgende Geschichte. Ich war früher Motorradfahrer und wollte damals unbedingt den Wheelie auf meiner Strassenmaschine lernen. Meine Maschine hatte zwar 100PS, wog aber noch ca. 220kg sofern ich mich recht erinnere. Den ersten Gang einlegen und mit richtig dosiertem Gas war es unmöglich das Vorderrad vom Boden zu bringen, vermutlich wegen des Gewichts und des Schwerpunktes. Man musste also mit der Kupplung arbeiten und "fatzen" lassen. Ich musste also ähnlich wie beim MTB die "Antrittgeschwindigkeit" richtig dosieren. Ich übte damals jeden Tag. Hatte höllische Angst, denn wenn ich die Maschine einmal zu sehr hochziehe und auf den Rücken lande bedeutete das zwangsweise einen großen Schaden und sicherlich auch mit Schmerz verbunden. Komischerweise bin ich recht schnell ans Ziel gelangt und ich hatte den Wheelie so was von perfekt beherrscht, dass ich ihn in allen Lagen hatte ausführen können, so lang ich wollte, so oft ich wollte. Ich konnte während dem Wheelie'n Gänge schalten oder auch sogar das Hinterrad bewußt "durchdrehen". War tolles Gefühl, ich liebte diesen Zustand auf dem Hinterradfahren und es gab keinen Tag an dem ich keinen Wheelie machte. Warum ich das sage ist nicht, um anzugeben sondern: ich tu mich auf dem MTB schwerer als mit dem Motorrad. Die einzige Begründung hierfür die mir einfällt wäre, dass man auf dem Motorrad zwangsweise etwas höhere Geschwindigkeit hat und dadurch automatisch mehr Eigenstabilität entwickelt. Seitliches Ausbrechen mit dem Motorrad hatte ich so gut wie nie, höchstens bei sehr geringen Wheelie-Manövern.
Ich bin mir sicher, Übung mach den Meister. Man muss nur regelmäßig trainieren und nicht aufgeben. Es muss einmal "KLICK" machen, damit sich das Hirn dieses Gefühl abspeichert und dann hat man es glaube ich geschafft. Viel Erfolg und Mut an Alle noch Lernenden.
Grüße
phaeno