Gravelbike: Beratung vor der Beratung :)

Registriert
23. Juli 2015
Reaktionspunkte
21
Servus zusammen,

Ich spiele mit dem Gedanken, mir ein Gravelbike zuzulegen (2500-5000 Euro hatte ich mal gedacht). Einsatzzweck ist die bekannte Feierabendtour oder auch mal längere Distanzen, die ich zurückzulegen habe (50-100 km). Ich fahre aktuell neben meinem YT Jeffsy ein nicht besonders hochwertiges, selbst aufgebautes, aber extrem gut zu fahrendes Hardtail-MTB (Gravelbereifung, breiter Lenker, guter SQL-Sattel, … würde schätzen so 12-15 kg, ehrlicherweise noch nie gewogen). Bevor ich aber in die Details starte, habe ich ein paar grundlegende Fragen (ich weiß, alles komplett subjektiv, aber deshalb bin ich hier, weil mich eure subjektiven Meinungen interessieren).

• Echter Mehrwert im Vergleich zum Hardtail? Ich mag die aufrechte Sitzposition. Ich mag das Hardtail. Aber es ist schon mühsam, gerade wenn ich mal die Distanz zum See (ca. 50 km) über reinen Gravel machen muss. Da scheue ich mich dann schon auch, ob ich das noch retour fahre am gleichen Tag. Ich frage mich, ob ich da aus Komfort- und Leistungssicht einen deutlichen Unterschied spüren würde?

• Material? Ich wünsche mir schon immer einen Titanrahmen, weil ich das wunderschön finde. Wieder subjektiv. Carbon hatte ich noch nie. Liest man auch viel, was Fahrgefühl angeht, wie gut das wäre. Und natürlich Gewicht. Letztendlich bin ich bei Carbon immer wegen Achtsamkeit zurückgeschreckt.

• Schnickschnack? Wenn ich mir z. B. bei YT in dem Preissegment umschaue, dann ist da schon immer eine elektronische SRAM o. ä. mit an Bord. Da schrecke ich ja noch zurück. Lohnt sich der Hassel mit Aufladen und keine Reparaturfähigkeit für den Gewinn an Schaltkomfort?


- versenkbare Sattelstütze? für mich auf meinem YT sowas von essenziell (logo). brauche ich vermutlich auf dem Gravelbike eher nicht. Aber würde mich auch mal interessieren, welche Sicht ihr da drauf habt.

Herzlichen Dank schon mal Euch für Eure Einschätzung und Eindrücke
 
Meine Meinung ohne Anspruch auf Richtigkeit:
Mehrwert durch die Sitzposition? Ich denke schon. Das etwas mehr nach vorne gebeugte entlastet nicht zuletzt die Bandscheiben. Wird aber ungewohnt sein zu Anfang, weil du dich eventuell mehr auf den Händen abstützen wirst. Da kannst du zu Beginn aber mit dem Vorbau spielen. Zuerst etwas positiver und nach und nach vielleicht weiter runter gehen.
Mit Tubeless und vernünftigen Reifen kannst du den Komfort bestimmen. Alleine die etwas niedrigere Sitzposition macht gefühlt schon schneller.

Material für Feierabendrunden wäre bei mir Carbon. Hab noch nie Probleme mit Carbonrädern gehabt. Fahre aber nicht vorsichtig. Hab jetzt das Gravel zwar in Alu, ist aber der Verfügbarkeit geschuldet.
Wenn ich damit irgendwann auch längere Bikepacking Touren machen wollte, wäre Titan meine Wahl. Einfach nur, weil ich es als unempfindlicher einstufe. Obwohl alle Welt auch krasse BP Touren mit Carbon macht. Nur meine Meinung.

Elektronische Schaltung? Für die Touren durch die Zivilisation auf jeden Fall. Ich für meinen Teil bin zu sehr Hobbyfahrer als das ich einen Unterschied bei der Schaltperformance merklich wahrnehme. Aber das Einstellen bzw. Justieren über App ist schon super. Außerdem hat es mir die Automatik angetan. Der selbständige KB Wechsel ist für mich ein Gewinn. Den Fachbegriff kenne ich leider nicht.
An Meinem Rennrad musste ich erst nach über 1000km aufladen. (Sram Rival) Obwohl musste eigentlich falsch ist. Hab einfach geladen. Sram sagt etwas von circa 10.000 Schaltvorgängen meine ich gelesen zu haben.

BP Touren durch entlegene Gebiete würde ich hingegen eher mechanisch bevorzugen.

Versenkbare SST? Keine Ahnung. Hatte ich noch nie. Vermisse ich aber am Gravel glaube ich nicht.

Alles nur meine Gedanken dazu. Gibt sicher viele andere Meinungen und Empfindungen. Bin gespannt. Lese mit und wünsche dir @fred-funkel viel Spaß und Erfolg bei der Recherche und dem anschließendem Kauf.

Gruß Marcus
 
Letztendlich bin ich bei Carbon immer wegen Achtsamkeit zurückgeschreckt.

• elektronische SRAM o. ä. mit an Bord. Da schrecke ich ja noch zurück. Lohnt sich der Hassel mit Aufladen und keine Reparaturfähigkeit für den Gewinn an Schaltkomfort?
Touren durch entlegene Gebiete würde ich hingegen eher mechanisch bevorzugen.
Vielleicht einfach mal offen rangehen und nicht vom Hörensagen abschrecken lassen. Mit Carbonrahmen ist man seit Jahrzehnten in Rennen aller Art unterwegs, die können mehr ab als man glauben würde.
Ebenso die AXS, im Alltag sind 1000km normal, das geht einfach so, und die kleinen Akkus sind untereinander tauschbar. Wer wirklich über 1000km in der Wildnis unterwegs ist, ohne Strom etc. (wo und wer macht das) der nimmt einen geladenen Ersatzakku mit. Bis dahin wären auch alle Schaltzüge mit Staub und Modder zu.
 
@Rrudi hat seine Punkte sehr gut zusammengefasst.
Bei ein paar Punkten bin ich aber anderer Meinung bzw habe andere Erfahrungen gemacht.

Echter Mehrwert im Vergleich zum Hardtail? Ich mag die aufrechte Sitzposition. Ich mag das Hardtail
Die Sitzposition kann sowohl beim HT als auch beim Gravel aufrechter sein. Hängt vom Radl und Setup ab.
Ich hatte ein Procaliber(XL) und ein Marin Headlands(eine Nummer kleiner gewählt also 58 bei 1,89/90).
Hätte gesagt, das ich aufm HT sportlicher saß, da man beim Gravel eher viel in den Hoods oder auch am Oberlenker fährt. Zumindest war es bei mir so.

Aber es ist schon mühsam, gerade wenn ich mal die Distanz zum See (ca. 50 km) über reinen Gravel machen muss.
Über Schotter bist du mit MTB Reifen(RK oder TB) meist schneller bzw. besser unterwegs.
Der Rollwiderstand ist da bei breiteren Reifen besser. Komfort sowieso. Bei Geschwindigkeiten unter 28 km/h spielt die Aerodynamik(auch beim Lenker) keine so große Rolle wie der Widerstand beim Reifensetup.

Wenn du am MTB Innerbarends montierst, bist du ebenso etwas windunanfälliger unterwegs.

Ich frage mich, ob ich da aus Komfort- und Leistungssicht einen deutlichen Unterschied spüren würde?
Komfort ist eher mau beim Gravel. Wenn ich mal 120-140 km unterwegs war, davon ca 80-90km Schotter, hat man das schon ordentlich gespürt. Hatte meist Reifen von 40-45mm mit 25mm Felgen tubeless montiert und auch relativ geringe Drücke.
Da ich auch ein sehr gutes XC HT hatte, waren die Zeiten auf verschiedenen Vergleichsrunden meist sehr identisch. Erschöpfung war nach 40-60 km auf dem HT etwas geringer.(subjektives empfinden) obwohl der Powermeter im Schnitt beim HT 10-15 Watt mehr im Schnitt angezeigt hat.

Bin ich auf Carbon fixiert und kenne außer Carbon und Alu auch nichts anderes. Probleme hatte ich beim Carbon bisher nie.
Wenn dir Titan gefällt, dann nimm es. Gibt wunderschöne Titanrahmen.

Hatte ich am HT und fahre wieder komplett mechanisch.
Ist mir zu anstrengend auf die Ladestände zu achten. Mag in die Garage gehen, ein Bike schnappen und losfahren.
AXS lief bei mir über 1 1/2 Jahre fehlerfrei und bin ich auch im Winter gefahren. Technisch gesehen ist die Schaltung top.

brauche ich vermutlich auf dem Gravelbike eher nicht. Aber würde mich auch mal interessieren, welche Sicht ihr da drauf habt
Hängt davon ab wo und wie man fährt.
Für Schotterfahrten überflüssig, wenn man sich doch mal mehr ins steilere Gelände wagt, durchaus brauchbar.


Das Gravelbike war bei mir immer mal wieder eine schöne Abwechslung zum MTB. Ist aber dennoch wieder gegangen, da das HT für mich breitbandiger ist.
Beim nächsten Gravelbike würde ich auf eine Reifenfreiheit von mindestens 50mm achten damit ich einen RK 2,2 oder TB 2,1 fahren kann. Auch wenn die etwas breiter sind, passen die meist rein wenn man die Erfahrungen hier so liest.

Finde auch so HT Aufbauten mit RR Lenker spannend.
@Donnerbolzen hat zuletzt ein schnelles HT mit Starrgabel aufgebaut.

Vielleicht kann man auch dein jetziges HT etwas optimieren? Ein leichterer LRS macht meist schon sehr viel aus.
 
Die Sitzposition kann sowohl beim HT als auch beim Gravel aufrechter sein. Hängt vom Radl und Setup ab.
Ich hatte ein Procaliber(XL) und ein Marin Headlands(eine Nummer kleiner gewählt also 58 bei 1,89/90).
Hätte gesagt, das ich aufm HT sportlicher saß, da man beim Gravel eher viel in den Hoods oder auch am Oberlenker fährt. Zumindest war es bei mir so.
Genau das meine ich mit den unterschiedlichen Empfindungen. Bei mir ist es andersrum. Ich nutze mein HT kaum noch. Fühle mich auf dem Gravel sportlicher und empfinde es als komfortabler.
Komme aber auch eher vom Rennrad als vom HT. Ich sehe das HT als Sportgerät für etwas wildere Fahrten an. Technischer und kurz mit den Jungs im Wald Spaß beim Ballern haben. Auf den Trails sind uns schon oft Graveljungs begegnet, welche wohl von Komoot fehlgeleitet wurden. Ich meide solche Wege mit dem Gravel. Gravel ist für mich Waldautobahn mit eventuell paar tricky Stellen. Gerne auch mal schnell. Aber nicht zu schnell. Bin alt :D
@dino113 hat natürlich recht mit den breiteren Reifen am HT auf Schotter oder Wurzeln ist da ordentlich Komfort rauszuholen.
Beim Material bin ich bei @dino113 . Probleme mit Carbon hatte ich auch noch nie. Ob Titan in die kg Bereiche wie Carbon kommt entzieht sich meiner Kenntnis. Glaube aber schon.
Der Tipp das alte Rad zu optimieren hört sich vernünftig an.
Oder erstmal ein Gravel ausleihen und über ein Wochenende probieren. Ne kurze Runde im Laden bringt leider nix.
 
Komme aber auch eher vom Rennrad
Ich auch. Deshalb musste ich unbedingt ein Gravel probieren

Ich sehe das HT als Sportgerät für etwas wildere Fahrten an. Technischer und kurz mit den Jungs im Wald Spaß beim Ballern haben.
Ich auch. Das Gravelbike wurde dann häufig für Runden zum entspannen und Rollen hergenommen

Auf den Trails sind uns schon oft Graveljungs begegnet,
Leichtere Trails haben mit dem Gravelbike auch Spaß gemacht. War eine ganz andere Herausforderung und eine willkommene Abwechslung

Ich nutze mein HT kaum noch.
Bei mir war es das Gravelbike dann irgendwann und ich musste den Fuhrpark von 5 auf 3 verkleinern, da die Anzahl der Räder bei den Kids steigend ist😅 Der Platz zum unterstellen halt begrenzt ist

Oder erstmal ein Gravel ausleihen und über ein Wochenende probieren
+1
Bekommt man einen viel besseren Eindruck.

Sowas habe ich noch immer im Hinterkopf
https://www.mtb-news.de/forum/t/a-i...o-zht-5-dropbar-mtb-it-s-all-rideable.979498/
 
• Echter Mehrwert im Vergleich zum Hardtail? Ich mag die aufrechte Sitzposition. Ich mag das Hardtail. Aber es ist schon mühsam, gerade wenn ich mal die Distanz zum See (ca. 50 km) über reinen Gravel machen muss. Da scheue ich mich dann schon auch, ob ich das noch retour fahre am gleichen Tag. Ich frage mich, ob ich da aus Komfort- und Leistungssicht einen deutlichen Unterschied spüren würde?
Eine aufrechte Sitzposition erzeugt höheren Luftwiderstand als eine geduckte. Deswegen wirst Du wirkliche Vorteile nur durch eben eine Sitzposition mit geringerem Luftwiderstand erreichen. Dazu könntest einfach einen Aero-Auflieger auf das Hardtail klemmen. Voila! Musst den halt auch so oft wie möglich benutzen.
Fährst Du tatsächlich nicht auf (gutem) Asphalt, hast Du wenig bis gar keine Nachteile mit dem Geländerad, erst recht nicht, wenn die Reifen eh schon optimiert hast.
• Material? Ich wünsche mir schon immer einen Titanrahmen, weil ich das wunderschön finde. Wieder subjektiv. Carbon hatte ich noch nie. Liest man auch viel, was Fahrgefühl angeht, wie gut das wäre. Und natürlich Gewicht. Letztendlich bin ich bei Carbon immer wegen Achtsamkeit zurückgeschreckt.
Carbon ist Allerweltsmaterial mittlerweile. Spitze Einstiche und dauerhafte Reibung sollte man vermeiden. Das klappt bei den meisten Menschen überwiegend gut. Titan ist schön, aber irgendwie auch unnötig. Ein Luxusartikel imo. Preis/Leistung ist Alu am Besten, weil es halt nicht nur Allerweltsmaterial ist, sondern auch noch das allerhäufigste Allerweltsmaterial. Ein guter Alu-Rahmen ist super und muss sich nicht verstecken!
• Schnickschnack? Wenn ich mir z. B. bei YT in dem Preissegment umschaue, dann ist da schon immer eine elektronische SRAM o. ä. mit an Bord. Da schrecke ich ja noch zurück. Lohnt sich der Hassel mit Aufladen und keine Reparaturfähigkeit für den Gewinn an Schaltkomfort?
Tägliches Handy-Laden ist doch normal. Warum also bei der Schaltung eine Grenze ziehen, die es im Alltag gar nicht mehr gibt? Für Strecke machen in eher ebenem Gelände würde ich in jedem Fall zu einer 2fach Schaltung raten. Ne feine Stufung hinten ist da schon angenehm.
- versenkbare Sattelstütze? für mich auf meinem YT sowas von essenziell (logo). brauche ich vermutlich auf dem Gravelbike eher nicht. Aber würde mich auch mal interessieren, welche Sicht ihr da drauf habt.
Dropper ist auch im Alltag an der Ampel schön, aber halt unnötig, wenn es nicht wirklich in anspruchsvolle Fahrsituationen geht.
 
herzlichen dank schon mal für Eure eindrücke. das hilft total. schade zwar, dass es vielleicht auf "ich bleib beim HT" rausläuft und ich wieder kein Titan Rad bekomme... aber ich lese noch ein bisschen mit :)
 
Zurück
Oben Unten