Zipp 3Zero Moto: Infos und Preise
Zipp zielt mit seinem neuen Laufradsatz auf den Trail- und Enduro-Sektor ab. Die 3Zero Moto-Laufräder sind explizit nicht für den eMTB- oder DH-Einsatz vorgesehen. Als Laufrad nur mit Boost-Standard verfügbar und als Felge nur für Boost- oder SuperBoost Plus-Naben freigegeben, bedient Zipp ein Publikum, das Fahrräder mit aktuellen Standards besitzt. Auch die Optionen bei der Laufradgrößen-Wahl unterstreichen diese Ausrichtung: Nur 27,5″- und 29″-Räder werden angeboten.
Die aus dem Motocross-Sport inspirierte Carbon-Felge ist im Laufradsatz oder als einzelne Felge verfügbar. Bei der Speichenanzahl gibt es keine Auswahlmöglichkeit – das spezielle Konzept ist voll und ganz auf den Einsatz von 32 J-Bend-Speichen getrimmt. Verschiedene Dekore und der im Lieferumfang enthaltene TyreWiz-Reifenprüfer runden das Komplettpaket ab.
- Laufradgröße 27,5″ oder 29″
- Einbaumaße Boost only, Felge kompatibel mit SuperBoost Plus
- Material Carbon
- Maulweite Felge 30 mm
- Gewicht Laufradsatz 1.825 g (27,5″), 1.910 g (29″), 1.954 g (29″, nachgewogen)
- Gewicht Felge 536 g (27,5″), 567 g (29″)
- Farben Zwei Decal-Farben, Speedline-Aufkleber in acht Farben
- www.zipp.com
Preis Zipp 3Zero Moto Laufradsatz 2.099 € (UVP) Bikemarkt: Zipp 3Zero Moto kaufen
Preis Zipp 3Zero Moto Felge 750 € (UVP)

Im Detail
Wir fangen mit dem interessantesten Bauteil an: Die neue Zipp Carbon-Felge. Die Idee einer Felge ohne Hohlkammer ist nicht grundsätzlich neu. Auf dieses Felgenprofil stößt man beim Reifenwechsel an alten Stahl-Rennern, heutzutage aber vor allem im Motocross-Sport. Auch Zipp zieht aus diesem Bereich seine Inspiration, die sich dementsprechend auch im Namen wiederfindet.
Warum baut man aber überhaupt Felgen mit Hohlkammer? Grund für die Hohlkammer war früher die Steifigkeit. Während U-Profil-Felgen ohne Hohlkammer sehr komfortabel zu fahren waren, zeigten sie maßgebliche Schwächen bei der Verwindungssteifigkeit. Daraus folgten wenig(er) Präzision und Kontrolle, zudem fing man sich schneller einen Schlag in der Felge ein. Mit dem Einzug der Hohlkammer-Felge folgten steifere Laufräder, seitdem sind die U-Profile in der Versenkung verschwunden. Seit der Verbreitung von Felgen aus Carbon wurde die Steifigkeit auf ein Level gehoben, wo es oft schon für Probleme sorgt: Wenig Komfort, früh abreißender Grip, dazu polarisieren Carbon-Felgen wegen ihrer Haltbarkeit. Moderne Alu-Felgen setzen auch schon oft auf sehr flache Hohlkammer-Profile, die komfortabler zu fahren sind. Der weichere Werkstoff bricht zwar nicht so schnell, die Felgenhörner können aber eindellen und die Tubeless-Funktion kann verloren gehen. Zudem sind die Felgenhörner aktuell meist recht schmal ausgeführt, was bei Durchschlägen zu Reifenpannen führen kann.


Zipp hat sich zur Aufgabe gemacht, all diese Probleme zu lösen. Hohe Lenkpräzision, hohe Haltbarkeit der Felge und der Reifen, dabei aber ein sehr verzeihendes und komfortables Fahrgefühl. Der Lösungsansatz? Eine neue Interpretation der U-Profil-Felge.
Wie hat der Hersteller die Lenkpräzision adressiert? Zipp setzt auf ein sehr breites Felgenprofil und eine asymmetrisch ausgeführte Felge. Durch die hohe Wandstärke, die gleichmäßigere Speichenspannung und den Einsatz von 32 Speichen sollen die Laufräder sehr Verwindungssteif sein. Input vom Fahrer soll direkt umgesetzt werden und für Kontrolle sorgen. Auch am Felgenhorn arbeitet man mit einer sehr hohen Wandstärke. Bei 30 mm Maulweite baut die Felge 37,5 mm breit – die abgerundeten Hörner sind also jeweils knappe 4 mm breit. Komprimiert ein Hindernis den Reifen bis ans Felgenhorn, wird die Kraft auf eine größere Fläche übertragen. Die Seitenwand des Reifens soll dadurch nicht beschädigt werden.
Wie steht es aber um die Felgen-Haltbarkeit? Hier spielen zwei Faktoren eine Rolle, die sich mit dem Ziel des komfortablen Fahrgefühls überschneiden. Das flache Profil lässt viel radialen Flex zu, die Felge kann Hindernissen also in einem gewissen Maße ausweichen. Zudem erlaubt das Profil eine weitere Besonderheit: Die Felge kann sich verwinden. Setzt man also nur mit einem Felgenhorn auf einem Hindernis auf, flext die Felge und weicht aus. Bei einem leicht keilförmigen Stein kann die Felge sich so weit verdrehen, bis auch das zweite Felgenhorn Kontakt bekommt – die eingeleitete Kraft wird jetzt über zwei Felgenhörner aufgenommen. Diese Verwindung in der Felge soll auch den Reifen bei Kurvenfahrten stabil im Felgenbett halten. Abknickende Reifen, die von der Felge hüpfen, sollen der Vergangenheit angehören.



Interne Tests bei Zipp haben ergeben, dass die Felge ein gutes Stück Bruch-resistenter sei, als Konkurrenzprodukte aus Carbon und sogar Alu-Felgen übertrumpfen soll. Sollte doch mal eine Felge brechen, gibt es innerhalb des Einsatzbereiches lebenslang Garantie. Alternativ wird es ein Crash Replacement-Angebot geben, welches bei anderen Schäden greifen soll. Voraussetzung ist eine kurze Registrierung der Laufräder – wer sich registriert, soll bei einem Defekt weltweit sehr unproblematisch an Ersatz kommen.
Ganz ohne Probleme kommt ein stark in radialer Richtung flexendes Laufrad nicht: Wird die Felge komprimiert, können die Speichen Löcher ins Felgenband stanzen. Natürlich hat sich Zipp auch mit dieser Thematik befasst und verwendet zwei Felgenbänder. Ein inneres Band aus Gewebe deckt die Nippel ab und soll sie an Ort und Stelle halten. Um die Tubeless-Funktion zu gewährleisten und das Gewebeband in Position zu halten, kommt ein geklebtes Felgenband darüber. Zudem ist die Speichenlänge so gewählt, dass auf der Rückseite des Nippels keine Speichenreste überstehen. Letzteres ist auch für Selbst-Einspeicher eine wichtige Information: Lieber genau messen und rechnen!
Komplettiert werden die Laufräder von 32 Speichen und Zipps ZM1-Naben, die Baugleich zu SRAMs X0-Naben sind. Ein weiteres interessantes Feature sind die TyreWiz-Luftventile. Die kleinen Helferlein von Tochterfirma Quarq sind im Lieferumfang der Laufräder enthalten und können zu den Felgen zum Preis von 200 € pro Satz nachgekauft werden.

Die Eckdaten im Vergleich zu anderen 29″-Carbon-Laufrädern, die wir im Test hatten – und einem vergleichbaren Alu-Laufrad.
Marke | Modell | UVP | Gewicht | Innenweite | |
---|---|---|---|---|---|
Crankbrothers | Synthesis E | 1.699 € | 1.905 g | 31,5/ 29,5 mm | Testbericht lesen |
e*thirteen | TRS Race SL | 1.748 € | 1.890 g | 31 mm | Testbericht lesen |
Santa Cruz | Reverse | 1.899 € | 1.831 g | 30 mm | Testbericht lesen |
Stans NoTubes | ZTR Flow MK3 | 599,90 € | 1918 g | 29 mm | Testbericht lesen |
Zipp | 3Zero Moto | 2.099 € | 1910 g | 30 mm |
Technische Daten
Alle technischen Daten, Details und Standards des Zipp 3Zero Moto findet ihr in der folgenden Tabelle zum Ausklappen:
Was? | Antwort |
---|---|
Felgenbreite | 37,5 mm |
Felgen-Innenweite | 30 mm |
Felgenhöhe | 15 mm |
Felgen ERD | 576 | 613mm |
Felgenprofil | asymmetrisch, ohne Hohlkammer, ohne Haken, dafür angeschrägte Felgenhörner |
Felgen Material | Uni Stitch Carbon |
Gewicht Felge | 536 g (27,5"), 567 g (29") |
Preis Felge | 750,00 € |
Maximaler Luftdruck | 4,48 bar |
Maximale Speichenspannung | N/A |
Maximales Systemgewicht | 120 kg |
Unterlegscheibe nötig? | Ja, im Lieferumfang enthalten |
Nippel | Sapim Secure Lock |
Speichenzahl | 32 |
Speichentyp | J-Bend |
Speiche | Sapim D-Light |
Bremsaufnahme | 6 Loch |
Freilauftyp | SRAM XD |
Sperrklinken | N/A |
Rasterung | 52 Zähne |
Achsstandard Boost | HR: 148 mm x 12 mm; VR: 110 mm x 15 mm, mit Torque Caps |
Gewicht Hinterradnabe | ca. 250 g |
Gewicht Vorderradnabe | ca. 130 g |
Preis Hinterradnabe | 393 € (UVP X0 Nabe SRAM) |
Preis Vorderradnabe | 213 € (UVP X0 Nabe SRAM) |
Lageranzahl Hinterradnabe | 4 Stück |
Lageranzahl Vorderradnabe | 2 Stück |
Auf dem Trail
Im Rahmen der Vorstellung von RockShox neuer Lyrik Ultimate, wurden auch die Zipp 3Zero Moto-Laufräder vorgestellt. Ähnlich wie beim Federgabel-Test, galt es zunächst die gleiche Teststrecke mehrmals zu bewältigen und dabei zwischen den Laufrädern hin und her zu wechseln. Änderungen im Luftdruck wurden beim Wechsel jeweils auf den anderen Laufradsatz übertragen, Zipp stellte Einheitsreifen für beide Laufräder zur Verfügung. Nachdem die Strecke vom Lyrik-Test schon bekannt war, ging es weniger verhalten los, als noch am Tag zuvor. Die ersten zwei Runs wurden auf dem ab Werk verbauten DT Swiss EX1501-Laufradsatz gemacht, bevor getauscht wurde. Weitere drei Runs später erfolgte wieder der Wechsel auf die DT-Laufräder, bevor zwei Abfahrten später wieder die Zipp-Laufräder für den restlichen Testverlauf montiert wurden.
Auch wenn wir die Strecke schon kannten, gab es während der Fahrt kaum Gelegenheit, sich Gedanken zu machen. Schnell, eng und steinig: die Teststrecke erforderte volle Konzentration. Auf dem kurzen Stück von Trail-Ende bis zum Zipp-Zelt wurde der Run also reflektiert. Gefühlt war ich kaum langsamer, ein oder zwei kleine Fahrfehler sind passiert, das Sicherheitsempfinden war recht hoch. Grip? Größtenteils ausreichend, leichtes Schmieren in zwei Sektionen, die Reifen sind aber nagelneu und haben erst diesen einen Run drauf. Arm Pump? Fehlanzeige.

Vor allem die ersten Eindrücke zum Grip und zum Armpump sind bei Carbon-Laufrädern Neuland. Ihre hohe Steifigkeit macht Felgen mit klassischem Kohlefaser-Hochprofil oft zu unangenehmen Begleitern für lange Abfahrten. Zipps 3Zero Moto-Laufradsatz erinnert beim Fahrverhalten eher an Alu-Laufräder mit flachem Profil, als an Carbon-Laufräder. Satt und verzeihend, dabei bleibt aber die hohe Lenkpräzision erhalten.
Laut Zipp soll es dank des „Ausweich-Features“ möglich sein, seinen Luftdruck ein gutes Stück zu senken, ohne dabei die Felge in Gefahr zu bringen. Auch wir senkten im Testverlauf den Druck ab. Trotz diverser hörbarer Durchschläge aufs Carbon ergab die Prüfung der Felge bisher keine bedenklichen Spuren. Lediglich kleine Kratzer im Klarlack konnten wir bisher entdecken.
Im weiteren Testverlauf können wir die ersten Eindrücke bestätigen: Nachdem der Reifen eingefahren war, kam es trotz trockener, loser Böden nicht mehr zu Grip-Problemen, der abgesenkte Luftdruck verbessert die Traktion weiter. Mit den Zipp 3Zero Moto verschenkt man im Vergleich zu Hohlkammer-Felgen keine Kontrolle, auch schwierige Linien lassen sich präzise treffen. Auch mit der zweiteiligen Felgenband-Konstruktion scheint der Hersteller einiges richtig gemacht zu haben, denn harte Einschläge wurden bisher nicht mit Speichen-Durchstichen quittiert.


Das ist uns aufgefallen
- Warum habt ihr keine Carbon-Laufräder zum Test mitgebracht? Spyshots der Zipp-Laufräder kursieren schon seit einiger Zeit im Internet und auch wir sind natürlich über die Fotos gestolpert. Das flache Felgenprofil ließ schon auf ein komfortables Fahrverhalten schließen – uns interessierte also primär der Vergleich zu einem guten Aluminium-Laufradsatz.
- TyreWiz Anfängliche Skepsis wurde in Sekundenschnelle gekehrt. Kollege Schlüsselbeinbruch, weil Reifendruck nicht geprüft, konnte der Bedienung viel abgewinnen. Zwar muss man sich etwas mit dem „Setup“ der Helferlein beschäftigen und eine App auf dem Smartphone installieren, dafür kann der Luftdruck live am Bildschirm abgelesen werden. Wer keinen Luftdruckprüfer zur Hand hat, kann mithilfe der Blinklichter den Druck abstimmen. Praktisch, wenn auch nicht ganz günstig.
- Haltbarkeit In der kurzen Zeit, in der wir den Laufradsatz in der Mangel haben, hat er lediglich kleine Kratzer im Klarlack davongetragen. Reifendurchschläge auf die Felge gab es diverse. Die bisherige Bilanz: Kein Platten, kein durchstochener Reifen, kein Bruch, keine Auffälligkeiten.
- Kosten/Nutzen 2.099 € für einen Laufradsatz ist nicht wenig Geld. In Relation zur langen Entwicklungszeit und im Vergleich mit der Konkurrenz bleibt das Produkt zwar teuer, der Preis scheint aber angemessen. Der Zipp 3Zero Moto will als langfristige Investition gesehen werden – der hohe Preis soll durch die lange Haltbarkeit der Felgen und weniger zerstörte Reifen gerechtfertigt werden. Eine selbstbewusste Aussage seitens des Herstellers, die den Preis – wenn sie sich denn bestätigt – tatsächlich stark relativieren könnte. Zipps 3Zero Moto wird vorerst bei uns im Test bleiben und wir werden den Aussagen nachgehen.


Fazit – Zipp 3Zero Moto
Mit dem Zipp 3Zero Moto hat der amerikanische Laufrad-Spezialist ein spannendes Produkt mit interessantem Konzept auf den Markt gebracht. Die 3Zero Moto unterscheiden sich maßgeblich von anderen Carbon-Laufrädern, die wir bisher fahren konnten. Ein sehr viel nachgiebigeres Fahrgefühl durch radialen Flex ist verknüpft mit hoher Lenkpräzision und macht den Laufradsatz somit zu einer attraktiven Wahl für Rennfahrer, aber auch Fans von Komfort. Wenn sich die Angaben zur Haltbarkeit im Dauereinsatz beweisen, kann der Laufradsatz trotz hoher Anschaffungskosten eine nachhaltige Alternative zu Alu-Laufrädern sein. Bisher zeigt sich das Komplettpaket unkompliziert – wir werden aber weiter darauf unterwegs sein, um Zipps Aussagen auf die Probe zu stellen.

Pro / Contra
Stärken
- komfortables Fahrgefühl
- hohe Lenkpräzision
- TyreWiz
- schicke Optik
Schwächen
- nix für Leichtbaufans
- Anschaffungspreis ist nicht günstig

Interessantes Gesamtkonzept oder kostspieliges Prestigeobjekt: wie seht ihr die neuen Zipp 3Zero Moto Laufräder?
Testablauf
Die Zipp 3Zero Moto-Laufräder wurden im Back to Back-Verfahren an einem Bike getestet, das wir vor den Testtagen bereits mit den Standard-Laufrädern fahren konnten. Die Luftdrücke wurden 1:1 übernommen. Zum Test der Zipp 3Zero Moto-Laufräder wurden wir von SRAM/Zipp nach Sintra eingeladen. Die Kosten für Unterbringung und Transport wurden vom Hersteller übernommen.
Hier haben wir die Zipp 3Zero Moto-Laufräder getestet
- Sintra, Portugal Abwechslungsreiche Trails, von schnell und offen bis eng und technisch, gespickt mit großen Sprüngen, vielen Steinen, offenen Kurven und Anliegern
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
133 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumWann ist denn demnächst?
Klick
Den hatte ich ja glatt übersehen, dankeschön!
Witzig: Als ich eben das "Like" abgegeben habe, kam nochmal ne Nachfrage, ob ich mir wirklich sicher bin, dass ich das möchte.
Wahrscheinlich nicht völlig von der Hand zu weisen.
Wenn's soweit kommt, fahre ich allerdings entweder ne Antiquität oder geh zu Fuß, wenn auch das nicht mehr geht.
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