YT Tues MK4 im ersten Test: Ja, das ist wirklich ein neues Tues – auch wenn es dem Vorgänger zum Verwechseln ähnlich sieht. In vierter Generation verfügt das Downhill-Bike aus Forchheim über die Option, es als 29er oder Mullet-Bike zu fahren, eine leicht überarbeitete Hinterbau-Kinematik und einen anpassbaren Rahmen. Wir konnten das neue YT Tues bereits in Schottland testen.
Video: YT Tues MK4 im Test
YT Tues MK4: Infos und Preise
Das YT Tues ist eines der ältesten Modelle des Bike-Versenders und hat mit Top-Ergebnissen im Downhill- und Freeride-Bereich einiges zum Aufstieg der Marke aus Forchheim beigetragen. Die wichtigste Neuerung am Tues MK4 ist sicherlich die Option, sämtliche 5 Größen mit 29″ oder 27,5″-Hinterrad fahren zu können. An der Front ist dabei stets ein 29″-Rad verbaut. Dazu gibt’s verstellbare Kettenstreben, ein High/Low-Setting und eine leicht überarbeitete Hinterbau-Kinematik. Die Geometrie hingegen ist weitestgehend unverändert geblieben. Aktuell gibt’s das neue YT Tues in zwei Ausstattungsvarianten für 5.999 € oder 3.999 €.
- Rahmenmaterial Carbon
- Federweg 203 mm (vorne) / 200 mm (hinten)
- Hinterbau V4L (Viergelenker)
- Laufradgröße 29″ / Mullet (29″/27,5″)
- Besonderheiten Kettenstrebenlänge anpassbar, Flipchip im Dämpferauge, Mullet oder 29er möglich
- Gewicht 16,55 kg (Tues Core 4, Größe L, gewogen)
- Farben Weiß / Grün
- Rahmengrößen S / M / L / XL / XXL
- Verfügbar ab sofort
- www.yt-industries.com
Preis Tues Core 4: 5.999 € (UVP)
Preis Tues Core 2: 3.999 € (UVP)
Im Detail
Nachdem ich das Tues MK4 zum ersten Mal gefahren bin, habe ich mich sofort verliebt – ich fühle mich darauf einfach zuhause. Es ist sehr verspielt, bietet aber auch eine stabile Plattform, wenn man ihm die Sporen gibt. Es gibt viele Möglichkeiten, das Setup zu ändern, und seine Vielseitigkeit macht es schnell anzupassen und schnell zu fahren.
Dass ein neues Tues im Anmarsch ist, war spätestens nach den vielen Fotos und Videos von YT-Teamfahrern auf einem komplett abgedeckten Downhill-Bike im vergangenen Winter klar. Mittlerweile wissen wir, was vorher schon spekuliert wurde: Unter der Abdeckung verbarg sich nichts sensationell Neues. Dass das neue Tues dem alten allerdings so ähnlich sieht, ist doch etwas überraschend.
Der Teufel steckt jedoch wie so oft im Detail und hier haben die Ingenieure in Forchheim durchaus Hand angelegt. Das bisherige Tues war entweder als 29″ oder als 27,5″-Bike erhältlich. Künftig gibt’s an der Front nur noch die Option auf ein 29″-Rad, während man hinten bei allen Größen die Wahl zwischen 27,5″ und 29″ hat. Um die Laufradgröße zu tauschen, muss man sowohl den auffälligen Flipchip im Umlenkhebel drehen, als auch den zweiteiligen Hebel selbst. Die beiden Seiten tauschen dabei einfach die Position. Das soll YT zufolge nicht nur die Geometrie bewahren, sondern auch das Umlenkungsverhältnis am Dämpfer. Das Schöne an dieser Lösung ist, dass es keine zusätzlichen Bauteile benötigt.
Mit dem Fliplink ist es in Sachen Anpassbarkeit jedoch nicht getan: Ein weiterer Flipchip am Ausfallende erlaubt es, die Kettenstrebenlänge um 5 mm zu justieren. Diese wachsen übrigens über die Größe mit, wobei auch ein S-Rahmen im kürzesten Setting ein 29″-Hinterrad unterbringt. Auch hier ist es YT gelungen, keine zusätzlichen Teile zu benötigen. Man muss einfach die beiden Flipchips, den unteren Bremsadapter und den UDH-Stop – ein Bauteil, das für die korrekte Position des UDH-Schaltauges benötigt wird – umdrehen.
On top gibt’s noch einen kleinen Flipchip im unteren Dämpferauge, der das Tretlager leicht absenkt und den Lenkwinkel um moderate 0,3° justiert. YT zufolge ist die gesamte Hardware austauschbar – nichts schraubt sich direkt in den Rahmen. Wer es mit dem Drehmoment also mal übertreibt, muss nur das Insert tauschen und nicht den ganzen Rahmen. Interessant ist, dass YT künftig auf 12 x 148 mm-Ausfallenden setzt – wie etwa das aktuelle Specialized Demo. Das sind schlechte Nachrichten für alle, die bereits mehrere Downhill-Hinterräder haben, gut hingegen, falls man mal das Hinterrad zwischen DH- und Enduro-Bike tauschen möchte.
Ansonsten setzt YT ausschließlich auf Carbon als Rahmenmaterial sowie intern geführte Leitungen, die klapperfrei bleiben sollen. Dazu gibt’s natürlich dämpfende Rahmenschoner im Bereich der Kette sowie unter dem Tretlager und Unterrohr. Zudem machen integrierte Gabelanschläge den Ein- und Ausbau der Gabel etwas einfacher.
Wie bereits erwähnt, ist es beim bekannten Viergelenker-Design geblieben. Dieses fiel beim Vorgänger auffällig progressiv aus und ist nun ein kleines bisschen linearer geworden. YT zufolge soll sich die Kinematik zudem zwischen den vielen einstellbaren Geometrie-Settings nicht signifikant ändern. Vali Höll ist als einzige Teamfahrerin übrigens aktuell mit einer Kettenumlenkung unterwegs, die wohl den Pedalrückschlag etwas minimieren soll.
Geometrie
YT bietet das Tues in ganzen fünf Größen an, die einen äußerst breiten Bereich abstecken. S- und M-Rahmen werden als Mullet-Bikes ausgeliefert, L bis XXL hingegen als 29er – später die Laufradgröße tauschen ist hingegen immer möglich. Die Reach-Werte reichen von 430 bis 510 mm, dazu gibt’s modern hohe Stack-Werte, allerdings einen fast schon als konservativ zu bezeichnenden Lenkwinkel von 63,5°. Dieser kann um 0,3° abgeflacht werden, dabei senkt sich das Tretlager von 25 auf 30 mm unter die Vorderrad-Achse. Die Kettenstreben wachsen mit der Größe mit und starten bei 438 mm in S und M, 440 mm in L und 450 mm in XL sowie XXL. Über einen Flipchip können sie jeweils 5 mm verlängert werden.
Rahmengröße |
S
|
M
|
L
|
XL
|
XXL
|
---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 426 mm430 mm | 446 mm450 mm | 466 mm470 mm | 486 mm490 mm | 506 mm510 mm |
Stack | 635 mm633 mm | 640 mm637 mm | 644 mm642 mm | 649 mm646 mm | 653 mm651 mm |
STR | 1,491,47 | 1,431,42 | 1,381,37 | 1,341,32 | 1,291,28 |
Lenkwinkel | 63,2°63,5° | 63,2°63,5° | 63,2°63,5° | 63,2°63,5° | 63,2°63,5° |
Sitzwinkel, effektiv | 76,3°76,7° | 76,2°76,6° | 76,1°76,5° | 76,1°76,5° | 76,1°76,5° |
Oberrohr (horiz.) | 581 mm579 mm | 603 mm602 mm | 626 mm624 mm | 648 mm646 mm | 670 mm668 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 105 mm | 110 mm | 115 mm | 120 mm |
Sitzrohr | 390 mm | 390 mm | 420 mm | 440 mm | 440 mm |
Überstandshöhe | 727 mm731 mm | 731 mm735 mm | 723 mm727 mm | 729 mm733 mm | 730 mm734 mm |
Kettenstreben | 439 mm438 mm | 439 mm438 mm | 441 mm440 mm | 451 mm450 mm | 451 mm450 mm |
Radstand | 1.230 mm1.229 mm | 1.252 mm1.251 mm | 1.276 mm | 1.309 mm1.308 mm | 1.331 mm1.330 mm |
Tretlagerabsenkung | 30 mm25 mm | 30 mm25 mm | 30 mm25 mm | 30 mm25 mm | 30 mm25 mm |
Tretlagerhöhe | 346 mm351 mm | 346 mm351 mm | 346 mm351 mm | 346 mm351 mm | 346 mm351 mm |
Gabel-Offset | 52 mm | 52 mm | 52 mm | 52 mm | 52 mm |
Federweg (hinten) | 200 mm | 200 mm | 200 mm | 200 mm | 200 mm |
Federweg (vorn) | 203 mm | 203 mm | 203 mm | 203 mm | 203 mm |
Ausstattung
Aktuell bietet YT das Tues in den zwei Varianten Core 4 und Core 2 an, die für 5.999 €, beziehungsweise 3.999 € den Besitzer wechseln. Wir konnten das edle Core 4 bereits testen: Dieses setzt auf ein hochwertiges Fox Factory-Fahrwerk, bestehend aus 40-Gabel und DHX2-Stahlfederdämpfer. Dazu gibt’s die bekannte SRAM X01 DH-Schaltung, TRP DH-R Evo-Bremsen ein Cockpit aus dem Hause Renthal. Das Core 4 rollt auf Crankbrothers Synthesis DH-Alu-Laufrädern mit Maxxis Assegai-Reifen.
Das etwas günstigere Tues Core 2 bietet ein RockShox-Fahrwerk mit Boxxer Base und Super Deluxe Select-Stahlfederdämpfer. Dazu gibt’s eine SRAM GX DH-Schaltung mit DB8-Bremsen, ein RaceFace Chester-Cockpit und Sun Ringlé Düroc-Laufräder. Auch hier setzt YT auf Maxxis Assegai-Reifen vorn und hinten.
YT Tues Core 4 | YT Tues Core 2 | |
---|---|---|
Rahmen | Ultra Modulus Carbon Frame V4L | 200 mm | 148x12 mm | DT Swiss Thru Axle | Ultra Modulus Carbon Frame V4L | 200 mm | 148x12 mm | DT Swiss Thru Axle |
Gabel | Fox 40 Float Factory | RockShox Boxxer Base |
Dämpfer | Fox DHX2 Factory / (325 lbs (S) I 375 (M) I 425 (L) I 475 (XL) I 525 (XXL)) | RockShox Super Deluxe Select / (300 lbs (S) I 350 (M) I 400 (L) I 450 (XL) I 500 (XXL)) |
Steuersatz | Acros AZX-255 | Acros AZX-255 |
Vorbau | Renthal Integra 35 | Race Face Chester 35 |
Lenker | Renthal Fatbar 35 | Race Face Chester 35 |
Griffe | Odi Elite Motion V2.1 | Odi Elite Motion V2.1 |
Kurbeln | SRAM X01 DH | SRAM Descendant DH |
Kettenführung | e*thirteen LG1 Plus | e*thirteen LG1 Plus |
Kassette | SRAM XG-795 | SRAM PG-720 DH |
Schaltwerk | SRAM XO1 DH | SRAM GX DH |
Schalthebel | SRAM X01 DH | SRAM GX DH |
Laufräder | Crankbrothers Synthesis DH Alloy I9 1/1 | Sun Ringlé Duroc SD 37 Comp |
Reifen | Maxxis Assegai DH (vorn und hinten) | Maxxis Assegai DH (vorn und hinten) |
Bremsen | TRP DH-R Evo | SRAM DB8 |
Sattelstütze | SDG I-Beam Carbon | SDG I-Beam Alloy |
Sattel | SDG I-Fly 2.0 | SDG I-Fly 2.0 |
Tretlager | SRAM DUB BSA | SRAM DUB BSA |
Preis (UVP) | 5.999 € | 3.999 € |
Erster Eindruck: YT Tues MK4
YT hat uns für einen Tag nach Innerleithen, Schottland, eingeladen, um das neue YT Tues Core 4 dort zu testen. Fans der britischen Rennszene werden den Ort sicher noch aus diversen Rennen kennen – auch der iXS EDC hat dort mal einen Stopp gehabt. Ein Tag ist für ein Downhill-Bike ziemlich wenig – einige spannende erste Eindrücke ließen sich jedoch sammeln. YT hat mir das Tues in Größe L im Mullet-Setup (geliefert wird es als 29er) zur Verfügung gestellt.
Etwas problematisch war, dass YT keine Wechselfedern eingepackt hat und die im L-Rahmen standardmäßig verbaute 425 lbs-Feder im Dämpfer für meine 85 kg (fahrfertig) mit ca. 31 % Sag deutlich zu weich war. YT empfiehlt 25–28 % Sag. Trotzdem hat es erstaunlich wenig Eingewöhnungszeit auf dem YT Tues gebraucht. Mit dem Flipchip in regular und dem langen Kettenstrebensetting habe ich mich sehr gut ins Rad integriert gefühlt. Hierzu trägt natürlich die weiche Feder bei, weshalb ich darauf verzichtet habe, das Rad im flachen Setting zu fahren.
Obwohl der Carbon-Rahmen recht wuchtig und großvolumig wirkt, bietet er tatsächlich einen ziemlich angenehmen Flex. Innerleithen ist insgesamt eher auf der engen, technischen Seite für ein Downhill-Bike. Hier glänzt das Tues mit einem ziemlich ausgewogenen und präzisen Handling. Der Flex sorgt dafür, dass das Rad recht spurtreu bleibt und nicht überraschend verschlagen wird, wobei keine exzessive Verwindung im Rahmen spürbar ist. Zudem fällt in steilen Passagen kein unangenehmes Bremsstempeln auf. Insgesamt vermittelt das Tues ein sehr vorhersehbares und ausgewogenes Fahrgefühl.
Durch das weiche Heck hatte ich in flachen Passagen etwas Probleme mit der Balance zwischen Front und Heck und auch einen härteren Aufsetzer mit dem Pedal. Dabei fällt aber auf, dass die Progressionskurve etwas flacher und weniger aggressiv ausfällt als am Vorgänger. Obwohl ich zu tief im Federweg stand, hat das Heck nicht ruckartig zugemacht, sondern weiter Grip aufgebaut. Das Ganze lässt sich natürlich mit einer härteren Feder leicht beheben.
Das YT Tues wirkt insgesamt gut verarbeitet und durchdacht – wie der Vorgänger auch schon. Während des Tests hat lediglich ein recht helles Klappern am Heck gestört, das ich in der Kürze der Zeit jedoch nicht präzise lokalisieren konnte.
Fazit – YT Tues MK4
YT verzichtet beim neuen Tues MK4 auf revolutionäre Änderungen und stellt stattdessen viele kleine Detailverbesserungen vor, die unserem ersten Eindruck nach ein ziemlich attraktives Gesamtpaket ergeben. Das Downhill-Bike fällt recht ausgewogen und neutral aus, sollte jedoch auf einer großen Variation an Downhill-Strecken eine gute Figur machen.
Wie gefällt dir das neue YT Tues MK4?
55 Kommentare