Steckbrief: Yeti SB130 T2
Einsatzbereich | Trail, All-Mountain |
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Federweg | 150-160 mm/130-137 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 13,8 kg |
Rahmengrößen | SM, MD, LG, XL |
Website | yeticycles.com |
Yeti hat in den letzten Jahren die komplette Produktpalette auf den hauseigenen Switch Infinity-Hinterbau umgestellt. Bei diesem sitzt das Hauptlager auf einer Linearführung, wodurch es sich beim Einfedern gezielt verschiebt. Das 29″-Bike für alle Fälle soll das Yeti SB130 mit – der Name hat es schon angedeutet – 130 mm Federweg am Heck sein. Das Rad ist damit das großrädrige Pendant zum auf 27,5″-Rädern rollenden Yeti SB140. Technisch ist es jedoch am engsten mit dem Enduro Yeti SB150 verwandt. Die Idee ist kurz erzählt: Progressive Geometrie mit langem Reach sowie Gabel mit verkürztem Offset, flachem Lenk- und steilem Sitzwinkel trifft auf Fahrwerk mit straffem Hinterbau und erhöhtem Federweg an der Front. Das Ganze integriert in einen robusten Carbon-Rahmen, der nicht besonders leicht, aber zuverlässig sein soll. So soll das Rad sowohl bergauf, als auch bergab überzeugen können. Oder wie Yeti es sagt:
The rebel yell of the middle child. Fed a steady diet of super-tech climbs. The SB130 was built to crush the biggest terrain. No trail „too“ anything. Point it up or down. Enter a last-minute enduro just for the eff of it. We say no one bike can rule all. But the SB130? One bike that rules.
Yeti Cycles über das SB130
Inwieweit diese Erwartungen erfüllt werden können, haben wir auf dem Trail ausprobiert. Das Yeti SB130 wird in vier Rahmengrößen von S bis XL sowie in fünf Ausstattungsversionen angeboten. Bei der Farben stehen drei Optionen zur Wahl: obligatorisch ist das typische Yeti-Türkis, außerdem ist der Rahmen in schlichtem Grau (dark anthracite) und einem dunklen Blau-Grün (storm) verfügbar. Die Preise der Kompletträder reichen dabei von 5.990 € bis 8.190 €. Wir haben die 8.090 € teure und 13,8 kg schwere T2-Ausstattung für euch getestet.

Video: Yeti SB130 T2 im Test
Im Detail
Die Fahrradläden sind geschlossen, trotzdem wollten wir einen Test starten. Um das Yeti SB130 trotz des Lockdowns Ende März zur Verfügung zu haben, bekamen wir es kurzerhand von Yeti zugeschickt. Das bedeutete: Der Aufbau startete – wie wenn man es sich selbst zusammengekauft hätte – mit den Einzelteilen. Eine ideale Chance, um den Rahmen in all seinen Details kennenzulernen.
Seit einigen Jahren dominieren bei Yeti flächige Rahmenformen, die kohlefaser-typisch organisch ineinanderfließen. Hinzu kommen auffällig große Lager und ein ausgeprägter Hängebauch. Dieser ermöglicht die Unterbringung einer Trinkflasche unter dem Dämpfer im Hauptrahmen, ist jedoch auch technisch erforderlich. Er macht Platz für das augenfälligste Merkmal am SB130 – den wuchtigen Tretlagerbereich. Dieser beherbergt nicht nur ein BB92-Pressfit-Innenlager, sondern vor allem auch das Switch Infinity-System. Und das hat es in sich.



Es markiert seit einigen Jahren den Kern der Hinterbaukinematiken von Yeti – einer Marke, die für außergewöhnliche Hinterbaukonzepte bekannt ist. So wundert es nicht, dass auch bei diesem Rad eine Linearführung zum Einsatz kommt, wo doch bei quasi allen anderen Herstellern fixe Drehpunkte genutzt werden. Das System wurde gemeinsam mit Fox entwickelt und erscheint daher im typischen Kashima-Farbton.
Wie funktioniert das System und wie passt es die Raderhebungskurve und Hinterbaukinematik an? Beim Einfedern bewegt sich das Hauptlager zunächst nach oben – so ergibt sich eine weiter nach hinten gerichtete Raderhebungskurve, da das Rad einen höheren Drehpunkt erreicht. Gleichzeitig steigt die Kettenstrebenlänge, wodurch der Antrieb den Hinterbau auseinanderziehen will. Das unterstützt einen ruhigen Vortrieb auf Kosten von mehr Pedalrückschlag. Im letzten Drittel des Federwegs wandert das Hauptlager wieder nach unten und begrenzt so den Pedalrückschlag bei großen Schlägen. Das soll der Hinterbau-Performance zu Gute kommen. Im Vergleich zum Vorgängermodell Yeti SB5.5 ist der Hinterbau des SB130 etwas progressiver geworden (12 % Progression im Verlauf). Die Progression ist dabei über den Großteil des Federwegs konstant. Auf den letzten zwei Zentimetern gibt es nochmals eine kleine Rampe, um den Durchschlagschutz zu verbessern. So soll explizit das Fahren eines Stahlfederdämpfers ermöglicht werden.


Das Ergebnis von all diesem Aufwand soll jedenfalls ein Hinterbau sein, der feinfühlig anspricht, sehr gut klettert und bergab schluckfreudig ist. Nichts weniger als die allseits bekannte eierlegende Wollmilchsau also. Auf Einstelloptionen für Geometrie und Kinematik verzichtet Yeti bewusst. Gesonderte High- oder Low-Setups gibt es nicht. Die Idee: Dieses Rad soll bereits von Haus aus bestmöglich abgestimmt sein.
Auf seine Rahmen bietet Yeti seit dem Modelljahr 2019 lebenslange Garantie. Außerdem wird ein Crash Replacement angeboten, das einen reduzierten Preis bei selbstverschuldeten Defekten oder Problemen außerhalb der Garantie verspricht.
Was fällt sonst noch auf?
- Zugverlegung Alle Leitungen am Yeti SB130 werden im Rahmen geführt. Dazu backt man in Colorado die Führungsröhrchen direkt mit ein, sodass die Leitungen einfach durch den Rahmen geschoben werden können. Eine Ausnahme bildet die Sattelstütze: Hier verläuft die Leitung offen im Rahmen und muss am Innenlager umgelenkt werden. Hierzu ist die kleine Klappe unter dem Rahmen zu öffnen, hinter der sich auch der Akku einer Shimano Di2-Schaltung verstecken kann. Etwas ungewöhnlich, aber einfach – insgesamt stellt die Verlegung der Leitungen und Züge keine Herausforderung dar.
- Farbgebung & Design Abgesehen von seiner Farbe kommt das Yeti relativ dezent daher. Statussymbole wie das genietete Emblem am Steuerrohr sind Pflicht, doch abgesehen davon fallen alle Beschriftungen sehr dezent aus. Die gezeigte Verarbeitung unterstreicht diesen schlichten Qualitätsanspruch an unserem Testrad.
- Hinterachse Am Hinterbau wird wie üblich eine 12 x 148 mm Boost-Steckachse verwendet. Die Aufnahme fällt auf der Bremsseite besonders schlank aus, um Kollisionen mit Steinen zu vermeiden.
- Steuersatz Yeti setzt bekanntermaßen auf kurze Steuerrohre (unter 100 mm Länge in Größe Medium). Dazu passt der integrierte Cane Creek-Steuersatz, dessen Lager direkt in den Rahmen eingelegt werden.
- Rahmenschutz Um den teuren Carbon-Rahmen und den türkisen Lack vor Ketten- und Steinschlägen zu schützen, klebt Yeti großflächige Protektoren an das Unterrohr sowie die Ketten- und Sitzstreben.


Geometrie
Mit dem SB150 haben die Amerikaner ihren Weg hin zu langen, flachen Geometrien eingeschlagen. Und durch Richie Rude die Fähigkeiten der so ausgelegten Bikes in der Enduro World Series demonstrieren lassen. Mit dem neuen Yeti SB130 orientiert sich das Team an den gemachten Erfahrungen und verfolgt eine spannende Idee: Die grundlegende Geometrie wird identisch zum SB150 gewählt. Unterschiede gibt es lediglich beim Federweg (jeweils -20 mm) und beim Lenkwinkel (65,5° und damit ein Grad steiler). Abgesehen davon setzt Yeti auf identische Reach- und Stack-Werte (460,2 mm Reach in Test-Größe Medium), Sitzwinkel (77°), Kettenstrebenlängen (433 mm) und auch Sitzrohrlängen (410 mm in Größe Medium). So sollen die Qualitäten des langhubigen Bruders direkt auf das straffere Trailbike SB130 übertragen worden sein.
Größe | S | M | L | XL |
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Sitzrohrlänge | 380 mm | 410 mm | 450 mm | 495 mm |
Oberrohrlänge | 570.7 mm | 601.9 mm | 625.2 mm | 653.4 mm |
Lenkwinkel | 65.5° | 65.5° | 65.5° | 65.5° |
Sitzwinkel | 77.1° | 77° | 76.9° | 76.9° |
Kettenstrebenlänge | 433 mm | 433 mm | 433 mm | 433 mm |
Radstand | 1173.9 mm | 1205.6 mm | 1230.2 mm | 1259.7 mm |
Tretlagerhöhe | 337.6 mm | 337.7 mm | 337.7 mm | 337.7 mm |
Überstand | 723.5 mm | 725.9 mm | 728.2 mm | 730.6 mm |
Steuerrohrlänge | 95 mm | 99.2 mm | 110.2 mm | 121.2 mm |
Bauhöhe der Gabel | 557.1 mm | 557.1 mm | 557.1 mm | 557.1 mm |
Gabeloffset | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Stack | 611 mm | 614.8 mm | 624.8 mm | 634.8 mm |
Reach | 430.2 mm | 460.2 mm | 480.2 mm | 505.2 mm |

Ausstattung
Das Yeti SB130 wird grundsätzlich in zwei Rahmenvarianten angeboten: als Turq-Serie und als etwas günstigere C-Serie. Der Unterschied ist, dass die Rahmen der T-Serie im Schnitt etwa 225 g leichter sind. Erreicht wird dies durch höherwertige Kohlefasern und einen optimierten Lagenaufbau. Hinsichtlich Geometrie und Kinematik sind die Rahmen identisch.
Die Yeti Preise sind gesalzen.
Auf dem deutschen Markt wird das Yeti SB130 über den Distributor Silverfish in fünf Ausstattungsversionen angeboten. Gefedert wird in jedem Fall mit Federelementen von Fox, die Laufräder steuert DT Swiss bei. Spannend: Anders als andere Hersteller bietet Yeti sowohl einen Shimano XT 12-fach-Antrieb mit passenden Bremsen, als auch verschiedene SRAM Eagle-Antriebe mit SRAM G2 oder Code-Bremsen an. Die Reifen kommen jeweils von Maxxis. Besonders spannend sind die „Lunch Ride“ Ausführungen des Rahmens. Hier gibt es durch mehr Hub am Dämpfer 137 statt 130 mm Federweg und eine 160 mm-Federgabel. Das SB130 mausert sich so fast schon zum ernsthaften Enduro-Bike. Preislich markiert das Yeti SB130 C1 mit 5.990 € den Einstieg, das T1 beziehungsweise T2 kosten 7.690 € / 8.090 €. Für die Lunch Ride-Versionen SB130 C LR und T LR werden 6.090 € und 8.190 € fällig. Ein auch nur annähernd preiswertes Modell gibt es damit nicht.
Yeti-typisch – und von den meisten Kunden auch gewählt – gibt es auch ein SB130-Rahmenset, um einen individuellen Aufbau zu starten. Hier steht nur die hochpreisige und leichtere Turq-Version zur Auswahl, der Preis liegt bei 3.690 €.
Für unser Testrad hat Yeti die in Deutschland weit verbreitete und gleichzeitig teuerste T2-Ausstattung ausgewählt. Zum Preis von 8.090 € gibt es ein komplettes Fox Factory-Fahrwerk, eine SRAM X01 Eagle-Schaltung und DT Swiss-Laufräder. Das Gewicht beläuft sich (schlauchlos aufgebaut) auf nicht wirklich beeindruckende 13,8 kg. Der Rahmen wirkt sich hier definitiv aus – und das, obwohl er gegenüber dem größeren SB150 bereits gewichtsoptimiert ist.
- Federgabel Fox 36 FIT 4 Factory (150 mm)
- Dämpfer Fox DPX2 Factory (130 mm)
- Antrieb SRAM X01 Eagle
- Bremsen SRAM G2 RSC
- Laufräder DT Swiss M170
- Reifen Maxxis Minion DHF, Maxxis Aggressor
- Cockpit Yeti Carbon-Lenker (780 mm) / RaceFace Turbine Basic-Vorbau (50 mm)
- Sattelstütze Fox Transfer (150 mm)
Modell | SB130 TLR | SB130 T2 | SB130 T1 | SB130 CLR | SB130 C1 | SB130-Rahmenset |
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Rahmen | TURQ Series Carbon | TURQ Series Carbon | TURQ Series Carbon | C/Series Carbon | C/Series Carbon | TURQ Series Carbon |
Federweg | 137 mm | 130 mm | 130 mm | 137 mm | 130 mm | 137 mm |
Dämpfer | Fox Factory DPX2, 210 x 55 mm | Fox Factory DPX2, 210 x 52,5 mm | Fox Factory DPX2, 210 x 52,5 mm | Fox Performance DPX2, 210 x 55 mm | Fox Performance DPX2, 210 x 55 mm | Fox Factory DPX2, 210 x 55 mm |
Federgabel | Fox 36 Factory Grip 2, 160 mm | Fox 36 Factory Fit 4, 150 mm | Fox 36 Factory Fit 4, 150 mm | Fox 36 Performance, 160 mm | Fox 36 Performance, 150 mm | |
Steuersatz | Cane Creek 40 Integrated | Cane Creek 40 Integrated | Cane Creek 40 Integrated | Cane Creek 40 Integrated | Cane Creek 40 Integrated | |
Laufradsatz | DT Swiss Custom EX1700 30 mm | DT Swiss M1700 30 mm | DT Swiss M1700 30 mm | DT Swiss E1900 30 mm | DT Swiss E1900 30 mm | |
Schaltwerk | SRAM X01 Eagle | SRAM X01 Eagle | Shimano XT | SRAM GX Eagle | SRAM GX Eagle | |
Schalthebel | SRAM X01 Eagle | SRAM X01 Eagle | Shimano XT | SRAM GX Eagle | SRAM GX Eagle | |
Kurbel | SRAM X1 Eagle, 30 T, 170 mm | SRAM X1 Eagle, 30 T, 170 mm | Shimano XT, 30 T, 170 mm | SRAM GX Eagle, 30 T, 170 mm | SRAM GX Eagle, 30 T, 170 mm | |
Innenlager | SRAM DUB BB92 | SRAM DUB BB92 | Shimano BB92 | SRAM DUB BB92 | SRAM DUB BB92 | |
Kassette | SRAM X01 Eagle 1295, 10–50 T | SRAM X01 Eagle 1295, 10–50 T | Shimano XT 10-51 | SRAM GX Eagle 1275, 10–50 | SRAM GX Eagle 1275, 10–50 | |
Kette | SRAM GX Eagle | SRAM GX Eagle | Shimano XT | SRAM GX Eagle | SRAM GX Eagle | |
Bremsen | SRAM Code RSC | SRAM G2 RSC | Shimano XT 4-Piston | SRAM Code R | SRAM Guide R | |
Bremsscheiben | SRAM Centerline 200/180 mm | SRAM Centerline 180/180 mm | Shimano 180/180 mm | SRAM Centerline 200/180 mm | SRAM Centerline 180/180 mm | |
Vorderreifen | Maxxis Minion DHF 2,5" EXO+ | Maxxis Minion DHF 2,5" EXO | Maxxis Minion DHF 2,5" EXO | Maxxis Minion DHF 2,5" EXO+ | Maxxis Minion DHF 2,5" EXO | |
Hinterreifen | Maxxis Minion DHR II 2,4" EXO+ | Maxxis Aggressor 2,3" EXO | Maxxis Aggressor 2,3" EXO | Maxxis Minion DHR II 2,4" EXO+ | Maxxis Aggressor 2,3" EXO | |
Lenker | Yeti Carbon 35 x 800 mm | Yeti Carbon 35 x 800 mm | Yeti Carbon 35 x 800 mm | RaceFace Aeffect R 35 x 780 mm | RaceFace Aeffect R 35 x 780 mm | |
Vorbau | Race Face Turbine 35 x 50 mm | Race Face Turbine Basic 35 x 50 mm | Race Face Turbine Basic 35 x 50 mm | Race Face Ride 35 x 50 mm | Race Face Ride 35 x 50 mm | |
Griffe | ODI Elite Pro | ODI Elite Pro | ODI Elite Pro | ODI Elite Pro | ODI Elite Pro | |
Sattelstütze | Fox Transfer 31,6 mm / SM: 125 mm, MD: 150 mm, LG-XL: 175 mm | Fox Transfer 31,6 mm / SM: 125 mm, MD: 150 mm, LG-XL: 175 mm | Fox Transfer 31,6 mm / SM: 125 mm, MD: 150 mm, LG-XL: 175 mm | Fox Transfer 31,6 mm / SM: 125 mm, MD: 150 mm, LG-XL: 175 mm | Fox Transfer 31,6 mm / SM: 125 mm, MD: 150 mm, LG-XL: 175 mm | |
Sattel | WTB Volt Yeti Edition | WTB Volt Yeti Edition | WTB Volt Yeti Edition | WTB Volt Yeti Edition | WTB Volt Yeti Edition | |
Preis (UVP) | 8.190 € | 8.090 € | 7.690 € | 6.090 € | 5.990 € | 3.690 € |









Auf dem Trail
Bevor wir endlich auf den Trail gehen können, heißt es, das erste Setup zu finden. Yeti empfiehlt für den Hinterbau einen Sag von 30 % (16 mm Dämpferhub) als Ausgangspunkt. Praktisch: Auf der Homepage findet sich ein einfacher Setup-Guide, mit dem je nach Fahrergewicht und Ausstattung eine Ausgangsempfehlung abgerufen werden kann. So gelingt das erste Setup mit Sicherheit – gerade eher unerfahrene oder weniger versierte Biker profitieren hiervon.
In meinem Fall lesen sich die Daten wie folgt (jeweils gezählt von ganz geschlossener = langsamer / starker Dämpfung):
Gabel: Fox 36 Factory FIT4 (150 mm)
- Luftdruck: 59 psi
- Lowspeed-Druckstufe: 20 Klicks
- Lowspeed-Zugstufe: 10 Klicks
- 3-Position Hebel: offen
Dämpfer: Fox DPX2 Factory (210 x 52,5 mm)
- Luftdruck: 185 psi
- Lowspeed-Druckstufe: 8 Klicks
- Lowspeed-Zugstufe: 11 Klicks
- 3-Position Hebel: offen
Ich weiche nach der ersten Proberunde etwas hiervon ab. Die Gabel wähle ich straffer mit 66 psi Druck und 11 Klicks Lowspeed-Druckstufe. Am Dämpfer gehe ich auf 180 psi und 10 Klicks. Insgesamt erweist sich damit das von Yeti vorgeschlagene Setup als gute Ausgangsbasis. Lediglich die Einstellung der Lowspeed-Druckstufe (in der Empfehlung komplett offen) deutet darauf hin, dass hier (vielleicht auch bewusst) kein finales Setup vorgegeben wird. In Anbetracht der Vielzahl an Einstellungsmöglichkeiten ist es auf jeden Fall eine gute Starthilfe. So gerüstet geht es auf den Trail.
Lock-Down bedingt startet der Test mit dem Yeti SB130 nicht in Finale Ligure und anderswo, wo der (spärliche) Schnee schon geschmolzen ist, sondern von der Münchener Haustüre aus. Statt alpiner Ballerorgien und epischer Uphills heißt es, die Abfahrten im flachen Voralpenland selbst zu erarbeiten. Nach dem ersten Aufsitzen direkt eine Überraschung: Auf dem SB130 lässt es sich in der Ebene gut Tempo machen. Der schwach profilierte Hinterreifen wird seinen Anteil daran haben, doch im Wesentlichen ist es die Geometrie, die für frustfreien Vortrieb sorgt. Trotz der robusten 13,8 kg Lebendgewicht lässt es sich so schnell zum Trail fahren. Der Hinterbau bleibt dabei angenehm straff und wir fühlen uns direkt wohl. Die Sitzposition ist trotz des verlängerten Reach angenehm kompakt und nicht zu gestreckt. So weit, so Trailbike.

Bergauf fast wie ein XC-Bike. Ein etwas schweres XC-Bike.
Überraschender ist, wie sich das Yeti im echten Uphill präsentiert. Das Gewicht, die Reifen, die reinen Geometrie-Daten … wir hätten vor der ersten fiesen Schotterrampe nicht erwartet, dass das Rad so willig klettert. Doch flach und lang ist anscheinend nicht nur bergab gut. Ganz im Gegenteil. Woran liegt das? Die Gewichtsverteilung und Sitzposition passen und der Hinterbau liefert hervorragende Traktion und sackt nicht ein (für ganz wilde Rampen lässt sich dann auch noch der Dämpfer blockieren). Der steile Sitzwinkel (77°) positioniert den Fahrer weit vorne auf dem Rad und kompensiert so die eher kurzen Kettenstreben (433 mm). Reach und Lenkwinkel schieben gleichzeitig das Vorderrad nach vorne, wo es wirkungsvoll Führungsarbeit leisten kann. Zusätzlich fahren wir nur einen 5 mm-Spacer unter dem Vorbau. So steigt das Vorderrad auch in steilen Rampen erst, nachdem unseren Beinen der Dampf ausgegangen ist. Gleichzeitig bleibt die Sitzposition zentral und komfortabel, sodass auch lange Anstiege wie im Kleinwalsertal ihren Schrecken verlieren. Lediglich enge Kehren erfordern mehr Nachdruck als gewohnt, damit die lange Fuhre wie gewünscht um die Ecke geht. Erwähnenswert ist, dass Yeti das Innenlager nicht extrem tief setzt. So gibt es in technischen Anstiegen weniger Schwierigkeiten mit Pedalaufsetzern. Ganz vermeiden lassen sich diese aufgrund des langen Radstandes zwar nicht, doch sie sind selbst auf ausgewaschenen alpinen Trails eher die Ausnahme.
Was wirklich im Yeti SB130 steckt, zeigt sich jedoch, sobald der Trail in Richtung Tal weist. Ich habe noch auf keinem Test-Bike so viele persönliche Bestzeiten erzielt – schon gar nicht auf so vielen verschiedenen Strecken. Der Hinterbau arbeitet sensibel und linear mit kleiner aber wirkungsvoller Endprogression. Lenkwinkel und Radstand sorgen dafür, dass die Physik in der Geraden zum Freund und Helfer wird: Das Rad ermutigt geradezu dazu, das Gas stehenzulassen und auf Bestzeitenjagd zu gehen. Dabei erweist sich der Federwegsunterschied von 20 mm zwischen Hinterbau und Gabel kaum als Hindernis.

Das mögliche Downhill-Tempo ist beeindruckend!
Zumindest nicht bei normalsterblicher Fahrweise und nicht zu verblockten Trails. Der Hinterbau bietet präzise Rückmeldung, die Gabel saugt Steine förmlich auf. An einen Durchschlag können wir uns im Testzeitraum nicht erinnern – so homogen wird der Federweg genutzt und die Progression des Dämpfers ergänzt in gekonnter Art und Weise die der Kinematik. Höhere Geschwindigkeit sorgt dafür, dass alles gefühlt noch besser funktioniert. Je steiler, desto besser. Erst wenn es richtig ruppig wird, kommt der Hinterbau vor der Gabel an seine Grenzen und man wird nicht zu knapp durchgeschüttelt. Hier beginnt der Bereich, in dem dann das langhubigere Yeti SB150 die bessere Wahl wäre (wenn man im gleichen Haus bleiben möchte). Diese Grenzen gelten dann auch für den Maxxis Aggressor-Hinterreifen, der losem Terrain etwas zu wenig Profil entgegensetzen kann. In schnellen und hängenden Wiesenkurven passt die Balance zwischen Vorder- und Hinterrad zudem nicht. Echte Abfahrer werden hier wohl direkt gegen ein dickeres Pendant tauschen.

Die grundsätzlich lineare Charakteristik mit milder Endprogression sorgt auch dafür, dass das Yeti SB130 auf sprung- und kurvenlastigen Strecken gut zu Hause ist. Anders als das laghubigere SB150 bietet es hier mehr Unterstützung im mittleren Federwegsbereich, wodurch es sich leicht springen und mit Schwung durch Kurven pressen lässt. Wie schon im Uphill weiß das Rad auf diese Weise sein Gewicht und auch die Länge gut zu kaschieren und giert willig von Kurve zu Kurve. Für all diesen Spaß gibt es jedoch eine Voraussetzung: Das Gewicht muss aufs Vorderrad. Wer die vorwärtsgerichtete Geometrie (steiler Sitzwinkel, langer Reach, flacher Lenkwinkel) vom Heck aus fahren will, ist schlecht beraten. Fahrweisen wie diese quittiert das Yeti mit weitreichendem und gegebenenfalls folgenschwerem Untersteuern. Fans eines narrensicheren Fahrverhaltens werden mit anderen Rädern schneller und entspannter unterwegs sein.
Bringt man jedoch die entsprechenden Voraussetzungen und etwas Kraft mit, ist das mögliche Tempo aus einer anderen Liga. Hat man die Fahrtechnik im Griff, gibt es mit dem SB130 kein Halten. Dieser Punkt ist übrigens durchaus so gemeint: Die SRAM G2 RSC-Bremse erweist sich in Verbindung mit den 180 mm-Bremsscheiben an diesem Testrad als unterdimensioniert. Es fehlt an Rückmeldung, Standfestigkeit und maximaler Bremskraft. Diese Schwäche zeigt sich immer dann, wenn es langsam werden muss. Insbesondere auf technisch anspruchsvollen, alpinen Strecken. Mit seinem langen Radstand deutlich über 1,2 m, den großen Laufrädern und dem flachen Lenkwinkel ist das SB130 kein direkter Freund von Spitzkehren. Diese erfordern einigen Nachdruck und viel Aufmerksamkeit. Der Segen der Geometrie bei hohem Tempo wird hier zum Fluch.




Laut klappernde Leitungen beeinträchtigen den überragenden Trail-Spaß!
Und da ist noch etwas, das bei all diesem Lob erwähnt werden muss. Ob bergauf, oder bergab – die Geräuschkulisse des Yeti SB130 erweist sich als echte Belastung. Zwar sind alle Leitungen dank integrierter Führungen einfach im Rahmen zu verlegen, doch durch die mangelnde Fixierung an den Ein- und Ausgängen sowie offensichtlich groß ausgelegte Führungsröhrchen ist das Yeti richtig laut. Ob Kopfsteinpflaster oder Wurzel-Trail: Gerade zu Beginn des Tests war das Yeti schon von Weitem zu hören. Im negativen Sinne und wirklich störend. Abhilfe gibt es in verschiedener Form: Dünne Kabelbinder in die Leitungseingänge eingeführt verhindern Bewegung wirkungsvoll. Ebenso könnte man bei der Montage in regelmäßigen Abständen kleine Umwicklungen mit Isolierband anbringen. An unserem Testrad wurde das Geräusch außerdem nach den ersten Matsch-Touren besser. Hintergrund könnte sein, dass Dreck seinen Weg in die Leitungsführungen bahnt und das Klappern verhindert. Fakt ist jedoch: An einem Rahmenset für über 3.500 € oder einem Komplettrad über 8.000 € sollte es keine Probleme mit klappernden Leitungen geben.

Wie steht es um die Haltbarkeit des Yeti SB130? Im Rahmen unseres Tests hat sich das Bike keine Blöße gegeben. So klappert und wackelt hier (außer den Zügen und Leitungen) nichts. Der Hinterbau ist seitensteif und leichtgängig – in Anbetracht der Linearführung sind hier Langzeiterfahrungen definitiv spannend. Hier empfiehlt Yeti eine monatliche Schmierung des Switch Infinity System mit der Fettpresse. Trotz der eng verbauten Lage über dem Innenlager ist die Zugänglichkeit gut: Sobald die zwei Schrauben des Hauptlagers gelöst sind, kann der Hinterbau nach hinten gedreht werden und alles liegt frei. So weit, so einfach. Sollte doch einmal ein Austausch nötig sein, wird es allerdings teuer: Der Link für das Yeti SB130 kostet über 300 €. Und eine Fettpresse ist nicht im Lieferumfang enthalten.
Das ist uns aufgefallen
- Klappernde Züge Wie schon beim Yeti SB165 oder SB140 – die klappernden Züge und Leitungen haben uns jedes Mal genervt. Für ein Bike dieser Preisklasse inakzeptabel. Noch dazu, wo quasi alle anderen Details mit viel Liebe gelöst sind. Die Leitungskanäle im Rahmen machen die Montage denkbar einfach, doch die Akustik ist eine Belastung.
- Gut gebremst ist halb gewonnen Die Sram G2 RSC Scheibenbremse konnte im Test nicht überzeugen. Angesichts des hohen möglichen Tempos hätten wir uns für lange, alpine Abfahrten eine standfestere und kräftigere Bremse gewünscht. Alternativ könnte man überlegen, ob man das SB130 in der T1-Ausstattung mit bewährter Shimano XT-Bremse wählt.
- Lager Davon gibt es am Yeti SB130 auch neben der Linearführung genug. Doch die Hauptlager des Hinterbaus sind groß dimensioniert und sollen auf diese Weise lange Freude bereiten. Wenn doch mal ein Austausch nötig wird, sind insgesamt acht Lager zu tauschen. Ein komplettes Lagerkit für das Yeti SB130 gibt es bei im Online-Handel für ca. 75 €.
- 4x 6902 LLU MAX-E (15 x 28 x 7 mm)
- 2x 398 2RS MAX (8 x 19 x 10 mm)
- 2x F6902 2RS (15 x 28 x 7 mm)
- Laufräder machen den Unterschied Insbesondere bei so vielseitigen Bikes wie dem Yeti SB130 entscheiden am Ende die Laufräder über den Einsatzbereich. Mit einem etwas leichteren Laufradsatz könnte das Rad noch vielseitiger werden und dem Preis wäre er definitiv angemessen. Auf keinen Fall sollte man jedoch das Abfahrtspotential mit zu wenig Laufrad gefährden.
- Reifen entscheiden Noch stärker ist der Einfluss der Reifen. Die von Yeti spezifizierte Kombination aus Maxxis Minion DHF an der Front und Maxxis Aggressor am Hinterrad ist ein gelungener Allrounder, der gut zum Charakter des Bikes passt. Wer den Fokus auf Downhill hat, sollte am Hinterrad nachlegen. Wer eher an ein potentes Trailbike denkt, sollte gegebenenfalls am Vorderrad umrüsten.
- Setup und Dokumentation Yeti bietet auf seiner Homepage eine detaillierte Setup-Anleitung für das SB130. So gelingt das erste Setup von Gabel, Dämpfer und Reifen ohne Schwierigkeiten. Erwähnenswert auch die gut bebilderte und hinreichend beschriebene Bedienungsanleitung. Drehmomente, Service-Intervalle und zum Beispiel maximale Einstecktiefen der Sattelstützen lassen sich so leicht finden. Klasse.
- Yeti hat Stil Selten haben wir so viele Blicke auf unserem Bike gespürt, wie mit dem Yeti SB130. Insbesondere in Türkis fällt das Rad auf und das Ansehen der Marke spiegelt sich in der öffentlichen Aufmerksamkeit wider.


Fazit – Yeti SB130 T2
Das Yeti SB130 gehört zu den besten Trailbikes, die es derzeit zu kaufen gibt. Die zeitgemäße Geometrie ermöglicht in Verbindung mit dem sensibel arbeitenden Switch Infinity-Hinterbau erstklassige Klettereigenschaften. In der Abfahrt überzeugt das Rad mit hohem Schluckvermögen, toller Balance und viel Sicherheit. So werden Geschwindigkeiten möglich, die bis vor Kurzem wohl noch ausgewachsenen Abfahrts-Bikes vorbehalten waren. Voraussetzung dafür ist jedoch ein aktiver Fahrstil, damit genug Druck auf dem Vorderrad lastet. Die Akustik mit laut klappernden Zügen nervt allerdings und passt so gar nicht zum aufgerufenen Preis.

Pro / Contra
Stärken
- erstklassiger Hinterbau mit sensiblem Ansprechverhalten und hervorragender Traktion
- enorm vielseitige Geometrie
- tolle Optik
Schwächen
- relativ hohes Gewicht
- sehr hoher Preis
- nervige Geräuschkulisse durch klappernde Leitungen

Was sagt ihr zum Trailbike der Kultmarke?
Testablauf
Wir sind das Yeti SB130 von Mitte März bis Mitte Juli 2020 gefahren. Dabei hat das Rad über 1.100 km mit gut 25.000 Höhenmetern zurückgelegt. Das Testrad wurde uns von Yeti für den Zeitraum des Tests kostenlos zur Verfügung gestellt.
Hier haben wir das Yeti SB130-Trailbike getestet
- Hegau-Bodensee-Raum Flache, sehr schnelle Trails
- Arosa / Lenzerheide Schnelle und steile, alpine, teilweise technische Trails; gelegentlicher Ausflug auf den Flow-Trail
- Kleinwalsertal Lange, steile Anstiege. Schnelle und steinige Trails im Wechsel mit technischen Wurzeltrails.
- Bayerische Alpen Steile Rampen, technisch anspruchsvolle Downhills; Spielereien im Isartal
- Fahrstil
- Beide Räder am Boden und Vollgas: Attacke bergauf, sauber bergab
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Gabel straff, Hinterbau effizient
- Vorlieben bei der Geometrie
- Mittellang und flach
163 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDas hab ich soweit auch gemacht. Bei den Unterschieden zum Fahrverhalten war bei dem sb140 zu lesen, dass es intuitiv zu fahren ist im Vergleich zum sb130 das aktiv gefahren werden muss. Auf dem Papier ist da wirklich nicht viel anders. Bist du das sb140 mal gefahren?
Müsste man wohl machen, um da wirklich was zu sagen zu können.
Ein echter A-B Vergleich. Dafür sind die Unterschiede zu minimal.
Und: wer frisch aufsteigt, hat was von dem „intuitiv“, wer das 130er schon kennt… auch? Man gewöhnt sich ja dran was das Rad möchte.
Bis sie sowas nicht in „genauso gut“ & deutlich leichter, ohne nötige Wartung wie beim SI, auf die Räder stellen sehe ich keinen Grund auch nur die Idee zu haben was Neues zu wollen.
Was für Reifen fahrt ihr eigentlich auf den Yeti?
Ich bin nicht "markentreu", deshalb fahre ich mit Maxxis (DHF, DHR, Assegai etc.) Schwalbe (Magic Mary, Nobby Nic, Big Betty) und werde dieses Jahr Conti ausprobieren (Kryptotal)
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