XCO World Cup #2 – Albstadt: Runde zwei im Duell der Giganten?

Jaroslav Kulhavy? Nino Schurter? Julien Absalon? Oder dieses Mal nun doch Florian Vogel? Kurz gesagt: Der zweite Weltcup im Jahr 2015 legt einen Stopp in Albstadt ein und gewinnen kann wieder einmal jeder von den „Großen Dreien“. Dem Rest bleibt da wohl nur die Statistenrolle. Oder doch nicht? Und zu was sind die Deutschen bei ihrem Heimspiel im Stande zu leisten?

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Teaser – 2015 UCI MTB World Cup presented by Shimano // Albstadt (https://youtube.com/watch?v=ZeZPwXR4_JI)

Bei den Damen hingegen könnte es einen spannenden Kampf an der Spitze geben. Gunn-Rita Dahle-Flesjå zeigt, dass man mit ihr rechnen muss, während Jolanda Neff und Pauline Ferrand Prevot logischerweise wieder zu den Topfavoriten gehören. Wir haben vor den Rennen am Sonntag in Albstadt wieder den Blick auf die Favoriten und die deutschen Starter gerichtet.

Holt sich Julien Absalon Weltcupsieg Nummer 30?

Wenn am Sonntag die Herren auf den konditionell extrem anspruchsvollen Kurs in Albstadt losgelassen werden, dann richten sich die Augen der Zuschauer und auch die der Experten in erster Linie auf drei Fahrer: Kulhavy, Schurter, Absalon. Die „Großen Drei“ gehen wieder einmal als Favoriten ins Rennen, doch die Rechnung nur mit diesen Bikern zu machen, wäre definitiv zu einfach. Jaroslav Kulhavy hat den Auftakt vergangene Woche in seiner Heimat Nove Mesto mit einer starken Vorstellung verdient gewonnen und zählt somit natürlich auch am Sonntag zu den absoluten Topfavoriten.

Doch die Strecke ist eine komplett andere als in Tschechien. Die Anstiege auf der Schwäbischen Alb sind nicht nur lang, sondern auch extrem steil. Einige Sportler lieben sie, die anderen verfluchen diese. Die Abfahrten sind technisch eher einfach. Einige Fahrer sprachen im letzten Jahr von einer „Autobahn“ und von nicht wirklich weltcupwürdigen Downhills. Die Organisatoren der Skyder Sportpromotion haben den Kursim Vergleich zum Vorjahr allerdings weitestgehend unverändert gelassen. Technisch starke Biker können also kaum Vorteile aus den langen Abfahrten gewinnen. Dies spielt Kulhavy sicher nicht ganz in die Karten. Der großgewachsene Tscheche geht mit einem Kampfgewicht zwischen 75 und 80 kg ins Rennen, das ihm im Uphill das Leben durchaus schwer machen könnte.

# Jaroslav Kulhavy ist ein Favorit, allerdings könnte die Strecke ihm nicht ganz entgegen kommen.

Nino Schurter zeigte sich schon letztes Jahr stark verärgert über die Streckencharakteristik und stellte klar, dass er mit dieser Art der Kurssetzung nicht viel anfangen kann. Zu steil und zu lang seien die Anstiege, zu einfach die Abfahrten. Und so kommt schon der dritter Fahrer der Giganten ins Gespräch: Julien Absalon. Der Franzose mag den Kurs. Er betonte immer wieder, dass ihm die Strecke in Albstadt gefalle und ihm die langen Berge entgegenkommen würden. Und das sind definitiv nicht nur leere Worte: Vergangenes Jahr düpierte er die Konkurrenz und sicherte sich einen weiteren Weltcupsieg in seiner bemerkenswerten Karriere. 2013 führte er das Feld klar an, als ihn ein Schaltwerkdefekt zur Aufgabe zwang. Gilt es also Julien Absalon am Sonntag zu schlagen?

# Holt sich Julien Absalon seinen 30. Weltcupsieg?

Sicher, der BMC-Biker ist einer der Topfavoriten, doch unter anderem Florian Vogel, Mathias Flückiger und Fabain Giger sollte man nicht komplett aus den Augen verlieren. Vogel hat in Albstadt das frühere Bundesligarennen auch schon gewonnen und ist momentan in einer bärenstarken Verfassung. In Nove Mesto eroberte er Rang vier, hinter den oben genannten Größen. Allerdings musste er sich in der Woche davor mit einer Erkältung herumschlagen. Der schmächtige Mathias Flückiger zählt zu den besten Kletterern im Gesamtfeld und könnte somit definitiv ein Kandidat für eine Top-Platzierung sein, zumal er vergangenen Sonntag schon mit Platz fünf überzeugte. Ähnliches gilt für Fabian Giger, der vergangenes Jahr Vierter auf dem schweren Kurs wurde und vor allem über unglaubliche Fähigkeiten am Berg verfügt.

# Könnte ein Geheimfavorit in Albstadt sein: Fabian Giger.

Kann man in diesen Regionen auch mit den deutschen Bikern rechnen? Nüchtern betrachtet ist das momentan schwer vorstellbar. Manuel Fumic, so macht es den Anschein, ist zurzeit der einzige deutsche Biker, der für ein Top 5 Ergebnis in Frage kommt. Der Cannondale-Fahrer war mit seinem neunten Platz in Nove Mesto alles andere als zufrieden und sprach im Nachhinein von zu vielen Fehlern, die ihm unterlaufen seien. Das zeigt zumindest, dass als Ziel von Fumic auf jeden Fall das Podium (im Weltcup die fünf Erstplatzierten) anvisiert wird. An einem guten Tag ist er dazu auch allemal in der Lage.

# Schafft Mani Fumic den Sprung unter die ersten fünf?

Doch dahinter lichtet sich das Feld der deutschen Athleten. Moritz Milatz ist unter anderem mit einem tollen Rennen in Heubach gut in die Saison gestartet, konnte in Nove Mesto allerdings nicht ganz an diese Leistungen anknüpfen. Ein Defekt nach dem Start verhagelte ihm zusätzlich ein gutes Ergebnis letzten Sonntag, doch es macht den Anschein, als sei der Freiburger noch nicht ganz in der Verfassung, mit der er in den Top fünf mitmischen kann. Markus Schulte-Lünzum und Julian Schelb wollen nach einem verkorksten Rennen in Tschechien auf jeden Fall Wiedergutmachung betreiben und in Albstadt angreifen. Auf welchem Platz dies enden wird, ist schwer einzuschätzen – an einem guten Tag ist eine Platzierung um Position 30 möglich.

Bei den Damen wird es so spannend wie selten zuvor

Wer gewinnt den Weltcup am Sonntag bei den Damen? Jolanda Neff? Gunn-Rita Dahle-Flesjå? Pauline Ferrand Prevot? Es ist eigentlich unmöglich sich auf einen Namen festzulegen, da es reine Spekulation wäre. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine dieser drei Damen ganz oben auf dem Treppchen steht, ist groß, doch wer es schlussendlich schaffen wird, ist nicht zu beantworten.

# Letzten Sonntag konnte die 20 Jahre jüngere Neff das Rennen gewinnen. Kann Dahle-Flesjaa den Spieß in Albstadt umdrehen?

Neff holte sich den Sieg in Nove Mesto, musste aber bis zum Zielstrich gegen eine aufopferungsvoll kämpfende Dahle-Flesjå behaupten. Ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg für die Schweizerin war sicherlich ihre starke Fahrtechnik, auf dem schweren Kurs in Tschechien. Doch darauf kann sie sich am Sonntag nicht verlassen. Zum einen war die Norwegerin nur minimal langsamer in den Downhills als die Stöckli-Fahrerin und zum anderen ist die Strecke in Albstadt fahrtechnisch einfacher. Entscheidender zugunsten der Olympiasiegerin könnte deshalb sein, dass die Altmeisterin vergangenes Wochenende am Berg den etwas stärkeren Eindruck hinterlassen hat. Und Pauline Ferrand Prevot? Die zeigte sich zufrieden mit Rang drei beim Weltcupauftakt, zumal sie sich im Voraus mit Verletzungen und Erkältungen herumkämpfen musste. Ist sie fit, sollte man die Straßenweltmeisterin auf jeden Fall auf dem Zettel haben.

# Kann Pauline Ferrand Prevot am Sonntag triumphieren?

Macht Grobert die Olympianorm schon fix?

Bei den deutschen Damen setzte vor allem Helen Grobert in Nove Mesto ein großes Ausrufezeichen. Die Ghost-Bikerin wurde Neunte und sicherte sich somit schon die halbe Olympianorm. Wenn man beachtet, dass das der erste Elite-Weltcup der jungen Deutschen war, dann sollte man vor dieser Leistung den Hut ziehen. Bei ihrem Heimspiel wird sie logischerweise wieder hochmotiviert und vor allem mit ordentlich Selbstvertrauen am Start stehen. Erreicht sie das Ziel unter den ersten 15, dann hat Grobert schon mal das Ticket für Rio gebucht, sofern nicht mehr als maximal eine weitere Fahrerin die Norm bis zu den Olympischen Spielen erfüllt.

# Top 15 und die Olympia-Norm wäre erfüllt: Helen Grobert.

Sabine Spitz konnte mit ihrem Auftakt nicht ganz zufrieden sein. Die Olympiasiegerin von 2008 erreichte in Nove Mesto Rang 18, was nicht ganz ihren Vorstellungen entspricht. Nichtdestotrotz ist für Spitz ein Platz unter den ersten Acht in Albstadt auch im Rahmen des Möglichen, womit sie dann die Qualifikation für Olympia auch schon in der Tasche hätte. Adelheid Morath kommt der konditionell schwere Kurs entgegen und eine Platzierung unter den ersten Zehn scheint an einem guten Tag nicht außer Reichweite zu sein.

U23: Die Karten werden neu gemischt

In den U23 Rennen werden die Uhren zurück auf Null gedreht. Bei den Herren dürfen sich wieder eine Vielzahl an Fahrern Hoffnungen auf den Sieg machen. Lars Forster gewann zwar das Rennen in Nove Mesto, doch er hatte lange Zeit Begleitung von mindestens einer Hand voll Bikern. Grant Ferguson, Sam Gaze, Andri Frischknecht, Pablo Rodriguez, Anton Cooper und Howard Grotts sind nur wenige Namen denen man den Triumph auf der Schwäbischen Alb zutrauen kann.

# Gaze, Ferguson, Forster - alles Favoriten auf den U23-Sieg.

Aus deutscher Sicht besitzen Ben Zwiehoff, Christian Pfäffle und Georg Egger die besten Chancen auf ein Ergebnis unter den Top Ten. Aus den Augen verlieren sollte man allerdings nicht Martin Frey und allen voran Johannes Bläsi, der in Nove Mesto ein unglaubliches Rennen gefahren ist. Der Münstertäler belegte am Ende Rang 23, nachdem er von Startposition 126 ins Rennen gegangen war.

# Ben Zwiehoff und Georg Egger haben die besten Chancen auf ein Top 10 Ergebnis. Im Hintergrund Johannes Bläsi

Bei den Damen heißen die Favoriten Jenny Rissveds und Margot Moschetti. Schon letzte Woche machten die Schwedin und die Französin den Sieg unter sich aus. Es deutet vieles auf einen erneuten Zweikampf dieser beiden Fahrerinnen hin. Sollten sie allerdings nicht in der Lage sein das Rennen zu gewinnen, ständen Kate Courtney und Alessandra Keller sicher parat um zu triumphieren.

Mit dem Ausgang an der Spitze werden die deutschen Nachwuchsdamen wohl nichts zu tun haben. Sofia Wiedenroth hatte letztes Wochenende mit einem Defekt in der letzten Runde großes Pech, als sie auf Rang sieben unterwegs war. Ihr ist ein ähnlich tolles Rennen zuzutrauen, für den Sprung unter die ersten Drei fehlt der AMG-Rotwild-Fahrerin vermutlich etwas das Leistungsvermögen. Nichtdestotrotz muss man sie vor allem mit Blick in die Zukunft auf der Rechnung haben. Lena Putz fällt aufgrund eines Sturzes in Tschechien für ihren Heimweltcup leider aus.

# Margot Moschetti will nach Platz 2 in Nove Mesto den Sieg in Albstadt.

Wir sind für euch live vor Ort

Wie im vergangenen Jahr werden wir für euch wieder live vor Ort sein und täglich direkt vom Renngeschehen berichten und euch etliche Stories rund um das Wochenende liefern. Insgesamt vier Bike-Hersteller werden in Albstadt ihre neuen Modelle präsentieren. Wir werden euch auf dem Laufenden halten!

Text & Redaktion: Tobias Sindlinger