Der fünfte Lauf des Cross Country-Weltcups hat einmal mehr eindrucksvoll gezeigt, welche Faszination in dieser Sportart steckt. In packenden Rennen konnten sich mit Pauline Ferrand-Prevot bei den Damen und Mathieu van der Poel bei den Herren zwei Fahrer durchsetzen, die im Vorfeld zwar als Mitfavoriten gehandelt wurden, aber insbesondere beim letzten Weltcuprennen in Les Gets nicht unbedingt um den Sieg mitfahren konnten. Wir haben für euch die Highlights der Rennen aus dem Val di Sole in unserer großen Fotostory zusammengefasst.
Damen: Ferrand-Prevot hauchdünn vor Neff
Das Damenrennen im Val di Sole schien, wie das Rennen vor drei Wochen in Les Gets, bereits früh entschieden zu sein. Doch im Gegensatz zum Rennen in den französischen Alpen war es nicht die Weltmeisterin Kate Courtney, sondern die französische Meisterin Pauline Ferrand-Prevot, die dem Rennen frühzeitig ihren Stempel aufdrückte. Schon vom Start weg bestimmte sie das Tempo, sodass zunächst nur die Europameisterin Jolanda Neff folgen konnte. Zwei Runden blieb die Eidgenossin am Hinterrad der Französin, ehe sie vorerst kapitulieren musste und schlagartig viel Zeit verlor.
Währenddessen zeigte die Olympiasiegerin von 2016, Jenny Rissveds, einen couragierten Auftritt und fuhr von Startposition 47 bis auf den dritten Rang vor. In der vierten Runde schloss sie schließlich zur zurückfallenden Jolanda Neff auf und alles schien darauf hinauszulaufen, dass die Schwedin keine große Mühe haben würde, Neff im Folgenden zu distanzieren. Doch wie bereits bei den beiden vergangenen Rennen in Vallnord und Les Gets rappelte sich Jolanda Neff nach der Schwächephase zur Rennmitte wieder auf und startete einmal mehr eine bemerkenswerte Aufholjagd. Innerhalb kürzester Zeit reduzierte sie den auf fast 45 Sekunden angewachsenen Rückstand zur Führenden Ferrand-Prevot auf wenige Sekunden.
In der letzten Runde egalisierte die Eidgenossin im ersten längeren Anstieg letztlich den verbliebenen Rückstand und schloss zu Ferrand-Prevot auf. Einmal mehr schien sich das Blatt bezüglich des Rennausganges zu wenden und Neff versuchte auch, direkt nachdem sie Ferrand-Prevot eingeholt hatte, die Französin zu distanzieren. Doch Ferrand-Prevot biss sich fest, sodass es zu einem packenden Showdown der beiden auf den letzten Metern vor der letzten Abfahrt zum Ziel kam. Neff versuchte zunächst mit einer Attacke Ferrand-Prevot abzuschütteln, doch kurz vor der Abfahrt gelang es schließlich der Französin mit einem Kraftakt die Spitzenposition einzunehmen. Souverän gestaltete die Französin im Folgenden die letzten Meter bis ins Ziel und ließ sich auch im Zielsprint auf der kurzen Zielgeraden den Sieg nicht mehr nehmen. Hinter den Beiden folgte schließlich Jenny Rissveds, die seit 2016 erstmals wieder unter den besten drei Fahrerinnen eines Weltcups landete. Die Ukrainerin Yana Belomoina und die Niederländerin Anne Tauber komplettierten als Viert- und Fünftplatzierte das erweiterte Podium.
An der Spitze des Gesamtweltcups gab es etwas überraschend einen Führungswechsel. Dank des zweiten Ranges im Cross-Country-Rennen und des Sieges beim Short Tracks am Freitag konnte sich Jolanda Neff an Kate Courtney vorbeischieben. Courtney, die bereits drei Rennen in dieser Saison für sich entscheiden konnte und beim letzten Rennen in Les Gets sehr souverän auftrat, erwischte ein rabenschwarzes Rennwochenende im Trentino. Bereits im Short Track hatte sie große Mühe mit den Spitzenfahrerinnen mitzuhalten und belegte nun auch im Cross Country-Rennen lediglich den 17. Rang.
Dabei war Courtney noch besser als die größte deutsche Hoffnung Elisabeth Brandau: Die deutsche Meisterin konnte sich zwar über weite Strecken unter den besten zehn Fahrerinnen aufhalten, verlor aber in den letzten beiden Runden noch ganze zwölf Plätze und belegte schließlich den 21. Rang.
Fotostory Damen
Herren: Perfektes Wochenende für Mathieu van der Poel
Das Rennen der Herren im Val di Sole wurde einmal mehr zur Machtdemonstration des niederländischen Supertalents Mathieu van der Poel. Der frisch gebackene Europameister zeigte der Konkurrenz auf eindrucksvolle Art und Weise, dass er aktuell nur schwer zu schlagen ist. Dank eines famosen Antritts in der letzten Runde des Herrenrennens sicherte er sich seinen zweiten Weltcupsieg seiner Karriere und scheint auch für das folgende Rennen am kommenden Wochenende in Lenzerheide klarer Favorit zu sein.
Von Beginn setzte van der Poel die Konkurrenten unter Druck und forcierte bereits in der Startrunde das Tempo derart, dass zunächst nur der Brasilianer Henrique Avancini folgen konnte. Mit etwas Verspätung gelang schließlich auch dem Weltmeister Nino Schurter der Anschluss an die beiden Spitzenreiter. Sogar eine komplette Runde benötigte Mathias Flückiger, um nach einem mittelprächtigen Start zur die Führungsgruppe aufzuschließen. Der Schweizer war es schließlich auch, der von nun an immer wieder das Tempo vorgab und schließlich auch erzwang, dass Henrique Avancini nicht mehr folgen konnte.
Eine dreiköpfige Spitzengruppe um Schurter, Flückiger und van der Poel lieferte sich im weiteren Rennverlauf einen packenden Kampf mit vielen Führungswechseln. Flückiger schien bergauf immer wieder vor allem den Weltmeister Schurter in Bedrängnis zu bringen, doch der Fahrer des Scott-SRAM-Teams ließ sich zunächst nicht abschütteln. Nachdem Schurter am ersten Anstieg der letzten Runde selbst die Initiative ergriff und eine Tempoverschärfung ansetzte, folgte jedoch die rennentscheidende Selektion durch eine Attacke von Mathieu van der Poel.
In seiner unnachahmlichen Art und Weise brachte er innerhalb kürzester Zeit mehrere Sekunden zwischen sich und die beiden Verfolger. Mathias Flückiger konnte sich im Zuge dessen von Nino Schurter absetzen, doch der Übermacht von van der Poel war auch er nicht gewachsen. Mathieu van der Poel konservierte auf den verbliebenen letzten Metern seinen Vorsprung von 15 Sekunden und sicherte sich schließlich den zweiten Triumph im Weltcup nach seinem Sieg in Nove Mesto. Mathias Flückiger und Nino Schurter belegten den zweiten und den dritten Rang. Henrique Avancini konnte sich im Kampf um den vierten Platz in der letzten Runde vom Italiener Luca Braidot absetzen und landete damit abermals auf dem erweiterten Podium.
Erfreuliche Nachrichten aus deutscher Sicht: Manuel Fumic, Georg Egger und Luca Schwarzbauer überzeugten auf voller Linie mit den Platzierungen 11, 21 und 22. Allen voran der ehemalige Vize-Weltmeister Fumic konnte sich über das beste Ergebnis in dieser Weltcup-Saison freuen. Nach einem verhaltenen Start arbeitete sich Fumic Stück für Stück nach vorne und lag zwischenzeitlich sogar auf dem zehnten Rang. In der letzten Runde musste er noch den italienischen Meister Gerhard Kerschbaumer passieren lassen und verfehlte deshalb die ersten Zehn denkbar knapp. Luca Schwarzbauer und Georg Egger konnten sich über weite Strecken des Rennens um den 20. Rang festsetzen. Am Schluss verloren beide etwas an Boden, nichtsdestotrotz dürften die beiden Fahrer des Lexware Teams angesichts der Platzierungen 21 und 22 mit Rückenwind zum nächsten Weltcup nach Lenzerheide reisen. Der deutsche Vize-Meister Ben Zwiehoff musste nach einer heftigen Kollision mit einem Konkurrenten in der ersten Runde das Rennen vorzeitig beenden.
Fotostory Herren
U23-Damen: Aller guten Dinge sind drei!
Vor einer Woche noch ein Häuflein Elend – nun wieder strahlend oben auf! Ronja Eibl bleibt die Fahrerin der Stunde in der U23-Klasse und sicherte sich nach dem missglückten Rennen bei den Europameisterschaften eine Woche zuvor den dritten Weltcup-Erfolg in Serie. Erneut war es die Britin Evie Richards, die ihr im Kampf um den Sieg das Leben besonders schwer machte. Richards belegte schließlich den zweiten Rang vor der Österreicherin Laura Stigger.
Vier Fahrerinnen bestimmten zu Beginn des Rennens der U23-Damen das Geschehen an der Spitze. Die Amerikanerin Haley Batten brachte sich jedoch nach der Startrunde im ersten kompletten Umlauf durch einen Fahrfehler ins Hintertreffen. Evie Richards nutzte das Missgeschick der Amerikanerin, um ihrerseits die beiden weiteren Fahrerinnen der Spitzengruppe Ronja Eibl und Laura Stigger zu distanzieren. Es dauerte jedoch nicht lange, bis Eibl sich ebenfalls von Stigger absetzen konnte und zu Richards aufschloss. Analog zum Rennverlauf des Rennens in Les Gets vor drei Wochen blieben die beiden bis zur letzten Runde zusammen, ehe Eibl das Tempo am Berg forcierte und Richards distanzieren konnte.
Letztlich souverän sicherte sich die Fahrerin des Corendon Circus-Teams ihren dritten Weltcup-Erfolg und könnte bereits in Lenzerheide vorzeitig den Gewinn des Gesamtweltcups perfekt machen. Zweitbeste deutsche Fahrerin wurde Nina Benz: Einmal mehr konnte sich die Laichingerin als Neunte unter den besten zehn Fahrerinnen einreihen.
Fotostory U23-Damen
U23-Herren: Dascalu baut Siegesserie aus
Fünf Rennen, vier Siege: Der Rumäne Vlad Dascalu scheint derzeit unschlagbar in der U23-Kategorie der Männer. Wie schon so häufig in dieser Saison duellierten sich über weite Strecken des Rennens im Val di Sole der Rumäne und der Schweizer Filippo Colombo im Kampf um den Sieg. Doch einzig beim Auftaktrennen des Weltcups in Albstadt war es der Eidgenosse Colombo, der die Nase vorn hatte. In allen anderen Rennen war es Dascalu, der sich als Sieger feiern lassen konnte.
Analog zum Damenrennen spitzte sich das Duell auf einen Zielsprint zu, der jedoch bereits eingangs der letzten Abfahrt entschieden wurde. Dort konnte Dascalu zuerst einfahren und sich schließlich den vierten Sieg in Folge holen.
Der kürzlich zum Vize-Europameister gekürte Max Brandl belegte nach zwei Trainingsstürzen am Tag vor dem Rennen den 13. Rang. Schon früh machten sich Rücken- und Schulterschmerzen infolge des Malheurs vom Vortag beim deutschen Elitemeister bemerkbar, sodass Brandl zwischenzeitlich sogar auf den 18. Rang zurückfiel. In der zweiten Rennhälfte konnte er sich schließlich noch etwas verbessern und somit den fünften Rang in der Weltcup-Gesamtwertung verteidigen. Zweitbester deutscher Fahrer wurde David List auf dem 29. Rang. Moritz Schäb und Silas Graf folgten auf den Plätzen 31 und 33 knapp dahinter.
Fotostory U23-Herren
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