Der Weltcup-Auftakt im tschechischen Nove Mesto ist Geschichte. Die Fahrerinnen und Fahrer haben die Reise nach Albstadt schon angetreten und blicken gespannt auf die zweite Runde der Weltserie. Doch für uns ist das Spektakel aus Nove Mesto noch nicht ganz abgehakt: Abschließend haben wir für euch zwei ausführliche Rennberichte zum Damen- und Herren-Rennen und eine große Fotostory von allen Rennen aus dem Biathlonstadion in Tschechien.
Herren: Schurter fährt überlegen zu Weltcup-Sieg Nummer 21
Nachdem bereits am Vortag in der Damen-Kategorie das erste Weltcup-Leader-Jersey vergeben wurde, fiel also nun auch erstmals der Startschuss im Weltcup für Schurter, Absalon und Co. Wie nervös das Fahrerfeld beim Auftaktrennen war, konnte man bereits nach nicht einmal 100 Metern beobachten. Nachdem beim Cape-Epic-Sieger Mathias Stirnemann die Kette riss, brach im hinteren Teil des Feldes hektisches Treiben aus. Jeder Fahrer versuchte so schnell wie möglich den Anschluss an die Spitzengruppe herzustellen, ein richtiges Chaos war die Folge. Neben Stirnemann war besonders der Australier Dan McConnell, dem ebenfalls die Kette riss, Hauptleidtragendender des Sturzes. Für ihn war das Rennen bereits hier beendet.
Vorne kämpften die Top-Favoriten auf der sehr langen und sehr breiten Einführungsrunde um die besten Plätze im Hinblick auf die Einfahrt zum ersten Singletrail. Nino Schurter verhielt sich taktisch clever und fuhr als Zweiter hinter seinem Landsmann Thomas Litscher in die erste Abfahrt. Bis zum Ende der Startrunde gelang es beiden Fahrern, ein kleines Loch auf ein Verfolgungsquartett herauszufahren. Bereits dort machte der spätere Zweitplatzierte David Valero das Tempo und war auch anfangs der ersten kompletten Runde kurz davor die Lücke zu schließen. Bereits weit zurück zu diesem Zeitpunkt waren alle weiteren großen Favoriten, Julien Absalon musste bereits ein ordentliches Päckchen von 30 Sekunden Rückstand mit sich schleppen.
In der folgenden Runde führte Schurter die Spitzengruppe stets an, sein bisheriger Begleiter Thomas Litscher verlor Stück für Stück an Boden. Gleichzeitig gelang es David Valero und Mathias Flückiger den Abstand zu Schurter gering zu halten. Flückiger schaffte den Anschluss jedoch nie und wurde ab der dritten Rennrunde nach hinten durchgereicht. Ganz im Gegenteil zu Valero: In der zweiten Runde war er dann am Hinterrad von Schurter zu finden.
Hinter dem Führungsduo formierte sich eine große Verfolgergruppe, die im späteren Verlauf um den dritten Rang kämpfen sollte. Prominente Namen versammelten sich dort. Unter anderem ein französisches Quintett bestehend aus Julien Absalon, Maxime Marotte, Jordan Sarrou, Stephane Tempier und Titouan Carod. Aber auch Marco Fontana, der Neuseeländer Anton Cooper, der Schweizer Reto Indergand und Valeros Landsmann Carlos Coloma befanden sich in dieser großen Gruppe.
Die beiden Führenden schienen sich einig zu sein, gemeinsam die Lücke zu den Verfolgern ausbauen zu wollen. Jedoch hatte es stets den Anschein, dass Schurter bis dato noch nicht sein volles Potenzial ausgeschöpft hatte. Und so war es auch: Schurter brachte in einer Abfahrt am Ende der vierten Runde eine kleine Lücke zwischen sich und den jungen Spanier, die er bis zum Ende des Rennens nicht mehr hergeben sollte. Kontinuierlich baute er seinen Vorsprung gegenüber Valero aus und streifte sich somit einmal mehr das Leaderjersey des Weltcupführenden über. Valero feierte am Ende sein erstes Weltcup-Podium – vielleicht etwas überraschend, jedoch fand man den Spanier schon öfters unter den ersten Zehn im Weltcup.
Hoch her ging es währenddessen in der Verfolgergruppe. Im Kampf um den letzten Platz auf dem Treppchen schenkten sich die verbliebenen Jäger von Schurter und Valero nichts. Letztendlich blieben nur die vier Franzosen, Absalon, Marotte, Tempier und Sarrou, übrig, die den vielen Zuschauern in der letzten Runde einen heißen Showdown boten. Eingangs des letzten Umlaufs schien ausgerechnet Julien Absalon nicht in der Lage zu sein, um den dritten Rang kämpfen zu können. Tempier, Marotte und Sarrou gelang es, einen kleinen Vorsprung mit auf die letzten fünf Kilometer zu nehmen. Doch der Altmeister schlug zurück: In der ersten Hälfte der Runde fuhr Absalon auf die anderen Drei auf, wenig später distanzierte er seine Kontrahenten mit einer kraftvollen Attacke. Marotte sicherte sich schließlich den vierten Platz, Sarrou wurde Fünfter vor Tempier.
Die ersten Zehn komplettierten Titouan Carod, Mathieu van der Poel aus den Niederlanden, Anton Cooper und Marco Fontana. Insbesondere die Leistung des ehemaligen Cyclocross-Weltmeisters van der Poel war bemerkenswert. Dadurch, dass der etatmäßige Cross-Fahrer wenig Weltranglistenpunkte hat, musste er weit hinten im Feld starten. Von Startplatz 90 gelang es ihm nicht besonders gut, in der Einführungsrunde nach vorne zu fahren. Nach der ersten kompletten Rennrunde lag van der Poel immer noch auf dem 65. Rang. Doch von da an ließ er einen Konkurrenten nach dem anderen hinter sich und machte insbesondere mit extrem schnellen Rundenzeiten auf sich aufmerksam.
Aus deutscher Sicht verlief der Tag nicht ganz wie erhofft. Manuel Fumic erwischte zwar einen relativ guten Start, doch in der ersten Runde verlor der ehemalige U23-Weltmeister mächtig an Boden. Auf Rang 26 angekommen startete er eine Aufholjagd und fuhr noch bis auf den 12. Rang vor. Zweitbester Deutsche war Christian Pfäffle, der nach einem Sturz den Anschluss an die Top 30 verlor und am Ende 41. wurde. Direkt dahinter folgte etwas überraschend der „alte Hase“ Wolfram Kurschat. Der letztjährige Viertplatzierte der U23-Europameisterschaft Ben Zwiehoff fand sich am Anfang des Rennens ziemlich weit vorne im Feld wieder. Doch ein Kettenriss zerstörte beim Essener alle Hoffnungen auf ein gutes Resultat beim ersten Weltcup in der Elitekategorie.
Damen: Spitz schafft den Sprung aufs Podium
Wie auch im letzten Jahr ist Annika Langvad die schnellste Dame auf der Strecke in Nove Mesto. Und ebenfalls wie 2016 zeigte Sabine Spitz eine starke Leistung, doch dieses Mal ohne Defekt in der letzten Runde. In einem spannenden Kampf um Platz drei setzte sich Linda Indergand durch.
Für ein hohes Anfangstempo sorgten gleich zu Beginn Linda Indergand und Jolanda Neff. Doch nur die Focus-Fahrerin schaffte es sich in der Einführungsrunde ein wenig abzusetzen. Dahinter folgte eine große Gruppe mit acht Fahrerinnen, darunter auch Annika Langvad. Nur die deutschen Damen waren noch nicht zu sehen: Sabine Spitz lag auf Platz 13, Helen Grobert auf 16 und Adelheid Morath sogar nur auf 28.
In Runde eins konnten dann Langvad, Catharine Pendrel und Maja Wloszczowska auf Linda Indergand aufschließen. Die amtierende Weltmeisterin Langvad wartete nicht lange und zog gleich an der jungen Schweizerin vorbei. Sofort hatte sie eine Lücke zwischen sich und ihren Kontrahentinnen gebracht, die niemand mehr bis zum Ende des Rennen schließen konnte. Im Ziel sah man dann eine sehr Glückliche aber auch überraschte Siegerin, denn die Dänin hat ihr Studium der Zahnmedizin Ende letzten Jahres wieder aufgenommen. Dadurch musste sie ihr Training ein wenig umstellen. „Ich hatte keine Zeit für langes Ausdauertraining, so konnte ich nur kurz und intensiver trainieren“, erläuterte Langvad im Ziel. Auch ihre Vorbereitung auf Albstadt ist alles andere als optimal: „Am Montag muss ich schon wieder an der Uni sein und Operieren“, so Langvad zu ihren Plänen in dieser Woche.
Zurück zum Renngeschehen: Während Langvad ungefährdet an der Spitze unterwegs war, konnten die deutschen Damen Plätze gutmachen. Sabine Spitz war in Runde zwei schon auf Platz vier unterwegs und hatte gute Sicht auf die Verfolgerinnen Pendrel und Indergand. Die Altmeisterin konnte dann schon in der darauffolgenden Runde auf die beiden aufschließen.
Am Ende von Runde drei riss dann die Kette der Kanadierin Pendrel, die dadurch aussichtslos zurückfiel. Im Ziel rollte sie schlussendlich nur auf Platz 21 ein. Von diesem Missgeschick profitierte natürlich die deutsche Meisterin, die bis zu diesem Zeitpunkt stets von Pendrel begleitet wurde. Nach dem Pech der Gesamtweltcupsiegerin von 2016 fuhr Spitz ein sicheres Rennen auf Platz zwei zu Ende, 0:56 Minuten hinter der Siegerin.
Um Platz drei blieb es allerdings bis zum Schluss spannend: Linda Indergand konnte ihr Tempo der ersten beiden Runden nicht halten und so kamen Yana Belomoina und Maja Wloszczowska Stück für Stück näher. In der letzten Runde kam es dann zum Zusammenschluss der drei. Die erste die eine Lücke reißen lassen musste, war dann die Polin Wloszczowska. Danach sah es so aus, als ob sich Yana Belomoine gegenüber Indergand durchsetzen würde und sich so den dritten Platz sichern könnte, doch der jungen Ukrainerin unterlief ein Fehler im letzten Downhill vor dem Ziel. So konnte Linda Indergand aufschließen und vorbeifahren und sich den letzten Podiumsplatz sichern. Yana Belomoina musste sich sogar noch von Maja Wloszczowska im Zielsprint geschlagen geben und wurde so nach einem starken Rennen Fünfte.
Die weiteren deutschen Fahrerinnen zeigten ebenfalls eine starke Vorstellung in Tschechien. Ein tolles Rennen lieferte allen voran Adelheid Morath ab. Mit Rundenzeiten, die zur absoluten Weltspitze gehören, arbeitete sie sich von Platz 28 nach vorne. In Runde fünf und sechs hatte sie sogar die beste und die zweitbeste Umlaufzeit von allen Starterinnen zu bieten. Mit diesem starken Finale kam sie sogar noch Maja Wloszczowska gefährlich nahe – 20 Sekunden schneller und sie hätte sich für ihre furiose Fahrt mit der Teilnahme an der Siegerehrung belohnt.
Auch Helen Grobert bot eine starke Leistung. Mit sehr konstanten Rundenzeiten, die alle innerhalb von 10 Sekunden Differenz lagen, machte die Freiburgerin Platz um Platz gut. Mit Rang sieben konnte sie dann schließlich ihr zweitbestes Weltcup-Resultat feiern.
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