XC World Cup – Blog Luca Schwarzbauer Zwischen Bachelorarbeit und Brasilien

Neue Saison, neuer Blog von Luca Schwarzbauer: Auch in dieser Saison berichtet der deutsche XC-Meister exklusiv von seinen Weltcuperfahrungen hier auf MTB-News. Nach einem ereignisreichen Winter, inklusive des Abschlusses der Bachelorarbeit, ging es für Luca erstmals im brasilianischen Araxá rund. Viel Spaß beim Lesen des ersten Blogs 2025.
Titelbild

Hallo liebe MTB-News-Gemeinde! Jetzt ist es wieder so weit – die Saison 2025 ist gestartet. Nach einem aufregenden Winter mit dem Abschluss meiner Bachelorarbeit und einem zufriedenstellenden Weltcupauftakt bin ich zurück in Deutschland und freue mich auch in diesem Jahr wieder von meinen Erfahrungen im Blog zu erzählen. Beginnen wir der Reihe nach im Winter, wobei ich an dieser Stelle noch etwas weiter in der Vergangenheit ansetzen muss: Die Saison 2023 hatte es in sich. Besonders der Kampf um den Gesamtweltcup im Short Track war extrem intensiv. Das Ziel, etwas wirklich Großes zu gewinnen – ein bleibender Erfolg, ein Trikot, das man nicht so einfach vergisst – hat mich durch die letzten Rennen damals getragen, aber gleichzeitig auch stark unter Druck gesetzt. Gegen Ende der Saison war der Tank ziemlich leer. Der mentale und körperliche Druck hatte sich aufgestaut, und ich spürte deutlich, wie erschöpft ich wirklich war.

Erst im Oktober und November 2024 hatte ich zum ersten Mal seit zwei Jahren das Gefühl, wirklich abschalten zu können. Auch wenn meine Bachelorarbeit zu diesem Zeitpunkt bereits losging und mich gut beanspruchte, war es dennoch eine Phase, in der ich erstmals wieder echten Abstand zum Radsport gewinnen konnte.

Mit dem Jahreswechsel 2024 sollte eigentlich eine Ruhephase beginnen. Doch so richtig zur Ruhe kam ich nicht. Ich bin in dieser Zeit auch umgezogen, was organisatorisch und emotional seinen Tribut forderte. Zusätzlich war das ganze Jahr 2024 ohnehin von einem hohen Grundstresslevel geprägt – nicht zuletzt wegen Olympia. So zog sich dieser Spannungsbogen durch die gesamte Saison. Erst im Oktober und November 2024 hatte ich zum ersten Mal seit zwei Jahren das Gefühl, wirklich abschalten zu können. Auch wenn meine Bachelorarbeit zu diesem Zeitpunkt bereits losging und mich gut beanspruchte, war es dennoch eine Phase, in der ich erstmals wieder echten Abstand zum Radsport gewinnen konnte. Ich fand meinen inneren Frieden zurück – etwas, das im Jahr davor trotz längerer Pause nie wirklich gelungen war. Das machte einen echten Unterschied.

Die letzten beiden Saisons waren mental sehr anstrengend. In diesem Winter konnte Luca etwas abschalten, hatte den Druck dafür auf anderer Ebene: Seine Bachelorarbeit soll abgeschlossen werden.
# Die letzten beiden Saisons waren mental sehr anstrengend. In diesem Winter konnte Luca etwas abschalten, hatte den Druck dafür auf anderer Ebene: Seine Bachelorarbeit soll abgeschlossen werden. - Foto: Ross Bell / Canyon
Diashow: XC World Cup – Blog Luca Schwarzbauer: Zwischen Bachelorarbeit und Brasilien
Canyon-XCO-Araxa-World-Cup-Round-2-80
Das war's vom Saisonauftakt in Brasilien! Von uns gehen beide Daumen hoch für Lucas Leistungen in Araxá und wir gratulieren zudem zum erfolgreichen Studienabschluss!
Neues Gesicht im Canyon-Team: Valentina Corvi mischte die U23-Klasse direkt auf.
Der erste Short Track lief nicht nach Plan und ließ Luca etwas zweifeln. Glücklicherweise konnte er im XC-Rennen am Sonntag den Spieß direkt umdrehen.
Ab nach Brasilien! Die ersten beiden Weltcuprennen in Araxá standen an! Ein Mammuttrip mit elf Stunden Flug und zusätzlichen sieben bis acht Stunden Autofahrt – one way, versteht sich.
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Diese erholsame Zeit war der Grundstein für einen positiven Start in die Saison 2025. Ich bin mit einem klaren Kopf und neuer Motivation in den Winter gegangen – auch wenn das sportliche Niveau zu Beginn eher niedrig war. Ich habe mir eine längere Pause gegönnt, in der ich tatsächlich drei, fast vier Wochen komplett ohne Radsport verbracht habe. Klar, ein bisschen Bewegung war schon dabei – Wandern, mal eine kleine Laufrunde oder ein Krafttraining – aber vom strukturierten Training war das weit entfernt. Als ich Anfang November wieder richtig eingestiegen bin, hat sich schnell ein positiver Flow eingestellt. Ich habe zwar keine neuen Rekorde gebrochen oder überragende Leistungswerte aufgestellt, aber das Radfahren hat mir einfach wieder mehr Spaß gemacht. Und das war vielleicht das Wichtigste. In der Vorsaison hatte ich nämlich öfter das Gefühl, dass der Druck überwiegt und der Spaß zu kurz kommt.

Die Bacherlorarbeit fordert

Trotz aller sportlichen Ambitionen war dieser Winter nicht frei von Verpflichtungen. Meine Bachelorarbeit lief parallel – ein echter Balanceakt. Aber ich war von Anfang an fokussiert und hatte das Gefühl, meinem Ziel im Studium endlich richtig nahezukommen. Das war besonders motivierend, weil ich zwischenzeitlich ernsthaft daran gezweifelt hatte, ob ich das Studium überhaupt abschließen würde. Umso schöner war das Gefühl, diesen Abschluss endlich in Sichtweite zu haben – ein Projekt zu beenden, das mich lange begleitet hat und das mir am Herzen liegt.

Diskussionen auf ganz anderer Ebene. Auch wenn dieses Bild natürlich aus Brasilien stammt und somit etwas aus dem Kontext gerissen ist, gab es bei Luca im Winter viel über Fahrräder zu diskutieren. Nur eben auf anderer Ebene.
# Diskussionen auf ganz anderer Ebene. Auch wenn dieses Bild natürlich aus Brasilien stammt und somit etwas aus dem Kontext gerissen ist, gab es bei Luca im Winter viel über Fahrräder zu diskutieren. Nur eben auf anderer Ebene. - Foto: Ross Bell / Canyon

Ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen, ein Fach, das Technik und Wirtschaft kombiniert – und damit perfekt zu meinem Alltag als Leistungssportler passt. Trotzdem war schnell klar, dass ich das Sommersemester 2024 aufgrund der intensiven Vorbereitung auf die Olympischen Spiele pausieren musste. Der Sport hatte Priorität.

Schließlich entschieden wir uns für ein anderes Thema – nämlich ein Projekt, das Canyon ohnehin schon länger realisieren wollte: Eine detaillierte Treibhausgasemissionsbilanz für die Herstellung eines Aluminium-Fahrradrahmens.

Nach Olympia nahm ich im Wintersemester wieder das Studium auf. Mein Ziel war klar: die Bachelorarbeit. Und es lag für mich nahe, diese bei Canyon zu schreiben – schließlich bin ich als Athlet eng mit dem Unternehmen verbunden. Ich dachte mir: Wenn sie ein interessantes Projekt haben, bei dem ich nicht nur als Sportler, sondern auch mit meinem technischen Know-how mitwirken kann, wäre das eine perfekte Kombination. Die erste Idee war deshalb auch recht naheliegend: Ich wollte Canyon gezielt Feedback zum Material geben – aus der Perspektive eines Athleten mit technischem Hintergrund. Eine Art Schnittstelle zwischen Praxis und Theorie. Ich hatte die Hoffnung, dass ich mit meinem Ingenieurwissen vielleicht etwas differenzierter und strukturierter Rückmeldungen geben kann als jemand, der „nur“ aus der Praxis kommt. Jeder bringt seine Stärken mit, klar – aber das war mein Ansatzpunkt.

Leider ließ sich diese erste Idee nicht in eine klassische Bachelorarbeit überführen. Ein Grund war auch organisatorischer Natur: Das Projekt hätte erfordert, dass ich regelmäßig vor Ort in Koblenz wäre – was sich mit meinem Trainingsalltag nur schwer vereinbaren ließ. Ich musste effizient trainieren, Zeit war knapp, und lange Anreisen wären einfach nicht machbar gewesen.

Nicht ausschließlich das Rennenfahren stand im Frühjahr bei Luca im Fokus. Nach der Abgabe der Bachelorarbeit kann sich der Canyon-Fahrer aber voll aufs Radfahren konzentrieren.
# Nicht ausschließlich das Rennenfahren stand im Frühjahr bei Luca im Fokus. Nach der Abgabe der Bachelorarbeit kann sich der Canyon-Fahrer aber voll aufs Radfahren konzentrieren. - Foto: Ross Bell / Canyon

Also gingen wir gemeinsam noch einmal zurück ans Reißbrett. Schließlich entschieden wir uns für ein anderes Thema – nämlich ein Projekt, das Canyon ohnehin schon länger realisieren wollte: Eine detaillierte Treibhausgasemissionsbilanz für die Herstellung eines Aluminium-Fahrradrahmens. Mein Fokus im Studium lag ohnehin verstärkt auf dem Bereich Nachhaltigkeit im Engineering, also schloss sich hier ein schöner Kreis. Ich beschäftigte mich mit der Frage, wie sich die Emissionen bei der Produktion eines Aluminiumrahmens an verschiedenen Produktionsstandorten – konkret Europa und Asien – unterscheiden. Gleichzeitig habe ich auch ökonomische Faktoren, also die damit verbundenen Kosten, in die Analyse einfließen lassen.

Saisonauftakt zwischen Studium und Rennfokussierung

Der Winter war dementsprechend intensiv – körperlich wie mental. Besonders ab Februar wurde es richtig fordernd, denn kurz vor den ersten Rennen stieg nicht nur das Trainingspensum, sondern auch mein allgemeines Stresslevel merklich an. Ich erinnere mich, dass ich in der Phase Richtung Chelva sogar mit Bauchproblemen zu kämpfen hatte. Rückblickend glaube ich, dass das tatsächlich stressbedingt war – mein Körper hat mir da ein ziemlich klares Signal geschickt.

Der erste Short Track war trotzdem ein Rückschlag. Das Rennen lief gar nicht nach Plan – eine taktische, enge Geschichte, in der ich nicht gut positioniert war. Zwei Runden vor Schluss wurde ich abgedrängt und fiel weit zurück. Platz 30 oder noch weiter hinten – ein bitterer Moment.

Zum Glück wurde es besser, je näher das Ende meiner Bachelorarbeit rückte. Als die Abgabe schließlich kurz vor meinem Abflug nach Brasilien anstand, war die Erleichterung groß. Ich konnte mein Studium abschließen – und das gab mir ein positives, fast befreites Gefühl für die bevorstehende Reise.

Ab nach Brasilien! Die ersten beiden Weltcuprennen in Araxá standen an! Ein Mammuttrip mit elf Stunden Flug und zusätzlichen sieben bis acht Stunden Autofahrt – one way, versteht sich.
# Ab nach Brasilien! Die ersten beiden Weltcuprennen in Araxá standen an! Ein Mammuttrip mit elf Stunden Flug und zusätzlichen sieben bis acht Stunden Autofahrt – one way, versteht sich. - Foto: Ross Bell / Canyon

Die Erinnerungen an Brasilien vom Vorjahr waren ehrlich gesagt nicht die besten. In Araxá hatte ich 2024 mit der Hitze massiv zu kämpfen, zusätzlich kamen noch Magen-Darm-Probleme dazu. Das hatte mich ziemlich ausgebremst. Trotzdem bin ich dieses Mal mit vorsichtiger Hoffnung angereist – die Vorbereitung lief gut, und ich hatte einiges getan, um besser mit den klimatischen Bedingungen klarzukommen. Vor allem meine Hitzeanpassung war deutlich gezielter: Viel Indoor-Training auf der Rolle, mit extra Kleidung, um den Körper frühzeitig an hohe Temperaturen zu gewöhnen. Und das schien Wirkung zu zeigen – vor Ort fühlte ich mich deutlich wohler als im Jahr zuvor.

Die Anpassung an die Hitze hat in diesem Jahr auch deutlich besser geklappt als im Vorjahr.
# Die Anpassung an die Hitze hat in diesem Jahr auch deutlich besser geklappt als im Vorjahr. - Foto: Ross Bell / Canyon

Der erste Short Track war trotzdem ein Rückschlag. Das Rennen lief gar nicht nach Plan – eine taktische, enge Geschichte, in der ich nicht gut positioniert war. Zwei Runden vor Schluss wurde ich abgedrängt und fiel weit zurück. Platz 30 oder noch weiter hinten – ein bitterer Moment. Für einen kurzen Moment kamen Zweifel auf. Doch dann folgte das XC-Rennen – und das war, ganz ehrlich, eines meiner besten Rennen der letzten Zeit. Ich startete von Platz 26 oder 27, kam nur langsam ins Rennen, arbeitete mich aber stetig nach vorn. Zwischenzeitlich lag ich in der Spitzengruppe und konnte sogar aktiv mitgestalten. Am Ende wurde es Platz 9 – und ich war richtig happy mit diesem Ergebnis, gerade mit Blick auf die Umstände vor Ort.

Der erste Short Track lief nicht nach Plan und ließ Luca etwas zweifeln. Glücklicherweise konnte er im XC-Rennen am Sonntag den Spieß direkt umdrehen.
# Der erste Short Track lief nicht nach Plan und ließ Luca etwas zweifeln. Glücklicherweise konnte er im XC-Rennen am Sonntag den Spieß direkt umdrehen. - Foto: Ross Bell / Canyon

Ein Punkt, der mir dabei definitiv geholfen hat: Mein Setup hatte sich verändert. Ich fahre mittlerweile mit Dropper Post und habe im Winter auch meine Sitzposition gravierend verändert – beides fühlte sich auf dem technischen Kurs in Araxá richtig gut an.

Was mich besonders freut: Ich bin jetzt im vierten Jahr in Folge fester Bestandteil der Weltspitze. Eigentlich sogar fünf, wenn ich ehrlich bin. Seit 2021 bin ich regelmäßig in den Top 10 – und das ist für mich ein großer Wert. Es zeigt, dass man auf mich zählen kann, wenn es drauf ankommt.

In der zweiten Woche merkte ich dann, dass ich etwas die Balance verloren hatte. Ich war nicht mehr ganz so ruhig und fokussiert, wie ich es mir gewünscht hätte. Trotzdem gelang mir im Short Track ein gutes Rennen, das ich aktiver gestaltete als sonst. Ich wurde Siebter – sicher kein überragendes Ergebnis für jemanden, der schon Weltcups gewonnen hat, aber es reichte für Startreihe eins im XC, und das war mir in dem Moment wichtiger.

Das darauffolgende XCO-Rennen war dann wieder eine echte Herausforderung. Ich hatte keinen besonders guten Tag, kämpfte aber verbissen und hielt mich trotzdem das ganze Rennen über in der Spitzengruppe. Zwischenzeitlich lag ich sogar mal auf Platz 1, auch wenn ich wusste, dass ein Podium nur mit einer echten Glanzleistung drin gewesen wäre. Am Ende wurde ich Zehnter – als Letzter aus der Spitzengruppe, war aber trotzdem zufrieden damit, dass ich überhaupt dort mitmischen konnte. Mit zwei Top-Ten-Ergebnissen im XCO und einem weiteren im Short Track nehme ich aus Brasilien definitiv etwas Zählbares mit. In der Gesamtwertung bin ich aktuell Achter. Kein Überfliegerstart, aber eine solide Basis – vor allem mit Blick auf den kommenden europäischen Block. Und das Wichtigste: Es hat mir wieder richtig Spaß gemacht, Rennen zu fahren – ganz anders als 2024 in Brasilien. Was mich besonders freut: Ich bin jetzt im vierten Jahr in Folge fester Bestandteil der Weltspitze. Eigentlich sogar fünf, wenn ich ehrlich bin. Seit 2021 bin ich regelmäßig in den Top 10 – und das ist für mich ein großer Wert. Es zeigt, dass man auf mich zählen kann, wenn es drauf ankommt.

Luca drückt aufs Gaspedal. Mit drei Top 10-Ergebnissen in vier Rennen ist der deutsche Meister durchaus gut in die Saison gestartet!
# Luca drückt aufs Gaspedal. Mit drei Top 10-Ergebnissen in vier Rennen ist der deutsche Meister durchaus gut in die Saison gestartet! - Foto: Ross Bell / Canyon
Canyon-Araxa-XCO-World-Cup-Round-1-82
# Canyon-Araxa-XCO-World-Cup-Round-1-82 - Foto: Ross Bell / Canyon
Araxa-XCC-World-Cup-Round-1-Canyon-82
# Araxa-XCC-World-Cup-Round-1-Canyon-82 - Foto: Ross Bell / Canyon

Trotzdem liegt mein Fokus jetzt klar auf dem, was kommt: Die europäischen Weltcups haben für mich eine höhere Bedeutung – emotional wie sportlich. Ab Mai will ich in Top-Form sein. Und obwohl ich ehrgeizige Ziele habe, will ich mir nicht zu viel Druck machen. Ich hoffe einfach, ein oder zwei richtig starke Rennen abzuliefern – vielleicht mal wieder aufs Podium zu fahren, vielleicht sogar Top 3. Das wäre der absolute Traum. Natürlich stehen noch viele Herausforderungen bevor, und niemand weiß, was die Saison noch bringt. Aber das Fundament stimmt – körperlich, mental und strukturell. Ich bin bereit. Und ich freue mich auf alles, was kommt.

Hinter den Kulissen eines Weltcups – Herausforderungen, Teamspirit und Neuzugänge

Neben dem Rennen selbst gibt es bei einem Weltcup jede Menge Themen, die eher im Hintergrund ablaufen, aber extrem wichtig sind – gerade, wenn so ein Event außerhalb Europas stattfindet, wie jetzt in Brasilien. Die Organisation dahinter ist ein echtes Mammutprojekt. Und ich finde, das verdient auch mal ein bisschen Aufmerksamkeit.

Auch das Materialmanagement ist aufwendig. Wir hatten zum Beispiel 80 Reifen im Gepäck – und das für nur fünf Fahrerinnen bzw. Fahrer, die über zwei Wochen hinweg alles abdecken mussten.

Für das gesamte Team – und da spreche ich nicht nur von uns Fahrern, sondern auch von Staff, Mechanikern, Physios etc. – ist so eine Reise eine riesige Herausforderung. Wir waren dieses Mal 14 Personen, die alle untergebracht, versorgt und betreut werden mussten. Allein schon das Thema Ernährung ist in einem Land wie Brasilien deutlich komplexer als bei einem europäischen Rennen. Wir hatten zum Glück jemanden dabei, der sich ausschließlich darum gekümmert hat, dass wir möglichst europäisches Essen bekommen – frisch vor Ort gekocht, bewusst schlicht gehalten, um das Risiko für Unverträglichkeiten oder Infekte so gering wie möglich zu halten. Denn gerade bei diesen Temperaturen und Belastungen kann ein falscher Bissen schnell Auswirkungen auf die Performance haben.

Das Team hinter dem Team. Der Trip nach Brasilien ist Jahr für Jahr ein echter Kraftakt.
# Das Team hinter dem Team. Der Trip nach Brasilien ist Jahr für Jahr ein echter Kraftakt. - Foto: Ross Bell / Canyon
Canyon-XCC-Araxa-World-Cup-Round-2-84
# Canyon-XCC-Araxa-World-Cup-Round-2-84 - Foto: Ross Bell / Canyon
Canyon-Araxa-XCO-World-Cup-Round-1-94
# Canyon-Araxa-XCO-World-Cup-Round-1-94 - Foto: Ross Bell / Canyon

Auch das Materialmanagement ist aufwendig. Wir hatten zum Beispiel 80 Reifen im Gepäck – und das für nur fünf Fahrerinnen und Fahrer, die über zwei Wochen hinweg alles abdecken mussten. Dazu Rollen fürs Aufwärmen, Ersatzteile, Werkzeug und so weiter. Das alles unter ein Dach zu bekommen und über tausende Kilometer hinweg sicher zu transportieren, ist eine logistische Meisterleistung.

So sehr ich die Internationalität unseres Sports schätze – ganz ehrlich: Ich hoffe, dass sich diese außereuropäischen Weltcups in Zukunft nicht noch weiter häufen. Denn es gibt klare Grenzen, was Organisation, Aufwand und auch Regeneration betrifft. Wenn Reisen, Hitze, Jetlag und logistische Hürden überhandnehmen, leidet irgendwann die Leistung – und letztlich auch der Sport an sich. Ich bin überzeugt: Wir können unsere beste Performance nur abliefern, wenn wir uns gezielt und effizient vorbereiten können. Und das ist unter diesen Umständen eben nicht immer einfach.

Team-News: Neue Gesichter, neue Impulse

Ein weiteres spannendes Thema, über das ich gerne noch ein paar Sätze verlieren möchte, ist die Veränderung innerhalb unseres Teams. Mit Jenny Rissveds ist eine richtig spannende Persönlichkeit zu uns gestoßen. Sie ersetzt zwar nicht direkt jemanden, aber mit dem Abgang von Loana Lecomte ist natürlich eine Lücke entstanden – und Jenny bringt da eine ganz eigene Energie rein. Olympiasiegerin, mental durch tiefe Täler gegangen, mehrere Jahre komplett raus aus dem Zirkus – und jetzt wieder da. Für mich ist es super inspirierend, mit jemandem wie ihr zusammenzuarbeiten. Wir tauschen uns viel aus, haben beide denselben Coach (Barry Austin) und ich glaube, wir können extrem voneinander profitieren. Und man hat auch gleich gesehen, dass sie wieder voll da ist: Nachdem es in der ersten Runde noch etwas gehakt hat, hat sie in der zweiten Runde beim XC-Rennen dominant gewonnen. Richtig stark!

Und dann ist da noch ein weiteres neues Gesicht in unserem Team: Valentina Corvi aus Italien. Sie ist gerade mal im zweiten Jahr U23 und wurde prompt Zweite im U23-Rennen – das zeigt, was in ihr steckt. Ich finde, Canyon hat mit diesem Neuzugang ein echtes Talent ins Boot geholt. Auch aus der Sicht des Scoutings wurde da ganze Arbeit geleistet.

Neues Gesicht im Canyon-Team: Valentina Corvi mischte die U23-Klasse direkt auf.
# Neues Gesicht im Canyon-Team: Valentina Corvi mischte die U23-Klasse direkt auf. - Foto: Ross Bell / Canyon

Um das Ganze nun abzuschließen: Hinter einem erfolgreichen Rennwochenende steht ein gewaltiges Team – mit Engagement, Kompetenz und einem unglaublichen Einsatz im Hintergrund. Und genau deshalb macht es auch so viel Spaß, Teil davon zu sein. Wir wachsen, wir verändern uns, wir entwickeln uns weiter – sportlich wie menschlich. Ich freue mich auf das, was kommt!

Wir hören voneinander! Bis bald, euer Luca

Das war's vom Saisonauftakt in Brasilien! Von uns gehen beide Daumen hoch für Lucas Leistungen in Araxá und wir gratulieren zudem zum erfolgreichen Studienabschluss!
# Das war's vom Saisonauftakt in Brasilien! Von uns gehen beide Daumen hoch für Lucas Leistungen in Araxá und wir gratulieren zudem zum erfolgreichen Studienabschluss! - Foto: Ross Bell / Canyon
Canyon-XCO-Araxa-World-Cup-Round-2-83
# Canyon-XCO-Araxa-World-Cup-Round-2-83 - Foto: Ross Bell / Canyon
Canyon-XCO-Araxa-World-Cup-Round-2-80
# Canyon-XCO-Araxa-World-Cup-Round-2-80 - Foto: Ross Bell / Canyon

Was sprecht ihr zu Lucas Eindrücken vom ersten Rennblock in Brasilien?


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5 Kommentare

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  1. Super Bericht, vielen Dank für die tiefen Einblicke.

  2. Schön das es weitergeht mit deinem Blog!
    Die Daumen sind gedrückt.
    Leider denke ich, daß Europa mit seiner wirtschaftlich schlechten Entwicklung nicht mehr die Nummer 1 Region für die Radindustrie und daraus folgend für Sponsoring und Rennen sein wird.
    Brasilien legt da gerade eine andere Performance hin. Wer weiss wo der Weltcup in Zukunft gastieren wird.

  3. Schön das es weitergeht mit deinem Blog!
    Die Daumen sind gedrückt.
    Leider denke ich, daß Europa mit seiner wirtschaftlich schlechten Entwicklung nicht mehr die Nummer 1 Region für die Radindustrie und daraus folgend für Sponsoring und Rennen sein wird.
    Brasilien legt da gerade eine andere Performance hin. Wer weiss wo der Weltcup in Zukunft gastieren wird.

  4. Danke für den tollen Bericht, Luca! 🫶 Und auch viel Erfolg für deinen Bachlor 🤞💪

  5. Super Cool, dass es mit dem Blog weitergeht smilie
    Ich hoffe sehr, dass legändere WC allen voran der in Nove Mesto oder Lenzerheide noch viele Jahre bestehen bleiben. M.E. sind das die Weltcups die die Seele des XCO-Sports ausmachen. Ich hab so das ungute Gefühl dass es den Warner Brothers u.a. darum geht welcher Austragungsort am meisten Geld zahlt. Klar, dass auch das ein Punkt ist. Schließlich lässt sich so eine Veranstaltung nicht für umme umsetzten. Trotzdem sollte es doch ein faires Geben und Nehmen bleiben. Brasilien ist eine tolle Abwechselung aber auch hier der Aufwand der Teams, wie beschrieben, immens. Positiv sind hier natürlich die Fans, die richtig Stimmung machen.
    Ich bin jedenfalls gespannt wie es weitergeht und freu mich auf die Saison!!

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