Souveräne SiegerInnen in den Rennen am Sonntag in Albstadt: Kate Courtney in der Eliteklasse der Damen, Laura Stigger in der weiblichen U23-Klasse und Mathias Flückiger bei den Herren siegten in ihren Rennen ohne große Gegenwehr der KonkurrentInnen. Erfreulich aus deutscher Sicht: Ronja Eibl auf Rang zwei und Nina Benz auf Rang vier überzeugen im U23-Rennen der Damen und Elisabeth Brandau landet in der Eliteklasse auf dem siebten Rang.
Herren – Regenchaos in Albstadt, Flückiger mit zweitem Weltcuperfolg
Spannung pur im Albstädter Bullentäle! Die Zuschauer auf der schwäbischen Alb erlebten das wohl bis dato spannendste Rennen bei den Herren auf der so selektiven Strecke in Albstadt. Hauptausschlaggebender Grund hierfür war vor allem das Wetter: Pünktlich zum Start des Herrenrennens öffnete der Himmel seine Schleusen und verwandelte innerhalb kürzester Zeit einen Großteil der Strecke in eine Rutschpartie. Als Sieger konnte sich am Ende Mathias Flückiger feiern lassen, der nach dem Triumph im Vorjahr in Mont-Sainte-Anne seinen zweiten Weltcuperfolg feiern konnte.
Der Start bei den Herren fiel bei beinahe trockenen Bedingungen – leichter Nieselregen ließ zunächst keinerlei Sorgen aufkommen, dass sich die Strecke in wenigen Augenblicken rasch verändern würde. Ungehindert des Regens startete das Scott-SRAM-Duo Nino Schurter und Lars Forster herausragend. Nach der Einführungsrunde konnten sich die beiden Teamkollegen rund 20 Sekunden vom Rest des Feldes absetzen. Doch innerhalb weniger Minuten änderte sich das Wetter schlagartig – heftiger Regen sorgten für komplett veränderte Bedingungen auf der Strecke.
Der erste Fahrer, der in dieser Hinsicht der Strecke Tribut zollen musste, war Lars Forster: Der Eidgenosse rutschte in einer scheinbar harmlosen Wiesenkurve weg und verbog sich dabei den Lenker. Die komfortable Führung des Scott-SRAM-Duos war dahin und wenig später schloss ein drei Mann starkes Verfolgerfeld um Florian Vogel, Mathias Flückiger, Jordan Sarrou zum Führenden Schurter auf. Insbesondere der spätere Sieger Mathias Flückiger forcierte von nun an das Tempo. Zunächst konnte vor allem Forster das Tempo nicht halten und auch Vogel hatte Mühe dem Tempodiktat seines Landsmannes zu folgen. Forster stürzte wenig später nochmals und musste schließlich das Rennen vorzeitig beenden.
An der Spitze kristallisierte sich immer mehr heraus, dass Nino Schurter an diesem Tag nicht um den Tagessieg mitfahren konnte. Einzig Jordan Sarrou konnte bis zur Hälfte des Rennens Flückiger folgen, danach enteilte der Eidgenosse souverän der Konkurrenz. Letztlich ungefährdet sicherte sich Flückiger den zweiten Weltcupsieg seiner Karriere: „Ich hatte keinen guten Start heute, bin aber dann das gesamte Rennen meinen eigenen Rhythmus gefahren. Ich sehe das als eine Bestätigung für meine positive Entwicklung – der Sieg bedeutet mir nochmal mehr als der erste Erfolg in Mont-Sainte-Anne“, freute sich Flückiger im Ziel.
Dahinter kopierte der Niederländer Mathieu van der Poel das Konzept seiner jungen Teamkollegin Ronja Eibl aus dem U23-Rennen vom Vormittag. Nach einem guten Start fiel der niederländische Allround-Könner etwas zurück, blieb aber stets in Schlagdistanz zu den Podiumsplätzen. Der zurückfallende Nino Schurter und wenig später auch der bis dato Viertplatzierte Florian Vogel konnten dem immer stärker auffahrenden van der Poel nicht folgen. Mit rund 20 Sekunden Rückstand auf den bis dahin Zweitplatzierten Jordan Sarrou fuhr van der Poel schließlich in die letzte Runde. Diesen Rückstand holte er auf und sicherte sich schließlich im Zielsprint den zweiten Rang vor Sarrou. Im Kampf um die verbliebenen Podiumsplätze kam es in der letzten Runde zu einem echten Showdown, da Nino Schurter und Florian Vogel etwas zurückfielen und eine drei Mann starke Verfolgergruppe den Anschluss herstellen konnte. Titouan Carod und Florian Vogel konnten sich schließlich durchsetzen und die Plätze vier und fünf sicheren.
Der Weltmeister Nino Schurter belegte schließlich den sechsten Rang. „Ich habe mich heute nicht gut gefühlt – ich weiß nicht warum“, so Schurter im Ziel. Eventuell habe er zu Beginn des Rennens etwas „überdreht“, auch die Reifenwahl sei im Hinblick auf die veränderten Bedingungen nicht ideal gewesen.
Bester deutscher Fahrer wurde Georg Egger auf dem 27. Rang, knapp vor Ben Zwiehoff der 29. Wurde. Während Egger lange Zeit um einen Platz unter den ersten Zwanzig kämpfte, musste Zwiehoff aufgrund einer hinteren Startposition das große Fahrerfeld durchpflügen. „Es war in Ordnung heute, ich habe alles rausgeholt heute – mehr war nicht drin heute“, so Egger im Ziel. Zwiehoff zeigte sich deutlich glücklicher über sein Resultat: „Mir ging es am Anfang richtig schlecht, ich bin gefühlt rückwärtsgefahren. Dann habe ich gemerkt, dass es vorwärts geht und konnte gut nach vorne fahren. Ich bin echt glücklich mit meiner Aufholjagd“, meinte der Essener im Ziel. Der deutsche Meister Manuel Fumic war angesichts eines 39. Platz nicht wirklich zufrieden: „Das spiegelt nicht das wider, was ich aktuell leisten kann – ich hoffe nächste Woche geht es besser“.
Damen – Courtney mit Start-Ziel-Sieg, Brandau überzeugt als Siebte
Eine souveräne Leistung führte Kate Courtney zum ersten Weltcupsieg ihrer Karriere. Bei nassen Bedingungen konnte Jolanda Neff den zweiten Platz ergattern, die Ukrainerin Yana Belomoina belegte den dritten Rang. Erfreulich aus deutscher Sicht: Auf Platz sieben erreichte Elisabeth Brandau das Ziel.
Schon im Startloop waren es Jolanda Neff und Kate Courtney die auf der verkürzten Runde mächtig Druck machten. Sofort ging eine Lücke zu den Verfolgern auf, Neff konnte dem Tempodiktat von Courtney jedoch im zweiten Anstieg des Rennens nicht folgen. Dadurch war der Weg frei für die junge Weltmeisterin Courtney. In der dritten Runde rutschte die US-Amerikanerin im „Devils Corner“, woraufhin die Lücke zu ihren Verfolgerinnen wieder etwas geringer wurde. „Meine Bremse hat nach dem Sturz nicht richtig funktioniert“ sagte Courtney zu dieser Situation. Die Weltmeisterin konnte diesen Schreck allerdings schnell verdauen und den Vorsprung wieder ausbauen. Am Ende gewinnt Kate Courtney in beeindruckender Manier ihren ersten Weltcup. Zu ihrem Sieg meinte sie: „Ich bin gut in Form und ich wusste, dass heute alles möglich ist“.
Der Kampf um die restlichen Podestplätze war am Ende spannender als man es nach den ersten Runden vermuten konnte. Anne Tauber macht einen starken Eindruck und lag lange mit rund 30 Sekunden Vorsprung auf einem zweiten Platz. Doch das Geburtstagskind am heutigen Tage stürzte in Runde vier an derselben Stelle wie zuvor Kate Courtney weg. Die Niederländerin musste zunächst anhalten und ihren Lenker geradebiegen. Zudem war ihre Schaltung defekt, sodass sie nicht mehr wie gewohnt schalten konnte. „Ich habe mir überlegt, ob ich in der Tech-Zone anhalten und meine Schaltung reparieren lassen soll, doch mein Mechaniker meinte, dass ich die letzten 1,5 Runden auch so durchstehen würde.“ Doch Tauber litt spürbar unter diesen Problemen. Wenig später konnte Jolanda Neff die Niederländerin abschütteln und sich so den zweiten Platz auf dem Podest sichern. „Mit dem zweiten Platz bin ich sehr zufrieden, da ich meine Saisonziele erst am Ende der Saison sehe und deswegen auch noch nicht bei 100 Prozent bin“, gab die Europameisterin zu Protokoll.
Hinter den beiden war es Yana Belomoina, die in der zweiten Rennhälfte mit Rundenbestzeiten auf sich aufmerksam machte. Die ukrainische Meisterin schaffte es auf die zurückfallende Anne Tauber aufzufahren und diese auch hinter sich zu lassen. Den letzten Platz auf dem Podest sicherte sich die Niederländerin Anne Terpstra. Konstant konnte sich die Ghost-Fahrerin um das Podium aufhalten und feierte somit ihr bis dato bestes Weltcupresultat.
Lange Zeit schien Elisabeth Brandau ebenfalls auf einem Kurs in Richtung Podestplatz. Die meiste Zeit des Rennens konnte sie sich in der Gruppe um Platz vier aufhalten, zeitweise machte es sogar den Anschein, als wäre auch ein dritter Platz im Bereich des Möglichen. „Ich hatte gute Beine und fühlte mich am Berg auch als eine der Stärkeren“ bestätigte Brandau den ersten Eindruck. In den letzten beiden Runden bekam die deutsche Meisterin Krämpfe und verlor so noch zwei Plätze. Am Ende reichte es aber für einen guten siebten Platz. Ebenfalls ein gutes Rennen zeigte Nadine Rieder mit Platz 23 und bestätigte damit den guten Eindruck aus dem Short Track.
U23-Damen – Eibl & Benz trumphen auf
Im Rennen der U23-Damen feierte die Österreicherin Laura Stigger in ihrem ersten Weltcuprennen als U23-Fahrerin direkt ihren ersten Weltcupsieg. In beeindruckender Art und Weise bestimmte die Österreicherin von Beginn an das Tempo und siegte schließlich souverän. Direkt nach dem Start setzte sich die Juniorenweltmeisterin aus dem vergangenen Jahr gemeinsam mit der Amerikanerin Haley Batten und der Französin Loana Lecomte an die Spitze.
Während Lecomte bereits kurz darauf das hohe Tempo von Stigger nicht halten konnte biss sich Batten lange Zeit an Stigger fest. Erst zwei Runden vor Schluss gelang Stigger schließlich die rennentscheidende Attacke – Batten fiel zurück und Stigger fuhr solo dem Sieg entgegen. „Ich habe mich heute sehr gut gefühlt und habe von Beginn früh am Berg Druck gemacht. Ich war etwas überrascht, dass es heute so gut ging – meine Vorbereitung war aufgrund einer Krankheit nicht die Beste“, so Stigger im Ziel.
Hinter dem österreichischen Ausnahmetalent entwickelte sich in den letzten Runden ein packendes Rennen. Die als Favoritin gehandelte Lokalmatadorin Ronja Eibl erwischte keinen guten Start, musste zudem zwei Kettenabwürfe verkraften und konnte sich zu Beginn des Rennens lediglich auf den Positionen drei bis fünf festsetzen. „Bei mir lief es Anfang nicht rund, Kettenabwürfe, ein defekter Schuh und Atemprobleme waren nicht so toll zu Beginn des Rennens. Am Ende des Rennens habe ich gemerkt, dass ich noch nach vorne fahren kann“, berichtete Eibl im Ziel. Tatsächlich warf die deutsche U23-Meisterin ab Mitte des Rennens den Turbo an und kämpfte sich immer weiter an die beiden Führenden heran. Mit den zwei absolut schnellsten Runden des Rennens rückte sie in der letzten Runde auf Haley Batten auf und attackierte diese schließlich im letzten Anstieg des Rennens. Sieben Sekunden Vorsprung nahm die Grosselfingerin in die letzte Abfahrt und verteidigte diesen auch bis ins Ziel vor der Amerikanerin, die ihrerseits ihr erstes Weltcuppodium sicherte.
Dahinter sorgte Nina Benz für eine Überraschung: Die Fahrerin des Conway-Factory Team musste von Startposition 28 ins Rennen gehen und arbeitete sich schnell unter die besten Zehn. „Ich wusste ich kann im zweiten Anstieg der Startloop viele Plätze gut machen und das hat auch geklappt. Dann habe ich mich kontinuierlich nach vorne gearbeitet“, so Benz völlig überwältigt im Ziel. In der Tat lag die junge Schwäbin nach einem Kettenabwurf bei Eibl zwischenzeitlich sogar auf dem dritten Rang konnte dann aber ihrer furios auffahrenden Landsfrau nicht folgen. Das tolle deutsche Gesamtergebnis rundete Kim Anika Ames auf dem 14. Rang ab.
Ergebnisse
Herren
albs_xco_me_results_xDamen
albs_xco_we_resultsU23-Damen
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