Der letzte Startschuss im Cross-Country-Weltcup 2024 ist gefallen: In der Cross-Country-Disziplin haben die schnellsten XC-Fahrerinnen und -Fahrer auf dem berühmt-berüchtigten Kurs im kanadischen Mont-Sainte-Anne ihre letzten Runden der Rennsaison 2024 gedreht. Wer durfte beim letzten Weltcuprennen der Saison aufs Podest klettern? Hier gibt’s alle Ergebnisse inklusive der finalen Weltcupgesamtwertung.

Herren: Alan Hatherly wie einst Nino Schurter

Alan Hatherly hat das Weltcupfinale in Mont-Sainte-Anne für sich entschieden. Der amtierende XC-Weltmeister feierte einen astreinen Start-Ziel-Sieg und verwies Mathis Azzaro auf Rang zwei. Dritter wurde Victor Koretzky vor Charlie Aldridge und Simone Avondetto. Der Gesamtweltcup ging aufgrund des heutigen Ergebnisses – erwartungsgemäß – an Alan Hatherly.

Wie einst Nino Schurter zu seinen besten Zeiten: Alan Hatherly war heute in Mont-Sainte-Anne eindeutig der stärkste Fahrer und lies der Konkurrenz keine Chance. Bereits nach wenigen Metern löste sich der Südafrikaner an der Spitze, baute seinen Vorsprung kontinuierlich aus und lies zunächst wenig Zweifel aufkommen, dass der Sieg am heutigen Sonntag an ihn gehen wird. Eine ganz so klare Nummer wie zu Schurters äußerst glanzvollen Zeiten war es dann allerdings doch nicht. In der sechsten von acht Runden schaffte der Franzose Mathias Azzaro kurzzeitig den Anschluss an den führenden Hatherly, um wenige Augenblicke später wieder den Kontakt zu verlieren. Der Cannondale-Fahrer brachte den Sieg souverän nach Hause, Azzaro verteidige ohne große Mühe den zweiten Platz und verbuchte damit sein bestes Karriereresultat.

Richtig spannend wurde es dagegen im Kampf um Rang drei. Fünf Fahrer – Koretzky, Aldridge, Avondetto, Sarrou und Colombo – gingen gemeinsam in die letzte Runde, ehe der etatmäßige U23-Fahrer Charlie Aldridge die Initiative ergriff und die Verfolgergruppe auseinandersprengte. Lediglich der olympische Silbermedaillengewinner Koretzky sowie ansatzweise Simone Avondetto konnten folgen. Auf den letzten Metern schob sich der Franzose am Briten vorbei und ließ sich auch auf der Zielgeraden nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. Avondetto war zu diesem Zeitpunkt schon abgehängt, freute sich aber über sein erstes Weltcuppodium 2024.

Aus deutscher Sicht überzeugten Max Brandl und David List. Insbesondere Brandl konnte nach einer schweren Saison nochmals unter Beweis stellen, dass er grundsätzlich dazu im Stand ist, vorne im Weltcup mitzumischen, während David List seine gute Form der gesamten Saison einmal mehr unterstrich. Luca Schwarzbauer musste mit Platz 26 vorliebnehmen.

Den Gesamtweltcupsieg holte sich Alan Hatherly, der damit einen dicken Haken an eine außergewöhnliche Saison setzen darf. Bronze bei Olympia, WM-Titel und Gesamtweltcup steht 2024 auf der Habenseite des Südafrikaners. Platz zwei ging an Victor Koretzky vor Filippo Colombo. Luca Schwarzbauer beendet das Jahr auf einen sehr guten sechsten Rang.

Ergebnisse XC Herren

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Weltcupgesamtwertung Herren

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Damen: Lecomte wiederholt Vorjahressieg

Loana Lecomte hat das letzte Cross-Country-Rennen der Weltcupsaison in der Elitekategorie der Damen in Mont-Sainte-Anne gewonnen und damit ihren Vorjahreserfolg wiederholt. In einem packenden Duell mit der Österreicherin Laura Stigger konnte sich die Französin Lecomte in der letzten von sechs zu fahrenden Runden entscheidend absetzen und zu ihrem zweiten Weltcuperfolg in dieser Saison stürmen. Rang drei sicherte sich die Short Track-Siegerin Sina Frei, Rang vier ging indes in einem engen Sprint-Finish an die Südafrikanerin Candice Lill, die knapp die Schweizerin Alessandra Keller auf den fünf Rang verweisen konnte. Keller hatte aber dennoch Grund zum Jubeln: Die Schweizerin sicherte sich den Sieg in der Weltcupgesamtwertung.

Die fahrtechnisch stärksten Fahrerinnen im Spitzenfeld der Damenklasse zeigten ihre ganze Klasse in Mont-Sainte-Anne: Loana Lecomte und Laura Stigger, beide bekannt für ihre außerordentlichen Fahrkünste manövrierten sich recht früh im Rennen der Damen an die Spitze des Feldes und duellierten sich anschließend bis auf die letzten Meter. Anfangs mischten auch noch die Südafrikanerin Candice Lill, die Australierin Rebecca Henderson und die Short Track-Siegerin Sina Frei ganz vorne mit. Insbesondere Lill, aber auch Frei und Henderson verloren jedoch recht schnell den Anschluss zu den beiden Hauptprotagonistinnen des Tages – im Wesentlichen in ihren schwächeren fahrtechnischen Fähigkeiten begründet.

Und so drehten schließlich Loana Lecomte und Laura Stigger mit rund 30 Sekunden Abstand auf die stets Drittplatzierte Sina Frei ihre Runden an der Spitze. Immer wieder versuchte einer der beiden Fahrerinnen vor technischen Sektionen der Kontrahentin Nadelstiche zu verpassen und sie bergab unter Druck zu setzen – doch ohne Erfolg…

Erst in der letzten Runde gelang es schließlich Lecomte sich mit einem engagierten Angriff an einem längeren Anstieg entscheidend von Stigger zu lösen. Nach und nach baute die Französin ihren Vorsprung auf die Siegerin des Rennens in Lake Placid vor einer Woche aus. Im Gegensatz zum Rennen vor einer Woche, als Lecomte gemeinsam mit Candice Lill in Führung liegend in der letzten Abfahrt zum Ziel viele Sekunden an Boden verlor und damit erst den Weg zu Stiggers Erfolg frei machte, blieb Lecomte fehlerfei und sicherte sich mit 9 Sekunden Vorsprung den Sieg. Dahinter verteidigte Sina Frei mit recht komfortablem Vorsprung auf die weiteren Verfolgerinnen den dritten Rang.

Im Kampf um Rang vier entwickelte sich ein packender Zweikampf zwischen Candice Lill und Alessandra Keller: Letztere war eindeutig stärker in den fahrtechnisch anspruchsvollen Sektionen unterwegs, konnte sich aber im letzten Umlauf nicht entscheidend absetzen. So kam es zum Zielsprint zwischen Lill und Keller mit dem besseren Ende für Lill.

In der Weltcupgesamtwertung stand Keller nach Rang acht im Short Track bereits fest – mit Rang fünf im letzten Cross-Country-Rennen bestätigte sie somit ihren Erfolg als konstanteste Fahrerin der Saison eindrucksvoll. Rang zwei und drei in der Weltcupgesamtwertung gingen an Laura Stigger und Candice Lill.

Lichtblicke gibt es in Mont-Saint-Anne auch aus deutscher Sicht zu vermelden: Ronja Eibl fuhr auf den 15. Rang und verbuchte damit ihr bestes Weltcupresultat in der Cross-Country-Disziplin seit langem. Lia Schrievers belegte als zweitbeste deutsche Fahrerin den 28. Rang, Nina Graf wurde 35. Darüber hinaus besonders stark: Die Österreicherin Tamara Wiedmann, die als Neuntplatzierte erstmalig den Sprung in die Top Ten auf Weltcupebene schaffte.

Ergebnisse XC Damen

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Weltcupgesamtwertung Damen

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U23-Herren: Lillo fährt zum Doppelsieg

Der Schweizer Dario Lillo hat das U23-Rennen der Herren in Mont-Sainte-Anne für sich entschieden und jubelte damit nach seinem Erfolg im Short Track am vergangenen Freitag bereits zum zweiten Mal binnen drei Tage. Lillo setzte sich in einem Dreikampf um den Sieg gegen die beiden Franzosen Luca Martin und Yannis Musy durch: Martin belegte am Ende Tagesrang zwei, Musy wurde Dritter. Die Weltcupgesamtwertung gewann indes der US-Amerikaner Riley Amos, dem ein 13. Rang reichte, um seine Führung vor seinem Landsmann Bjorn Riley zu verteidigen.

Zu Beginn des Rennens der U23-Klasse der Herren setzte sich ein Quartett bestehend aus den drei späteren Erstplatzierten Lillo, Martin und Musy, sowie dem Sieger des Rennens in Lake Placid, Cole Punchard, ab. Bereits in der zweiten von insgesamt sechs zu fahrenden Runden musste schließlich Punchard drei weiteren Mitstreiter in der Spitzengruppe ziehen lassen, woraufhin das verbliebene Trio an der Spitze um den Sieg kämpfte. Bis zur letzten Runde herrschte bei Lillo, Martin und Musy Eintracht, erst im finalen Umlauf fiel die Spitzengruppe auseinander. Die meisten Reserven konnte schließlich Dario Lillo mobilisieren und sich entscheidend vom U23-Weltmeister Luca Martin und Yannis Musy absetzen. Mit 13 Sekunden Vorsprung auf Luca Martin rollte schließlich Lillo als Sieger ins Ziel, mit 26 Rückstand folgte Yannis Musy auf Rang drei.

Der deutsche U23-Meister Lennart Krayer erwischte in seinem letzten Rennen in der Nachwuchsklasse – im kommenden Jahr wird Krayer in der Eliteklasse starten – einen guten Tag. Von Rang 13 nach der Startrunde kämpfte sich Krayer Stück für Stück nach vorne bis auf den siebten Rang im Ziel. Und auch Paul Schehl fuhr in Mont-Sainte-Anne ein couragiertes Rennen: Der Ex-Juniorenweltmeister beendete die Weltcupsaison 2024 auf dem 14. Rang.

Ergebnisse XC U23-Herren

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Weltcupgesamtwertung U23-Herren

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U23-Damen: Kira Böhm sorgt für deutsches Double

Kira Böhm hat das U23-Rennen der Damen im Traditionsort Mont-Sainte-Anne für sich entschieden. Die Cube-Fahrerin triumphierte vor Olivia Onesti und Fiona Schibler aus der Schweiz. Damit sicherte sich die junge Deutsche auch den Gesamtweltcup in der Cross-Country-Disziplin.

Das Rennen der U23-Damen war eigentlich – einmal mehr – eine eindeutige Angelegenheit zugunsten der kanadischen Überfliegerin Isabella Holmgren. Die Lidl-Trek-Fahrerin drückte von Beginn an aufs Gaspedal und setzte sich in der zweiten vollen Runde von der Konkurrenz ab. Ende der besagten Runde lag der Vorsprung bei stolzen 52 Sekunden auf die Französin Olivia Onesti.

Doch dann wendete sich das Blatt dramatisch: Ein Sturz von Holmgren im dritten Umlauf sorgte für gänzlich neue Rahmenbedingungen. Während die 19-Jährige die Fahrt abgeschlagen zwar kurzzeitig fortsetzte, eine weitere Runde später allerdings aus dem Rennen ausstieg, entwickelte sich an der Spitze ein Kampf um den finalen Weltcupsieg des Jahres 2024. Böhm drückte aufs Gas und unterstrich einmal mehr, dass sie in dieser Saison in bärenstarker Verfassung unterwegs war. Mit drei Rundenbestzeiten ließ sie keinen Zweifel aufkommen, dass sie am heutigen Sonntag den Sieg eintüten würde. Damit war auch klar, dass der Gesamtsieg der deutschen Cube-Fahrerin unter Dach und Fach war.

Luisa Daubermann fuhr ebenfalls ein starkes Rennen und überzeugte auf Rang vier – nur zehn Sekunden hinter dem Podium. Sina van Thiel komplettierte das gute deutsche Gesamtergebnis auf Rang zehn.

Ergebnisse XC U23-Damen

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Weltcupgesamtwertung U23-Damen

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Was sagt ihr zu den Ergebnissen? Welche Fahrerinnen und Fahrer haben euch überrascht?


Alle Artikel zum XC World Cup Mont-Sainte-Anne 2024 | Alle Infos zum XC World Cup 2024

  1. benutzerbild

    tonzone

    dabei seit 08/2015

    Yo, was für ein Weib... neben Gunn Rita habe ich auch die Annika immer besonders gemocht, es fehlte etwas, als sie nicht mehr dabei war. Ein Kraftpaket vor dem Herrn.
    Momentan sind aber auch wieder viele starke Fahrerinnen im Pulk, auch ein paar "spezielle" (im positivsten Sinn), wie etwa Puck. Auf Kira Böhm nä. Jahr bin ich sehr gespannt, oder die Weiterentwicklung von Tamara und auch Mona.

  2. benutzerbild

    ghostmuc

    dabei seit 10/2013

    Annika ist seit kurzer Zeit übrigens Mutter, ist aber bis kurz vor der Geburt noch gemütlich rumgeradelt.
    War meine Lieblingsfahrerin. Hatten das Glück ihr mehrmals über den Weg zu laufen und zu radeln als wir im Bikepark Rabac in Istrien waren während dort gleichzeitig die Speci Dealer Days waren
    Jolanda gegen Annika, legendär

  3. benutzerbild

    tonzone

    dabei seit 08/2015

    Ja, legendär! "Langvad got some horsepower" 😉

    Bei den Herren (selbes Video)... war Cooper jemals wieder so nah an einem Sieg dran wie hier gegen Nino? (hier mit "meinem" Sparky 🥰)

  4. benutzerbild

    Widderman

    dabei seit 10/2022

    Annika ist seit kurzer Zeit übrigens Mutter, ist aber bis kurz vor der Geburt noch gemütlich rumgeradelt.
    War meine Lieblingsfahrerin. Hatten das Glück ihr mehrmals über den Weg zu laufen und zu radeln als wir im Bikepark Rabac in Istrien waren während dort gleichzeitig die Speci Dealer Days waren
    Jolanda gegen Annika, legendär

    Hoffentlich co-kommentiert sie im nächsten Jahr wieder beim Cape Epic!
  5. benutzerbild

    bjanbi

    dabei seit 08/2005

    Aus deutscher Sicht ist besonders die starke Saison von Kira Böhm erfreulich.

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