Regen- und Schlammspektakel in den Schweizer Bergen: Unter widrigsten Bedingungen geht es für die schnellsten Mountanbikerinnen und Mountainbiker des Planeten in der Cross-Country-Disziplin auf die anspruchsvolle Strecke in Crans-Montana. Wer kämpft sich am schnellsten durch den Schlamm? Hier gibt’s die Ergebnisse aller XC-Rennen.

Herren: Pidcock nicht zu stoppen, Schelb wieder bärenstark

Tom Pidcock hat seinen Short Track-Sieg vom gestrigen Samstag bestätigt und souverän das XC-Rennen in Crans-Montana für sich entschieden. Der Brite siegte vor Mathias Flückiger und Luca Braidot. Julian Schelb fuhr wieder einmal ein geniales Rennen, war lange im Kampf um Platz drei und wurde am Ende Fünfter.

Tom Pidcock kam, sah und siegte – wieder einmal. Der amtierende MTB-Weltmeister lies bei äußerst schweren Bedingungen keine Zweifel aufkommen und drehte von Beginn am Gas, um die Konkurrenz gleich in die Defensive zu drängen. In der zweiten von sieben Runden setzte er sich an der Spitze ab und fuhr in der Folge abgezockt zum Sieg. Ganz komplikationslos ging es aber auch nicht vonstatten: Zwei Stürze bremsten Olympiasieger kurzzeitig aus, wirklich näher kamen die Verfolger dadurch aber nicht. Am Ende siegte er mit 1:10 Minuten vor Mathias Flückiger.

Der Schweizer fuhr indes ein starkes Rennen und konterte damit allen Kritikern, die die Olympianominierung des Thömus-Maxon-Fahrers für nicht gerechtfertigt hielten. In Crans-Montana war Flückiger ohne Wenn und Aber der beste Schweizer – und das vor Nino Schurter. Der Altmeister enttäuschte allerdings keineswegs: Schurter war stets in den Top 5 zu finden, musste ebenfalls mit dem Handicap eines Kapitalsturzes klarkommen und wurde am Ende nur im Zielsprint von dem Italiener Luca Braidot geschlagen.

In diesem packenden Kampf um Platz drei war bis auf die letzten 500 Meter auch Julian Schelb involviert. Der Münstertäler fuhr nach seinem grandiosen zweiten Rang gestern, auch heute ein beeindruckendes Rennen und bot Schurter und Co. mehr als nur die Stirn. Lediglich auf der letzten halben Runde musste der 31-Jährige kämpfen, um den Anschluss zu halten. Schlussendlich wurde es ein mehr als beachtlicher fünfter Rang – damit hat der Stop&Go-Pilot auch die Tür zu Olympia weiter aufgestoßen.

Apropos Olympia: Luca Schwarzbauer dürfte für Deutschland gesetzt sein. Der Canyon-Fahrer zeigte auch heute wieder eine gute Vorstellung und wurde Siebter, David List rundete auf Platz 13 das gute Mannschaftsergebnis ab. Aufgrund dieser Ergebnisse wird die deutsche Herrennominierung mit Spannung erwartet. Wie erwähnt, dürfte Schwarzbauer sein Ticket sicher haben, um den letzten deutschen Startplatz ist ein Zweikampf zwischen Schelb und List entbrannt – aktuell dürfte der erfahrene Schelb wohl die Nase vorn haben.

Opfer der schweren Strecke in Crans-Montana wurde unter anderem Maximilian Brandl. Der deutsche Meister stürzte ersten Informationen zufolge schwer im Rockgarden und hat dabei wohl unter anderem einen Zahn verloren.

Ergebnisse Herren

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Weltcupgesamtstand XC Herren

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Damen: Lecomte pünktlich zu Olympia zurück an der Spitze

Loana Lecomte ist kurz vor den Olympischen Spielen in Paris zurück in Top-Form. Die Französin siegte in Crans-Montana überlegen und hochverdient vor Alessandra Keller sowie Puck Pieterse. Beste deutsche Dame war am Ende Ronja Eibl auf einem respektablen 21. Rang.

Der Plan von Loana Lecomte geht auf: Pünktlich zu den Olympischen Spielen kommt die Canyon-Fahrerin in eine absolute Top-Form und gilt damit bei den großen Titelkämpfen in ihrer Heimat in knapp einem Monat zu den Favoritinnen. In Abwesenheit von Pauline Ferrand-Prévot zog die Französin bereits in der Startrunde auf und davon und lies der Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance. Auf dem technisch sehr anspruchsvollen Kurs drückte die 24-Jährige Rundenbestzeiten in den Matsch und ließ zu keinem Zeitpunkt Zweifel aufkommen, dass ihr jemand den Sieg streitig machen könnte. Schlussendlich siege Lecomte mit 46 Sekunden Vorsprung vor Alessandra Keller.

Die Schweizerin war indes genauso souverän auf der Zwei unterwegs wie Lecomte an der Spitze. Daran änderten auch die rutschigen Bedingungen im Wallis nichts. Auf Rang drei finishte das vielleicht größte Talent im Weltcupfeld, Puck Pieterese.

Aus deutscher Sicht verlief das Weltcuprennen in Crans-Montana solide. Ein Lichtblick ist der 21. Platz von Ronja Eibl. Die ehemalige U23-Weltcupgesamtsiegerin scheint immer mehr in die Spur zurückzukommen und festige mit ihrem heutigen Auftritt einen Platz in der erweiterten Weltspitze. In Abwesenheit von Nina Benz wurde Lia Schrievers zweitbeste Deutsche auf Platz 27, Nadine Perks fuhr nach ihrer Babypause ein gutes Rennen und wurde 38.

Ergebnisse Damen

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Weltcupgesamtstand XC Damen

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U23-Damen: Onesti feiert Premierensieg

Die Französin Olivia Onesti hat das U23-Rennen der Damen in Crans-Montana gewonnen und damit sich ihren ersten Sieg im Weltcup in ihrer Karriere gesichert. Nach 1:06 Stunden Fahrzeit sicherte sich die Französin den Sieg vor der Amerikanerin Madigan Munro und der Kanadierin Emily Johnston. Luisa Daubermann verpasste als Viertplatzierte knapp das Podest, die Gesamtweltcupführende Kira Böhm landete auf dem siebten Rang.

In der zweiten von vier zu fahrenden Runden startete Olivia Onesti im U23-Rennen der Damen ihre Triumphfahrt zum Sieg. In Abwesenheit der zuletzt überaus dominanten Kanadierin Isabella Holmgren, war es schließlich die französische Meisterin, die der Konkurrenz früh das Fürchten lehrte und auf und davon fuhr. Einzig die Amerikanerin Madigan Munro konnte zu Beginn des Rennens ein ähnlich hohes Tempo fahren, doch schnell kristallisierte sich heraus, dass an diesem Tag kein Kraut gewachsen sein würde gegen Olivia Onesti. Stück für Stück baute die Französin ihren Vorsprung aus und brachte letztendlich 1:05 Minuten zwischen sich und Madigan Munro.

Auf Position drei setzte unmittelbar nach dem Start die Kanadierin Emily Johnston fest: Sie fuhr in allen vier Runden die drittschnellste Rundenzeit und landete folglich auch im Ziel auf der dieser Position. Die deutschen Fahrerinnen um die Gesamtweltcupführende Kira Böhm erwischten allesamt nicht den besten Start, arbeiteten sich aber im Lauf des Rennens kontinuierlich nach vorne: Luisa Daubermann schob sich in der zweiten Runde auf Position vier und jagte anschließend Emily Johnston. Letztlich ohne Erfolg, nichtsdestotrotz fuhr Daubermann mit Rang vier ihr bestes Weltcupergebnis in diesem Jahr ein. Kira Böhm auf Rang sieben, Finnja Lipp auf Rang acht und Sina van Thiel auf Rang rundeten ein sehr gelungenes Rennes aus deutscher Sicht ab.

Ergebnisse U23-Damen

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Weltcupgesamtstand XC U23-Damen

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U23-Herren: Amos wie auf Schienen zum fünften Sieg in Folge

Riley Amos bleibt weiterhin ungeschlagen in der Cross-Country-Disziplin der U23-Klasse im Jahr 2024: In abermals beeindruckender Art und Weise sicherte sich der Amerikaner in Crans-Montana den Sieg in der Nachwuchsklasse vor seinem Landsmann Björn Riley und dem Franzose Luca Martin. Paul Schehl landete als bestplatzierter deutscher Fahrer auf dem zehnten Rang.

Ob Hitze und Trockenheit oder Regen und Schlamm, Riley Amos scheint in der U23-Klasse der Herren unbesiegbar zu sein. Scheinbar mühelos manövrierte der Amerikaner sein Trek Supercaliber-Racefully über die bemerkenswert rutschige und herausfordernde Strecke in Crans-Montana und ließ der Konkurrenz keine Chance. Bereits in der Startrunde setzte sich Amos an die Spitze des Feldes, erhielt dabei nur kurzzeitig Begleitung der beiden Konkurrenten Björn Riley und Rens Teunissen van Manen. Während Amos sich fast fehlerfrei auf den rutschigen Passagen der neuen Strecke von Crans-Montana bewegte, verloren sowohl Riley als auch Teunissen van Manen durch Fahrfehler schnell den Anschluss zum späteren Sieger.

Teunissen van Manen wurde schließlich in der zweiten von fünf zu fahrenden Runden durch einen Plattfuß zurückgeworfen, Björn Riley hielt sich zunächst souverän auf dem zweiten Rang. Doch auch Riley musste im Verlauf des Rennens einen Stopp in der technischen Zone einlegen: Ein Sturz in einer technischen Bergabsektion sorgte dafür, dass der Lenker des Amerikaners nicht mehr gerade ausgerichtet war – die Teammechaniker durften dieses Malheur wieder „geradebiegen“. Die Gunst der Stunde nutzte der Franzose Luca Martin, der sich zwischenzeitlich auf dem dritten Rang festsetzen konnte und schob sich vorbei auf Rang zwei.

Bis kurz vor dem Ziel konnte er diese Position auch verteidigen, doch mit einer fulminanten Schlussrunde gelang es Björn Riley noch Martin zu verdrängen. Somit lautete im Ziel die Reihenfolge Amos, Riley, Martin. Dahinter folgte der überraschend starke Kanadier Cole Punchard auf dem vierten Rang vor dem besten Fahrer der einheimischen Schweiz, Dario Lillo auf Rang fünf.

Ergebnisse U23-Herren

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Weltcupgesamtstand XC U23-Herren

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Was sprecht ihr zu den Ergebnissen?


Alle Artikel zum XC World Cup Crans-Montana 2024 | Alle Infos zum XC World Cup 2024

  1. benutzerbild

    Guest123

    dabei seit 10/2023

    Haben wir dieses Jahr schon 2x gesehen, in Brasilien.
    Absolut geile Strecken, beide.
    Das hab ich jetzt schon ein paar mal gelesen. Die fiesen Stürze die es bei den Rennen gab wurden schon wieder verdrängt? Ua Evie Richards die mehrere Wochen mit einer Gehirnerschütterung ausgefallen ist.
  2. benutzerbild

    schoeppi

    dabei seit 01/2009

    @Guest123 niemand hat gesagt der Sport sei nicht gefährlich. Es gibt bei jedem XCO-Rennen Stürze bzw. bei den Trainings.
    Aber Crans Montana fiel eben besonders negativ auf.
    Gar nicht mal so sehr wegen der Stürze im Rennen, die auch, aber im Vorfeld.
    Das wurde alles schon erklärt.
    Was dort vorgefunden wurde am Donnerstag war fast schon absurd.
    Aber auch das wurde schon durchgekaut.

    Im Training:

    https://www.instagram.com/reel/C8b_-i4AFwI/?igsh=dDB4Y3Yxd2x0Zmhy

    Kein Start mehr möglich, U23m.

    Ich kenne den Fahrer schon lange, der kann ernsthaft Mountainbiken, geh mal davon aus.
  3. benutzerbild

    HW-RIDER

    dabei seit 12/2020

    „Die Strecke ist miserabel gebaut.“, sagt Thomas Frischknecht zum WC in Crans Montana. Und er hat absolut recht damit. Deshalb fällt es mir diesmal recht schwer die positiven Aspekte zu sehen und zu würdigen.

    Klar dürfte sein, dass die Leistungen von Loana Lecomte und Tom Pidcock herausragend waren. Kondition und Technik auf einem anderen Level. Nicht zu vergessen: TP macht XCO quasi nebenbei.

    Start der Tour de France am 29.06: Mich würde mal interessieren, ob die Teamkollegen, Manager etc. von Tom Pidcock das Rennen geschaut haben oder ob sie die Zeit in der Kirche mit Gebeten verbracht haben, evtl. war es ja auch eine Kombi aus beidem. Er scheint einiges an Freiheiten zu genießen, cool!

    Mathias Flückiger wieder auf 2, "just in time" könnte man meinen.

    Der 5. Platz von Julian Schelb war allerdings mein persönliches Highlight. Wer seine Geschichte kennt, weiß das sicher noch einmal mehr zu würdigen. Auch topp, dass Bart Bart Brentjens sich an die "alten Zeiten" erinnert und entsprechend berichtet hat. Es gab/gibt vermutlich eine ordentliche Party im schönen Münstertal. Einfach nur saugut!

    Bis zum Sturz war auch Max Brandl sehr gut unterwegs und es sah nach 3 Deutschen in den TopTen aus. Das ist bereits die zweite schwere Verletzung in diesem Jahr für ihn. Ich wünsche ihm das Beste und hoffe auf ein schnelles Comeback. Das gilt natürlich auch für alle anderen Fahrer, die die Strecke nicht gesund verlassen konnten.

    Ansonsten würde ich den ein oder anderen von hier gerne mal bei einem XCO-Rennen sehen (min. HC). Es scheint ja doch so einige unentdeckte Talente zu geben …

  4. benutzerbild

    Bierkiste

    dabei seit 10/2005

    Bei Julian Schelb hatte mich gefreut, daß er keine Furcht hatte Nino zu fordern aber auch genügend auf sich geachtet um nicht in letzter Runde einzubrechen und das Podium zu verlieren. Dahingehend super Fahrt plus natürlich den Führungsmetern und laut Bart dem besten Hommage-an-oldschool-Kit

  5. benutzerbild

    stevens28/2

    dabei seit 01/2002

    Ich sag nur: stop and go marderabwehr!
    Was ein crazy wochenende für schelb. Kannte den gar nicht. Geiler typ.. hat sich sowohl von pidcock als auch von schurter den schneid im zweikampf nicht abkaufen lassen.
    Schöner zielsprint von braidot. Er hats genauso gemacht wie schurter schon unzählige male.
    Mir haben sowohl die shorttrack und xco rennen echt Spaß gemacht beim zusehn.
    Fand auch die Asphaltanstiege etwas schade. Das ist einfach dann zu entscheidend mit den schnellen reifen.
    Julian Schelb ist auch schon lange dabei....hatte aber auch eine längere Auszeit im Profibereich. Der ist als U23 schon bei Merida mit Gunn-Rita Dahle, Ralf Näf und Jose Hermida gefahren. Es war schon sau stark, hat aber zu der Zeit nie richtig abrufen können, da er extrem stark mit Allergien zu kämpfen hatte. Daher machte es zu dieser Zeit wohl keinen Sinn mehr und ging sozusagen vorzeitig in den Ruhestand oder Unruhestand ;-) .....
    Anscheinend hat er dann einen Weg gefunden um seine Allergie in den Griff zu bekommen und startete dann vor ca. 3-4 Jaher wieder und hat sich gut entwickelt....
    Mal ein bisschen Geschichtsunterricht ;-)

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