Herren: Pidcock clever & stark, Schelb überrascht auf Rang zwei
Er kam, sah und siegte: Tom Pidcock raste bei seinem zweiten Auftritt im Mountainbike-Weltcup in diesem Jahr im Short Track von Crans-Montana in beeindruckender Manier zum Sieg. Völlig überraschend landete der Deutsche Julian Schelb auf dem zweiten Rang, knapp gefolgt von dem Italiener Luca Braidot auf Rang drei. Max Brandl auf Position fünf und Luca Schwarzbauer auf Rang zwölf rundeten das mitunter beste deutsche Gesamtergebnis in einem Short Track-Weltcuprennen jemals ab.
Mit einem mehr als einer Minute umfassenden Asphalt-Anstieg und einer längeren Abfahrt zurück ins Ziel sorgte die etwas unkonventionelle Short Track-Strecke im neuen Weltcuport Crans-Montana für ein mindestens genauso unkonventionellen Rennausgang. So positionierte sich der spätere Sieger Tom Pidcock unmittelbar nach dem Start noch an allerletzter Position und arbeitete sich erst in der zweiten von sechs zu fahrenden Runden nach vorne. Mit dem Wissen über seine eigenen Fähigkeiten hielt sich der Brite bewusst in der Starthektik zurück und setzte alles auf die schwindenden Kräfte der Konkurrenz am längeren Anstieg der Strecke.
Nach der Hälfte des Rennens schaffte Pidcock den Anschluss an die Spitze, die bis dato vor allem durch Luca Schwarzbauer dominiert wurde. Eine größere Gruppe mit rund zehn Fahrer lag zu diesem Zeitpunkt aber noch eng beisammen, ehe schließlich Pidcock nicht lange fackelte und das Tempo hochhielt. In der vorletzten Runde setzte sich der Brite schließlich entscheidend ab und fuhr bergab gegenüber der Konkurrenz eine kleine Lücke heraus. Mit einem Vorsprung von rund fünf Sekunden ging er schließlich in den finalen Anstieg und mobilisierte dort alle Kräfte. Auch wenn dem Briten auf den letzten Metern sichtbar die Puste ausging, verteidigte er die Führung letztlich verdient bis ins Ziel und sicherte sich somit den ersten Short Track-Weltcuperfolg in diesem Jahr.
Im Verfolgerfeld schoben sich nach einem ebenfalls keineswegs überragenden Start die beiden Deutschen Julian Schelb und Max Brandl ähnlich wie Pidcock an die Spitze und lagen eingangs der finalen Abfahrt auf den Positionen zwei und drei. Während insbesondere Schelb mit einer cleveren Krafteinteilung noch einige Kräfte mobilisieren konnte und fast noch dem enteilten Tom Pidcock gefährlich wurde, schwanden bei Brandl auf den letzten Metern etwas die Kräfte. Der Italiener Luca Braidot schob sich infolgedessen an Brandl vorbei und auch den Amerikaner Christopher Blevins musste der deutsche Meister noch passieren lassen. Letztlich landeten Schelb und Brandl auf den Positionen zwei und fünf und überraschten damit auf ganzer Linie. Der etatmäßige beste deutsche Short Track-Fahrer, Luca Schwarzbauer, konnte nach seinen anfänglichen Tempovorstößen an der Spitze nicht gänzlich mit den schnellsten Fahrern mithalten und landete schließlich im Verfolgerfeld auf Rang zwölf.
Ergebnis Short Track Herren
Weltcupgesamtstand Short Track Herren
Damen: Pieterse beweist Stehvermögen
Die Niederländerin Puck Pieterse hat das Short Track-Rennen des fünften Weltcuplaufs in Crans-Montana für sich entschieden. Sie triumphierte nach fünf umkämpften Runden in den Schweizer Alpen vor Lokalmatadorin Alessandra Keller und der Niederländerin Anne Tauber. Viertplatzierte wurde die Französin Loana Lecomte, auf Rang fünf folgte die Amerikanerin Gwendalyn Gibson. Deutsche Fahrerinnen hatten mit dem Rennausgang an der Spitze wenig zu tun, Ronja Eibl landete als bestplatzierte Deutsche auf dem 29. Rang.
Das Damenrennen des Short Tracks in Crans-Montana wurde hauptsächlich von den späteren fünf erstplatzierten Fahrerinnen und dominiert und blieb bis zur letzten Runde äußerst spannend. In Abwesenheit der Weltmeisterin und dominierenden Fahrerin der vergangenen Rennen, Pauline Ferrand-Prévot, stand automatisch die zuletzt zweitstärkste Fahrerin im Damenfeld, Puck Pieterse, im Fokus und war auch schließlich die bestimmende Fahrerin in der Anfangsphase des Rennens.
Pieterse und die Französin Loana Lecomte drückten zu Beginn des Rennens aufs Gaspedal und minimierten das Feld der Spitzenfahrerinnen auf ein Minimum. Zunächst beteiligte sich auch noch die Italienerin Chiara Teocchi an der Führungsarbeit, doch sie musste frühzeitig die Segel an der Spitze streichen. Einzig Anne Tauber und Alessandra Keller konnten mit großer Mühe Pieterse und Lecomte folgen, mit etwas Abstand folgte eine Verfolgerinnengruppe, angeführt von der Amerikanerin Gwendalyn Gibson. Gibson erwischte nicht den allerbesten Start, schob sich aber im Anschluss Stück für Stück nach vorne und schaffte es sogar zwei Runden vor Schluss zur Spitze aufzuschließen.
Eingangs der letzten Runde versuchte schließlich Anne Tauber mit einer Attacke im Flachen die Konkurrenz zu überraschend und fuhr mit etwas Vorsprung in den letzten finalen Anstieg. Die Niederländerin konnte ihren Vorsprung auch bis zur Hälfte der Steigung halten, ehe Puck Pieterse mit einem Kraftakt an ihrer Landsfrau vorbeisprintete und mit einem kleinen, aber durchaus komfortablen Vorsprung in die letzte Abfahrt fuhr. Dahinter folgte Tauber und mit einer weiteren kleinen Lücke Loana Lecomte und Alessandra Keller. Gwendalyn Gibson verlor bereits frühzeitig den Anschluss in der letzten Runde und musste somit mit Rang fünf Vorlieb nehmen.
Während Pieterse anschließend an der Spitze ihre Führung souverän verteidigte und souverän zum Sieg fuhr, rollte das Trio der Verfolgerinnen noch einmal kurz vor dem Ziel zusammen. Im Zielsprint ging es schließlich für Tauber, Keller und Lecomte um die zweite Position. Alessandra Keller gelang es dabei sich auf den letzten Metern auf Rang zwei zu schieben, Anne Tauber landete auf Position drei und mit etwas Abstand folgte letztlich Loana Lecomte auf der vierten Position.
Ergebnis Short Track Damen
Weltcupgesamtstand Short Track Damen
U23-Herren: Riley Amos ist von einer anderen Welt
Die Frage, wer den U23-Short Track der Herren in Crans Montana für sich entschieden hat, ist wohl nur eine rhetorische: Selbstverständlich Riley Amos! Der Trek-Pirelli-Fahrer siegte – wieder einmal – vor seinem Landsmann Björn Riley und dem Franzosen Luca Martin.
Man kann sich inzwischen die Frage nach dem U23-Sieger in einem Weltcuprennen sparen: Riley Amos hat bei regnerischen Bedingungen in Crans Montana den achten Sieg im neunten Rennen in dieser Saison gefeiert! Am Ende war es zwar wieder knapp, doch gleichzeitig auch beeindruckend lässig, mit welcher Dominanz der US-Amerikaner in dieser Saison die Wettkämpfe bestreitet. Auf einem verhältnismäßig selektiven Short Track-Kurs gingen 13 Fahrer gemeinsam in die vorletzte Runde, ehe das US-Duo Amos und Riley sowie Dario Lillo und Luca Martin an der Spitze das Tempo ein weiteres Mal forcierten und die Konkurrenz in die Schranken wiesen. Eingangs des letzten Umlaufs war damit klar, dass der Sieger aus diesem Quartett entspringen muss – das Ende ist bekannt! Amos hatte wieder einmal das größte Stehvermögen, brachte zwei Sekunden zwischen sich und den Trek Future-Piloten Björn Riley, während Luca Martin mit Rang drei Vorlieb nehmen musste. Vierter wurde Dario Lillo vor Luke Moir.
Aus deutscher Sicht überzeugte Paul Schehl auf Rang acht, der sich dadurch einen Startplatz in der ersten Reihe im morgigen XC-Rennen sicherte, während weitere BDR-Fahrer nicht am Start standen.
Ergebnis Short Track U23-Herren
Weltcupgesamtstand Short Track U23-Herren
U23-Damen: Carla Hahn auf Platz zwei
Die junge Lexware-Fahrerin Carla Hahn hat in Crans-Montana für eine kleine Überraschung gesorgt: Die Deutsche wurde beim Sieg von Emilly Johnston Zweite und verbuchte damit ihr bestes Weltcupergebnis des Jahres. Dritte wurde Madigan Munro.
Die amtierende deutsche U19-Meisterin fuhr im Wallis ein grandioses Rennen und musste sich lediglich der Kanadierin Emilly Johnston geschlagen geben. Die Trek Future-Fahrerin zauberte eine famose Vorstellung in den Schweizer Matsch und war am Ende auch die hochverdiente Siegerin des Short Track-Rennens. In der vorletzten Runde setzte sie sich von der Konkurrenz ab und fuhr in der Folge solo zum ersten Weltcupsieg ihrer Karriere. Am Ende triumphierte die 22-Jährige fünf Sekunden vor Carla Hahn, die bis zur Mitte des Rennens Johnston Paroli bieten konnte, dann jedoch den Anschluss verlor. Am Ende ist der zweite Platz – vor der US-Amerikanerin Madigan Munro – allerdings aller Ehren wert. Die Trek-Pirelli-Fahrerin Munro fuhr souverän und ungefährdet auf der Drei ein.
Sina van Thiel auf Platz sechs und die Weltcupgesamtführende Kira Böhm auf Rang neun rundeten das gute deutsche Mannschaftsergebnis ab. Außerdem landeten mit Finja Lipp und Antonia Weeger zwei weitere deutsche Nachwuchsfahrerinnen in den Top 20.
Ergebnis Short Track U23-Damen
Weltcupgesamtstand Short Track U23-Damen
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9 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumEr hat nicht die "komplette" Weltelite, sondern die "Elite" vom XC MTB geschlagen. Würden Van Aert, Van der Poel U.ä. mitfahren könnte es anders aussehen, aber evtl. auch nicht, da er ein sehr guter MTBler ist. Puck Pieterse und Ferrand Prevot zeigen ebenfalls wie groß der Unterschied zwischen Rennfahrern die einen Straßen Background haben und reinen MTBlern sein kann ...
Hammer Ergebnis aus deutscher Sicht. Herzlichen Glückwunsch an die Athleten
Na, so erstaunt hat Pidcock mich nicht. Sein Punch ist mittlerweile hinreichend bekannt; und die beiden breiten Asphaltanstiege je Runde waren geradezu eine Einladung für ihn im Laufe des Rennens „in Ruhe“ nach vorne zu powern….
Mich würde es wundern wenn am Sonntag jemand anderes ganz oben steht 🤷🏻♂️
Nice! Beide rennen richtig geil anzusehn. Diesmal waren die drohnenaufnahmen von oben supergut um die abstände zu sehn oder wie jemand vorne wegzieht.
Gab ein paar stürze in den abfahrten, das wird morgen spannend.
Pidcocks gabel im wiegetritt hart ohne jegliche bewegung. Lässig.
Viele von den Profi-Straßenfahrern haben zwar die Ausdauer um eine Stunde lang 6-7W/kg durchzuhalten, aber dem durchschnittlichen Profi-Roadie fehlt die Explosivität und Spitzenleistung die nötig ist, um im XC an der Spitze mitzufahren.
Bei Pidcock ist das was anderes; er hat die Ausdauer der Straßen-Profis und den nötigen Punch um bei XC vorne mitzufahren. Ein durchschnittliche Straßen-Profi hätte wohl eher wenig Chance bei XC so gut abzuschneiden.
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