Es war der Aufreger des XC Wochenendes: In einem extrem spannenden Weltcuprennen duellierten sich Mathias Flückiger, Nino Schurter, Luca Braidot und Alan Hatherly um den prestigeträchtigen Sieg in den Schweizer Alpen. Wenige Meter vor dem Ziel gingen Flückiger und Schurter abseits der TV-Kameras unfreiwillig zu Boden und öffneten somit die Tür für den ersten Weltcupsieg des Italieners Braidot.
Es war wohl das spannendste XC-Finale des Jahres. Vier Fahrer, Mathias Flückiger, Nino Schurter, Luca Braidot und Alan Hatherly, gingen gemeinsam in die letzte Runde und kämpften um den Tagessieg im Bike Kingdom Lenzerheide. Nino Schurter und Mathias Flückiger hinterließen optisch zwar den stärksten Eindruck des Quartetts, doch abschütteln konnte das Schweizer Duo Braidot und Hatherly nicht. Eine halbe Runde vor Schluss blies Flückiger zur Attacke, Schurter und Co. konnten folgen, ehe sich der Weltmeister in einem Singletrail die Spitzenposition kurz darauf zurückeroberte. Und dann wurde es skurril: In der folgenden Kameraeinstellung war plötzlich der Italiener Braidot in Führung, Hatherly jagte dem FSA-Santa Cruz-Fahrer hinterher. Keine Spur dagegen vom Schweizer Duo. Was war passiert?
Diese Frage ist bis jetzt nicht eindeutig geklärt. Fakt ist, Schurter lag in Führung und wollte seinen 34. Weltcupsieg unter Dach und Fach bringen (damit wäre er alleiniger Rekordhalter vor Julien Absalon in Sachen Weltcuperfolgen), doch das Duo stürzte abseits der TV-Kameras. Am Ende gingen beide Eidgenossen „leer“ aus und sorgten für einen erheblichen Stimmungsdämpfer im Schweizer Hexenkessel. Der Schock der tausenden Zuschauer saß tief.
Nino Schurter stellte sich im Nachgang beim SRF und kritisierte seinen Landsmann scharf. „Er wollte mich an einer Stelle überholen, an der es einfach nicht geht, und hat mich abgeschossen. Es ist einfach traurig. Ich hätte ziemlich sicher gewonnen.“ Der Weltmeister ging sogar noch weiter: „Das ist eine ganz schlechte Antwort von ihm. So etwas darf an einem Schweizer Weltcup nicht passieren.“ Schurter vermutet zudem eine unfaire Revanche des WM-Rennens aus dem Vorjahr, bei dem der Scott-SRAM-Pilot wenige Meter vor dem Ziel Flückiger in einer engen Passage noch WM-Gold abjagte: „Ich interpretiere das so, dass er diese Niederlage immer noch nicht verkraftet hat.“
Auch Flückiger zeigte sich im Ziel enttäuscht über seinen dritten Rang, bewertete die alles entscheidende Rennsituation jedoch anders. Gegenüber SRF sagte der Thömus-Maxon-Fahrer: „Es tut mir Leid, dass das passiert ist. Aber man muss sehen: Es ist ein Rennen, Mann gegen Mann, jeder will gewinnen. Dass das Rennen so endet, ist natürlich schade.“ Er habe diese Fahrweise unter anderem von Nino Schurter so gelernt, schreibt der SRF. Bei Red Bull TV sprach der Schweizer Meister ebenfalls von einer tragischen Situation, sah sich jedoch frei von Schuld und befand es als eine unglückliche Rennsituation („that’s racing“).
Die UCI hat in den Sozialen Medien bereits Zitate von Mathias Flückiger veröffentlicht, wodurch der Anschein erweckt wird, dass auch der Weltverband an einer Deeskalation der Situation interessiert ist. Mathias Flückiger äußerte sich in einem kurzen Statement auf der Instagram-Seite seines Teams, das von einem „intense battle“ spricht, wiederholte jedoch seine Aussagen aus den TV-Interviews. Von Scott-SRAM steht eine offizielle Stellungnahme zum jetzigen Zeitpunkt aus.
Ob einer der beiden Schweizer am Ende tatsächlich gewonnen hätte, steht somit in den Sternen. Unverdient war der Triumph von Luca Braidot nach seinem starken Auftritt auf alle Fälle nicht. Trotzdem wird nach diesem Tag in erster Linie das Duell Schurter gegen Flückiger im Gedächtnis bleiben.
Wer war aus eurer Sicht der stärkste Fahrer im Feld und hätte das Rennen gewonnen?
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