Vom 6. bis 10. September finden an der Nordost-Küste Australiens die Kämpfe um den Weltmeistertitel statt. Genauer gesagt in Cairns, der Stadt in der die Selbstfindungsphase der meisten Abiturienten startet. Nach den beiden Weltcups im Jahr 2014 und 2016 werden dort in diesem Jahr zum ersten Mal die Welttitelkämpfe ausgetragen.

Herren: Schurter mit absoluter Krönung?

Bei den Herren sieht es nach einer eindeutigen Sache aus, Nino Schurter ist momentan die absolute Nummer eins. Nach seiner perfekten Weltcupsaison könnte er mit einem Weltmeistertitel die Kirsche auf die Torte setzen. Allerdings sind seine Konkurrenten von Weltcuprennen zu Weltcuprennen immer näher an ihn herangerückt. Blickt man auf Nove Mesto, bei dem der Eindruck entstand, er spiele nur mit David Valero Serrano, im Vergleich zu Mont-Sainte-Anne und Val di Sole bei dem ihn Manuel Fumic bzw. Stephane Tempier an seine Grenzen führten, besteht die Möglichkeit auf ein spannendes Rennen in Cairns.
Einer seiner Hauptkonkurrenten ist mit Sicherheit Stephane Tempier. Der Franzose konnte mit einer sehr konstanten Saison auf den zweiten Weltcupgesamtrang fahren. Seine Form scheint gegen Ende der Saison zu steigen. Zuletzt zeigte er in Val di Sole ein hervorragendes Rennen, bei dem er über die meiste Zeit das Feld anführte, sich aber in der letzten Runde doch Nino Schurter geschlagen geben musste.

Ein weiterer Kandidat, der ein Wörtchen um den Sieg mitreden könnte, ist Julien Absalon. Der zweifache Olympiasieger hatte in der Weltcupgesamtwertung, wegen seines Schlüsselbeinbruchs, keine Chance. Deswegen kann man annehmen, dass er sein Hauptaugenmerk auf die WM gelegt hat. Hierfür spricht seine konstante Leistungssteigerung in den letzten Rennen, was auch seine letzte Runde in Val di Sole, mit der er sich den beeindruckenden dritten Platz sichern konnte, zeigte.

Julien Absalon mit vollem Fokus auf die WM?
# Julien Absalon mit vollem Fokus auf die WM?
Steht Nino Schurter vor der absoluten Krönung seiner Saison?
# Steht Nino Schurter vor der absoluten Krönung seiner Saison?

Zum Giganten Duell fehlt nur noch einer – Jaroslav Kulhavy. Der Tscheche konnte beim letzten Weltcup in Italien mit seinem vierten Platz auch überzeugen, ohne sein Tief in Runde drei wäre vielleicht sogar mehr dabei herausgekommen. Diese Saison begann für den Weltmeister aus dem Jahr 2011 etwas holprig, beim Heimweltcup in Nove Mesto nur Rang 55, in Albstadt musste er aufgeben und in Vallnord konnte er gar nicht erst an die Startlinie stehen. Doch bei den letzten drei Weltcups schaffte er es konstant unter die ersten Zehn zu fahren. Wäre die Strecke in Lenzerheide ein Kilometer länger gewesen, hätte es vielleicht sogar für den Sieg gereicht. Somit besteht zumindest die Chance auf einen spannenden Fight der großen Drei.

Sehr erfreulich für die Deutschen ist, dass man Manuel Fumic getrost zu einem Medaillenkandidaten zählen kann. Der Vizeweltmeister aus dem Jahr 2013 konnte vor allem in Mont-Sainte-Anne eine überzeugende Leistung zeigen, lange führte er das Rennen an, bis ihn ein Sturz aus dem Tritt brachte. Im Val di Sole war es ebenfalls Fumic, welcher das Tempo in der ersten Runde scheinbar mühelos so hoch schraubte, dass nur Schurter in der Lage war ihm zu folgen. Am Ende war es ein Kettenklemmer in Runde eins, welcher alle Hoffnungen in Luft auflösten.

Aus dem gleichen Team wie Manuel Fumic kommt ein weiterer Medaillen-Kandidat – Maxime Marotte. Der Franzose fuhr in vier von sechs Rennen unter die Besten fünf. Im Val di Sole reichte es wegen einer allergischen Reaktion auf einen Stich, nicht über einen 17. Platz hinaus, wodurch er auch seinen zweiten Gesamtrang an Tempier abgeben musste.

Das restliche Team Deutschland wird durch Christian Pfäffle, Markus Schulte-Lünzum und Ben Zwiehoff repräsentiert. Bei allen drei kann man mit einem Top 30 Ergebnis rechnen, an einem guten Tag können sie auch unter die ersten 20 fahren.

Manuel Fumic weiß wie man Nino Schurter zum Leiden bringt
# Manuel Fumic weiß wie man Nino Schurter zum Leiden bringt - Wir dürfen auf den finalen Lauf des Weltcups in Val di Sole und die WM zwei Wochen später gespannt sein!
Jaroslav Kulhavy deutete im Val di Sole an, dass auch mit ihm ernsthaft zu rechnen ist
# Jaroslav Kulhavy deutete im Val di Sole an, dass auch mit ihm ernsthaft zu rechnen ist

Damen: Neff zum ersten Mal Elite Weltmeisterin?

Bei den Damen könnte sich das Rennen viel offener gestalten als bei den Herren. Die vier verschiedenen Weltcupsiegerinnen zeigen dies sehr deutlich. Nichtsdestotrotz sticht eine Dame besonders heraus – Yana Belomoina. Die Weltcupgesamtsiegerin aus diesem Jahr fuhr bei allen Weltcups auf das Podest, somit ist sie die absolute Gold-Favoritin. Alle anderen Fahrerinnen, welche sonst noch das beliebte Regenbogentrikot wollen, müssen zunächst an der Ukrainerin vorbei.

Eine, die das mit Sicherheit möchte, ist Jolanda Neff. Die Schweizerin will endlich ihren ersten Cross-Country Weltmeistertitel. Ihre Saison hatte einige Hochs und Tiefs zu verzeichnen, in Nove Mesto war sie nur 18., in Albstadt dann dritte, in Vallnord reichte es nur für einen zwölften Rang. Ein Grund für die unbeständige Saison ist vermutlich ihr Studium, denn als sie ihre Prüfungen hinter sich gebracht hatte, ging es auch mit den Ergebnissen wieder steil bergauf. Es folgte ein vierter Platz beim Heimweltcup in Lenzerheide und der Sieg beim letzten Weltcup im Val di Sole. Auch bei ihr könnte von Anfang an das Ziel die WM gewesen sein, ein Indiz dafür sind die besser werdenden Ergebnisse. Ist dies der Fall können wir mit einer 100 % fitten Jolanda Neff bei der WM rechnen und in dieser Form auch eine, die den Titel anvisiert.

Neff zeigte sich in Italien in bestechender Form
# Neff zeigte sich in Italien in bestechender Form
Yana Belomoina geht als Favoritin in die Titelkämpfe
# Yana Belomoina geht als Favoritin in die Titelkämpfe

Neffs Teamkollegin Maja Wloszczowska fährt eine klasse Saison. In dieser Saison landete die Polin viermal unter den Besten fünf. Ein angebrochenes Handgelenk hinderte sie dann an einem Start in Mont-Sainte-Anne. Umso überraschender konnte sie dann auf den dritten Platz im Val di Sole fahren und sich dadurch auch den zweiten Rang in der Gesamtwertung sichern. Das Rennen in Italien ist auch schon wieder zwei Wochen her, somit lässt sich vermuten, dass es ihrem Handgelenk noch besser geht, als beim letzten Weltcup – und in einer solchen Form wird sie um die Medaillen kämpfen.

Als amtierende Weltmeisterin muss man sie natürlich auf dem Zettel haben, die Rede ist von Annika Langvad. Ihre Saison hat sie sich bestimmt etwas anders vorgestellt, außer einen Sieg in Nove Mesto gelang ihr kein zweiter. Auch bei ihr liegt es an ihrem Studium, denn seit diesem Frühjahr ist Annika Langvad eine voll ausgebildete Doktorin der Zahnmedizin. Dennoch schaffte sie nach ihrer Prüfungszeit, nicht den Sprung wie Jolanda Neff, deswegen wird es sehr schwer für die Dänin, ihren zweiten Weltmeistertitel (neben dem Marathon) zu verteidigen.

Für Annika Langvad wird es schwer ihr Trikot zu verteidigen
# Für Annika Langvad wird es schwer ihr Trikot zu verteidigen

Auch bei den Damen gibt es Hoffnungen für die Deutschen. Allen voran Adelheid Morath, sie zeigte eine starke Leistung in Val di Sole. Die Freiburgerin konnte dieses Jahr konstant unter die Top 15 fahren und mit Platz sechs in Nove Mesto auch nahe an das Podest heranfahren. Ein großes Handicap wird allerdings ihr Startplatz sein, denn Morath wird im UCI Ranking nur auf Platz 20 geführt was im Endeffekt die dritte Startreihe bedeutet. Besser steht da schon Sabine Spitz. Die deutsche Meisterin wird aus der zweiten Reihe starten, was auch an den ausgelassenen Weltcups in Vallnord und Mont-Sainte-Anne liegt. Spitz ist durchaus ein Sprung in die Medaillenränge zuzutrauen, was ihr zweiter Platz in Nove Mesto zeigt. Doch bei den letzten beiden Weltcups konnte sie nicht wirklich vorne mithalten. Durch den ausgelassenen Weltcup in Kanada konnten sich Spitz und Morath eine wenig erholen und sich auf die WM vorbereiten. Vielleicht können wir uns bei den Beiden auf eine Überraschung freuen und somit auch über eine Medaille.
Helen Grobert schafft es in dieser Saison nur selten zu überraschen, ein zehnter, ein siebter und ein fünfter Platz sind nicht schlecht, doch die konstanten Top-Ten Platzierungen wollten dieses Jahr nicht sein. Vielleicht gelingt ihr das ja bei der WM, zuzutrauen ist es ihr auf jeden Fall.

Kann Adelheid Morath ihr Ergebnis von Val di Sole wiederholen
# Kann Adelheid Morath ihr Ergebnis von Val di Sole wiederholen

U23

Herren: Erneut Sam Gaze?

Der letzte deutsche U23 Weltmeister war Manuel Fumic, 2004 konnte er sich in der französischen Ortschaft Les Gets durchsetzen. Doch dieses Jahr sind die deutschen Chancen gegeben, und zwar durch Georg Egger und Maximilian Brandl. Beide stammen aus der Talentschmiede des Lexware Racing Teams und konnten jeweils schon auf einen zweiten Platz im Weltcup fahren, in Val di Sole gab es einen vierten Platz durch Egger und einen siebten Platz durch Brandl. Speziell Brandl hat nach seinem Schlüsselbeinbruch Anfang des Jahres sein Auge auf die WM geworfen und von Val di Sole meinte er, dass er es nicht in top Form fahren konnte, weil sein Training voll auf die WM in Cairns ausgerichtet sei. Somit können wir bei diesen beiden gespannt sein und vielleicht auf eine Medaille hoffen. Die klaren Favoriten sind allerdings nicht die Deutschen, sondern allen voran Samuel Gaze. Der Neuseeländer fuhr diese Saison den Elite-Weltcup mit, hier konnte er allerdings nur schwer Fuß fassen. Lediglich in Vallnord ließ er sein Talent aufblitzen, hier konnte er sich mit dem vierten Platz sein erstes Elite-Podium sichern. Läuft bei ihm alles glatt, sollte er der absolute Favorit sein. Einer, der dem amtierenden Weltmeister in die Suppe spucken könnte ist Martins Blums. Der Lette konnte die Weltcupgesamtwertung dieses Jahr für sich entscheiden, zwei von sechs Weltcuprennen konnte er gewinnen. Außer in Albstadt war er jedes Mal unter den besten drei. Ein weiterer Medaillen-Kandidat ist Nadir Colledani. Der Italiener konnte ebenso zwei Weltcups gewinnen und war bei vier von sechs Rennen unter den ersten drei. Colledani konnte auch den letzten Weltcup für sich entscheiden, was ihm bestimmt die nötige Motivation für die WM geben wird.

Sam Gaze will nach seiner holprigen Saison den Weltmeistertitel verteidigen
# Sam Gaze will nach seiner holprigen Saison den Weltmeistertitel verteidigen

Der Lette Martins Blums ist der Mann, der Samuel Gaze schlagen kann
# Der Lette Martins Blums ist der Mann, der Samuel Gaze schlagen kann
Bei Maximilian Brandl und Georg Egger ruhen die deutschen Hoffnungen
# Bei Maximilian Brandl und Georg Egger ruhen die deutschen Hoffnungen - Georg Egger konnte aber die Pace von Max Brandl nicht halten

Damen:Elite Weltcup oder doch U23 Weltcup?

Bei den U23 müssen die beiden Top Ten Fahrerinnen des Eliteweltcups an den Start gehen. Anne Tauber und Alessandra Keller konnten dieses Jahr im Elite-Weltcup schon für Aufsehen sorgen. Die Niederländerin und die Schweizerin konnten sich jeweils schon unter den ersten zehn der Welt platzieren. Viel schenken sich die beiden nicht, bei ihnen entscheidet die Tagesform. Auch wenn Kate Courtney nicht bei den Elite-Damen gestartet ist, braucht die US-Amerikanerin sich nicht zu verstecken. Zu stark präsentierte sie sich im Weltcup, vier von sechs Rennen gingen auf ihr Konto, bei den anderen wurde sie Zweite. Die Zweitbeste in dieser Saison kommt aus der Schweiz. Sina Frei konnte sich ebenfalls bei jedem Weltcup auf dem Podest zeigen und platzierte sich beim Swiss Bike Cup in Lugano vor Alessandra Keller. Dies macht deutlich, dass die Damen, welche Elite Weltcup fahren, nicht sonderlich weit vor den U23 Konkurrentinnen sind. Alles ist offen und ein spannendes Rennen ist vorprogrammiert.
Bei den Deutschen gibt es hier nur eine Starterin – Antonia Daubermann. Bei ihr ist an einem guten Tag ein Top 20 Ergebnis drin, was schon ein Erfolg wäre.

Alessandra Keller gilt als Favoritin bei der U23
# Alessandra Keller gilt als Favoritin bei der U23
Die Dominatorin des U23 Weltcups: Kate Courntey
# Die Dominatorin des U23 Weltcups: Kate Courntey

U19

Herren

Bei den Junioren geht Jofre Cullell Estape als Favorit an den Start. Der 18-jährige Spanier führt auch das UCI Ranking an. Hinter ihm folgt der Chilene Martin Vidaurre Kossman, er ist schwierig einzuschätzen, da er noch kein Rennen bestritten hat, bei dem man ihn direkt mit der europäischen Spitze vergleichen könnte. Der dritte im Bunde ist Joel Roth. Der Schweizer konnte das letzte Rennen der UCI Junior Serie in Basel für sich entscheiden. Eine Medaille ist für ihn sicher möglich. Bei den Deutschen könnte David List für Freudensprünge sorgen. Der deutsche Meister ist ein Top Ten Kandidat, an einem guten Tag geht es auch unter die Besten fünf. So ähnlich sieht es auch bei Tim Meier aus. Er konnte bei der UCI Junior Series schon zweimal unter die ersten Fünf fahren. Also können wir auch bei ihm gespannt sein, was er leisten kann, vielleicht sogar eine Medaille.

Damen

Bei den Juniorinnen ist Laura Stigger die klare Favoritin. Die Österreicherin konnte jedes UCI Junior Serie Rennen für sich entscheiden und hatte auch bei der Europameisterschaft die Nase vorne. Dahinter könnten auch schon die Deutschen kommen. Mit Ronja Eibl, Franziska Koch und Leonie Daubermann haben wir gleich drei heiße Eisen im Rennen. Eibl konnte bei drei UCI Junior Serien unter die ersten Fünf fahren. In Basel landete sie sogar nur eine Radlänge hinter Stigger auf Rang zwei. Franziska Koch konnte die deutsche Meisterschaft für sich entscheiden und konnte zweimal, beim „Weltcup“ der Junioren, unter die ersten Fünf fahren. Leonie Daubermann kommt erst gegen Ende der Saison voll in Tritt. Doch mit einem dritten Platz in Basel schoss sie sich mit nur einem Rennen auf die Medaillen-Liste.

Zeitplan XC WM 2017

DatumEventUhrzeit (MESZ)
06.09.2017Team Relay7:00 Uhr
07.09.2017Junniorinnen5:00 Uhr
Junioren7:00 Uhr
08.09.2017U23 Herren6:30 Uhr
09.09.2017U23 Damen2.00 Uhr
Damen4.00 Uhr
Herren6.30 Uhr

XC-Tippspiel

Das Rennen in Cairns ist das letzte dieser Saison, bei dem du Punkte für das Tippspiel sammeln kannst – gib jetzt deinen Tipp ab!

 

Alle Artikel zur XC WM 2017:

  1. benutzerbild

    Chrischti

    dabei seit 01/2016

    XC-WM 2017 Cairns: Wer kann Schurter und Belomoina das Wasser reichen?

    XC WM 2017: die Titelkämpfe finden dieses Jahr im Frühling von Australien statt. In Cairns werden nach zwei Weltcups nun die Regenbogenjerseys verteilt. Bei den Herren sieht alles nach einem Sieg des Dominators Nino Schurter aus. Bei den Damen könnte es das gleiche Bild mit Yana Belomoina geben. Wer diesen beiden gefährlich werden kann und wie die deutschen Chancen stehen seht ihr hier:

    Den vollständigen Artikel ansehen:
    XC-WM 2017 Cairns: Wer kann Schurter und Belomoina das Wasser reichen?
  2. benutzerbild

    stefanolo

    dabei seit 04/2006

    Red Bull ist ja raus aus der WM, gibt's irgendwo einen Stream?

  3. benutzerbild

    stefanolo

    dabei seit 04/2006

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