Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum – die bevorstehenden Wochen und Monate werden hinsichtlich Transfers innerhalb der Cross-Country-Szene vermutlich äußerst spektakulär werden. Woran das liegt? Ganz einfach – etliche Verträge der Top-Fahrerinnen und -Fahrer werden meist mit einer Laufzeit von zwei bzw. vier Jahren vergeben und die Taktung orientiert sich dabei maßgeblich an den Olympischen Spielen. Ergo: nach der Saison 2024 laufen etliche Arbeitspapiere aus.

Hinzu kommt eine einschneidende Änderung durch den World Cup-Ausrichter Warner Brothers Discovery, die vorsieht, dass nur noch 20 Teams den höchsten, sogenannten „World Series Status“ erhalten und jedes dieser Teams maximal vier Fahrerinnen bzw. Fahrer pro Rennen und Kategorie führen darf. Wer diesen Status erhält hängt maßgeblich von der Anzahl der Weltranglistenpunkte der gelisteten Fahrerinnen und Fahrer ab und wird nach bereits definierten Randbedingungen vergeben. Long story short: Bei der Zusammenstellung der Mannschaften für das Jahr 2025 ist also Fingerspitzengefühl und Weitblick gefragt, um den heiß begehrten World Series Status auch über 2025 hinaus behalten zu können.
Diese ganzen Umstände sorgen damit logischerweise dazu, dass die Gerüchteküche brodelt. Wer wechselt wohin? Wer verlängert seinen Vertrag? Wie werden die Teams 2025 zusammengesetzt sein? Wir wagen einen Blick in die Kristallkugel.
Alan Hatherly: Der Weltmeister wechselt in Straßenmannschaft
Der Überflieger der Saison 2024 wechselt auf die Straße – zumindest als Teilzeitkraft. Ein Gerücht ist das nicht mehr: Der Südafrikaner, der zuletzt mächtig abräumte und neben dem XC-WM-Titel auch Bronze bei den Olympischen Spielen gewann, fährt ab 2025 für das Team Jayco-Alula. Ähnlich wie die Ausnahmetalente Mathieu van der Poel, Tom Pidcock und Puck Pieterse will Hatherly den Spagat zwischen Straßen- und MTB-Rennsport wagen. Im XC-Weltcup wird er dabei maßgeblich vom Giant Offroad Team supported, da sein neuer Arbeitsgeber ebenfalls auf Bikes der Taiwanesen unterwegs ist.
Für seine bisherige Equipe, das Cannondale Factory Team, ist der Abgang von Hatherly logischerweise ein Dämpfer, schließlich sorgte der Südafrikaner für jede Menge Publicity und stellte mit seinem Teamkollegen Simon Andreassen auch marketingtechnisch ein starkes Duo dar.
Reality Check: 🔮🔮🔮🔮🔮
Schärfe-Faktor: 🌶️🌶️🌶️🌶️🌶️

Simon Andreassen: Verlässt der zweite große Name Cannondale?
Dieses Gerücht mausert durch die Szene, doch so ganz wasserdicht ist es bei weitem nicht. Um die Personalie Andreassen halten sich die betreffenden Personen bislang noch konsequent zurück, weshalb auch wir uns hinsichtlich einer Bewertung noch etwas unsicher sind. Fakt ist aber: sollte an diesem Gerücht etwas dran sein, dann bringt dieser Transfer eine gehörige Portion „Schärfe“ mit sich! Vor zu wenig Angeboten von potenziellen neuen Arbeitgebern muss sich der Däne im Falle eines Transfers wohl ebenfalls nicht fürchten, schließlich lief das Jahr 2024 äußerst erfolgreich – Marathon-WM-Titel inklusive! Wir dürfen gespannt sein …
Reality Check: 🔮🔮
Schärfe-Faktor: 🌶️🌶️🌶️🌶️

Jolanda Neff: Zieht die Olympiasiegerin weiter?
Der letzte Weltcup der Saison in Mont-Sainte-Anne war gerade über die Bühne gegangen, da veröffentlichte Jolanda Neff in den sozialen Medien einen Post, der für ordentlich Gesprächsstoff sorgte. Das Rennen verlief für die Schweizerin aufgrund eines kapitalen Sturzes so oder so nicht nach Plan, doch der kurze schriftliche Saisonrückblick warf Fragen auf.

Nach einer Saison mit Hochs und Tiefs schien Neff gegen Ende des Jahres wieder zurück im Geschäft um die vordersten Platzierungen, bis der eben erwähnte Crash in Mont-Sainte-Anne einen kleinen Dämpfer zum Saisonabschluss darstellte. Immerhin: Neff blieb bei diesem Sturz unverletzt und konnte somit ohne größere Einschränkungen in die Saisonvorbereitung für das Jahr 2025 starten. Ob es für sie dann aber im Trek Pirelli Team weitergehen wird, ist ungewiss. Und damit wären wir beim zweiten Teil des Instagram-Beitrags.
[…] When you stop winning some people start treating you differently and you realize they never cared about you as a human, they just like to be part of your shiny success. I must say it hurt a lot and was what made this year so crazy painful. […]
Jolanda Neff
Wen Neff in diesem Post direkt anspricht, bleibt ungewiss, bei ihrem direkten Umfeld bedankt sich die Schweizerin allerdings explizit für den Rückhalt. Nicht wenige interpretieren in diese Worte eine Kritik an ihrem bisherigen Team Trek Pirelli und forcieren damit die Gerüchte um einen Wechsel von Jolanda Neff. Sollte die 31-Jährige einen Abgang in Betracht ziehen, gilt für sie definitiv das Gleiche wie für Simon Andreassen: An Angeboten wird es der Olympiasiegerin sicher nicht mangeln! Unter anderem bei Cannondale ist ein Platz nun definitiv frei …
Reality Check: 🔮🔮🔮🔮
Schärfe-Faktor: 🌶️🌶️🌶️🌶️🌶️
Loana Lecomte: Gehen die Französin und Canyon getrennte Wege?
Loana Lecomte war neben Puck Pieterse die wohl tragischste Figur beim Olympia-Rennen in Paris. Die Französin startete mit großen Ambitionen und wollte vor heimischem Publikum besonders auftrumpfen – eine Medaille war das erklärte Ziel. Daraus wurde bekanntlich nichts. Ein kapitaler Sturz bugsierte die 25-Jährige aus dem Rennen und ließ den Edelmetall-Traum platzen.
Doch die Ausnahmefahrerin schien nach diesem Rückschlag eher gestärkt zurückgekommen zu sein. Im Saisonfinale drehte sie nochmals mächtig auf und verabschiedete sich unter anderem in Mont-Sainte-Anne als Siegerin in die Saisonpause. War dieses Rennen zeitgleich auch das letzte im Canyon-Trikot?
Gesicherte Informationen liegen hierzu nicht vor, allerdings vermehren sich die Gerüchte, dass die Französin den Koblenzer Rennstall verlassen könnte. Auf der einen Seite dürfte eine Vertragsverlängerung mit Lecomte für Canyon wohl nicht ganz günstig sein, auf der anderen ist die Französin sicherlich auch eine der Top-Fahrerinnen mit Blick auf die kommenden Olympischen Spiele 2028. Sollte Lecomte also neue Wege gehen, stünde Canyon zumindest erst mal ohne Weltklasse-Fahrerin da – und dieses Szenario scheint eher unwahrscheinlich.
Reality Check: 🔮🔮🔮
Schärfe-Faktor: 🌶️🌶️🌶️🌶️🌶️

Lexware Mountainbike Team: Steht nur noch der Nachwuchs im Fokus?
Aus deutscher Sicht wäre das alles andere als leichte Kost, doch die Hinweise verdichten sich, dass das Lexware Mountainbike Team 2025 ohne Elite-Fahrerinnen bzw. -Fahrer an den Start gehen wird. Die Gründe hierfür sind noch nicht kommuniziert, doch wie es den Anschein macht, handelt es sich nicht mehr wirklich um reine Gerüchte. Dazu passt auch ins Bild, dass der ehemalige deutsche Meister Max Brandl indirekt seinen Wechsel bereits auf Instagram verkündet hat. Vor dem Weltcup-Finale in Mont-Sainte-Anne war zu lesen:
[…] Also, as it is going to be my last World Cup in this jersey, thanks to @lexwareteam for the past 10 years.
Max Brandl
Der Abgang von Brandl kann somit schon als fix notiert werden, während die Situation um David List, Nina Benz und den ehemaligen Junioren-Weltmeister, Lennart-Jan Krayer, der in die Elite aufrückt, noch ungeklärt ist. Wir dürfen gespannt sein …
Reality Check: 🔮🔮🔮🔮
Schärfe-Faktor: 🌶️🌶️🌶️

Trek Future Racing: Top-Trio verlässt planmäßig die Equipe
Diese Meldung ist keine Überraschung, bringt jedoch Brisanz auf den Transfermarkt: Emilly Johnston, Tobias Lillelund und Bjorn Riley verlassen die erfolgreiche Talentschmiede Trek Future Racing. Da das Konzept der deutschen Mannschaft klar auf dem Nachwuchs ausgerichtet ist und stets kommuniziert wurde, dass ausschließlich Athletinnen und Athleten bis zur U23-Klasse in den Reihen gehalten werden, war dieser Schritt zu erwarten. Alle Drei rücken 2025 in die Elite auf und müssen sich dementsprechend neue Arbeitgeber suchen.
Wohin die Reise des Trios geht, ist noch unbekannt, aufgrund der starken Ergebnisse in der abgelaufenen Saison, haben namhafte Teams aber sicher schon angeklopft – insbesondere bei Riley wäre ein Transfer zu einem absoluten Spitzenteam keine Überraschung. Und wer weiß: Vielleicht zieht sich Trek selbst die Talente ins Factory Team? Ausgang hier ist also völlig offen …
Reality Check: 🔮🔮🔮🔮🔮
Schärfe-Faktor: 🌶️🌶️🌶️

Yana Belomoina: Ukrainerin verlässt das Team von Bart Brentjens
Nach 12 Jahren ist die Zusammenarbeit beendet: Yana Belomoina und die Mannschaft von Bart Brentjens, das KMC Ridley MTB Racing Team, gehen ab 2025 getrennte Wege. Die Ukrainerin gehört seit Jahren zur Weltspitze, feierte in der niederländischen Equipe große Erfolge – wie beispielsweise den Gesamtweltcupsieg 2014. Dementsprechend gibt es auf dem Instagram-Account vom Brentjens-Team auch nur lobende Worte über die gemeinsame Zusammenarbeit. Wohin es die 32-Jährige 2025 zieht, ist bislang noch unbekannt.
Reality Check: 🔮🔮🔮🔮🔮
Schärfe-Faktor: 🌶️🌶️

Cube Factory Racing: Neue Talente für die deutsche Mannschaft
Cube meldet bereits Vollzug: Das Team, das sich in erster Linie auf den Nachwuchs konzentriert, hat sich die Dienste von Ella Maclean-Howell und Nikolaj Hougs gesichert. Die Britin Maclean-Howell stand in diesem Sommer bereits bei den Olympischen Spielen am Start und holte sich Silber bei der U23-Short Track-WM in Andorra. Nikolaj Hougs ist amtierender Junioren-Europameister und rückt 2025 in die U23-Klasse auf. Damit forciert Cube seinen Erfolgsweg mit internationalen Top-Talenten – 2024 sicherte sich Kira Böhm den U23-Gesamtweltcup in den Farben des bayrischen Radherstellers.
Reality Check: 🔮🔮🔮🔮🔮
Schärfe-Faktor: 🌶️🌶️

jb Brunex Superior Team: Ende der Schweizer Talentschmiede
Das jb Brunex Superior Team verlässt zum Ende des Jahres die MTB-Bühne. Nach intensiven 13 Jahren von Joe und Lisa Broder schließt die Equipe, die insbesondere durch ihre starke Nachwuchsförderung für Aufmerksamkeit sorgte, die Pforten. Sina Frei feierte große Erfolge als junge Sportlerin in der Schweizer Equipe, in der Elite sorgte beispielsweise Thomas Litscher in den orangefarbenen Trikots für Furore. Zuletzt standen unter anderem Gregor Raggl, Ramona Forchini und die deutsche Nadine Perks (ehemals Rieder) unter Vertrag.
Reality Check: 🔮🔮🔮🔮🔮
Schärfe-Faktor: 🌶️🌶️

Steffi Häberlin: Schweizerin wechselt auf die Straße
Steffi Häberlin fährt 2025 für das Team SD Worx-Protime, bei dem unter anderem auch die Top-Fahrerin Lotte Kopecky unter Vertrag steht. Demi Vollering verlässt die Mannschaft Ende des Jahres in Richtung FDJ-Suez. Doch zurück zur Schweizerin Häberlin: Die 26-Jährige fuhr beim Weltcup-Finale in Mont-Sainte-Anne auf Rang acht und untermauerte damit, dass mit ihr grundsätzlich auch auf dem MTB in Zukunft zu rechnen wäre. Doch dazu kommt es nun (erstmal) nicht. Entgegen den Ambitionen von Alan Hatherly und Co. liegt der Fokus von Häberlin schon klarer auf der Straße.
Brisanz bringt dieser Wechsel allerdings insofern mit, dass dadurch mindestens ein Platz im Team BMC frei wird. Da die Schweizer Equipe zuletzt nicht die ganz großen Erfolge vorzuweisen hatte, wäre es also wenig verwunderlich, wenn sich BMC zusätzlich eine Top-Fahrerin bzw. einen Top-Fahrer ins Team holen würde. Wir dürfen gespannt sein …
Reality Check: 🔮🔮🔮🔮🔮
Schärfe-Faktor: 🌶️🌶️

Welche Gerüchte sind dir noch bekannt?
Die fünf aktuellsten Beiträge aus unserer Reihe XC-News findest du hier:
- XC-News: Die ersten Ergebnisse der neuen Saison
- XC World Cup 2025: Die wichtigsten Fahrerwechsel der Saison – alle Rennteams
- 25.000 Euro Preisgeld: UCI präsentiert HERO Marathon World Cup 2025
- Mondraker Factory Racing: Mitterwallner wechselt in das neu aufgestellte XC-Team
- XC-Fahrerkarussell erhöht die Drehzahl: Neues von Ghost, Cube, Kate Courtney & Co.
Alle weiteren Berichte aus der Rubrik „XC-News“ findest du hier auf dieser Übersichtsseite.
22 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDa ist das ganz normal.
MTB Kanäle gibt es eher keine. Also warum hier nicht etwas spekulieren.
Da es letztes Jahr wegen Olympia kaum Wechsel gab, wird es dieses Jahr richtig spannend. Und wenn der erste Stein erstmal ins Rollen kommt…
Dürfen Wechsel jetzt schon bekannt gegeben werden oder müssen die bis zum 01.01. warten? Beim RR ist glaube der 01.08. der Termin für die neue Saison
01.01.
Im MTB Sport ist das irgendwie anders geregelt als im Straßenradsport. Auf der Straße weiß man ab 01.08. Bescheid, die Fahrer müssen aber noch die Teamkleidung tragen. Sieht man häufig auf Bildern, dass bike und Teamkleidung nicht zueinander gehören im Training.
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