Die XC-Saison 2016 ist gerade zu Ende gegangen, da beginnen schon die ersten intensiven Planungen für das kommende Jahr. In der Rubrik ‚XC-Fahrerkarussell‘ halten wir euch auch diesem Winter in regelmäßigen Abständen auf dem Laufenden wer wo seine neuen Zelte aufschlägt. Und in dieser Saisonpause könnte es turbulent werden! Da nach den Olympischen Spielen etliche Fahrerverträge bei den Teams auslaufen, bläst der Wind, der das Fahrerkarussell antreibt, momentan wohl besonders stark. Wir haben alle wichtigen News für euch zusammengefasst – unter anderem gibt es Neuigkeiten vom Team des neuen Olympiasiegers Nino Schurter!
Scott-Odlo MTB Racing Team: Stirnemann kommt an Bord
Schon im vergangenen Winter hat Nino Schurter seinen Vertrag beim Scott-Odlo Team von Thomas Frischknecht bis 2020 verlängert. An seine Seite wechselt nun ein neuer junger Hochkaräter hinzu: Matthias Stirnemann gesellt sich an die Seite des Olympiasiegers. Der 24-jährige Schweizer legte 2016 eine fulminante Saison hin und überzeugte unter anderem als Sechster bei der WM und im Gesamtweltcup. Beim Weltcup in Mont-Sainte-Anne schaffte der Eidgenosse, der zuvor beim Möbel Märki Team unter Vertrag stand, als Vierter sogar den Sprung aufs Podest.
Mit Schurter absolvierte er am Ende der langen Saison gemeinsam das Swiss Epic, das die beiden mit zwei Etappensiegen sehr erfolgreich beenden konnten. Das Duo wird aller Voraussicht nach auch in dieser Konstellation beim Cape Epic 2017 an den Start gehen und gilt dabei als heißer Anwärter auf eine top Platzierung im Gesamtklassement.
Weiterhin in der Schweizer Equipe untergebracht ist der U23-Weltmeister aus dem Jahr 2014 Michiel van der Heijden, die Olympiasiegerin Jenny Rissveds, sowie Andri Frischknecht, der 2017 in die Eliteklasse aufsteigt. Auf der Teamliste nicht mehr geführt wird Marcel Wildhaber, der in der Vergangenheit vor allem bei Cyclo-Cross Rennen auftrumpfte.
BMC Racing Team: Ein Landsmann für Julien Absalon
Titouan Carod wechselt an die Seite des erfolgreichsten Mountainbikers aller Zeiten Julien Absalon, der bei BMC seinen Kontrakt um ein weiteres Jahr, bis Ende 2017, verlängert hat. Carod, der 2015 und 2016 den U23-Weltcup für sich entscheiden konnte, verlässt das Scott-Creuse Oxygen Team und schließt sich der Schweizer Mannschaft von Teamchef Alexandre Moos an. Carod wird, wie Andri Frischknecht, im kommenden Jahr erstmals in der Elitekategorie an den Start gehen müssen und erhofft sich von den erfahrenen Teamkollegen deshalb viele hilfreiche Tipps für die anstehenden Rennen. Der Franzose unterschrieb einen Zweijahresvertrag bei BMC.
Weiterhin in der Equipe geführt werden, neben Absalon und Carod, Lukas Flückiger, Lars Forster und Reto Indergand. Martin Fanger, der 2016 noch für BMC unterwegs war, erhielt wohl keinen neuen Kontrakt mehr für das kommende Jahr.
Stöckli Pro Team: Das Aus für die erfolgreiche Equipe
Mit dieser Meldung konnte man nicht rechnen: Das junge Stöckli Pro Team wird es in dieser Konstellation 2017 nicht mehr geben. Der Hauptsponsor Stöckli zieht sich wohl aus dem Weltcupzirkus zurück – weshalb ist bislang völlig unklar. An den Erfolgen der Teamfahrer kann es wohl nicht gelegen haben. Allein Jolanda Neff feierte fünf Weltcupsiege und den Weltcupgesamtsieg 2015 für die Equipe. Mathias Flückiger überzeugte zudem stets bei den Herren und wurde bei den Olympischen Spielen in Rio Sechster. Und auch das Küken in der Mannschaft, Alessandra Keller, konnte als etatmäßige U23-Fahrerin mit drei sechsten Plätzen im Weltcup dieses Jahr auf sich aufmerksam machen. Weshalb Stöckli das Team 2017 nicht mehr unterstützt bleibt deshalb Spekulation.
Wohin die Athleten wechseln werden, ist bis zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig offen. Möglich ist auch, dass Ralph Näf, der Teamchef der Equipe, mit neuen Sponsoren versucht die Mannschaft größtenteils zusammenzuhalten.
Canyon Sram Racing: Pauline Ferrand-Prevot in neuem Straßenteam
Zugegebenermaßen, die Equipe Canyon Sram kennen selbst Experten der XC-Szene nicht zwingend. Müssen sie auch nicht. Denn das reine Damenteam ist lediglich auf der Straße unterwegs. Doch die Französin Pauline Ferrand-Prevot, die stets auch erfolgreich auf dem Mountainbike unterwegs ist bzw. war, schlägt ihre Zelte nun bei der hochklassig besetzten Mannschaft auf. Damit verlagert sich der Schwerpunkt der 24-jährigen nach einer schweren letzten Saison, in der sie oft durch Verletzungen geplagt wurde, noch weiter in Richtung des Straßenmetiers. Ob und wie man die Französin dann bei Weltcuprennen antreffen wird, bleibt deshalb abzuwarten.
Bahrain Merida Pro Cycling Team: Cink wechselt auf die Straße
Und noch eine Meldung aus dem Lager der Onroad-Piloten: Ondrej Cink wagt den Schritt auf die Straße. Der U23-Weltmeister aus dem Jahr 2012 musste sich nach der Auflösung der Multivan Merida Biking Teams zwangsläufig nach Alternativen umsehen und hat nun eine Lösung im Pro Tour Team seines bisherigen Sponsors gefunden. Der Tscheche wird unter anderem Teamkollege von Vinzenco Nibali.
Für den MTB-Sport ist der Abgang von Cink ein herber Verlust. Der talentierte Biker etablierte sich in der nahen Vergangenheit mehr und mehr in der Weltspitze und war ein potentieller Kandidat der die Lücke zu den Großen Dreien, Nino Schurter, Julien Absalon und seinem Landsmann Jaroslav Kulhavy, hätte schließen können.
Julie Bresset: Ein Jahr Pause
Die französische Olympiasiegerin legt eine Wettkampfpause von einem Jahr ein. 2012 gewann das Ausnahmetalent Gold in London und die Experten prophezeiten der heute 27-jährigen eine glänzende Zukunft. Doch es kam alles anders als geplant: Zuerst war Bresset nach dem WM-Titel 2013 mental erschöpft und fand 2014 nicht wirklich in die Spur. Ein Jahr später gesellten sich auch noch körperliche Problem dazu. Sie versuchte zwar die Quali für Rio zu erreichten, doch es klappte nicht. Und so zieht sich die Französin erst einmal zurück aus dem MTB-Geschäft. Wie acrossthecountry.net berichtet, verneinte Bresset allerdings klar die Frage, ob dies ihr Karriereende sei. Wir dürfen also gespannt sein, ob die Olympiasiegerin 2018 zu alter Stärke zurückfindet.
CST Superior Brentjens: Ohne Rudi van Houts aber mit neuer Bikemarke
Bei der Equipe des ersten MTB-Olympiasiegers gibt es 2017 einige Veränderungen. Rudi van Houts, der in Rio durch einige Stürzte schwer gebeutelt wurde, wird kommendes Jahr nicht mehr für die niederländische Mannschaft unterwegs sein. Ob der 32-jährige seine Karriere fortsetzt oder nicht bleibt erstmal offen. Zuletzt hatte er immer wieder Gedankenspiele offengelegt, die auf ein Karriereende des ehemaligen Multivan Merida-Fahrers schließen ließen.
Neu im Team wird hingegen Didier Bats sein. Der Belgier fuhr 2016 seine erste Elite-Saison, konnte aber vor allem in der U23-Klasse überzeugen. Ebenfalls neu im Team von Bart Brentjens wird 2017 der fahrbare Untersatz. Nach fünf Jahren auf Superior-Bikes gehen die Marke und das Team nun getrennte Wege. Auf welchen Rädern die Mannschaft fortan unterwegs sein wird, ist noch nicht bekannt.
Wheeler Pro Team: Ohne Gujan kein neues Eliteteam
Das Wheeler Pro Team wird 2017 in der bekannten Form nicht mehr bestehen. Nachdem Martin Gujan sein Karriereende verkündet hatte, plante man bei Wheeler eine Umstrukturierung die von nun an ausschließlich den XC-Nachwuchs unterstützen wird. Besonders bitter ist das für die Schweizerin Esther Süss, die aus diesem Grund nach zehn Jahren keinen neuen Kontrakt bei dem Radhersteller angeboten bekam. Die 42-jährige Süss wollte ihre Karriere eigentlich fortsetzen, in Zukunft aber nur noch auf der Langstrecke unterwegs sein. Für die Eidgenossin ist es nun natürlich alles andere als einfach kurzfristig eine neue Equipe zu finden in der sie weiterhin ihrem Beruf nachgehen kann.
jb Brunex Felt: Ein weiteres Jahr mit Sina Frei
Die U23-Weltcupsiegerin Sina Frei bleibt ein weiteres Jahr bei dem Nachwuchsteam jb Brunex Felt. Der 19-jährigen, die in ihrem ersten U23-Jahr fünf Weltcuprennen für sich entscheiden konnte, lagen nach diesem fulminanten Jahr wohl mehrere hochdotierte Verträge aus Profiteams vor, doch die junge Schweizerin entschied sich für ein weiteres Jahr in ihrer angestammten Equipe.
Lexware Mountainbike Team: Karriereende der 18-jährigen Anna Saier
Und zuletzt noch eine traurige und bedenkliche Meldung für den deutschen MTB-Sport. Anna Saier beendet mit lediglich 18 Jahren ihr Karriere. Die junge Deutsche galt als hoffnungsvolles Talent für die kommenden Jahre, doch nach einem Handbruch Mitte dieses Jahres macht sich Saier Gedanken über ihre Zukunft und kam zu dem Entschluss, dass sie dem Leistungssport nicht mehr zwingend nachgehen möchte. Die Lexware-Fahrerin wurde unter anderem in ihrem ersten Jahr bei den Juniorinnen Siebte bei der EM.
Die Gedanken von Anna Saier sind sicherlich nachvollziehbar und verständlich, zumal auch in anderen Sportarten in diesem Alter einige Athleten dem Leistungssport den Rücken kehren. Nichtsdestotrotz zeichnet sich gerade im weiblichen Bereich beim BDR diesbezüglich eine bedenkliche Tendenz ab. Erst im vergangen Jahr verkündete beispielsweise die WM-Dritte von 2013, Sarah Bauer, ihr Karriereende mit 19 Jahren – um nur einen Namen zu nennen.
Alle ‚XC-Fahrerkarusselle‘ 2017 in der Übersicht:
- XC-Fahrerkarussell 2017 #1: Das nacholympische Rotieren hat begonnen
- XC-Fahrerkarussell 2017 #2: Radon XC-Team mit Flückiger, Keller und Co.?
- XC-Fahrerkarussell 2017 #3: Jolanda Neff wechselt zum KROSS Racing Team
- Radon Factory Teams: Manon Carpenter & Mathias Flückiger neu dabei
- Cannondale Factory Racing 2017: Grobert und Marotte kommen, Fontana verlässt Team
- XC-Fahrerkarussell 2017 #4: Alle Infos zu den Teams von Ghost, Merida, Sabine Spitz und Co.
- BH SR SUNTOUR KMC : Teamvorstellung 2017 mit vielen Neuzugängen
- XC-Fahrerkarussell 2017 #5: Neuer Titelsponsor für die Olympia-Sieger