Die Wetterbedingungen bei den deutschen Meisterschaften in Obergessertshausen waren durchaus speziell. Viele Regenfälle in der Nacht vor den Wettkämpfen und am Morgen des Wettkampftages selbst, wühlten die Strecke mit einigen steilen Anstiegen und Abfahrten derart auf, dass viele Streckenpassagen wenig bis gar nicht fahrbar waren und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vielfach gezwungen waren das Rad zu schieben beziehungsweise zu tragen. Und so verliefen die Rennen der Eliteklassen und Nachwuchsklassen durchaus in gewisser Weise anders, als man es erwartet hätte. Nichtsdestotrotz waren es in allen vier Rennklassen die Favoritinnen und Favoriten, die sich das schwarz-rot-goldene Meistertrikot überstreifen duften.

Frauen
Titelverteidigerin Elisabeth Brandau meisterte die matschigen Bedingungen im Damenfeld am besten und sicherte sich recht souverän den deutschen Meistertitel vor Nadine Rieder und Antonia Daubermann. Brandau kam dabei die herausfordernde Situation in Obergessertshausen aufgrund ihrer Erfahrung und ihren Erfolgen in der Cyclocross-Disziplin durchaus entgegen. Nach einem zunächst verhaltenen Start zog die Schönaicherin an der Spitze davon und fuhr ein einsames Rennen an der Spitze. Mit fast vier Minuten Vorsprung sicherte sich Brandau schließlich den Titel vor Nadine Rieder, die nach guten Ergebnissen bei den Weltmeisterschaften und Europameisterschaften ebenfalls als Anwärterin auf den Meistertitel galt. Antonia Daubermann landete weitere zwei Minuten hinter Rieder auf dem Bronzerang.
Männer
Cyclocross vs. MTB-Spezialisten: Mit dem Start des amtierenden deutschen Cyclocross- und Rennradmeister Marcel Meisen war im Rennen der Herren große Spannung garantiert: Würden die Favoriten aus der Cross-Country-Disziplin dem etatmäßigen Cyclocross-Spezialist bei Bedingungen, die nicht besser auf ihn hätten zugeschnitten sein können, in Schach halten können?

Über weite Strecken des Herrenrennens sah es nicht danach aus: Marcel Meisen arbeitete sich direkt am Start aus einer der hinteren Startreihen nach vorne und setzte sich an die Spitze. Keiner der MTB-Asse konnte dem Fahrer des Alpecin-Fenix-Teams zunächst folgen. Mit rund 20 Sekunden Vorsprung fuhr Meisen bis zur vorletzten von fünf zu fahrenden Runden an der Spitze und schien auf dem besten Wege das Triple aus deutschen Meistertiteln in den Disziplinen Cyclocross, Straße und Mountainbike zu komplettieren. Doch insbesondere der Titelverteidiger Max Brandl hatte diesbezüglich etwas dagegen und fuhr sich mit einer der schnellsten Rennrunden des gesamten Rennens in der vorletzten Runde an Meisen heran und überholte diesen direkt. Auf der letzten Runde gab Brandl die Führung nicht mehr aus der Hand und triumphierte mit 34 Sekunden vor Meisen.

Lange Zeit in Begleitung von Max Brandl in einem Verfolgerduo unterwegs, schaffte Manuel Fumic im Gegensatz zu seinem Begleiter nicht mehr den Sprung an die Spitze. Fumic, der zudem einen Defekt verzeichnen musste, landete mit 1:24 Minuten Rückstand auf Brandl auf dem dritten Rang.
U23-Frauen
Nina Benz setzte sich in einem packenden Duell gegen Lia Schrievers in der U23-Klasse der Frauen die nationale Krone auf. Nach dem Start war es zunächst Schrievers, die sich an die Spitze setzen konnte und als erste in die zweite von vier zu fahrenden Runden einbog. Doch die spätere Siegerin Nina Benz blieb in Schlagdistanz und konnte sich bereits in der zweiten Runde an die Spitze schoben. Die Fahrerin des jb Brunex Felt-Teams setzte sich im Rennverlauf etwas ab und gab ihre Führung bis ins Ziel nicht mehr ab, auch wenn Lia Schrievers bis zum Zieleinlauf immer noch in Reichweite schien. 45 Sekunden trennten die beiden Erstplatzierten im Ziel. Platz drei ging an Emma Blömeke, die bereits mehr als sieben Minuten Rückstand auf die Siegerin aufwies.
U23-Männer
David List ist seiner Favoritenrolle gerecht geworden und sicherte sich nach seinem Triumph in der Marathon-Disziplin in der Eliteklasse nun in der U23-Klasse seiner bevorzugten Cross-Country-Disziplin den deutschen Meistertitel. Eine dominante Vorstellung, bei welcher der Fahrer des Lexware MTB Teams bereits in der ersten von fünf zu fahrenden Runden an der Spitze davon zog, bescherte ihm nach den Erfolgen in den Jahren 2015, 2016 und 2017 den vierten deutschen Meistertitel in einer Nachwuchsklasse.

Hinter List kämpfte eine Vielzahl an Fahrern um die verbliebenen Plätze auf dem Podest. Über weite Strecke auf dem Silberrang liegend fiel Benedikt Fritz ab der Rennhälfte zurück und wurde letztlich undankbarer Vierter. Niklas Schehl vom Team Bulls war es, der sich aus der Reihe der Verfolger absetzten konnte und sich schließlich mit rund zweieinhalb Minuten Rückstand die Silbermedaille sicherte. Bronze ging an Silas Graf, der weitere zweieinhalb Minuten hinter Schehl den Zielstrich überquerte.
Juniorinnen
Eine Machtdemonstration der Vizeweltmeisterin: Luisa Daubermann sicherte sich in souveräner Art und Weise den deutschen Meistertitel in der Juniorenklasse. Die Fahrerin des Stevens Racing Team, die vor zwei Wochen sich in Leogang bei den Weltmeisterschaften die Silbermedaille sichern konnte, fuhr der Konkurrenz auf den ersten Metern davon und sicherte sich souverän den Sieg. Mit mehr als zwei Minuten Vorsprung siegte sie vor Sina van Thiel, die ebenfalls zwei Minuten Vorsprung auf die Bronzemedaillengewinner, Finnja Lipp, herausfahren konnte.
Junioren
Junioren-Weltmeister Lennart Krayer ist seiner klaren Favoritenrolle gerecht geworden und verteidigte seinen im Vorjahr gewonnen nationalen Meistertitel in der männlichen Juniorenklasse. Wie seine Altersgenossin Luisa Daubermann stürmte Krayer unmittelbar nach dem Start an die Spitze und fuhr auf den vier zu fahrenden Runden ein einsames Rennen an der Spitze. Hinter Krayer entwickelte sich jedoch ein weitaus spannenderer Kampf um den zweiten Rang. Lange auf Position zwei liegend schien Ben Schweizer die Silbermedaille auf den letzten Metern aus der Hand geben zu müssen. Fabian Eder konnte in der zweiten Rennhälfte viel Boden gut machen und fuhr kurz vor dem Ziel auf Ben Schweizer auf. Auch im Zielsprint sah Eder schließlich lange Zeit wie der sichere Zweitplatzierte aus, doch Ben Schweizer katapultierte sich mit einem Hechtsprung auf der Ziellinie noch an Eder vorbei auf den Silberrang. Die Beiden lagen im Ziel rund zwei Minuten hinter dem Sieger Lennart Krayer.

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Kommentare
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XC-DM Obergessertshausen 2020: Titelverteidiger triumphieren im Schlamm
Gute Zusammenfassung
National kann Fumic immernoch mithalten, das hatte ich nicht unbedingt so erwartet. Ohne Sturz und Defekt hätte es einen spannenden Kampf um Gold geben können.
Die Bedingungen waren ja fast noch schlimmer als in Leogang, dass auch die besten quasi alle Abfahrten nicht fahren konnten war schon "komisch" anzusehen. Einige Stürze an dem "S" sahen schon richtig übel und schmerzhaft aus.
Am Ende haben sich aber in allen Klassen die Favoriten durchgesetzt, von daher waren die Bedingungen wohl immernoch fair.
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