Wie auch beim 4x kann man nur eines zu diesem World Cup in Fort William sagen: Unglaublich. Die Fahrerinnen und Fahrer, die Strecke und die Fans. Vor allem die Fans. Lautstark wie ein startender Düsenjäger und vom ersten bis zum letzten Starter mit vollem Einsatz dabei. Habt ihr schon mal Gänsehaut bekommen, weil einfach die Stimmung am brodeln ist? In Fort William ist genau das der Fall, die Zuschauer machen jedem Rock Konzert Konkurrenz. Hier braucht keiner einen Borat-Anzug, denn alle sind komplett am durchdrehen. Und zwar im gesamten Verlauf der Strecke.
Einer der Hauptgründe, warum die Stimmung so gut gewesen ist, ist aber in jedem Fall das Rennen selbst gewesen. Freecaster scheint mach einem von euch einen Strich durch die Rechnung gemacht zu haben – deshalb gibt es hier die komplette Packung World Cup Wahnsinn!
Damen
Wie hart die Strecke ist und wie groß die Unterschiede zwischen den einzelnen Starterinnen dadurch werden hat man wieder sehr schön am Beispiel der Damen sehen können. Die deutsche Meisterin Harriet Rücknagel beispielsweise bestätigt auf ihrem Bergamont ihren 14. Platz aus der Qualifikation, während Mio Suemasa nicht sauber den Berg hinunter kommt und dennoch acht Sekunden auf sie gut macht. Dennoch hat Harriet kurz im Hotseat sitzen dürfen – mehr Motivation braucht es vermutlich nicht. Wir brauchen mehr deutsche Starterinnen, denn reiner Zufall oder pures Talent ist das Downhillfahren nicht, wie uns Jill Kintner vor dem Rennen im Interview bestätigt. Sie hat in diesem Jahr ihr erstes europäisches Downhillrennen bestritten und lernt noch bei jeder Fahrt dazu. Am Ende wird sie starke sechste und schlägt damit sowohl Fionn Griffiths, als auch deren Teamkollegin Emmeline Ragot, die mit gebrochenem Knöchel unterwegs ist und offensichtlich einiges wegstecken kann. Eine kleine Fünf-Sekunden-Welt vor Jill endet Sabrina Jonnier, die hier bereits gewonnen hat, in diesem Jahr jedoch satte zehn Sekunden auf den Sieg liegen lässt. Vor ihr liegen die beiden Französinnen Floriane Pugin (3.) und Myriam Nicole (4., hübsch ;) und doch kann keine von ihnen den Doppelheimsieg der Britinnen Tracy Moseley und Rachel Atherton verhindern. Rachel schafft als zweite ein starkes Comeback und distanziert die drittplatzierte Pugin um satte sechs Sekunden, doch Tracy schnappt sich um 1,7 Sekunden den Sieg und wird von der Menge ebenso frenetisch gefeiert, wie Rachel. Etwas besseres hätte wohl kaum passieren können: Heimsieg bei trockenen Bedingungen auf einer der beliebtesten Strecken der Saison!
World Cup Gesamtwertung der Damen nach zwei von fünf Rennen
Video vom Zieleinlauf der Damen
World Cup Fort William 2011 – Zieleinlauf der Damen von nuts auf MTB-News.de
Herren
Was sich bei den Damen schon angekündigt hat, ist bei den Herren Realität geworden: Dieses Rennen könnte eines der besten in der zehnjährigen Geschichte von Downhill in Fort William gewesen sein und möglicher Weise auch für den gesamten World Cup Zirkus. Das es bereits nächstes Wochenende in die nächste Runde geht, ist da nur noch das Sahnehäubchen. Denn Fort William hat alles geboten. Da wäre beispielsweise Fabien Barel, der nach heftigen Crash seinen Run nicht zu Ende fahren kann oder Julien Camellini, der zwar hervorragende Zwischenzeiten fährt, dann aber mit Platten und oder Sturz den Angriff abblasen muss. Ebenfalls nicht ins Ziel kommt Andrew Neethling, während Nick Beer gar nicht erst an den Start gegangen ist. Der Rest vom Fest ist im Tal angekommen, doch zwischen Bergstation und Zielgebrüll hat sich einiges abgespielt. Nach verpatzter Quali geht Mitch Delfs früh auf die Strecke und wird am Ende 33., womit er seinen Aufwärtstrend aus der letzten Saison fortsetzt und sich langsam aber sicher zur Spitze vorarbeitet. Knapp vor ihm kommt Troy Brosnan ins Ziel, der seinen extrem starken Qualifikationslauf nicht wiederholen kann und ziemlich enttäuscht direkt abgezogen ist. Direkt vor ihm landen Fabien Cousinie und Cédric Gracia, der mit einem massiven Suizide vom Roadgap und One-Hander am Zielsprung ein mal mehr die Massen begeistert, aber keinen spitzen-fähigen Lauf ins Tal bringen kann.
Video vom Zieleinlauf der Herren (mit Danny Hart, Gee Atherton und Aaron Gwin auf der Strecke)
World Cup 2011 2 Fort William Zieleinlauf Herrenmp4 von nuts auf MTB-News.de
Die eigentliche Geschichte dieses World Cups dreht sich aber um Namen, die bislang eher weniger bekannt gewesen sind. Brook MacDonald heißt einer der jungen Wilden, die aus Neuseeland in die Welt hinaus geflutet sind und so lange, wie er im Hotseat gesessen ist, wird er dort auch bleiben wollen. Ob Steve Peat oder Matti Lehikoinen; ob Sam Hill (Rob Warner: Sam Hill is more dangerous than a spanish cucumber!) oder der gestürzte Steve Smith – keiner kann Brooke an diesem Tag das Wasser reichen.
Zwischenzeitlich führt MacDonald vor den Landsmännern Cameron Cole, Sam Blenkinsop und Justin Leov sowie Aussie Sam Hill und in England scheint neue Ehrfurcht vor der ehemaligen Kolonie aufzukeimen doch Greg Minnaar macht dem ganzen ein Ende und schiebt sich und sein großes Fahrrad auf den Hotseat.
Direkt nach ihm betritt ein junges Phänomen die Bühne – Danny Hart. Der junge Brite fährt jenseits von Gut und Böse, stürzt fast im oberen, sehr schnellen Teil der Strecke und scheint nur so über die Strecke zu fliegen. Am Ende tritt er zwischen den Sprüngen so stark, dass es Jens vor Lauter „roost“ fast die Linse von der Kamera spritzt. Das Ergebnis von so viel Aggression: Platz 2 und ein Amok laufendes Publikum. Wenn die Siege bei den Damen nicht schon genug gewesen wären – dieses Jahr gibt es Balsam für die britische Seele! Und es fehlt noch Gee Atherton, der ein heißer Favorit auf der Strecke ist und Minnaar noch mal einen Strich durch die Rechnung machen könnte.
Neben Danny Hart freut sich das Publikum auch noch auf Aaron Gwin. Als Quereinsteiger noch mit relativ kurzer World Cup Vergangenheit behaftet hat er mit seinem ersten Sieg im ersten Rennen der Saison allen gezeigt, dass mit ihm zu rechnen ist und der souveräne Sieg in der Qualifikation hat weitere Hoffnungen genährt. Als die Zwischenzeit kommt, hält die gesamte Menge den Atem an – Gwin ist nicht weniger als fünf Sekunden vor Minnaar und absolut flüssig unterwegs. Die Kamera schwenkt um und erneut hält das Publikum den Atem an – Gwin erscheint nicht. Er ist im unteren Waldstück gestürzt und verliert wertvolle Sekunden, wird am Ende aber noch fünfter. Schaden könnte man sagen, Schadensbegrenzung aber in jedem Fall, denn es kommt noch so manches Rennen und Aaron scheint guter Dinge, um in dieser Saison noch öfter ganz vorne mitzumischen.
World Cup Gesamtwertung der Herren nach zwei von fünf Rennen
Jens und Tobi
Bildergalerie Jens
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