Die Ereignisse in den vergangenen Tagen überschlagen sich. Betrachtet man nur die rein sportlichen Bewegungen der Corona-Krise dann fielen zuletzt selbst die aller größten Veranstaltungen im Jahr 2020 dem neuartigen Virus zum Opfer – die Fußball-EM und die Olympischen Spiele wurden auf 2021 verlegt. Da drängt sich selbstverständlich die Frage auf: Was passiert aus der Mountainbike-Weltmeisterschaft im Juni in Albstadt? Wir haben die Ereignisse rund um die Entwicklungen der XC-WM in Albstadt im Ticker.
Update, 27.03.2020, 9:00 Uhr
Was sich in den letzten Tagen schon angedeutet hat, ist nun offiziell: Die XC-WM vom 25. bis zum 28. Juni 2020 in Albstadt wird zum angedachten Zeitpunkt nicht stattfinden. Ob die Rennen verlegt oder komplett abgesagt werden, ist indes noch ungewiss. Die Gemeinderäte der Stadt Albstadt drängten gestern (siehe unten) auf eine Komplettabsage des Events. Steve Mall, Finanzbürgermeister der Stadt Albstadt, betont gegenüber dem Schwarzwälder Boten, dass die Forderung des Gemeinderats zwar „legitim“ sei, es müsse allerdings geprüft werden wie hoch etwaige Stornokosten wären und dann eine Entscheidung getroffen werden müsse, wie die Stadt Albstadt weiter vorgeht. Eine Verschiebung ist somit weiterhin möglich.
Stephan Salscheider, Geschäftsführer der dienstleistenden SKYDER Event & Track Company verdeutlicht im Schwarzwälder Boten, dass eine komplette Absage einen immensen Schaden für die Stadt Albstadt darstellen würde: „Wir würden viel zerstören, was wir in Jahren mühsam aufgebaut haben – und nicht nur im Bereich des Spitzensports. Auch unser Renommee in Sachen Outdoor-Tourismus und Breitenradsport wäre mächtig angekratzt.“
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Update, 26.03.2020, 17:15 Uhr
Aus der Pressestelle der Stadt Albstadt erreichte uns soeben folgende Pressemitteilung zur WM 2020 in Albstadt:
Mögliche Alternativen werden weiter geprüft. Die Stadt Albstadt geht davon aus, dass die UCI Mountainbike Weltmeisterschaften presented by Mercedes-Benz vom 25. bis 28. Juni 2020 in Albstadt nicht stattfinden werden. In der aktuell kritischen Situation um die Verbreitung des Corona-Virus wird die WM in Albstadt – wie andere sportliche Großveranstaltungen weltweit – am vorgesehenen Termin im Juni nicht durchgeführt werden können. Wie es mit der Weltmeisterschaft in Albstadt stattdessen weitergeht, wird eindringlich geprüft. Die Stadt ist hierzu im engen Kontakt mit dem Radsport-Weltverband UCI, dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR), dem Land Baden-Württemberg und Ministerpräsident Winfried Kretschmann als Schirmherr. Denkbare alternative Optionen wären die Verlegung in den Herbst 2020, in das Jahr 2021 oder eine komplette Absage der Großveranstaltung für Albstadt. Mitte nächster Woche wird es eine Telefonkonferenz zwischen den Verantwortlichen des UCI, BDR und den städtischen WM-Organisatoren geben, in der final entschieden wird, wie es weitergeht mit der UCI Mountainbike Weltmeisterschaft in Albstadt.
Update, 26.03.2020, 10:15 Uhr
Gemäß einem Bericht des Zollern-Alb-Kuriers fordern die Albstädter Gemeinderäte eine Absage der WM in Albstadt. Die Stadt solle nach Prüfung etwaiger haftungsrechtlicher Risiken einem behördlichen Verbot zuvorkommen und auf die UCI einwirken, dass die WM abgesagt wird, so in einem fraktionsübergreifenden Schreiben der an die Stadtverwaltung gesandt wurde. Zudem rufen die Räte dazu auf, dass die Stadt Albstadt sich in den kommenden Jahren nicht weiter um eine Ausrichtung des XC-Weltcups bemühen solle, obwohl dies zunächst am 12. März 2020 in einem Beschluss des Finanz- und Verwaltungsausschusses so beschlossen wurde.
Der Zollern-Alb-Kurier zitiert aus dem Schreiben unter anderem wie folgt: „Den finanziellen Schaden hätte die Stadt Albstadt und nicht der UCI. Wir sind zudem davon überzeugt, dass wir während und nach der Corona-Krise sowohl unsere finanziellen, als auch unsere personellen Ressource für eine große Anzahl anderer wichtiger Projekte und Aufgaben benötigen werden.“
MTB-News Artikel vom 25.03.2020
Nach 25 Jahren soll zwischen dem 25. und 28. Juni 2020 wieder einmal eine MTB-WM in Deutschland stattfinden – so lautete zumindest der Plan der UCI sowie den Organisatoren rund um die Stadt Albstadt als Ausrichter. Aufgrund der Corona-Pandemie stellt sich spätestens nach der Verschiebung der Olympischen Spiele die Frage, ob die WM an dem angedachten Termin überhaupt über die Bühne gehen kann.
„Realistisch gesehen, ist es momentan schwer vorstellbar, dass unter diesen Rahmenbedingungen die WM im Juni stattfindet“, berichtet uns Jo Triller, Leiter des Amts für Familie, Bildung, Sport und Soziales der Stadt Albstadt. „Unsere Organisation für die WM läuft auf Hochtouren und wir wären zu 100 Prozent bereit die WM im Juni auszurichten. Die aktuelle Situation mit der Corona-Pandemie zeigt allerdings auch, dass eine MTB-WM nicht das Wichtigste im Leben ist. Die Gesundheit der Menschen hat zweifelsohne die allerhöchste Priorität, deshalb ist, stand jetzt, der Temin Ende Juni nur schwer zu halten“, so Triller.
Unklar bleibt natürlich wie sich die Pandemie weiterentwickelt. „Wenn wir vom bestmöglichen Fall ausgehen und zudem die Rechtsverordnung, die besagt, dass Veranstaltung über 100 Teilnehmern nicht stattfinden dürfen, am 15. Juni 2020 außer Kraft tritt, dann wird es aufgrund von Reisebeschränkungen kaum möglich sein, dass viele internationale Fahrerinnen und Fahrer in Albstadt vor Ort sein werden. Und wir wollen schließlich eine tolle WM, bei der Mountainbiker aus der ganzen Welt da sein sollen“, heißt es aus dem Albstädter Rathaus. „Außerdem: Eine WM ohne Zuschauer wollen wir nicht wirklich. Wir hatten geplant eine Eröffnungsfeier mit den Schulen hier im Ort zu veranstalten. Unter den jetzigen Bedingungen ist das natürlich alles nicht möglich.“
Nach den Aussagen Trillers ist somit mehr als fraglich, dass Ende Juni im Albstädter Bullentäle die Regenbogentrikos vergeben werden. Was wären die Alternativen für die WM-Rennen in Albstadt? „Im Grunde genommen gibt es mehrere Szenarien über die wir mit der UCI im engen Austausch stehen“, erläutert uns der Chef des Organisationskomitees. „Natürlich ist es eine Möglichkeit die WM in den Herbst zu verlegen. Wir wissen allerdings nicht genau wie sich die Corona-Pandemie verhält. Es gibt Experten, die prognostizieren eine weitere Virus-Welle in der zweiten Jahreshälfte, dann ständen wir vor dem gleichen Problem wie jetzt. Das Wetter auf der Schwäbischen Alb ist zudem im Herbst eher unsicher“, so Triller. Deshalb wäre es den Albstädtern am liebsten auf 2021 auszuweichen. „Eine WM kann man vielleicht einmal verlegen, ein zweites Mal aber sicher nicht.“ Doch auch bei der Idee einer WM 2021 in Albstadt gibt es Probleme mit denen man sich arrangieren müsste. Die WM ist schon an Val di Sole vergeben und man müsste demzufolge eine Vereinbarung mit der UCI sowie dem italienischen Veranstalter treffen, wie mit der WM verfahren würde. „Für die Sportler, die Zuschauer und für uns ist es wichtig schnellstmöglich eine Entscheidung zu treffen. Wir sind in Gesprächen mit der UCI, besprechen mögliche Szenearien und wollen dann in naher Zukunft ein Statement abgeben, wie mit dem WM-Termin Ende Juni endgültig verfahren wird“, gibt Triller eine abschließende Auskunft.
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