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–> Neues Scott Genius 700er Serie mit 150mm Federweg und 27,5″ Laufrädern
–> Neues Scott Genius 900er Serie mit 130mm Federweg und 29″ Laufrädern
–> Neuer DT Swiss Nude2 Dämpfer mit TwinLock Hebel
Scott hat den Produkt-Launch in Frankreich genutzt, um seine Erfolgsmodelle aus der Genius-Serie grundlegend zu überarbeiten. Für die Saison 2013 wird es demnach das Genius 700 mit 150mm Federweg und 27,5″ / 650b Laufrädern [Artikel zu den ersten Spy-Shots] sowie das Genius 900 mit 130mm Federweg und 29″ Laufrädern geben. Das Genius LT mit 185mm Federweg und 26″ Laufrädern bleibt vom Rahmen her unverändert im Programm.
Scott Genius 900 SL – die Top-Version für 2013,…
… die es als Scott Genius 700 SL auch mit 27,5″ Laufrädern geben wird.
Scott Genius 710 – Die 2013er Version kommt mit 150mm Federweg aber größeren 27,5″ Laufrädern.
Jochen Haar (Scott) bewegt das Genius 2013 durch eine angemessene Landschaft: Die Dolomiten.
Diese Fotos im Fotoalbum anschauen
26″, 27,5″ und 29″ – Scott bietet für 2013 das Genius / Genius LT in drei Laufradgrößen und mit drei Federwegen für drei Einsatzbereiche an.
Das Genius ist bei Scott seit 2003 im Programm und während Thomas Frischknecht auf der ersten Version des Bikes mit 120mm Federweg noch Weltmeister werden konnte, ist spätestens seit der Grundlegenden Überarbeitung im Jahr 2009 ein echtes All-Mountain-Bike daraus geworden. Im Jahr 2011 ist die Genius Familie um das Genius LT mit 185mm Federweg erweitert worden und zum im nächsten Jahr anstehenden 10-jährigen Jubiläum wird das Bike erneut grundlegend überarbeitet. Für die Saison 2013 wird die Genius Familie aus drei Bikes mit 29″ – 130mm, 27,5″ – 150mm und 26″ – 185mm bestehen. Auf diese Art und Weise will Scott für die verschiedenen Einsatzbereich jeweils das „perfekte“ Do-it-all Bike auf die Räder stellen.
Im erweiterten Sinne können auch die Scott Spark 29″ – 100mm und Spark 26″ – 120mm Modelle zu dieser Reihe hinzugezählt werden. Schließlich findet sich an jedem dieser Räder der TwinLoc-Hebel, über den Gabel und Dämpfer parallel an den Fahrzustand angepasst werden können. Während beim 27,5″ Genius der Federweg in zwei Stufen auf 100 oder 0mm reduziert werden kann, bietet das 29″ Genius die Stellungen 90 und 0mm.
Die entscheidende Frage, die nach Veröffentlichung der ersten Bilder des neuen Genius immer wieder [unter Anderem auf unserer Facebook-Seite] aufgekommen ist, lautet wie folgt: Warum gibt es zwei verschiedene Laufradgrößen beim neuen Genius und warum ist eine davon 27,5″ (= 650b) und nicht mehr 26″?
Im Rahmen der Präsentation haben wir die Scott Ingenieure kritisch zu diesem Punkt befragt und die Antwort dreht sich um die Frage, wie viel Federweg mit welcher Laufradgröße erreicht werden kann. So ist man sich bei Scott sicher, dass 29er sich im Federwegsbereich bis 130mm durchgesetzt haben. Bei längeren Federwegen erfordert das größere Hinterrad jedoch eine längere Kettenstrebe und auch an der Front verschiebt sich das Bike nach vorne – oben. Auf diese Weisen hätten bei Federwegen um 150mm Kompromisse bei der Geometrie eingegangen werden müssen, wie uns Entwickler Benoit Greller erklärt. Um diesen Kompromissen vorzubeugen hat man sich daraufhin dazu entschieden, das Bike als Genius 900 mit 29″ Laufrädern und 130mm Federweg und als Genius 700 mit 27,5″ Laufrädern und 150mm Federweg aufzulegen.
Scott Genius 2013 – Laufradgrößen und Federwege im Überblick
Für 27,5″ habe man sich entschieden, da diese Laufräder viele Vorteile der 29″ großen Räder aufweisen, während sie noch immer das Handling und die Geometrie von 26″ Rädern bieten sollen. Diese Aussagen haben wir auf dem Presse Camp kurz nach der Vorstellung auf die Probe gestellt. Die Fahrberichte zu den beiden neuen Bikes findet ihr direkt hier im Anschluss an die allgemeine Vorstellung.
Geometriebeeinflussung durch den TwinLoc-Hebel
Diese Fotos im Fotoalbum anschauen
Scott Genius 2013 – Vergleich Geometrie Genius 700 und Genius 900
Scott Genius – Rahmenspezifikationen Genius 700 und Genius 900
Thomas Frischknecht (Teammanager Scott Swisspower World Cup Team):
„Am beeindruckendsten am neuen Genius: sein Allroundtalent. Du kannst auf jedem Trail und unter allen Bedingungen Vollgas geben. Die Möglichkeit, zwischen zwei Laufradgrößen und Federwegen zu wählen, macht das Genius einmal mehr zu einem außergewöhnlichen Mountainbike.“
Thomas Frischknecht gibt dem Scott Genius 2013 die Sporen.
Video zum neuen Scott Genius 2013
Scott Genius 2013 – Product Launch and First Ride von Tobias auf MTB-News.de
Anmerkung zum Video: Die hässlich quietschenden Avid-Bremsen der Testbikes gehören nicht zur Serienausstattung. Hier wird Shimano XT verbaut.
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Technik – Was ist neu am Scott Genius 2013?
Die wohl auffälligste Neuerung des Genius für das Modelljahr 2013 ist der komplett neu gestaltete Rahmen, der deutliche Anleihen am XC- und Marathon-Bike Spark nimmt und den Dämpfer unter dem Oberrohr platziert hat. Möglich wird diese Gestaltung durch einen Wechsel bei der Dämpfertechnologie. Statt den von Ex-Entwickler Peter Denk (jetzt bei Cannondale) präferierten Pull-Shock-Dämpfer zu verwenden, setzt nach dem Spark nun auch das Genius auf den gemeinsam mit DT Swiss entwickelten Nude Dämpfer, der in der überarbeiteten Nude2 Version verbaut wird.
DT Swiss Nude2 Dämpfer im Scott Genius 2013
Im Kern arbeitet der Dämpfer mit zwei Luftkammern, die über den TwinLoc Hebel gekoppelt werden können. Bei vollem Luftvolumen bietet das Bike 150 (130) mm Federweg und eine flachere Kennlinie, während bei abgeschalteter Zusatzluftkammer der verbleibende Rest eine Reduzierung des Federwegs auf 100 (90) mm und eine steilere Kennlinie ermöglicht. Das Ergebnis: Das Rad sitzt weniger tief im Sag, die Winkel werden steiler und die Fuhre soll besser bergauf gehen.
Der DT Swiss Nude2 im Scott Genius bietet zwei verschiedene Kennlinien (traction mode und descend mode). Überlagert zusätzlich der Einfluss der Dämpfung auf die Kennlinie im traction mode.
Scott Genius – DT Swiss Nude2 Dämpfer im Schnittbild
DT Swiss Nude2 Dämpfer – Ölfluss im Descend Mode
DT Swiss Nude2 Dämpfer – Ölfluss im Traction Mode
DT Swiss Nude2 Dämpfer – Einbaumaße und Spezifikationen
Durch den Wechsel vom Equalizer Dämpfer auf den Nude2 Dämpfer sind nicht nur gut 200g Gewicht eingespart worden. Es soll sich nun vor allem der Dämpfer leichter abstimmen und bequem von außen der Sag ablesen lassen.
Neben dem DT Swiss Nude2 LTD Dämpfer (LTD steht für Lock – Traction – Descend) wird es in den günstigen Modellen den DT Swiss M3 LRD Dämpfer (LRD steht für Lock – Ride – Descend) geben, bei dem die veränderte Charakteristik durch eine zugeschaltete Plattform und nicht über die Feder selbst generiert wird.
Passend zu den verschiedenen Federwegen kommen auch die Dämpfer für das Genius in verschiedenen Einbaulängen (150mm –> 200mm EBL und 130mm –> 190mm EBL), wodurch ein annähernd identisches Übersetzungsverhältnis realisiert werden kann und der gleiche Dämpfer in beiden Bikes ähnliche Fahreigenschaften liefert.
Abseits der integrierten Geometrieverstellung kann über einen Flip-Chip am Dämpfer außerdem zwischen zwei grundsätzlichen Geometriepositionen ausgewählt werden. Auch diese Option ist vom Scott Spark bereits bekannt und erlaubt es, das Tretlager um 6mm zu verschieben und gleichzeitig die Winkel um 0,4° zu verändern. Nicht gerade viel aber im Zweifelsfall spürbar.
Gesteuert wird der DT Swiss Nude2 Dämpfer über den bekannten TwinLoc-Hebel, der für die Verwendung mit den neuen Fox Federgabeln im Detail angepasst worden ist (der Hebel ist länger geworden, um höheren Bedienkräften entgegen zu wirken). Als Einstellungen stehen wie gewohnt ein fester Lockout, der Traktion Mode für flache Trails und der Descend Mode für den Downhill bereit.
Die Übernahme des Dämpfers ist aber nur ein Teil der Erkenntnisse von der Spark Baureihe. Analog zu den XC-Race-Bikes kommt am Genius eine kompakte „Mono U Link“-Dämpferanlenkung sowie großdimensionierte Lager zum Einsatz.
Der bekannte TwinLoc-Hebel wird auch am neuen Genius verwendet. Um mit der Fox Gabel kompatibel zu sein, ist allerdings der Hebelarm verlängert worden.
Der „Mono U Link“ ist im Gegensatz zum Spark deutlich verstärkt worden.
In Carbon Scott Trusts,…
Bei den Top-Modellen des Genius wird wie schon bisher der Rahmen aus IMP-Carbon gefertigt, während die günstigeren Modelle entweder einen Aluminium Hinterbau oder einen kompletten Aluminium Rahmen verwenden. Trotz ausreichender Stabilität soll das Rahmengewicht inklusive Dämpfer (Größe M) bei nur 2.300g liegen. Darin enthalten sind untere Anderem einige der aktuell bevorzugten Standards im Mountainbike-Bereich.
Scott Genius 2013 – Ausstattungsübersicht Carbon und Alu Modelle
Trotz oder gerade dank dem Einsatz von Carbon zeigt das Genius 2013 schlanke Linien, die wir schon vom Spark gewohnt sind.
Das kurze Steuerrohr sorgt insbesondere beim 29″ Bike für eine tiefe Front.
Die PM180 Bremsenaufnahme sitzt direkt in der Kettenstrebe. Am Hinterbau arbeitet eine X12 Steckachse.
So wird an der Front ein getapertes Steuerrohr verbaut, das Innenlager ist als Pressfit-Lösung ausgeführt und der Umwerfer wird per Direct Mount angeschraubt. Um gleichzeitig den Schutz für den Carbon-Rahmen noch weiter zu verbessern schraubt Scott serienmäßig einen Chainsuck-Schutz an, der bei Bedarf durch einen ISCG-05 Adapter ersetzt werden kann. Dank einer 31,6mm Sattelstütze und entsprechenden Öffnungen im Rahmen kann das Genius nun problemlos mit Teleskop-Sattelstützen und integrierter Zugverlegung (z.B. Rock Shox Reverb Stealth) ausgestattet werden. In einigen Modellen ist diese Option serienmäßig.
Eine schmale Aluminium-Platte soll Chain Sucks zuvor kommen. Wer Gewicht sparen will, kann sie abnehmen oder aber – für volle Abfahrtseignung – eine Kettenführung montieren.
Ein kurzes Steuerrohr soll für viel Traktion am Vorderrad und gute Klettereigenschaften sorgen.
Am Hinterbau setzt Scott konsequent auf All-Mountain-Gene und spendiert dem Bike eine PM180 Bremsscheibenaufnahme. Hinzu kommen die bekannten IDS-SL-Ausfallenden, über die das Bike sowohl mit 142x12mm Steckachse, oder aber auch 135mm Achsen (Steckachse / Schnellspanner) ausgestattet werden kann.
Über die IDS-SL Ausfallenden kann der Hinterbau für verschiedene Achsstandards angepasst werden.
Der voluminöse Innenlagerbereich wird aus einem Teil gefertigt, um maximale Steifigkeit zu ermöglichen.
Um dem Rahmen neben der Carbon-Bauweise auch konstruktiv eine gute Steifigkeit zu integrieren, kommen in den Lagerpunkten große 15mm Achsen zum Einsatz, die bei gleichem Gewicht deutlich steifer sein sollen als die Konstruktion am alten Genius. Um Händlern und Endanwendern den Service des Bikes zu erleichtern, werden darüber hinaus am Genius die gleichen Lager und Achsen verwendet, wie beim Scott Spark. Das soll die Ersatzteilversorgung verbessern und den Service vereinfachen.
Alte Hauptlagerachse links, die neue Achse rechts.
Scott Genius 2013 – überarbeitete Kabelführung
Ausstattungen und Versionen
Das neue Genius wird es in den folgenden Modellen geben: Genius 900 SL, 910, 920, 930 und 940. Analog dazu kommt das Genius 700 SL, 710, 720, 730 und 740. Die Modelle 7/900 SL und 7/910 werden eine Rock Shox Reverb Stealth verwenden. Bis auf das 7/940 sind alle Rahmen mit dem DT Swiss Nude2 Dämpfer ausgestattet, beim 7/940 kommt der oben beschriebene DT Swiss M3 zum Einsatz. Exakte Spezifikationen werden wir wohl zur Eurobike erfahren – das Rad wird vorher mit Sicherheit nicht in den Handel kommen.
Bleibt eine Frage: Was wiegt das neue Genius?
- Gewichte Scott Genius 900 SL: 11,4 kg; 910: 12,4 kg; 920: 12,6 kg.
- Gewichte Scott Genius 700 SL: 11,7 kg; 710: 12,8 kg; 720: 13,0 kg.
Die 650b / 27,5″ Frage: Welches Bike (= welche Laufradgröße) für welchen Einsatzbereich?
Scott hat nach eigenen Angaben großen Aufwand in die Analyse der verschiedenen Laufradgrößen gesteckt und viele der bekannten Einschätzungen bestätigt. So zeigt das 26″ Laufrad die besten Ergebnisse bei der Beschleunigung, hat jedoch auch die größten Winkel zu überwinden, wenn ein Hindernis überrollt werden muss. Hinzu kommt, dass bei einem 29″ Laufrad die Auflagefläche auf dem Boden am größten ist und dadurch die beste Traktion vorliegt. Andererseits ist das 26″-Paket am leichtesten und steifsten. In allen diesen belangen liegen 27,5″ Laufräder ziemlich genau zwischen den beiden „extremen“ und qualifizieren sich damit als sinnvoller Kompromiss.
Scott Analyse – Fakten zu 650b Laufrädern
Scott Analyse: Vor- und Nachteile der drei gängigen Laufradgrößen
Nach Einschätzung von Scott ist von den möglichen Federwegen ein 27,5″ Laufrad dem bekannten 26″ Rad gleichzusetzen, während bei 29″ ein Limit bei 130mm Federweg gesehen wird. Vor diesem Hintergrund haben sich die Entwickler entschieden, die verbesserten Fahreigenschaften gegenüber dem 26″ Rad für sich zu verbuchen und vorerst mit den Einschränkungen zu leben, dass für den 650b-Standard bislang nur wenig Mountainbike-Komponenten verfügbar sind. Allerdings ist davon auszugehen, dass sich das spätestens zur Eurobike 2012 ändern wird.
Scott Analyse – Fakten zum Genius Rahmen Modelljahr 2013
Fahrberichte
Im Rahmen des dreitägigen Presse Camps habe ich die Möglichkeit gehabt, die jeweils neuen Bikes Scott Genius 710 und 910 auf identischen Strecken in der Praxis miteinander zu vergleichen und allgemein zu erfahren, wie sich die neuen Räder auf dem Trail schlagen. Zwar ist die Region Ardeche nicht mit weltbekannten Downhillstrecken gespickt, doch bieten die schnellen Trails auf wechselnden Untergründen dennoch eine geeignete Grundlage, um den Scott Genius Modellen für 2013 auf den Zahn zu fühlen.
Scott Genius 2013 – das 27,5″ Bike folgt dem 29er auf dem Trail.
Scott Genius 710 – 27,5″ – 150mm Federweg
Zielgruppe
Das Genius 700 ist die direkte Weiterentwicklung des bekannten Genius aus den letzten Jahren. So richtet es sich vor allem an Fahrerinnen und Fahrer, die technische Trails fahren und beste Performance beim Klettern, auf flowigen Trails und technisch anspruchsvollen Abfahrten suchen. Außerdem soll es laut Scott diejenigen beglücken, die entweder kleiner sind oder von sich aus kleinere Laufräder als 29″ vorziehen. Mit der 27,5″ Bereifung ist die Genius 700er Serie der direkte Nachfolger des bisherigen 26″ Genius mit 150mm Federweg.
Das Scott Genius hat in der 700er Serie 27,5″ große Laufräder. Hier gezeigt das Genius 710.
Kurz-Fahrbericht
Das Genius 710 für 2013 ist eines der Räder, bei dem man sich schon beim ersten Aufsitzen gut platziert fühlt. Die Geometrie ist in Größe M (Körpergröße 177cm) angenehm kompakt und es stellt sich das Gefühl ein, „im“ Rad zu sitzen. Einen gewissen Anteil an diesem Gefühl könnten die größeren 27,5″ Laufräder haben, denn bei 29″ Bikes sind wir dieses Gefühl noch deutlich stärker gewohnt.
Ausstattungstechnisch lässt das Genius 710 nicht viel zu wünschen übrig. Für den Antrieb sorgt ein Sram X.0 2×10 Antrieb, bei den Komponenten kommen weitestgehend Syncros Produkte zum Einsatz und den Kontakt zum Boden stellen Schwalbe Nobby Nic Reifen in 2,25″ Breite her.
Passend zum Einsatzbereich arbeitet an der Front eine Fox 34 CTD Federgabel, die einerseits mit dem TwinLoc-Hebel am Lenker verbunden ist und so gemeinsam mit dem Dämpfer eingestellt werden kann. Andererseits stellt die 150mm Federgabel mit 15mm Steckachse, getapertem Schaft und 34mm Standrohren eine passende Wahl dar, um auf dem Trail bergab eine gute Performance bieten zu können. Die 150mm Federweg am Hinterbau werden vom DT Swiss Nude2 Dämpfer kontrolliert, der sich wie die Gabel einfach abstimmen lässt.
Scott Genius 700 2013 – Geometrie und Rahmengrößen
Uphill
Wenn es bergauf geht, sieht der Twin-Loc Hebel die Verwendung des Traction-Modes vor, der Gabel und Dämpfer straffer werden lässt und den Federweg am Hinterbau bei reduziertem Sag auf 100mm limitiert. In dieser Einstellung klettert das Genius 710 sportlich straff und erstaunlich schnell. Die über den Dämpfer leicht nach vorn gekippte Geometrie gibt viel Druck auf den Pedalen und so lassen sich auf dem leichten Rad auch steile und lange Anstiege stressfrei in Angriff nehmen.
650b Laufräder fahren sich in der Praxis erstaunlich unauffällig. Gute Traktion, sicheres Fahrverhalten und eine kompakte Geometrie machen den Umstieg von 26″ denkbar einfach.
Bei den Testbedingungen in Frankreich sind wir vornehmlich Trails in teils feuchtem Zustand gefahren, die eine Mischung aus Waldboden und Kalkstein aufgewiesen haben. Insbesondere auf schlüpfrigen Wurzeln und Steinspitzen haben hier die 650b Laufräder von der Traktion her überzeugen können. Das Handling bergauf entspricht vom Gefühl her dem eines 26″ Bikes, doch scheint das Bike stetig ein wenig mehr Traktion zu haben, als es die Gewohnheit für diese Reifen suggerieren würde. Eine höhere Trägheit oder höheres Gewicht habe ich hingegen nicht wahrnehmen können.
Downhill
Theoretisch – so zumindest meine Überlegung – müssten sich im Downhill die größeren Laufräder durchaus spüren lassen. Vom Gefühl her ist das Genius 710 im Descend Mode mit 150mm Federweg jedoch kein klassisches Abfahrtsbike. So spürt man zwar eine deutlich Abflachung der Geometrie bei Aktivierung des Descend Modes, doch auch in diesem Setup erinnert das Fahrgefühl des Genius 710 nicht an das eines abfahrtsorientierten 150mm Bikes mit 26″. Der Lenkwinkel ist steiler, das Rad fühlt sich weniger verspielt an und doch weiß das Rad auf dem Trail voll zu überzeugen. Die kompakte Sitzposition gibt viel Sicherheit und die in der Serienversion verbaute Rock Shox Reverb Sattelstütze sollte dafür sorgen, dass auch kurze Sektionen bergab mit vollem Einsatz genommen werden können. In Kurven liegt das Rad satt und mit viel Traktion und vermittelt dabei die Sicherheit, nicht unerwartet abzukippen oder auszubrechen. Hier zeigt sich, dass die vom Gefühl her nicht auf Abfahrten ausgelegte Geometrie bergab dennoch sehr gut funktioniert – so fühlt sich das wohl an mit 650b. Spannend wäre hier noch der Einsatz im Bikepark oder auf echten Downhillstrecken, doch die Trails beim Presse Camp haben das Genius 710 nicht an seine Grenzen bringen können. Während die Gabel schluckfreudig und mit viel Rückmeldung federt, gibt der auch im Descend-Mode noch vergleichsweise straff arbeitende Hinterbau zu jeder Zeit sauber Rückmeldung über den Untergrund und animiert zu kleinen Sprungeinlagen und Manuals.
Mit dem Scott Genius 710 auf der Abfahrt.
Eindruck & Erfahrung
Der erste Eindruck weiß zu überzeugen. Die Sitzposition auf dem Genius 710 passt und sowohl bergab, als auch bergauf kann das Rad mit viel Tempo bewegt werden. Beide Male zeigen die 27,5″ Laufräder ein angenehmes Verhältnis von Verspieltheit und Laufruhe, wobei bergab die Umstellung größer ausfällt, als bergauf. Abzuwarten bleibt, wie die größeren Laufräder auf engen, technisch anspruchsvollen Kursen zu fahren sind, doch die erste Erfahrung auf dem Genius 710 zeigt, dass 650b vor Allem mehr Traktion und Sicherheit bieten kann, obwohl es sich nicht stelzig anfühlt.
Scott Genius 910 – 29″ – 130mm Federweg
Zielgruppe
Laut Scott richtet sich die Genius 900 Serie insbesondere an Trail-FahrerInnen, die bergauf und bergab schnell und sicher unterwegs sein wollen und dabei Wert auf die Vorteile von 29″ großen Laufrädern legen und Nachteile in Kauf nehmen, was den Federweg und das Handling angeht.
Mit der 29″ Bereifung ist die Genius 900er Serie die Erweiterung der bisherigen Genius Linie um ein neues Bike, das insbesondere im Toureneinsatz und auf langen Strecken Vorteile generieren soll.
Das Scott Genius hat in der 900er Serie 29″ große Laufräder. Hier gezeigt das Genius 910.
Kurz-Fahrbericht
Nach eigenen Angaben hat man bei Scott besonderen Wert darauf gelegt, dass das Genius sowohl mit 27,5″ Laufrädern, als auch mit 29″ Rädern die gleichen Grundabmessungen aufweist und damit ein ähnliches Fahrverhalten bieten soll. Dabei soll der auf 130mm reduzierte Federweg von den größeren Laufrädern kompensiert werden. Beim ersten Aufsitzen stellt sich direkt das Gefühl ein, dass dieser Plan aufgegangen ist. Das Genius 910 fühlt sich beim Einrollen ziemlich genau so an, wie das direkt davor gefahrene Genius 710 mit den kleineren Laufrädern. Zwar gibt es kleine Unterschiede bei der Lenkerbreite, doch fällt die Umstellung in beide Richtungen denkbar einfach. Also muss sich auf dem Trail zeigen, wo die Unterschiede zwischen den beiden ungleichgroßen Brüdern liegen.
Scott Genius 900 2013 – Geometrie und Rahmengrößen
Uphill
Bergauf fühlt sich das Genius 910 rein von der Traktion und der Steigfähigkeit wie ein klassisches 29″ Bike an, verzichtet jedoch darauf, ein hochgebocktes Gefühl zu vermitteln. Dank tiefem Innenlager und kurzem Steuerrohr lässt sich das Bike dynamisch zwischen Steinen hindurch steuern und vermittelt das bekannte Gefühl, „im“ Rad zu sitzen. Besonders überzeugend kann das Bike auf geraden, rutschigen Abschnitten, wo die erhöhte Traktion deutlich zu spüren ist. Hier profitiert das Bike von den besseren Überrolleigenschaften und dem erhöhten Rotationsmoment der Laufräder.
Die Handling-Eigenschaften des Genius 910 sind erstaunlich. Das Rad fühlt sich nicht nach einem großen 29″ Bike an, sondern geht mit wenig Kraft ums Eck.
Downhill
Doch auch bergab bleibt das präzise Fahrgefühl voll erhalten. Wie gewohnt ermöglichen die großen Laufräder beeindruckende Kurvengeschwindigkeiten in offenen Passagen, doch auch in winkeligen Streckenabschnitten weiß das Genius 910 seine großen Laufräder über die Geometrie gut zu kaschieren. Hier scheint den Scott Entwicklern ein guter sehr guter Kompromiss gelungen zu sein. In der Tat fühlt sich das Bike gerade in flachen Teilstücken bergab nicht wie ein ausgewachsenes 29″ Bike an, sondern vermittelt ein dynamisches Handling mit hoher Lenkpräzision.
Das Genius 910 ist eine echte Trail-Rakete. Daran hat auch die sehr gut arbeitende Fox 32 an der Front ihren Anteil.
Unter den meisten Bedingungen ist das Genius 910 dem 710 mit kleineren Laufrädern überlegen. Nur wenn es schnell, technisch und verblockt wird zeigen die kleineren Laufräder einen echten Vorteil.
Nur wenn der Trail eng wird, heißt es auf dem Genius 910 arbeiten. Insbesondere bei niedrigem Tempo zeigt sich hier ein Unterschied zum kleiner bereiften 710er Modell, das sich mit weniger Druck ums Eck bewegen lässt und mehr Raum bei der Linienwahl bietet. Ähnlich auch das Gefühl in schnellen, ruppigen Passagen. Hier wird teilweise die geringere Steifigkeit der großen Laufräder spürbar – die angepeilte Linie muss mit mehr Kraft verteidigt werden. Das wiederum gelingt problemlos, da die Sitzposition bergab angenehm kompakt und nicht zu hecklastig ist.
Eindruck & Erfahrung
Wie schon beim kleinen Bruder Genius 710 kann die Geometrie des Genius 910 sowohl bergauf, als auch bergab überzeugen. Das Rad bietet ein sehr sicheres und dennoch handliches Fahrverhalten, das dazu animiert viel Gas zu geben und auch schwere Trails in Angriff zu nehmen. Limits scheint es für das Genius 910 bergab nur auf wirklich anspruchsvollen Strecken zu geben, ansonsten macht das Bike leichte Arbeit aus langen, höhenmeterreichen Trails.
Vergleich
27,5″ vs. 29″. Genius 710 vs. 910.
Welches der beiden Bikes sollte man für welchen Einsatzbereich bevorzugen? Meiner Meinung nach ist das Scott Genius 910 mit 29″ Laufrädern wohl für die meisten Einsatzbereiche das bessere Angebot. Es kaschiert geschickt die großen Laufräder, lässt sich trotz viel Sicherheit handlich bewegen und schreckt auch vor ruppigeren Downhills nicht zurück. Nur wer großen Wert auf die maximale Handlichkeit legt oder auf ruppigen Strecken mit Sprüngen und vielen Kurven unterwegs ist, sollte sich das Genius 710 mit 27,5″ Laufrädern ganz genau anschauen. Im Grunde hilft hier auch eine ehrliche Beantwortung der Federwegs-Frage: Brauche ich wirklich 150mm Federweg für ruppige Mountainbike-Aktion? Oder suche ich eigentlich eher den Komfort von 150mm Federweg, will aber gar kein krasses Gelände in Angriff nehmen. In der Praxis bietet das 29″ Laufrad mit 130mm Federweg mehr Komfort als 27,5″ und 150mm. Mit diesem Wissen im Hinterkopf lässt sich die Entscheidung einfacher Treffen.
Weitere Informationen zum Scott Genius 2013
- Scott Homepage
- Informationen zur Verfügbarkeit der Räder und den genauen Ausstattungen liefern wir nach, sobald diese verfügbar sind.
Bildergalerie
Bilder von Tobias Stahl und Scott (Markus Greber)
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