Vor allem für die Erfolge im Auto- und Motorrad-Rennsport ist Pirelli seit Jahrzehnten weltweit bekannt. Dabei war der erste Reifen, den der Traditionshersteller überhaupt produziert hat, ein Fahrradreifen. Nach einer rund 40-jährigen Pause bieten die Italiener seit 2017 wieder Fahrradreifen an. Vor gut zwei Jahren folgte dann die Präsentation der Scorpion-Reifen für den Mountainbike-Einsatz – unser erster Test auf Sizilien war vielversprechend.



Seit dem Launch der vier Profile zur Einführung war Pirelli jedoch nicht untätig. Mittlerweile ist das Angebot der MTB-Reifen von Pirelli deutlich erweitert worden: Aus dem Scorpion ist eine komplette Produktfamilie geworden, die mit drei verschiedenen Linien ihre Stärken jeweils in unterschiedlichen Einsatzbereichen hat. Wir haben im Rahmen der Bike Connection einen ausgiebigen Blick auf die neuen Reifen von Pirelli geworfen und sind die verschiedenen Scorpione auf den Trails rund um den Lago di Molveno gefahren.
Pirelli Scorpion-Reifen: Das sind die Produktfamilien
Alle Mountainbike-Reifen aus dem Hause Pirelli hören auf den Namen Scorpion. Die zweite Bezeichnung im Namen des Reifen indiziert das jeweilige Einsatzgebiet. Innerhalb der einzelnen Gruppen gibt es unterschiedliche Profile, die sich besonders gut für bestimmte Bedingungen eignen.
- Pirelli Scorpion XC Cross Country-Reifen, fünf verschiedene Modelle
- Pirelli Scorpion Trail Trail-Reifen, vier verschiedene Modelle
- Pirelli Scorpion Enduro Enduro-Reifen, drei verschiedene Modelle
- Pirelli Scorpion E-MTB E-MTB-spezifische Reifen, drei verschiedene Modelle

Smarter Grip für verschiedene Terrains
Der Ansatz, den Pirelli bei den Mountainbike-Reifen verfolgt, ist es, für jedes Einsatzgebiet Reifen anzubieten, die auf verschiedene Untergründe spezialisiert sind. Dabei ist das gesamte Wissen der Pirelli-Ingenieure in die Entwicklung der Mountainbike-Reifen geflossen. Hier hat sich nach Auskunft der Italiener die jahrzehntelange Erfahrung aus dem motorisierten Rennsport sehr positiv ausgewirkt. So sind die Materialkosten bei einem Fahrrad-Reifen im Vergleich zu einem Motorrad- oder gar Autoreifen, der im Rennsport eingesetzt wird, deutlich geringer. Dadurch ist es bei den Mountainbike-Reifen möglich, dass die Pirelli-Ingenieure ihr intensives Know-How einsetzen und sich bei den Materialien voll und ganz austoben können.

Ein weiteres Ziel bei der Entwicklung der Reifen: Das Produktportfolio soll möglichst übersichtlich sein – auf den ersten, spätestens auf den zweiten Blick soll man bitteschön erkennen, was genau die Kernkompetenz des jeweiligen Reifens ist. Die Tatsache, dass alle Reifen einheitlich auf den Namen Scorpion hören und das Einsatzgebiet im Titel tragen, hilft hier. Neben dem Profil liegt der wichtigste Unterschied zwischen den Reifen der verschiedenen Einsatzgebiete in der Karkasse. Die Enduro-spezifischen Reifen setzen hier auf die stabile Hard Wall-Karkasse. Die Trail-Reifen hingegen sind mit der leichteren Pro Wall-Karkasse ausgestattet. Die XC-Reifen gibt es ebenfalls mit Pro Wall-Karkasse und teilweise auch mit dem besonders leichten Lite-Casing, das vor allem für die XC-Rennstrecke geeignet ist.

Eine Gemeinsamkeit der verschiedenen Reifen, egal ob Cross Country oder Enduro, ist die Gummimischung. Hier hat Pirelli einen simplen Ansatz gewählt und setzt bei allen Reifen konsequent auf den Smartgrip-Compound. Etwas überraschend handelt es sich hierbei nicht um einen Dual Compound, den viele andere Hersteller wählen. Die Begründung von Pirelli: Ein Dual Compound liefert zu Beginn eine tolle Dämpfung, die dann aber stark nachlässt, sobald der weiche Teil abgenutzt ist. Pirelli verfolgt bei den Scorpion-Reifen hingegen das Ziel, eine dauerhafte hohe Performance zu bieten. Dafür sorgen soll eben der einfache, aber ausgeklügelte Smartgrip-Compound.
Übersicht: Das sind die vier Pirelli Scorpion-Karkassen
Pirelli bietet insgesamt vier verschiedene Karkassen an, deren Aufbau sich voneinander unterscheidet. Die leichte Pro Wall-Karkasse kommt bei den XC- und Trail-Reifen zum Einsatz. Die Trail-Ausführung ist aber zusätzlich verstärkt. Die Enduro-Reifen verwenden die Hard Wall genannte Karkasse. Besonders leicht geht es bei der Lite-Karkasse zu – mit dieser sind die XC-Reifen für den Renneinsatz ausgestattet.


Pirelli Scorpion XC: Grip und Geschwindigkeit für die Rennstrecke
Gleich fünf verschiedene Modelle des Scorpion XC-Reifens bietet Pirelli aktuell an. Der Name ist hier Programm: Der Scorpion XC soll im Cross Country-Einsatz glänzen. Das Highlight der XC-Linie ist wohl der Pirelli Scorpion XC RC, der speziell für die Rennstrecke konzipiert und auch mit der besonders leichten Lite-Karkasse erhältlich ist. Alle Pirelli Scorpion XC-Reifen gibt es mit Pro Wall-Karkasse, teilweise werden die schnellen Reifen auch mit Lite-Karkasse angeboten. Bei den Breiten gibt es standardmäßig 2,2″, teilweise auch 2,4″ – und alles ausschließlich in 29″.
- leichte Reifen für den Cross-Country- und Marathon-Einsatz
- Pirelli Scorpion XC RC schnelle Reifen speziell für die Rennstrecke
- Pirelli Scorpion XC H leicht rollender Reifen für Hardpack-Böden
- Pirelli Scorpion XC M Allrounder für vielseitiges Terrain
- Pirelli Scorpion XC S XC-Reifen speziell für weiche Böden
- Pirelli Scorpion XC R Hinterrad-spezifisches Modell mit viel Traktion und Bremsgrip
- Karkassen Lite / Pro Wall
- Größen 29″ x 2,2″ / 29″ x 2,4″
- Preis 60,00 €



Pirelli Scorpion Trail: Vielseitiger Allrounder für alle Lebenslagen
Der Scorpion Trail ist der Allrounder aus dem Hause Pirelli. Die vier verschiedenen Modelle sind allesamt mit Pro Wall-Karkasse ausgestattet und wiegen in 29″ x 2,4″-Größe laut Pirelli zwischen 920 und 950 Gramm. Eine zusätzliche Schicht Nylon-Gewebe über der doppellagigen Karkasse soll der Seitenwand besonders viel Stabilität auch bei niedrigen Luftdrücken verleihen. Bei der Breite ist man auf vielseitige 2,4″ beschränkt. Alle vier Scorpion Trail-Reifen sind in 29″ erhältlich, den aggressiven Trail S und den Trail R fürs Hinterrad gibt es auch in 27,5″.
- Allround-Reifen für Trail-Einsatz
- Pirelli Scorpion Trail H schneller Reifen für harte bis wechselhafte Böden
- Pirelli Scorpion Trail M Allrounder für vielseitiges Terrain
- Pirelli Scorpion Trail S aggressives Profil für extreme und weiche Bedingungen
- Pirelli Scorpion Trail R Hinterrad-spezifisches Modell mit viel Traktion und Bremsgrip
- Karkassen Pro Wall
- Größen 27,5″ x 2,4″ / 29″ x 2,4″
- Preis 60,00 €


Pirelli Scorpion Enduro: Drei Modelle für Enduristen
Einen noch stärkeren Fokus auf die Bergab-Performance legt Pirelli beim Scorpion Enduro. Den Reifen gibt es in drei verschiedenen Ausführungen: Neben dem Allrounder M bietet Pirelli den grobstolligen S und den Hinterrad-spezifischen R an. Die dreilagige Hard Wall-Karkasse soll dank Schutz, der über die gesamte Fläche geht, eine besonders hohe Pannensicherheit bieten. Außerdem soll eine Hartgummi-Einlage direkt über dem Wulst den Reifen in Kurven noch berechenbarer machen. Bei der Größe hat man die Wahl zwischen 27,5″ und 29″.
- abfahrtslastige Reifen für den Enduro-Bereich
- Pirelli Scorpion Enduro M Enduro-Allrounder für verschiedene Bedingungen
- Pirelli Scorpion Enduro S grobstolliger Reifen für maximale Traktion
- Pirelli Scorpion Enduro R fürs Hinterrad optimierter Reifen mit viel Grip
- Karkassen Hard Wall
- Größen 27,5″ x 2,4″ / 27,5″ x 2,6″ / 29″ x 2,4″ / 29″ x 2,6″
- Preis 60,00 €





Erster Eindruck: Pirelli Scorpion MTB-Reifen
Auf den ersten Ausfahrten rund um den Lago di Molveno haben die verschiedenen Scorpion-Reifen von Pirelli insgesamt einen soliden Eindruck hinterlassen. Das Angebot ist seit dem Launch deutlich gewachsen, aber gleichzeitig noch überschaubar genug, um nicht komplett den Überblick zu verlieren. Ob Pirelli langfristig den Platzhirschen im MTB-Segment das Wasser reichen kann, muss sich aber erst noch zeigen. Aber: Konkurrenz belebt das Geschäft – und Pirelli dürfte definitiv in der Lage sein, gute Reifen anzubieten!

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Weitere kurze Tests aus der Serie Vorgestellt! findest du auf dieser Übersichtsseite. Wenn du ein Produkt für einen ersten Test vorschlagen möchtest, schreibe uns einfach hier eine Nachricht!
Zum Weiterstöbern kannst du in kürze die fünf neuesten Beiträge in unserer Serie Vorgestellt! nachlesen.
- HT Components MTB-Pedale 2025 – Vorgestellt!: Performance von XC bis Downhill
- Zéfal Pulse S2 Flaschenhalter – Vorgestellt!: Leicht, funktional und aus Carbon
- Stan’s Tubeless Exo-Core-Ventile – Vorgestellt!: Mehr Durchfluss, ohne zu verstopfen
- Ion Arcon HD Pro MTB Brustpanzer – Vorgestellt! Level 2 Schutz & ökologisch abbaubar
- Abus CliffHanger – Vorgestellt!: Halbschalen-Trail-Helm für maximale Sicherheit
Sind die MTB-Reifen von Pirelli für euch eine interessante Alternative zu den etablierten Modellen?
119 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumHab eine bestellt
Ich bin heute zum ersten Mal mit dem Scorpion M vorne und R hinten gefahren (beide 2,2" ProWall mit 25mm Maulweite, tubeless, 19/21psi). Die Reifen sind von Anfang dicht. Strecke war sehr abwechslungsreich. Was ich schon sagen kann: Die Reifen haben eine sehr gute Eigendämpfung, sind sehr lebendig, d.h. geben viel Rückmeldung und haben einen guten Halt.
Nachtrag: Der Scorpion R misst nach der ersten Runde laut Meßschieblehre 57,8mm und der Scorpion M 57,7mm. Das sind etwa 2,27" laut Goggl.
Mein 2.2 M auf einer Felge mit 29mm Innenmaß
Ich hoffe, das ist der Fred, den du meintest.
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