Unter den abfahrtslastigen Radsport-Disziplinen genießt keine eine derartige Popularität, wie es bei Enduro der Fall ist. Von Fahrten auf den Hometrails über den Einsatz bei einem der vielen Enduro-Rennen bis hin zu Ausflügen in den Bike Park sind die Anforderungen an ein modernes Enduro Bike so vielfältig wie das Angebot der zahlreichen Hersteller. Insbesondere Enduro Race-Modelle müssen bergab verdammt schnell sein, gleichzeitig aber auch bergauf gut funktionieren, zuverlässig sein, durchdachte Features bieten, dazu noch leicht sein – und unter Rennfahrern wie Richie Rude oder Sam Hill auf wirklich harten Strecken klaglos die harten Belastungen wegstecken. Doch welches Enduro Bike kommt diesem Ideal am nächsten?
7 Enduro Race Bikes im Vergleichstest
Die Bikes, die wir für unseren Enduro-Vergleichstest ausgewählt haben, zählen zu den populärsten Modellen in dieser Kategorie – und sind regelmäßig auf dem Podium der Enduro World Series zu finden. Folgende Kandidaten haben im Rahmen unseres Vergleichs ausgiebig gegeneinander getestet:
- Giant Reign 29
- Lapierre Spicy
- Propain Tyee
- Rocky Mountain Altitude
- Santa Cruz Megatower
- Specialized Enduro
- Trek Slash

Video: Das beste Enduro Bike 2021 – unser Fazit!
Welches ist das beste Enduro Bike 2021?
Die schlechte Nachricht vorneweg: Der entscheidende Faktor ist und bleibt auch im Jahr 2021 der Fahrer oder die Fahrerin. Überprüfen konnten wir es leider nicht – doch uns beschleicht das Gefühl, dass Sam Hill oder Richie Rude selbst auf einem 10 Jahre alten mittelklassigen 26″-Trailbike schneller unterwegs sind, als es Normalsterbliche jemals sein werden.

Die gute Nachricht hingegen: Alle Bikes in unserem Testfeld sind ziemlich gute Boliden. Insgesamt lassen sich die sieben Modelle grob in zwei Unter-Kategorien einteilen. Auf der einen Seite wären da Modelle wie das Santa Cruz Megatower oder das Specialized Enduro, die extrem satt auf der Piste liegen, hohe Geschwindigkeiten lieben und fast schon ein Downhill-Gefühl vermitteln. Bikes wie das Giant Reign 29 oder das Rocky Mountain Altitude gehen in eine etwas andere Richtung – sie sind insgesamt aktiver, direkter und erinnern damit zumindest im Vergleich zu den anderen Modellen im Testfeld ein wenig mehr an sehr abfahrtsorientierte Trail-Allrounder. Ähnlich verhalten sich das verspielte und spaßige Trek Slash sowie das Lapierre Spicy, das trotz üppigem Federweg und Coil-Dämpfer am Heck der absolute Kurven-König in unserem Test war.

Fehlt noch ein Bike – das Propain Tyee vereint praktisch alle positiven Eigenschaften, die man sich an einem modernen Enduro für den Renneinsatz wünscht. Es liegt sehr satt auf dem Trail, ohne im Federweg zu versacken. Es schreit nach Geschwindigkeit, ohne auf weniger anspruchsvollen Trails langweilig zu sein. Es ist aktiv genug, ohne nervös zu werden. Und als Sahnehäubchen macht das vielfältig konfigurierbare Enduro-Gerät von Propain auch im Uphill eine sehr gute Figur. Für uns ist die Sache damit klar: Das Propain Tyee ist das beste Enduro Race Bike 2021.

Ebenfalls begeistern konnte das Trek Slash, das als fantastischer Allrounder in unserem Vergleichstest geglänzt hat und von allen Testern die volle Punktzahl in der Fahrspaß-Wertung einsammeln konnte. Im Vergleich zum Propain Tyee hat das Slash einen weniger Race-orientierten Charakter und leistet sich die ein oder andere Schwäche. Dennoch ist das aktualisierte Slash wieder ein Volltreffer, mit dem man auf typischen Enduro-Strecken jede Menge Spaß haben wird. Deshalb ist das Trek Slash unser Tipp Allround.

Auch die anderen Modelle im Test konnten auf ihre ganz eigene Art und Weise begeistern. So überzeugt das Specialized Enduro beispielsweise mit einem fantastischen Hinterbau und tollen Detaillösungen am Rahmen. Bei der Wahl der Rahmengröße sollte man allerdings genau bedenken, ob man Laufruhe oder ein verspielteres Fahrverhalten bevorzugt. Apropos bevorzugtes Fahrverhalten: Dieses kann man am edlen Rocky Mountain Altitude dank Ride9-System erreichen, wenn man denn die Bereitschaft zum Experimentieren mitbringt. Ein Coil-Dämpfer würde dem kanadischen Traumbike unserer Meinung nach gut zu Gesicht stehen.
Wer am liebsten mit Vollgas ins Tal brettert und auch regelmäßig im Bike Park unterwegs ist, der wird das Santa Cruz Megatower mit Coil-Heck lieben. Hier beweisen die Kalifornier, dass man keine extremen Geometrien für Höchstgeschwindigkeiten braucht, wenn man denn einen so hervorragend funktionierenden Hinterbau hat. Deutlich agiler unterwegs waren das Lapierre Spicy, das trotz viel Federweg und Coil-Dämpfer erstaunlich verspielt ist, und das Giant Reign 29, bei dem dies aber aufgrund des knapp bemessenen Federwegs am Heck nicht sonderlich überrascht. Aus allen Bikes im Test lässt sich jede Menge Enduro-Performance herauskitzeln – in den ausführlichen Einzeltests findet ihr Anhaltspunkte dafür.
Tipp Enduro Race: Propain Tyee
Wir haben das beste Enduro Race-Bike gesucht – und wir haben das beste Enduro Race-Bike gefunden: Das Propain Tyee geht für uns als klarer Sieger aus dem Vergleichstest hervor! So überzeugt das vielfältig konfigurierbare Modell nicht nur in schnellen High Speed-Passagen und in richtig ruppigem Gelände, sondern lässt sich auch auf engen, flachen Trails präzise manövrieren und effizient ins Tal scheuchen. Der starke Hinterbau lässt sich durch keine Kante aus der Ruhe bringen, wirkt aber gleichzeitig nicht leblos. Und auch im Uphill kann das Tyee dank steilem Sitzwinkel und antriebsneutralem Heck sehr überzeugen. Unterm Strich ist das Propain Tyee für uns ganz klar der Tipp Enduro Race!
Zum vollständigen Artikel: Propain Tyee Test

Das Propain Tyee konnte bereits beim ersten Test Anfang 2020 einiges an Lob einheimsen und hat nun im Vergleich mit Race-erprobten Enduro-Modellen gezeigt, dass es sich dabei nicht um Vorschuss-Lorbeeren handelte! Das sensible, ausbalancierte Fahrwerk und die ausgewogene, nicht zu extreme Geometrie lassen kaum Schwächen zu und verwandeln das Tyee in einen enorm starken Allrounder, mit dem man sorglos zu jedem Enduro-Rennen reisen kann – egal ob Fichtenslalom im Mittelgebirge oder ruppige Alpen-Trails. Das Sahnehäubchen obendrauf: Bergauf gehört es dank angenehmer Sitzposition, antriebsneutralem Heck und solidem Gewicht zu den Top-Kletterern.

Pro / Contra
Stärken
- ausgewogene Geometrie
- sehr sensibles Fahrwerk mit ausreichend Gegenhalt
- exzellentes Preis-Leistungsverhältnis
- sehr gute Bergauf-Performance
Schwächen
- verbesserungsfähige Kabelführung
Tipp Allround: Trek Slash
Man kann den flachen Sitzwinkel kritisieren, die Ausstattung ist bei der Konkurrenz einen Tick besser und der Preis ist nicht von schlechten Eltern. All diese Kritikpunkte vergisst man aber sofort, wenn man auf dem Trek Slash die Bremsen offen lässt und einen Trail unter den Stollen hat. Die Neuauflage des beliebten Enduro Bikes begeistert mit einem extrem spaßigen Fahrverhalten auf allen möglichen Trails. Für all diejenigen, die einen eher aktiven Fahrstil haben, ist das Trek Slash eine Offenbarung. Der hohe Fahrspaß und die enorme Vielseitigkeit machen das Trek Slash zu unserem Tipp Allround!
Zum vollständigen Artikel: Trek Slash Test

Der König ist tot, lang lebe der König: Mit dem neuen Slash ist Trek einmal mehr ein fantastischer Allrounder gelungen. Die Neuauflage des Enduro-Racers macht im Prinzip genau dort weiter, wo der sehr beliebte Vorgänger aufgehört hat, und zeigt sich zudem in allen Aspekten deutlich verbessert. Der Sitzwinkel könnte für unseren Geschmack ein ordentliches Stück steiler ausfallen, dazu leistet sich das Slash kleinere Schwächen bei der Ausstattung. Wer über diese Punkte jedoch hinwegsehen kann und ein potentes Bike mit enorm hohem Fahrspaß sucht, liegt mit dem Trek Slash goldrichtig.

Pro / Contra
Stärken
- sehr hoher Fahrspaß
- Allround-Fähigkeiten
- hohe Agilität bei ausreichend Reserven
- praktischer Stauraum im Unterrohr
- gelungene Größenabstufungen
Schwächen
- insbesondere für Langbeiner (zu) flacher Sitzwinkel
- gebrochene Felge
Die weiteren Kandidaten
… in wertungsfreier, alphabetischer Reihenfolge:
Giant Reign 29
Das leichteste Bike im Vergleichstest ist nicht nur ein echter Hingucker, sondern fährt auch bergauf der Konkurrenz davon. Bergab bietet das Giant Reign 29 ein sehr direktes Fahrverhalten, bei dem die sehr lange, abfahrtslastige Geometrie und die stattlichen 170 mm Federweg an der Front etwas im Gegensatz zum mit 146 mm knapp bemessenen Federweg am Heck stehen. Wer auf der Suche nach einer als Race-Enduro getarnten Trail-Rakete ist, der dürfte mit dem Reign 29 sehr glücklich werden!
Zum vollständigen Artikel: Giant Reign 29 Test

Das Giant Reign 29 kann vor allem mit seinen herausragenden Uphill-Qualitäten, dem geringen Gewicht und seinem leichtfüßigen Charakter überzeugen. Wenn es bergab richtig zur Sache geht, kommt der Hinterbau mit seinem recht knapp bemessenen Federweg allerdings an seine Grenzen. Dementsprechend wäre das Giant Reign nicht unsere erste Wahl für den Enduro-Renneinsatz. Dafür überzeugt das leichte Enduro-Bike auf flowigeren, nicht ganz so ruppigen Trails mit seinem präzisen Handling und jeder Menge Fahrspaß. Wer also auf der Suche nach einem vielseitigen Enduro-Bike ist, das auch auf eher anspruchslosen Strecken überzeugen kann, sollte sich das Giant Reign 29 dringend genauer angucken.

Pro / Contra
Stärken
- hervorragende Uphill-Qualitäten
- präzises Handling und aktiver Hinterbau
- geringes Gewicht
Schwächen
- 146 mm Federweg am Heck stoßen bergab an ihre Grenzen
- relativ steifes Gesamtpaket
Lapierre Spicy
In unserem letzten großen Enduro Race-Vergleichstest konnte der Vorgänger des Lapierre Spicy unseren Tipp Preis-Leistung absahnen (Enduro-Vergleichstest 2018 – Tipp Preis-Leistung: Lapierre Spicy Team Ultimate). Auch im Jahr 2021 bieten die Franzosen mit ihrem Enduro Race-Boliden ein sehr gut funktionierendes Bike, das dazu auch noch das günstigste Modell im Vergleichstest ist. Wer bei 170 mm Federweg und Coil-Dämpfer ein Bügeleisen erwartet, wird überrascht: Das erfolgreiche Arbeitsgerät von Isabeau Courdurier und Adrien Dailly ist auf dem Trail sehr lebhaft, agil und verspielt. Das treibt die Fahrspaß-Wertung in die Höhe!
Zum vollständigen Artikel: Lapierre Spicy Test

Mit dem Lapierre Spicy schicken die Franzosen um Nico Voullioz einen sehr interessanten Kandidaten ins Enduro-Rennen. Das Racebike kann mit einem ausgezeichneten Mix aus Laufruhe und Agilität begeistern und meistert Kurven wie kein zweites Bike im Test. Weniger überzeugen kann hingegen die Uphill-Performance, darüber hinaus hatten wir im Testverlauf mit am Rahmen schleifenden Dämpferfedern zu kämpfen. Für eher leichte Fahrer auf der Suche nach einem spaßigen Enduro-Bike mit Wohlfühlfaktor ist das Lapierre Spicy allerdings ein echter Geheimtipp.

Pro / Contra
Stärken
- hervorragende Kurven-Eigenschaften
- ausgezeichneter Mix aus Laufruhe und Agilität
- keine Eingewöhnungszeit
Schwächen
- mäßige Uphill-Performance
- Dämpferfeder schleift im Rahmen
Rocky Mountain Altitude
Rocky Mountain gilt völlig zu Recht als absolute Kultmarke – umso schöner, dass die Kanadier auch im Jahr 2021 noch sehr gut funktionierende, moderne und bildschöne Mountainbikes anbieten! Das Altitude lässt sich dank Ride9-System und Geometrie-Verstellung sehr vielfältig anpassen, benötigt aufgrund des sehr progressiven Hecks in Kombination mit Luftdämpfer aber etwas mehr Zeit als üblich, um das ideale Setup zu finden. Wer das Altitude stärker in Richtung Abfahrt trimmen möchte, dürfte mit einem Coil-Dämpfer sehr glücklich werden!

Zum vollständigen Artikel: Rocky Mountain Altitude Test
Auch mit mehr Federweg hat das Rocky Mountain Altitude seinen Charakter beibehalten: Mit seinem straffen Chassis ist es prädestiniert für technische Trails, die nach einer präzisen Linie verlangen. In Highspeed-Segmenten kann man die Bremse offen lassen – der Toleranzbereich für Fehler fühlt sich hier jedoch im Vergleich mit anderen Enduro-Race-Bikes spürbar schmaler an. Dafür profitieren Touren-orientierte Fahrer vom geringen Gewicht, den exzellenten Pedalier-Eigenschaften und der hohen Einstellbarkeit.
Racer könnten mit einem lineareren Stahlfeder-Dämpfer, der von den Teamfahrern auch häufig eingesetzt wird, glücklicher werden.

Pro / Contra
Stärken
- gute Uphill-Eigenschaften
- poppiges, wendiges Chassis
- hohe Einstellbarkeit
Schwächen
- sehr progressives, straffes Heck
- hoher Preis
Santa Cruz Megatower
Das Megatower ist eines der beliebtesten Enduro Bikes überhaupt – doch die Konkurrenz schläft nicht. Dass das Megatower aber auch im Jahr 2021 seine Daseinsberechtigung hat, zeigte der gelbe Flitzer in unserem Test auf beeindruckende Art und Weise. Selbst durch gröbstes Gelände marschiert der Coil-Hinterbau mehr als souverän. Dazu überzeugt das Megatower mit schönen Details und einer gewohnt hochwertigen Qualität.

Zum vollständigen Artikel: Santa Cruz Megatower Test
Kann das Santa Cruz Megatower auch im Jahr 2021 mit der teils deutlich jüngeren Konkurrenz mithalten? Ja, es kann! Gerade auf ruppigen Strecken überzeugt das Racebike aus Kalifornien mit einem sehr schluckfreudigen Hinterbau, der sich praktisch nie aus der Ruhe bringen lässt. Auch bergauf macht das Megatower eine solide Figur. Fans von sehr agilen und verspielten Bikes sind bei der Konkurrenz allerdings besser aufgehoben. Der sehr positive Gesamteindruck wird getrübt vom gebrochenen Rahmen, der durch einen längeren Unterrohrschutz wohl vor diesem negativen Schicksal verschont geblieben wäre.

Pro / Contra
Stärken
- Nehmerqualitäten in ruppigem Gelände
- hohes Sicherheitsempfinden
- hochwertige Erscheinung
Schwächen
- gebrochener Rahmen
- vergleichsweise geringe Agilität
Specialized Enduro
„Auf Mission Mini-DH“ war der Titel unseres ersten Tests zur Vorstellung des aktuellen Specialized Enduros, und der Name ist tatsächlich Programm. Der weiße Riese erinnert tatsächlich ein Stück weit an den großen Downhill-Bruder Demo, lässt sich dazu aber auch wunderbar nach oben pedalieren. Alles am Enduro wirkt noch eine Nummer größer und mächtiger als bei der Konkurrenz. Das setzt allerdings auch das passende Terrain voraus – man könnte fast meinen, dass das Enduro die berühmte Kanone ist, mit der man auf Spatzen schießt.

Zum vollständigen Artikel: Specialized Enduro Test
Das Specialized Enduro erinnert nicht nur optisch an ein Demo – schaut man nicht nach unten, könnte man beim Fahren manchmal denken, man sitzt auf dem Downhillbike der Kalifornier. In unserem Testfeld ordnet sich das Enduro in Sachen Laufruhe und Bügel-Eigenschaften ganz, ganz weit vorne ein. Dabei fühlt es sich jedoch nicht tot an, sondern reicht ausreichend Feedback an den Fahrern weiter. Gleichzeitig gehört es zu den besten Pedalierern im Test.
In der getesteten Größe S4 schlägt der Zeiger jedoch etwas zu sehr in Richtung Vollgas, was in Verbindung mit dem hohen Gewicht leider stark auf Kosten der Wendigkeit geht. Unser Verdacht: In Größe S3 würde das Specialized genauso geradeaus ballern, in engen Kurven und technischen Sektionen jedoch wesentlich mehr Spritzigkeit und Fahrspaß vermitteln!

Pro / Contra
Stärken
- extrem effizienter, schluckfreudiger Hinterbau
- sehr hohe Laufruhe
- praktische SWAT-Features
- tritt sich sehr angenehm bergauf
Schwächen
- durch den langen Radstand sehr träge
- hohes Gewicht
- teuer
Die persönlichen Favoriten der Tester
„Für mich gibt’s im Testfeld einen klaren Favoriten: Das Propain Tyee! Egal ob im Back-to-Back-Test mit Shuttle oder bei Runden auf meinen Hometrails: ich habe mich mit minimaler Eingewöhnung immer extrem wohl drauf gefühlt, konnte richtig pushen und wusste, dass es die gröbsten Sachen wegnimmt, ohne irgendwie leblos zu wirken. Beeindruckt hat mich auch das Specialized Enduro – als jemand, der kein Geheimnis daraus macht, dass er lieber ein etwas kürzeres Rad fährt, war es mir in S4 aber deutlich zu groß und unhandlich.” – Gregor Sinn, Tester und stellvertretender Chefredakteur MTB-News

„Ganz rational betrachtet ist auch für mich das Propain Tyee das beste Enduro Race-Bike im Test. Bergauf geht das Tyee super, bergab ist es noch superer – dazu kommt das starke Preis-Leistungs-Verhältnis und die vielfältigen Konfigurationsmöglichkeiten. Den meisten Spaß hatte ich aber ganz klar auf dem Trek Slash. Es fühlt sich nicht ganz so sehr nach einem Race-Boliden an wie Propain, Santa Cruz oder Specialized. Dafür habe ich mich auf dem Slash aber sofort extrem wohl gefühlt und in praktisch jeder Lebenslage enorm viel Spaß gehabt. Deshalb macht für mich die Entscheidung Sinn: Insgesamt ist für mich der Fahrspaß der wichtigste Aspekt. In einer perfekten Welt würde ich wohl den Fahrspaß vom Trek mit der Performance und dem Preis-Leistungs-Verhältnis des Propains sowie der Optik des Rocky Mountain Altitudes kreuzen – und dabei noch einige tolle Details von Specialized und Santa Cruz einfließen lassen. Bis dahin entscheide ich mich aber trotz des hohen Preises und des flachen Sitzwinkels fürs Trek Slash!” – Moritz Zimmermann, Testchef MTB-News
„Mein persönlicher Favorit im Testfeld ist ganz klar das Propain Tyee. Nachdem mich das Enduro-Bike bereits bei unserem ersten Test Anfang 2020 absolut begeistern konnte, hat sich dieser Eindruck auch im Vergleich mit der Konkurrenz komplett bestätigt. Die ausbalancierte Geometrie und der ausgezeichnete Hinterbau machen das Tyee zu einer echten Abfahrtsmaschine. Auch bergauf und bei den Anschaffungskosten weiß das Tyee zu überzeugen – was will man mehr? Ebenfalls gut gefallen hat mir das Lapierre Spicy. Allerdings kann das französische Enduro im Uphill nicht mithalten und offenbart zudem einige Schwächen bei den Details: Eine am Rahmen schleifende Dämpfer-Feder muss wirklich nicht sein.” – Arne Koop, beliebtester Tester im MTB-News-Team

„Ich kann definitiv sagen, dass ich das Trek Slash am besten fand, weil ich der Meinung bin, dass es sehr vielseitig ist. Der große Unterschied zu den anderen Bikes im Test ist meiner Meinung nach, dass es extrem leichtfüßig ist. Es lädt einfach dazu ein, sich über Wurzeln leicht zu machen, von der einen Seite des Trails auf die andere zu springen – und dafür braucht man nicht so viel Kraft. Das ist vielleicht ein kleiner Widerspruch, weil man es auch sehr aktiv fahren muss, aber unterm Strich fühlt es sich einfach sehr angenehm an zu fahren. Man fühlt sich einfach direkt wohl. Das Propain Tyee ist auch ein fantastisches Bike. Gefühlt benötigt man aber im Vergleich zum Slash mehr Kraft – es geht einfach mehr in Richtung Downhill. Ähnlich sieht es beim Megatower aus, was mir auch sehr gut gefallen hat. Tyee und Megatower kommen mir vor wie ein Schiff, während das Trek eher in Richtung Jetski geht. Das Slash deckt für mich insgesamt das breiteste Spektrum ab, was es zu meinem persönlichen Favoriten macht.” – Felix Krüger, externer Tester und ehemaliger World Cup-Racer
7 Erkenntnisse aus unserem Enduro Race-Vergleichstest
- 1. Enduro Race-Bikes sind verdammt gut! Es ist wirklich beeindruckend, was man mit modernen Enduro-Geräten alles anstellen kann. Kennt man die Abfahrt einigermaßen, dann lassen sich in den Händen fähiger Fahrer Downhill-ähnliche Geschwindigkeiten erreichen. Und gleichzeitig haben alle Bikes in unserem Vergleichstest bergauf akzeptabel bis wirklich sehr gut funktioniert. Wirklich Ausfälle oder negative Erlebnisse hatten wir bei keinem der 7 Modelle im Test zu verzeichnen. Moderne Enduro Bikes funktionieren auf einem sehr hohen Niveau.
- 2. Schlachtschiff oder Jetski? Es kommt auf die persönliche Präferenz an! Ganz grob und vereinfacht ausgedrückt lassen sich die sieben Kandidaten in zwei Gruppen unterteilen. Auf der einen Seite sind das die etwas gemäßigteren Bikes mit einem Allround-Ansatz. Dazu zählen das Rocky Mountain Altitude, das Giant Reign 29, das Lapierre Spicy und das Trek Slash, das sich auch unseren Allround-Tipp sicher konnte. In der anderen Ecke sind mit dem Propain Tyee, dem Specialized Enduro und dem Santa Cruz Megatower drei Baller-Boliden, die auf harten Strecken und im Bike Park so richtig in ihrem Element sind. Welches Enduro-Bike die beste Wahl ist, ist eine sehr persönliche und individuelle Sache. Auch, wenn der Einsatzbereich der Bikes im Test sehr ähnlich ist: Bevor man sich zum Kauf entscheidet, sollte man idealerweise die Kandidaten probefahren und sich überlegen, was man mit dem Bike anstellen möchte.

- 3. Premium-Preise – und Premium-Produkte? Keine Frage: Wenn das günstigste Bike im Testfeld über 6.000 € kostet und der teuerste Kandidat nur hauchdünn unter der 10.000 €-Marke liegt, dann haben wir es mit Premium-Produkten zu tun. Alle Bikes gibt es auch in (teils deutlich) günstigeren Ausführungen. Unabhängig davon darf man bei solchen Preisen auch absolute Premium-Produkte erwarten. Hinsichtlich der Kabelführung, des Rahmenschutzes und der Lackqualität leisten sich einige Bikes leider schwächen, die bei solchen Preisen schade sind.
- 4. Coil vs. Air – kein klarer Sieger! Nach wie vor suggerieren die Windungen der Feder eines Coil-Dämpfers, dass das Bike bergab noch satter auf der Strecke liegt, noch potenter ist, noch besser performt – und damit auch eigentlich besser für den Enduro Race-Bereich geeignet ist. Im vorliegenden Testfeld kann man das so allerdings nur bedingt unterschreiben. Beim Trek Slash und beim Specialized Enduro waren wir beispielsweise sehr angetan von der Performance des Luft-Dämpfers – und das Lapierre Spicy war trotz RockShox Super Deluxe Coil und 170 mm Federweg sehr aktiv und lebhaft. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile. Einen klaren Sieger im Duell Coil vs. Luft gibt es zumindest in diesem Test nicht.
- 5. Enduro Race-Bikes sind keine Leichtgewichte. Ein Blick auf die Gewichts-Tabelle der getesteten Bikes wird einigen Leichtbau-Fetischisten die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Das Gewicht ist aus unserer Sicht aber nur einer von vielen verschiedenen Faktoren, die sich auf das Fahrverhalten auswirken. Die Zahl, die die Waage anzeigt, ist sicherlich relevant, sagt aber nichts über die Gewichtsverteilung, das Fahrverhalten oder die Balance des Bikes aus. Und dass lange Bikes mit flachen Lenkwinkeln, viel Federweg, 29″-Laufrädern und einem Fokus auf Haltbarkeit mehr wiegen als 26″ All Mountain-Fullies aus dem Jahr 2013, dürfte inzwischen eigentlich auch jedem klar sein …

- 6. Der Sitzwinkel ist wichtig – man kann es aber auch übertreiben! Geometrien entwickeln sich stetig weiter, doch eine der wichtigsten Änderungen der vergangenen Jahre ist definitiv der Sitzwinkel, der bei vielen Bikes im Vergleich zu früher deutlich steiler geworden ist. Diese Veränderung ist definitiv zu begrüßen – vor allem, wenn man lange Anstiege entspannt angehen möchte, ist eine sehr zentrale Sitzposition durch einen steilen Sitzwinkel sehr angenehm. Gerade bei knackigen Rampen hat der steile Sitzwinkel gegenüber flacheren Sitzwinkeln deutliche Vorteile. Aber: In der Ebene sind die steilen Sitzwinkel zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, da man mehr Last auf den Händen und Armen hat. Außerdem hat der Sitzwinkel durchaus Auswirkungen auf andere Geometrie-Aspekte. Kandidaten mit flachem effektivem Sitzwinkel, allen voran das Lapierre Spicy und das Trek Slash, waren bei längeren Uphills spürbar träger und behäbiger als Modelle wie das Propain Tyee oder das Rocky Mountain Altitude.
- 7. Der Teufel steckt noch immer im Detail. Oft sind es insbesondere die kleinen, cleveren Detaillösungen, die die hochpreisigen Produkte von Premium-Herstellern von den günstigen Angeboten anderer Marken unterscheiden. Begeistern konnte uns beispielsweise der große Kofferraum im Unterrohr, der nicht nur von Specialized, sondern nun auch von Trek am Slash angeboten wird. Während sich der generelle Ansatz der Bikes immer stärker einem Optimum nähert, steckt insgesamt in den Details noch viel Potenzial.

Die Tops und Flops
Welche Aspekte der Bikes konnten im Test besonders überzeugen? Gab es Details, die zu begeistern wussten? Und in welchen Situationen dachten wir uns, dass so etwas an einem High End-Bike im Jahr 2021 nicht wirklich sein muss? Wir werfen einen Blick auf die Tops und Flops unseres Enduro-Vergleichstests!














So haben wir getestet
Die sieben Kandidaten in unserem Enduro-Vergleichstest mussten sich über mehrere Wochen hinweg in zahlreichen Testsessions beweisen. Dabei sind wir dem üblichen Vorgehen unserer Vergleichstests, bei denen aus unserer Sicht die Praxiseindrücke unter Realbedingungen deutlich wichtiger und aussagekräftiger sind als irgendwelche Labor-Ergebnisse, treu geblieben. Stattgefunden haben die Vergleichsfahrten primär auf der Downhill-Strecke am Bikepark Feldberg im Taunus und der Trainingsstrecke des HD Freeride e.V. in Heidelberg. Außerdem mussten sich die Enduros auf ganz typischen Wochenend-Touren und Hometrail-Ausfahrten beweisen.

Besonders viel Wert beim Testen haben wir unter anderem auf die folgenden Aspekte gelegt:
- direkter Vergleich durch Back-to-Back-Ansatz Die Bikes mussten sich auf denselben Strecken unter nahezu identischen Bedingungen im direkten Vergleich beweisen. Da wir einen Großteil der Abfahrten mit Shuttle-Unterstützung bewältigen konnten, war es uns so möglich, uns voll und ganz auf die Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Besonderheiten der Modelle im direkten Vergleich zu konzentrieren.
- lose Vorgaben hinsichtlich Ausstattung und Preis Hinsichtlich der Ausstattung haben wir nur lose Vorgaben gemacht und dabei keine Preis-Obergrenze oder -Untergrenze festgelegt. Wichtig war uns, dass alle Bikes mit Komponenten ausgestattet sind, die für den harten Enduro Race-Einsatz geeignet sind. Außerdem haben wir Wert auf gut anpassbare Federelemente gelegt, damit der Fahreindruck nicht getrübt wird.
- Fokus auf Performance des Rahmens Wie lässt sich die maximale Performance aus dem Rahmen kitzeln? Welche Eigenheiten bietet das Modell, wie ist der Charakter? Auf welchen Strecken und in welchen Situationen funktioniert das Modell besonders gut? Solche Dinge wollten wir wissen – ob dabei etwa ein Antrieb von SRAM oder Shimano verbaut war, war uns bei diesem Vergleichstest herzlich egal. Die Performance des Rahmens soll eindeutig im Vordergrund stehen.
- Standardisierung bestimmter Parameter Das Thema Standardisierung kann man aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Während wir in der Vergangenheit weitestgehend darauf verzichtet haben, haben wir in diesem Vergleichstest Einheitsreifen von Schwalbe – vorne Magic Mary Super Trail, hinten Big Betty Super Gravity – aufgezogen. Außerdem wurden alle Lenker auf 780 mm gekürzt. Zudem konnte jeder Tester individuelle Anpassungen vornehmen. Durch diese Standardisierung einzelner Parameter konnten wir uns voll und ganz auf die Performance des Rahmens konzentrieren.
- Verzicht auf Zeitnahme Gerade im Enduro Race-Bereich spielt die Uhr eine entscheidende Rolle. Wir haben uns dennoch bewusst dafür entschieden, auf eine Zeitnahme zu verzichten. Zu groß ist der Einfluss des Fahrers, als dass man von der vermeintlich objektiven Zeitnahme wirklich Rückschlüsse auf das Fahrrad ziehen kann. Um diese Scheinobjektivität zu verhindern, haben wir uns gegen eine Zeitnahme entschieden.
- besondere Berücksichtigung des Themas Service Die Themen Service und Nachhaltigkeit sind aus unserer Sicht sehr wichtig – insbesondere im harten Enduro Race-Bereich, wo das Material nicht geschont wird und Zuverlässigkeit besonders wichtig ist. Mit einer Service-Checkliste haben wir überprüft, wie wartungsfreundlich die einzelnen Modelle sind.
Ausführlichere Informationen zur Methodik findet ihr außerdem in unserem großen Intro-Artikel des Enduro-Vergleichstests. Für die Testeindrücke verantwortlich waren primär unsere Tester Arne Koop, Felix Krüger, Gregor Sinn und Moritz Zimmermann. Dazu haben uns während der verschiedenen Testsessions zahlreiche Fahrer unterstützt und dazu beigetragen, dass wir viele Eindrücke von verschiedensten Fahrtypen und Könnerstufen bekommen haben. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die uns bei den Tests unterstützt haben!

- Fahrstil
- sauber, hohes Grundtempo
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie
- geräumiger Reach, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
- Fahrstil
- aktiv und jederzeit bereit abzuziehen
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Downhill
- Vorlieben beim Fahrwerk
- straff und progressiv
- Vorlieben bei der Geometrie
- nicht zu lange Kettenstreben, hohe Front, nicht zu tiefes Tretlager
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- unauffällig, eher progressiv, wenig Druckstufe
- Vorlieben bei der Geometrie
- ausgewogen, nicht zu lang, Lenkwinkel nicht zu flach
- Fahrstil
- Räder auf dem Boden, saubere Linienwahl
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- relativ straff mit viel Dämpfung, Heck eher langsam
- Vorlieben bei der Geometrie
- mittellanges Oberrohr, hoher Stack, lange Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
Fazit: Das beste Enduro Race Bike 2021
Alle Modelle in unserem Enduro Race-Vergleichstest sind richtig gute Bikes, mit denen fähige Fahrerinnen und Fahrer neue Bestzeiten in den Hang zaubern können. Am meisten beeindrucken konnte dabei ganz klar das Propain Tyee, das verdammt schnell ist, sich nahezu keine Schwächen leistet und dazu mit einem starken Preis-Leistungs-Verhältnis punktet. Das macht es für uns eindeutig zum Tipp Enduro Race. Das Trek Slash bietet einen weniger rennorientierten Charakter, konnte unsere Tester aber mit dem extrem spaßigen Handling und seiner Vielseitigkeit begeistern – aus unserer Sicht ist das Slash ziemlich nah dran am idealen Enduro-Allrounder. Wer auf der Suche nach einem modernen Enduro Bike ist, hat jedenfalls die Qual der Wahl!

Hier findest du alle weiteren Artikel unseres Enduro-Vergleichstest 2021:
- 7 Enduro Bikes im Vergleichstest: Der beste Race-Bolide des Jahres – unser Fazit!
- Propain Tyee CF im Test: Tyee-Curry mit extra Scharf!
- Lapierre Spicy im Test: Der Kurven-König
- Santa Cruz Megatower im Test: Der Chef im Enduro-Ring?
- Giant Reign 29 im Test: Weniger ist mehr?
- Trek Slash im Test: Looks like a Klassiker
- Specialized Enduro im Test: Der weiße Riese
- Rocky Mountain Altitude im Test: Das Trailduro für Kilometerfresser
- 7 schnelle Enduros im Vergleichstest: Welches Bike ist die Nummer 1?
189 Kommentare
» Alle Kommentare im Forumhabe gerade nen Test aus 2017 gelesen. da wird von einem Enduro Bike mit 13,5 kg von einem schweren Boliden gesprochen, der dafür aber gut klettert
" Zumal der Hinterbau so beim Kurbeln kaum wippt und nur wenig Antriebseffizienz verliert. Letzteres kann das eher schwere * mit seinem wuchtigsteifen Alu-Rahmen auch ganz gut brauchen "
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