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Vecnum MoveLOC2 mit 200 mm im Test
Viel Hub für lange Beine

Vecnum MoveLOC2 im Test: Lange Zeit gab es für große Fahrer keine wirklichen befriedigenden Optionen am Markt, wenn es um höhenverstellbare Sattelstützen ging. Dann kam Marzell Maier und dachte sich: Da geht noch mehr. Im Falle der ersten Vecnum MoveLOC sogar viel mehr im Vergleich zur unmittelbaren Konkurrenz. Bis zu 200 mm Hub waren möglich – mit Version 2 ist jetzt der Nachfolger auf dem Markt, der mit vielen kleinen Verbesserungen aufwartet und noch zuverlässiger funktionieren soll.

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Steckbrief: Vecnum MoveLOC2

# Die Vecnum MoveLOC2 ist schön verpackt, in wenigen Minuten montiert und bietet satte 200 mm Hub - wie schlägt sich die 369 € teure Vario-Sattelstütze in der Praxis? Wir haben sie getestet!
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Im Detail

Vecnum kann nicht nur Fahrrad-Komponenten bauen, auch beim Verpackungsdesign können die Allgäuer überzeugen. Säuberlich verpackt, ordentlich beschriftet und in einem schicken Karton erhalten wir die Vecnum MoveLOC2 für unseren Test.

Verglichen mit anderen Stützen auf dem Markt wirkt die Vecnum-Stütze aufgrund des Klemmmechanismus etwas komplizierter. Eine im Sattelrohr versteckte Ansteuerung der Stütze gibt es nicht. Vor allem für weniger begeisterte Schrauber ist das aber durchaus ein Mehrwert. Denn genau das Gegenteil der optischen Anmutung ist der Fall: Die Montage gelingt ohne Fiddelei durch den Rahmen unkompliziert und wir sind begeistert, wie schnell die Stütze voll funktionsfähig im Sattelrohr steckt.

Am Stützenkopf setzt Vecnum auf ein klassisches System: Mit zwei Schrauben werden zwei Einsätze, in denen die Sattelstreben sitzen, gegeneinander gekontert und somit geklemmt. Vecnum wirbt mit einem sehr großen Verstellwinkel der Stütze – mit ±8,5° fällt dieser im direkten Vergleich mit der Konkurrenz zwar kleiner aus, das stellte sich aber in verschiedenen Rahmen nicht als Problem heraus.

# Wir entscheiden uns für den trigLOC-Daumenhebel - Dieser Hebel erinnert in der Bedienung eher an einen Schalthebel und kann per SRAM Trigger Interface mit der Bremse verbunden werden. Der Winkel der Nullstellung ist verstellbar.
# Zwei verschiedene Federn kommen je nach Ansteuerung zum Einsatz - Wer den trigLOC Hebel bevorzugt muss die Standard-Rückstellfeder austauschen. Dank der außenliegenden Ansteuerung ist das nur ein Aufwand von wenigen Minuten.

Ein weiteres Merkmal der Vecnum MoveLOC2: im Standrohr sind Löcher eingearbeitet – nichts Unbekanntes bei Vecnum, diese Stütze funktioniert abgesehen von der Feder voll mechanisch. Vier Löcher bieten eine vierstufige Indexierung der Stütze und damit vier mögliche Sattelhöhen. Bei der Auswahl der Sattelstütze ist Vorsicht geboten: bietet mein Rahmen genügend Einstecktiefe für die Stütze? Mithilfe eines Konfigurators und ein paar wenigen Messungen kann man schnell checken, welcher Hub passt.

Unwesentlich mehr Zeit muss man bei der Montage investieren, wenn man den trigLOC-Daumenhebel verwenden will. Dieser benötigt eine härtere Rückstellfeder für den Seilzug. Der Wechsel ist im Benutzerhandbuch aber gut beschrieben und gelingt in wenigen Minuten. Grundsätzlich ist der trigLOC-Hebel ein smartes Bauteil: Dank einer durchdachten Struktur des Hebels kann man sowohl das dicke Ende eines Schaltzugs einhängen, als auch das Seil selbst klemmen. So ist der 78 € teure Hebel auch für andere Vario-Stützen ein interessantes Nachrüst-Teil. Die genaue Kompatibilität findet der Endverbraucher über die Website. Außerdem lässt sich der Hebel durch sein SRAM Trigger Mount-Interface in der Nähe zum Griff verstellen. In fünf Schritten bzw. ±8° ist des weiteren die Nullposition des Hebels einstellbar.

Technik

In einem ersten Test des Vorgängers hat Kollege Stefanus die Stütze zerlegt und bietet einen Blick ins Innere – wie funktioniert die Stütze? In der Vecnum MoveLOC2 arbeitet wie auch bei der ersten Version eine Gasfeder, deren Druck sich im Bereich zwischen 200 und 300 psi bewegt. Befüllen kann man diese Feder durch ein Autoventil, welches am Stützenkopf unter der Sattelaufnahme, sitzt. Ein patentiertes System bestehend aus zwei Messingstiften an der Vorderseite und einem Gleitstein an der Rückseite verhindert ein Verdrehen der Stütze. Sowohl die Messingstifte als auch der Gleitstein laufen in Nuten, die im unteren Rohr eingearbeitet sind. Zur Einstellung des Stützenspiels lassen sich hinter den Gleitstein Shims einsetzen.

Rein mechanisch geht es auch bei der Klemmung weiter. Eine Feder drückt einen Bolzen gegen das innere Rohr der Stütze. Hier sind vier Löcher eingearbeitet, in die der Bolzen einrasten kann. Per Seilzug lässt sich eine kleine Welle anlenken, die den Bolzen aus dem Loch zieht – das innere Rohr kann nach oben oder nach unten bewegt werden. Lässt man die Lenkerfernbedienung wieder los, schiebt die Feder den Bolzen bei der nächsten Gelegenheit wieder in eine der Bohrungen.

Im direkten Vergleich: was wurde im Vergleich zur ersten Vecnum MoveLOC verändert?

Technische Daten, Maße und Gewichte zum Ausklappen:

# Abmaße – veranschaulicht und für den Nutzer so leicht zu erfassen.
# Was passiert intern und wie steht es um die Krafteinleitung?
# Vecnum erklärt auf der Hersteller-Website den Aufbau der Stütze.
# Bis zu 28,5 mm können die Sattelstreben verschoben werden. Die Sattelnase kann um 17° verstellt werden.
# Mit 503 g ohne Zug ist die MoveLOC2 gemessen am Hub nicht besonders schwer.
# Für Rahmen mit 31,6 oder 34,9 mm Sattelrohr ist eine Reduzierhülse vonnöten.
# Vecnum empfiehlt ausdrücklich nur die hauseigene Sattelkleme zu verwenden.
# Die Stütze funktioniert zwar auch ohne Seilzug, mit ist es dafür um einiges entspannter.
# Alternativ gibt es den alten Hebel. Gesamtgewicht ohne Hülse, mit Klemme: 588 g
# Wir entscheiden uns jedoch für den trigLOC-Daumenhebel. Gesamtgewicht ohne Hülse, mit Klemme und Lenkerschelle: 598 g

Auf dem Trail

Nachdem wir die Sattelhöhe korrekt eingestellt haben geht es los. Wie gewohnt starten wir erst mit der Anfahrt zum Trail über Asphalt, steile Rampen und teils technische Uphill-Trails. Selbst die schweren Testfahrer können trotz der langen 200 mm Hub zunächst kaum Flex feststellen. Zuverlässig arretiert die Stütze in allen Stellungen die Sattelhöhe, wobei das Finden der Zwischenstellungen anfangs noch etwas Übung erfordert. Dabei erleichtert jedoch die sehr angenehme Ergonomie des trigLOC Hebels die Absenkung.

# Besonders Rahmen mit moderner Geometrie und entsprechend kurzen Sitzrohren sind der ideale Partner für die Vecnum MoveLOC 2.

Als sehr angenehm stellt sich die erste Absenkposition auf 160 mm Höhe heraus – ideal für technische Uphills im Gelände. Diese lässt sich bei voll ausgefahrener Stütze auch denkbar einfach finden. Drückt man den Hebel einmal kurz durch und lässt dann wieder aus, rutscht die Stütze unter dem Gewicht des Fahrers schnell und einfach in die Position. Es ist kein Warten auf einen Servo-Motor oder Erfühlen der Sattelhöhe nötig. Auf die Zwischenstufen konnten sämtliche Testfahrer nach einer Eingewöhnung gut verzichten.

# Durchdrücken, bis sich der Bolzen löst...
# ...und wieder auslassen und die Stütze stoppt automatisch auf der 40 mm-Position.

„Wo zur Hölle ist mein Sattel?“: unsere erste Erfahrung mit der Vecnum MoveLOC2 ist durchaus ungewöhnlich. Für XL-Rahmen oft übliche 150 mm Stützen sind wir in der „Lulatsch-Fraktion“ inzwischen gewohnt. Senkt man den Sattel ab, hat man eine genaue Erwartung, wo er sich befindet. Man weiß genau wie man sich bewegen muss und kann, damit man durch den gezielten Einsatz auf den Sattel auch Einflüsse aufs Rad übertragen oder ausweichen kann. Der innere Oberschenkel drückt aber erstmal ins Leere und der Sattel findet sich ein paar Zentimeter weiter unten auf Höhe des Knies wieder. Die erste Kurve geht in beziehungsweise unter die Hose.

Wir sind zunächst etwas perplex, werden uns aber schnell darüber bewusst: es handelt sich hier um ein klassisches Luxusproblem. Am Ende der Abfahrt haben wir uns auf die neue Situation umgestellt, treffen die Kurven wieder und können mit den Knien Druck auf den Sattel geben. Was anschließend folgt ist eine Mischung aus beschriebenem Luxus, Komfort und Dirtbike-Feeling.

# Rahmen mit integrierter Sattelklemme funktionieren nur bedingt – Vecnum empfiehlt die hauseigene Klemme.
# 200 mm Hub schaffen Bewegungsfreiheit, die zum Spielen, Scrubben und schnell Fahren einlädt.

Nachdem die Vecnum MoveLOC2 in verschiedenen Rahmen probiert wurde, fallen dann aber doch ein paar Eigenheiten auf. Für die Montage in einem 31,6er Sattelrohr verwenden wir die Vecnum-Hülse. Bei der Montage gibt es keine Probleme, beim Fahrerwechsel und der damit verbundenen neuen Sattelhöhe ist die Hülse dagegen etwas lästig in der Bedienung. Für den normalen Nutzer fällt diese Eigenheit aber nicht weiter ins Gewicht. In einem Rahmen mit integrierter Sattelklemme ist zudem der Grat zwischen reibungsfreier Funktion der Stütze und drehendem Sattel sehr schmal. Mit der Vecnum-Klemme, die auch ausdrücklich empfohlen wird, sind diese Probleme nicht aufgetreten.

Wie beschrieben konnten wir zunächst keinen Flex feststellen. In einem Rahmen mit flacherem Sitzwinkel konnten schwere Fahrer dann doch eine leichte Nachgiebigkeit in der Stütze fühlen. Diese wurde aber eher als komfortabel empfunden und wirkte nicht störend.

Das ist uns aufgefallen

# Ein grobes Knie verträgt sich nicht gut mit dem Remote - Bei einer Fahraktion, die eher beim Rodeo zu sehen wäre, stieß ein Tester mit dem Knie ans Remote, was leichte Verformungen zur Folge hatte. Die Funktion war dadurch nicht eingeschränkt.

Fazit – Vecnum MoveLOC2

Wer keine Lust hat, seine Variostütze in bestimmten Situationen manuell abzusenken und insgesamt gerne mehr Hub hätte, ist mit der Vecnum MoveLOC2 wirklich gut bedient. Die Funktion der fixen Einrastpunkte, die wir zunächst eher skeptisch gesehen haben, konnten wir für uns entdecken. Nach etwas Eingewöhnungszeit wird diese auf dem Trail zu einem einfach nutzbaren Vorteil. Auch ansonsten überzeugt die Vecnum MoveLOC2 durch gute Funktion und hervorragende Haltbarkeit.

Vecnum – Pro / Contra

Stärken

  • Hub
  • Haltbarkeit
  • Preis/Leistung
  • Die externe Zugverlegung ist zwar praktisch ...

Schwächen

  • ... aber bei vielen Rahmen inzwischen nur mithilfe von Klebepads zu verlegen.
# Platz um den Schwerpunkt nach unten zu bringen hat man dank 200 mm Verstellweg genug. Auch die Indexierung konnte uns an der Vecnum MoveLOC2 überzeugen!

Testablauf

Mit der Vecnum MoveLOC2 sind wir bei allen erdenklichen Bedingungen unterwegs gewesen. Dabei musste sich die Stütze in verschiedenen Rahmen, bei verschieden großen und schweren Fahrern beweisen.

Hier haben wir die Vecnum MoveLOC2 getestet


Jens Staudt
  • Testername: Jens Staudt
  • Körpergröße: 190 cm
  • Gewicht (fahrfertig): 95 kg
  • Schrittlänge: 91 cm
  • Armlänge: 61 cm
  • Oberkörperlänge: 56 cm
  • Fahrstil: Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
  • Ich fahre hauptsächlich: Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
  • Vorlieben beim Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, progressive Kennlinie
  • Vorlieben bei der Geometrie: Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher

# Jens aka Grinsekater punktet vor allem durch seine jahrzehntelange Erfahrung.
# Fast 20 Jahre in der Bikebranche, über 30 auf dem Bike – und noch immer schnell wie die Feuerwehr!

Christoph Spath

  • Testername: Christoph Spath
  • Körpergröße: 190 cm
  • Gewicht: 65 kg
  • Gewicht (fahrfertig): 70 kg
  • Schrittlänge: 94 cm
  • Armlänge: 60 cm
  • Oberkörperlänge: 49 cm
  • Fahrstil: Schnell bergauf und bergab, sauber, selten überm Limit
  • Ich fahre hauptsächlich: Von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
  • Vorlieben beim Fahrwerk: Viel Low Speed-Compression am Dämpfer, Front etwas straffer als das Heck, hinten gerne progressiv
  • Vorlieben bei der Geometrie: Vorne lang, hinten je nach Einsatzbereich kurz bis mittellang, flach

# Materialien und Fertigungsmethoden sind für Chris mit seinem technischen Hintergrund wichtig.
# Vor allem In der Luft fühlt sich Chris aka MSTRCHRS offensichtlich mehr als wohl.

 

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