Steckbrief: Vecnum MoveLOC2
- Hub: 140, 170 oder 200 mm
- Stufen der Absenkung (variiert je nach Stützenlänge): 0 / 40 / 100 / 200 mm (getestete Version)
- Durchmesser: 30,9 mm – 31,6 und 34,9 mm via Reduzierhülse
- Verstellung: vierfach indexiert, per Lenkerfernbedienung
- Gewicht: ab 490 g
- Preis: ab 369 €

Im Detail
Vecnum kann nicht nur Fahrrad-Komponenten bauen, auch beim Verpackungsdesign können die Allgäuer überzeugen. Säuberlich verpackt, ordentlich beschriftet und in einem schicken Karton erhalten wir die Vecnum MoveLOC2 für unseren Test.
Verglichen mit anderen Stützen auf dem Markt wirkt die Vecnum-Stütze aufgrund des Klemmmechanismus etwas komplizierter. Eine im Sattelrohr versteckte Ansteuerung der Stütze gibt es nicht. Vor allem für weniger begeisterte Schrauber ist das aber durchaus ein Mehrwert. Denn genau das Gegenteil der optischen Anmutung ist der Fall: Die Montage gelingt ohne Fiddelei durch den Rahmen unkompliziert und wir sind begeistert, wie schnell die Stütze voll funktionsfähig im Sattelrohr steckt.
Am Stützenkopf setzt Vecnum auf ein klassisches System: Mit zwei Schrauben werden zwei Einsätze, in denen die Sattelstreben sitzen, gegeneinander gekontert und somit geklemmt. Vecnum wirbt mit einem sehr großen Verstellwinkel der Stütze – mit ±8,5° fällt dieser im direkten Vergleich mit der Konkurrenz zwar kleiner aus, das stellte sich aber in verschiedenen Rahmen nicht als Problem heraus.


Ein weiteres Merkmal der Vecnum MoveLOC2: im Standrohr sind Löcher eingearbeitet – nichts Unbekanntes bei Vecnum, diese Stütze funktioniert abgesehen von der Feder voll mechanisch. Vier Löcher bieten eine vierstufige Indexierung der Stütze und damit vier mögliche Sattelhöhen. Bei der Auswahl der Sattelstütze ist Vorsicht geboten: bietet mein Rahmen genügend Einstecktiefe für die Stütze? Mithilfe eines Konfigurators und ein paar wenigen Messungen kann man schnell checken, welcher Hub passt.
Unwesentlich mehr Zeit muss man bei der Montage investieren, wenn man den trigLOC-Daumenhebel verwenden will. Dieser benötigt eine härtere Rückstellfeder für den Seilzug. Der Wechsel ist im Benutzerhandbuch aber gut beschrieben und gelingt in wenigen Minuten. Grundsätzlich ist der trigLOC-Hebel ein smartes Bauteil: Dank einer durchdachten Struktur des Hebels kann man sowohl das dicke Ende eines Schaltzugs einhängen, als auch das Seil selbst klemmen. So ist der 78 € teure Hebel auch für andere Vario-Stützen ein interessantes Nachrüst-Teil. Die genaue Kompatibilität findet der Endverbraucher über die Website. Außerdem lässt sich der Hebel durch sein SRAM Trigger Mount-Interface in der Nähe zum Griff verstellen. In fünf Schritten bzw. ±8° ist des weiteren die Nullposition des Hebels einstellbar.
Technik
In einem ersten Test des Vorgängers hat Kollege Stefanus die Stütze zerlegt und bietet einen Blick ins Innere – wie funktioniert die Stütze? In der Vecnum MoveLOC2 arbeitet wie auch bei der ersten Version eine Gasfeder, deren Druck sich im Bereich zwischen 200 und 300 psi bewegt. Befüllen kann man diese Feder durch ein Autoventil, welches am Stützenkopf unter der Sattelaufnahme, sitzt. Ein patentiertes System bestehend aus zwei Messingstiften an der Vorderseite und einem Gleitstein an der Rückseite verhindert ein Verdrehen der Stütze. Sowohl die Messingstifte als auch der Gleitstein laufen in Nuten, die im unteren Rohr eingearbeitet sind. Zur Einstellung des Stützenspiels lassen sich hinter den Gleitstein Shims einsetzen.
Rein mechanisch geht es auch bei der Klemmung weiter. Eine Feder drückt einen Bolzen gegen das innere Rohr der Stütze. Hier sind vier Löcher eingearbeitet, in die der Bolzen einrasten kann. Per Seilzug lässt sich eine kleine Welle anlenken, die den Bolzen aus dem Loch zieht – das innere Rohr kann nach oben oder nach unten bewegt werden. Lässt man die Lenkerfernbedienung wieder los, schiebt die Feder den Bolzen bei der nächsten Gelegenheit wieder in eine der Bohrungen.
Im direkten Vergleich: was wurde im Vergleich zur ersten Vecnum MoveLOC verändert?
- am Stützenkopf konnte etwas Gewicht eingespart werden
- mehr Material in den Rohren sorgt für mehr Steifigkeit und Haltbarkeit
- ein überarbeiteter Schmutzabstreifer soll Schmutz zuverlässig draußen halten und einfach zu reinigen sein
- seitliches Spiel im unbelasteten Zustand verringert man durch eine Feder, welche den Sattel in Spur hält
Technische Daten, Maße und Gewichte zum Ausklappen:


Auf dem Trail
Nachdem wir die Sattelhöhe korrekt eingestellt haben geht es los. Wie gewohnt starten wir erst mit der Anfahrt zum Trail über Asphalt, steile Rampen und teils technische Uphill-Trails. Selbst die schweren Testfahrer können trotz der langen 200 mm Hub zunächst kaum Flex feststellen. Zuverlässig arretiert die Stütze in allen Stellungen die Sattelhöhe, wobei das Finden der Zwischenstellungen anfangs noch etwas Übung erfordert. Dabei erleichtert jedoch die sehr angenehme Ergonomie des trigLOC Hebels die Absenkung.

Als sehr angenehm stellt sich die erste Absenkposition auf 160 mm Höhe heraus – ideal für technische Uphills im Gelände. Diese lässt sich bei voll ausgefahrener Stütze auch denkbar einfach finden. Drückt man den Hebel einmal kurz durch und lässt dann wieder aus, rutscht die Stütze unter dem Gewicht des Fahrers schnell und einfach in die Position. Es ist kein Warten auf einen Servo-Motor oder Erfühlen der Sattelhöhe nötig. Auf die Zwischenstufen konnten sämtliche Testfahrer nach einer Eingewöhnung gut verzichten.
„Wo zur Hölle ist mein Sattel?“: unsere erste Erfahrung mit der Vecnum MoveLOC2 ist durchaus ungewöhnlich. Für XL-Rahmen oft übliche 150 mm Stützen sind wir in der „Lulatsch-Fraktion“ inzwischen gewohnt. Senkt man den Sattel ab, hat man eine genaue Erwartung, wo er sich befindet. Man weiß genau wie man sich bewegen muss und kann, damit man durch den gezielten Einsatz auf den Sattel auch Einflüsse aufs Rad übertragen oder ausweichen kann. Der innere Oberschenkel drückt aber erstmal ins Leere und der Sattel findet sich ein paar Zentimeter weiter unten auf Höhe des Knies wieder. Die erste Kurve geht in beziehungsweise unter die Hose.
Wir sind zunächst etwas perplex, werden uns aber schnell darüber bewusst: es handelt sich hier um ein klassisches Luxusproblem. Am Ende der Abfahrt haben wir uns auf die neue Situation umgestellt, treffen die Kurven wieder und können mit den Knien Druck auf den Sattel geben. Was anschließend folgt ist eine Mischung aus beschriebenem Luxus, Komfort und Dirtbike-Feeling.
Nachdem die Vecnum MoveLOC2 in verschiedenen Rahmen probiert wurde, fallen dann aber doch ein paar Eigenheiten auf. Für die Montage in einem 31,6er Sattelrohr verwenden wir die Vecnum-Hülse. Bei der Montage gibt es keine Probleme, beim Fahrerwechsel und der damit verbundenen neuen Sattelhöhe ist die Hülse dagegen etwas lästig in der Bedienung. Für den normalen Nutzer fällt diese Eigenheit aber nicht weiter ins Gewicht. In einem Rahmen mit integrierter Sattelklemme ist zudem der Grat zwischen reibungsfreier Funktion der Stütze und drehendem Sattel sehr schmal. Mit der Vecnum-Klemme, die auch ausdrücklich empfohlen wird, sind diese Probleme nicht aufgetreten.
Wie beschrieben konnten wir zunächst keinen Flex feststellen. In einem Rahmen mit flacherem Sitzwinkel konnten schwere Fahrer dann doch eine leichte Nachgiebigkeit in der Stütze fühlen. Diese wurde aber eher als komfortabel empfunden und wirkte nicht störend.
Das ist uns aufgefallen
- Indexierung Nach etwas Eingewöhnungszeit wollen wir die Rasterung nicht mehr missen.
- Reduzierhülse Die Hülse ist eine geschickte Lösung, wenn das Rad nicht von mehr als einer Person verwendet wird oder man die Stütze im nächsten Rahmen, mit potentiell kleinerem Sitzrohr, verwenden möchte.
- Sattelklemme Andere Sattelklemmen funktionieren nur bedingt.
- Haltbarkeit Hebel Bei einem Kniekontakt wurde der Hebel verbogen, die Funktion ist nicht beeinträchtigt.
- Haltbarkeit Stütze Den Testzeitraum hat die Stütze ohne Wartung und Defekte einwandfrei überstanden.

Fazit – Vecnum MoveLOC2
Wer keine Lust hat, seine Variostütze in bestimmten Situationen manuell abzusenken und insgesamt gerne mehr Hub hätte, ist mit der Vecnum MoveLOC2 wirklich gut bedient. Die Funktion der fixen Einrastpunkte, die wir zunächst eher skeptisch gesehen haben, konnten wir für uns entdecken. Nach etwas Eingewöhnungszeit wird diese auf dem Trail zu einem einfach nutzbaren Vorteil. Auch ansonsten überzeugt die Vecnum MoveLOC2 durch gute Funktion und hervorragende Haltbarkeit.

Vecnum – Pro / Contra
Stärken
- Hub
- Haltbarkeit
- Preis/Leistung
- Die externe Zugverlegung ist zwar praktisch ...
Schwächen
- ... aber bei vielen Rahmen inzwischen nur mithilfe von Klebepads zu verlegen.

Testablauf
Mit der Vecnum MoveLOC2 sind wir bei allen erdenklichen Bedingungen unterwegs gewesen. Dabei musste sich die Stütze in verschiedenen Rahmen, bei verschieden großen und schweren Fahrern beweisen.
Hier haben wir die Vecnum MoveLOC2 getestet
- Bikepark: Sessellift mit Sattel-Einhängung
- Singletrails: Trails mit knackigen, kurzen und steilen Gegenanstiegen, Uphill-Singletrails
Jens Staudt
- Testername: Jens Staudt
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht (fahrfertig): 95 kg
- Schrittlänge: 91 cm
- Armlänge: 61 cm
- Oberkörperlänge: 56 cm
- Fahrstil: Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Ich fahre hauptsächlich: Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie: Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
Christoph Spath
- Testername: Christoph Spath
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht: 65 kg
- Gewicht (fahrfertig): 70 kg
- Schrittlänge: 94 cm
- Armlänge: 60 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Fahrstil: Schnell bergauf und bergab, sauber, selten überm Limit
- Ich fahre hauptsächlich: Von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
- Vorlieben beim Fahrwerk: Viel Low Speed-Compression am Dämpfer, Front etwas straffer als das Heck, hinten gerne progressiv
- Vorlieben bei der Geometrie: Vorne lang, hinten je nach Einsatzbereich kurz bis mittellang, flach
260 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDanke für die Info...das beruhigt mich einigermaßen!
Der Bolzen rastet allerdings nicht richtig ein, erst wenn der Sattel wieder ein wenig belastet wird. Es gibt doch auch eine Anleitung, wie man die Höhe feinjustieren kann...das war aber dachte ich bei der ersten Version der Moveloc!?!?
Da sie noch sehr neuwertig wirkt möchte ich das Teil eigentlich nicht gleich zerlegen. Ich werde erstmal richtig testen...bin aus Zeitmangel dieses Jahr leider noch nicht richtig dazu gekommen....
zerlegen 2 minuten
zusammenbauen keine 5
das ist kein hexenwerk und keine vergleich zu man anderer stütze
Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: