Vaude Trail Spacer 18 im Rucksack-Test: Nahtlos 3D-formgestrickter Rücken mit integrierten Schultergurten, die eher einer Weste ähneln als konventionellen Rucksackträgern. 18 Liter Volumen bei einem Gewicht von nur 550 g – technisch geht der neueste Rucksack von Vaude neue Wege. Der konsequente Leichtbau und die Abwesenheit von Rückprotektor oder an sich festem Rückenteil machen diesen Rucksack nicht nur für schnelle und schweißtreibende Cross Country-Runden attraktiv, sondern werfen auch die Frage auf, wie viel Rucksack man wofür eigentlich braucht. Diese Frage beantworten wir im ersten Test.
Vaude Trail Spacer 18: Infos und Preise
Der Vaude Trail Spacer 18 ist ein Mountainbike-Rucksack, der laut Hersteller für durch innovative Fertigungsverfahren besonders für „Speed Hiking“ und „Biking“ geeignet sein soll. Konkret sind damit das sehr niedrige Gewicht und die hohe Flexibilität gemeint, die durch den „Spacerknit-Rücken“ mit einem westenähnlichen Tragesystem erreicht werden. Das Material ist hier voluminös verarbeitet und bietet so viel Oberfläche bei gleichzeitig geringer Dichte – ideale Voraussetzungen, um Wasserdampf abzutransportieren und Bewegungsspielraum zu bieten. Auf einen Rückenprotektor muss man im gleichen Zug verzichten. Vaude typisch kommt hinzu, dass auch der Trail Spacer 18 möglichst umweltfreundlich und nachhaltig hergestellt sein soll – so konnte sich Vaude in den letzten Jahren mehrfach den IBC User Award in der Kategorie Nachhaltigkeit sichern.
- Leichter MTB-Rucksack
- Nahtlos 3D-formgestrickter Rücken und Schultergurte für komfortable und luftige Polsterung
- Leichtes, silikonisiertes Material mit Eco Finish (PFC-freie, wasserabweisende Schicht)
- Volumen 18 Liter
- Abmessungen 48 x 26 x 20 cm
- Gewicht 550 g (ohne Regencover, ohne Trinkblase)
- Farben Bright Green / Iron
- Größen One size
- Verfügbarkeit ab sofort
- www.vaude.com
Preis: 150 € (UVP) | Bikemarkt: Vaude Trail Spacer kaufen
Im Detail
„Da drin soll ein Rucksack sein?“, denke ich, als das Paket mit dem Vaude Trail Spacer 18 Testmuster abgegeben wird. Ich habe in den letzten Jahren fast nur mit Rückenprotektoren verstärkte Bike-Rucksäcke gefahren, die robust und verstärkt auf den „harten“ Einsatz vorbereitet sein sollten. Rucksäcke wie den Evoc Neo, der fast 1.600 g auf die Waage bringen. Nun kommt der Vaude Trail Spacer, der sich offensichtlich einfach zusammenrollen lässt und mit seinen schlanken 550 g in ein winziges Paket passt. Größer könnten die Unterschiede kaum sein, zumal der Vaude am Ende des Tages noch zwei Liter mehr Volumen bietet.
Zum stolzen Preis von 150 € liefert Vaude eine sehr gute Verarbeitungsqualität, so dass unser knallig grün-gelbes Testmuster beim Auspacken zu überzeugen weiß. Spannender als die in Anbetracht des Preises zu erwartende Qualität an sich ist jedoch das verwendete Fertigungsverfahren. Rücken und Schultergurte sind bei diesem neuen Vaude einteilig gefertigt und unverstellbar miteinander verbunden. Das Verfahren ist eine 3D-Strickung, die für ein sehr großes Volumen bei niedrigem Gewicht sorgt. Mit Hilfe dieses Verfahrens will Vaude jedoch nicht nur das Gewicht reduzieren, sondern auch dafür sorgen, dass der Rucksack flexibel alle Bewegungen des Fahrers mitmachen kann und so bei bewegungsintensiven Sportarten – wie Mountainbiken – nicht stört. Tatsächlich sind die Brustgurte vorne sehr breit ausgeführt und erinnern eher an das, was man von Trail-Running-Rucksäcken kennt. Einen klassischen Hüftgurt gibt es im Gegenzug nicht.
Spannender als der Aufbau an sich ist, wie der Rucksack an die Körpergröße des Fahrers angepasst wird. Dadurch, dass die Schultergurte oben einteilig aus dem Rücken herauswachsen, findet sich hier keine Verstellmöglichkeit. Gleich verhält es sich mit dem westenartigen Hüft- und Brustbereich. So bleiben am Ende kleine Spanngurte oben auf der Schulter, zwei noch kleinere Gurte an der Hüfte sowie zwei Schnappverschlüsse auf der Brust, um Anpassungen an der Passform vorzunehmen – das war’s.
Weniger ungewöhnlich geht es beim eigentlichen Rucksack zu, der insgesamt elf Fächer und Taschen bietet. Innen findet sich ein großes Hauptfach mit Unterteilung für eine bis zu 3 Liter große Trinkblase. Davor findet sich auf der Oberseite ein ebenfalls großes Fach für Geldbeutel und eine Brille, das jedoch aus Gewichtsgründen nicht weiter gepolstert oder weich ausgeschlagen ist. Dem gleichen Muster folgend gibt es auch keine gesonderte Einteilung in Form eines Werkzeugfaches oder dergleichen. Auf der Vorderseite des Rucksacks befindet sich ein schlankes, elastisches Fach, das mit einem einzelnen Gurt verschlossen wird. Am ehesten lässt sich hier ein Helm befestigen, wobei man hierfür durch die Belüftungsöffnungen durchfädeln muss – eine klassische (vollwertige) Helmhalterung sucht man vergebens.
Damit nicht genug. Ich schrieb oben von Trail-Running-Rucksäcken und in der Tat bietet der Vaude Trail Spacer hier für das Mountainbike eher ungewohnte Lösungen. Auf den Brustgurten befinden sich jeweils zwei Mesh-Taschen – eine kleine und eine groß genug für eine Trinkflasche. Außerdem finden sich hier kleine Spanngurte, die jedoch beim Mountainbiken (auch aus Sicherheitsgründen) eher ungenutzt bleiben werden. Weiter geht es mit zwei sehr großen Seitentaschen, die sich vom Ende der Brustgurte bis hinauf zur Hälfte des Rucksacks ziehen. Unter ihnen finden sich zwei ebenfalls relativ große Einschubtaschen. So platziert man bei Vaude auf und unter dem Tragesystem insgesamt acht Taschen. Der Hersteller gibt an, dass der Trail Spacer 18 für Beladungen zwischen 3 und 8 kg gerüstet sei und rein von den Taschen her besteht kein Zweifel, dass man diese Masse auch erreichen kann.
Sollte der Rucksack dennoch einmal leer sein, finden sich an den Seiten Kompressionsriemen. Diese sind auch bei aufgezogenem Rucksack gut zu erreichen und sorgen dafür, dass nicht genutztes Volumen stramm angezogen werden kann. Nicht gespart hat man bei Vaude auch an kleinen Details: So gibt es eine kleine Halterung für ein Rücklicht und der Rucksack ist an verschiedenen Stellen mit reflektierenden Elementen versehen, um die Sichtbarkeit in der Dämmerung und bei Dunkelheit zu verbessern.
Was passt alles in den Vaude Trail Spacer 18 Rucksack? In unserem Testbetrieb durfte er nicht nur die standardgemäße Tourenausstattung in Form von Werkzeug, Ersatzschlauch, Verpflegung, 3l Trinkblase, Windjacke, Geldbeutel und Smartphone schlucken, sondern musste des Öfteren auch als Kamerarucksack seine Qualitäten unter Beweis stellen. Das bedeutet konkret, eine SONY A7 III mit mindestens zwei Objektiven aufzunehmen. Insbesondere das häufig verwendete 70-200 mm Objektiv bringt den schlanken Trail Spacer dabei an seine Grenzen – die kleine Kameratasche, die in den meisten Rucksäcken quer passt, müssen wir im Trail Spacer sehr zu Lasten des verbleibenden Volumens hochkant einstellen. Beim Beladen erweist sich außerdem der weiche Aufbau etwa als Nachteil: so gleicht der Rucksack eher einem Stoffbeutel als einem Hartschalenkoffer – wenn dieser weit spannende Vergleich erlaubt ist.
Das alles liefert Vaude zum Preis von 150 € – eine Trinkblase (mit sehr sauberer Schlauchführung auf den Schultergurt, vorbildlich) oder eine Regenhülle (optional erhältlich) sucht man für diesen Preis vergeblich.
Auf dem Trail
Da es an sich nichts anzupassen gibt, geht es mit dem Vaude Trail Spacer Rucksack direkt auf den Trail. Nur mit Pumpe, Schlauch und Regenjacke bepackt ist der Rucksack kaum zu spüren und die Abwesenheit eines Hüftgurtes stört zunächst nicht wirklich. Mit dem breiten Brustgurt und der Doppelschnalle lässt sich ein guter Halt erzeugen, zumindest so lange der Rucksack nicht zu schwer beladen ist.
Genau das ist der Knackpunkt, wie sich bei weiteren Touren mit voller Beladung als Kamerarucksack und mit voller Trinkblase zeigt: wir kommen so nah an die 8 kg heran, die Vaude als maximale Beladung empfiehlt. Das Ergebnis ist, dass der Rucksack gerade auch wegen seiner flexiblen Rücken- und Schulterkonstruktion eine zu große Eigendynamik entwickelt. So rutscht er bei aktiver Fahrweise (zum Beispiel über Sprünge oder durch Steilkurven) zu stark auf dem Rücken umher. Nie stellt sich das Gefühl ein, dass die klar spürbare Masse wirklich sicher und fest am Rücken befestigt ist. Der Tragekomfort ist zwar auch dann noch gut, doch sobald die Fahrt wilder wird, vermisse ich Stabilität und Halt. Hinzu kommt, dass in Abwesenheit des Hüftgurtes schwere Lasten voll von Brust und Schulter getragen werden müssen, was nicht die ideale Kraftaufnahme darstellt.
Und die Fächereinteilung? Insgesamt bietet der Vaude Trail Spacer 18 elf Fächer. Acht davon befinden sich entweder direkt auf der Brust oder an der Seite des Rucksacks im breit angeschlagenen Übergang vom Brustgurt in die Seitenteile. Sie bieten unterschiedlich viel Platz für allerlei Dinge, die nicht im Inneren des Rucksacks geschützt sein müssen und unterwegs schnell greifbar sein sollen. Besonders gut während der Fahrt nutzbar sind die großen Brusttaschen, in die sogar komplette Trinkflaschen passen. Oder eines der aktuellen, flächenintensiven Smartphones. Etwas schwerer zu benutzen sind die großen Seitentaschen auf dem Brustgurt im Übergang zum Rucksack. Hier während der Fahrt den offenen Reißverschluss zu finden, kann ablenkend sein. Das Hauptfach selbst bietet viel Volumen und verfügt über ein schlankes Fach für Trinkblasen bis 3 l Volumen. Oberhalb liegt das ungepolsterte Fach für Geldbeutel und Brille, dessen Volumen jedoch zulasten des Hauptfaches geht. Ich persönlich bevorzuge hier ein kleineres Fach, das besser organisiert und nach außen aufträgt.
Kommen wir zur wichtigsten Frage: der Belüftung. Gerade da der Rucksack sich wie beschrieben weniger für den Downhill-Einsatz eignet, sollte er bei der Belüftung überzeugen. Noch dazu in Verbindung mit dem speziellen 3D-Strickverfahren. Die Antwort fällt gemischt aus. Während der Rücken und die oberen Partien der Schultergurte tatsächlich gut belüften und keine ungewöhnlichen Hitzestaus verursachen, sorgt die großflächige Abdeckung auf der Brust gerade bei niedriger Geschwindigkeit für erhöhte Temperatur. Steigt das Tempo, wird dieser Effekt immer kleiner.
Haltbarkeit
Gibt es bei so vielen Besonderheiten Einschränkungen bei der Haltbarkeit? Nicht, dass sich der Vaude Trail Spacer etwas zuschulden hätte kommen lassen. Nähte und Stoffe wirken auch nach dem Praxistest noch solide und unbeeindruckt. So fällt lediglich auf, dass das zeltplanenartige Außenmaterial schnell verschmutzt und sich nicht besonders leicht reinigen lässt. Dieser Mangel ist jedoch nur optischer Natur, in der Substanz gibt es nichts zu beanstanden.
Fazit – Vaude Trail Spacer 18
PreisvergleichVaude Trail Spacer 18
Testablauf
Der Vaude Trail Spacer 18 begleitete uns drei Monate lang auf die verschiedensten Abenteuer. Das Testmuster wurde MTB-News.de von Vaude für den Test kostenfrei zur Verfügung gestellt. Von vielen Tagestouren über Wanderungen bis hin zum Einsatz als Fotorucksack musste sich der Vaude Trail Spacer beweisen.
- Fahrstil
- Beide Räder am Boden und Vollgas: Attacke bergauf, sauber bergab
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Gabel straff, Hinterbau effizient
- Vorlieben bei der Geometrie
- Mittellang und flach
Wie wichtig ist euch ein leichter Rucksack? Muss es immer ein Rückenprotektor sein oder zählen Belüftung und Gewicht am Ende mehr?
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