Der neue Troy Lee Designs Flowline SE-Helm wurde gemeinsam mit der etwas günstigeren Flowline-Version ohne SE vor einigen Wochen vorgestellt und soll eine große Anzahl nützlicher Features mit einem etwas günstigeren Preis verbinden. Wir konnten ihn bereits auf einigen ausgedehnten Trail-Touren ausprobieren – der Test.
Troy Lee Designs Flowline SE: Infos und Preise
Mit der Flowline-Reihe hat Troy Lee Designs zwei neue Halbschalen-Helme vorgestellt, die sich optisch deutlich von der bekannte Modell-Reihe A1–A3 unterscheiden (Troy Lee Designs Flowline & Flowline SE). Mit einem Preisschild von 190 € ist der teurere Flowline SE immer noch deutlich günstiger als ein A3 (Troy Lee Designs A3 Test), bietet jedoch eine große Anzahl moderner Features. Natürlich darf das Mips-System zur Reduktion von Rotationskräften nicht fehlen, dazu gibt’s ein verstellbares Visier, eine Brillen-Garage, den Fidlock-Verschluss und vieles mehr.
- Trail- / Enduro-Halbschalenhelm mit Flidlock-Verschluss
- Sicherheit Mips-System, Dual Density EPS-Innenschale
- Größen XS/SM, MD/LG, XL/2XL
- Farben 10 Designs
- Besonderheiten Fidlock-Verschluss, verstellbares Visier, Brille kann am Helm verstaut werden
- Gewicht 370 g (gewogen, Größe MD/LG)
- www.troyleedesigns.eu
- Preis 189,99 € (UVP) | Bikemarkt: Troy Lee Flowline SE kaufen
Im Detail
Optisch hebt sich der Flowline SE etwas vom üblichen Troy Lee Designs-Look ab und setzt eher auf Understatement, wo sonst eine sehr markante Linienführung praktiziert wird. 14 Belüftungsöffnungen, die sich vor allem an Front und Heck befinden, sollen für einen kühlen Kopf sorgen. Damit der Helm sicher und bequem sitzt, sind antimikrobielle und atmungsaktive Polster sowie eine Weitenverstellung über ein Dreh-Rädchen und eine 3-stufige Höhenverstellung am Hinterkopf vorgesehen.
Das Visier wird nicht wie sonst bei TLD üblich über Titan-Schrauben am Helm fixiert, sondern ist eingeklipst, lässt sich jedoch in 3 Stufen verstellen. Außerdem kann eine Brille in den Belüftungsöffnungen unter dem Visier verstaut werden, beispielsweise um diese im Uphill aus dem Gesicht zu haben. Der Kinnriemen wird über das magnetische Fidlock-System verschlossen, obendrein lässt er sich im Bereich der Ohren justieren, um einen angenehmen Sitz zu garantieren. Was die Sicherheit angeht, so gibt es natürlich ein unauffällig integriertes Mips-System, EPS-Schaum in zwei verschiedenen Härten und eine 5-Sterne-Bewertung des Virginia Tech-Instituts.
Auf dem Trail
Ich konnte den Troy Lee Designs Flowline SE-Helm einige Wochen lang auf ausgiebigen Trail-Touren tragen. Durch das kalte Winterwetter lässt sich natürlich nur eingeschränkt eine Aussage über die Belüftung an heißen Sommertagen treffen. Mein Endruck ist jedoch, dass der Trail-Helm solide belüftet ist, allerdings keinen rekordverdächtigen Luftstrom an der Kopfhaut erzeugt. Der Flowline liegt hier im guten Mittelfeld und dürfte zu jeder Jahreszeit tragbar sein.
Qualitativ und haptisch kann der Halbschalen-Helm überzeugen – was bei einem Preis von 190 € allerdings auch Voraussetzung sein sollte. Das Drehrädchen zur Weitenanpassung lässt sich auch mit Handschuhen gut bedienen. Die 3-stufige Höhenverstellung ist ein äußerst sinnvolles Feature und macht einen großen Unterschied darin, wie gut der Helm den Hinterkopf umschließt. Mit meinem eher hohen Kopf bin ich mehrfach zwischen dem mittleren und ganz tiefen Setting gewechselt. Die Passform ähnelt anderen Troy Lee Helmen sehr und kommt meinem Kopf an sich entgegen – Druckstellen hatte ich nicht zu beklagen. Allerdings ist mir der Helm manchmal etwas in die Stirn gerutscht, woraufhin ich das Rädchen hinten weiter zugedreht habe. Das hat auf Dauer etwas zu Kopfschmerzen geführt. Das Problem trat vor allem an sehr kalten Tagen mit Temperaturen knapp über 0° C auf, sollte also normalerweise keine Rolle spielen.
Persönlich bin ich großer Fan von verstellbaren Visieren. Einfach aus dem Grund, dass es mich stört, wenn das Visier ständig im Sichtfeld rumwackelt. Außerdem riskiert man mit tiefem Visier stets eine Verhaftung durch die Style-Polizei. Andererseits lässt sich mit einem tiefen Visier auf Abendrunden die Sonne aus den Augen fernhalten. Es ist also gut, beide Optionen zu haben und die Verstellung am TLD Flowline SE funktioniert gut, aber etwas hakelig.
Zudem finde ich die am TLD-Helm vorgesehene Unterbringung der Brille unter dem Visier wesentlich sinnvoller als am Hinterkopf, wo sie schnell im Schlammbeschuss des Hinterrads steht. Allerdings sind die vorgesehenen Öffnungen nicht gerade groß und das Verstauen war jedes Mal etwas fummelig. Ziemlich einfach lassen sich dafür die Kinnriemen am Ohr verstellen, was in meinem Fall für einen bequemen Sitz auch nötig war. Der Fidlock-Verschluss ist zugegebenermaßen praktischer als der klassische Schnappverschluss, aber kein Must-Have.
Fazit – Troy Lee Designs Flowline SE
Der Troy Lee Designs Flowline SE-Helm kann mit einem großen Umfang an Features punkten. Vor allem die Kombination aus Weiten- und Höhen-Verstellung mit den bequemen Polstern und einem verstellbaren Visier hat uns auf unseren Trail-Touren überzeugt. Auch die restlichen Features wie Mips-System, Brillengarage und der Fidlock-Verschluss sind positiv hervorzuheben, treiben allerdings den Preis hoch. Für einige könnte der 60 € günstigere Flowline daher eine interessante Option sein, der zwar auf Fidlock verzichtet, aber die wichtigsten Eigenschaften des SE-Modells besitzt.
Pro / Contra
Pro
- hohe Anpassbarkeit und bequeme Polster
- verstellbares Visier
- praktische Features wie Brillengarage & Fidlock
- Mips-System
Contra
- nicht gerade günstig
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Preisvergleich Troy Lee Designs Flowline SE
Warum MTB-News Helme nicht auf dem Prüfstand testet
Jeder Helm muss verschiedene Tests und Normen bestehen, bevor er auf dem europäischen Markt verkauft werden darf. Die Praxisrelevanz dieser Normen, bei denen die Helme nach einem standardisierten Verfahren auf einem Prüfstand getestet werden, wird teilweise kontrovers diskutiert. Um eine Verkaufserlaubnis für den europäischen Markt zu erhalten, müssen Fahrradhelme bestimmte Standards erfüllen.
Hierzulande besonders relevant ist die Prüfnorm DIN EN 1078. Bei dieser Norm fällt der Helm – inklusive Prüfkopf, dessen Masse zwischen 3,1 und 6,1 kg beträgt – zunächst aus einer Höhe von etwa 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte. Anschließend fällt der Helm aus einer Höhe von circa 110 cm auf ein dachförmiges Ziel. Die Aufprallgeschwindigkeit beträgt hier 16,5 km/h. Im Prüfkopf befindet sich ein Sensor, der die Beschleunigung misst. Liegt diese unter 250 g, gilt der Test als bestanden und die Norm ist erfüllt.
Die Hersteller der Helme kommunizieren nur, wenn der Helm den Test bestanden hat – nicht jedoch mit einem konkreten Prüfergebnis. Die schwedische Versicherung Folksam hat 2015 mit einem aufwändigen Versuchsaufbau mehrere Helme auf dem Prüfstand getestet und anschließend die Ergebnisse veröffentlicht. Studien aus dem American Football zeigen, dass Gehirnerschütterungen ab einer Einwirkung von 60 bis 100 g auftreten können. Bei einer Einwirkung von 250 g – also dem Höchstwert, den ein Helm bei der DIN EN 1078 aufweise darf – liegt ein 40-prozentiges Risiko für eine Schädelfraktur vor.
Bei unserem MTB Helm Test haben wir uns gegen einen Test auf dem Prüfstand entschieden. Dieses Thema haben wir vorab redaktionsintern diskutiert und uns dabei unter anderem folgende Fragen gestellt:
- Simuliert man auf dem Prüfstand nur die beiden Situationen, die auch für die Erfüllung der DIN EN 1078-Norm relevant sind?
- Wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Und wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 110 cm auf ein dachförmiges Ziel für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Sollte man nicht auch die auf den Kopf einwirkenden Rotationskräfte messen?
- Wie simuliert man im Labor einen bei einer Trailfahrt typischen Sturz?
- Müsste man nicht mehrere Ausführungen ein und desselben Helmes auf dem Prüfstand testen, um eine Serienstreuung auszuschließen?
- Wie, wo und wann testet man?
- Wie viel Schutz bietet ein Helm, der im Labor hervorragend funktioniert, in der Praxis aber schlecht auf dem eigenen Schädel sitzt?
- Wie viele Helme müsste uns eigentlich jeder Hersteller zuschicken, damit wir jedes Modell sinnvoll im Labor und auf dem Trail testen können?
Die Antwort auf die Frage, weshalb wir die Helme nicht im Labor auf dem Prüfstand getestet haben, ist also komplexer, als man zunächst annehmen würde. Unter idealen Bedingungen hätten wir natürlich gerne jeden Helm auch hinsichtlich seiner konkreten Schutzwirkung möglichst objektiv, reliabel und valide getestet. Generell begrüßen wir es, wenn die Hersteller der Helme den Fokus vor allem auf sicherheitsrelevante Aspekte legen und würden uns eine praxisrelevante Überarbeitung der aktuell für Trail- und Enduro-Helme notwendigen DIN EN 1078 wünschen.
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