Troy Lee Designs D4 Carbon: Infos und Preise
Auch wenn der Troy Lee Designs D4 eher etwas wuchtiger und voluminöser als der mittlerweile legendäre D3 wirkt, hat er tatsächlich einige Gramm abgespeckt. Unser Carbon-Testhelm in Größe LG bringt gerade einmal 958 g auf die Waage, ist jedoch mit sinnvollen Sicherheitsfeatures wie MIPS ausgestattet und mit allen üblichen MTB- und BMX-Sicherheitszertifikaten ausgezeichnet. Der D4 ist wie immer in den verschiedensten Designs in sechs Größen als Carbon- (599 €) oder etwas schwerere Composite-Variante (449 €) verfügbar.
- Zertifizierung ASTM F1952 DH MTB, ASTM F2032 BMX, CPSC 1203, CE N1078, AS/NZS 2063
- Verschluss D-Ring
- Material Textreme Carbon (getestet) / Composite Fiberglas
- Besonderheiten MIPS-System, Sollbruchstelle an Visier-Schrauben, Carbon kommt mit Helmtasche, Schutzsystem für Schlüsselbein
- Größen XS, SM, MD, LG (getestet), XL, 2X (53–63 cm Kopfumfang)
- Farben 10 verschiedene Designs
- Gewicht 958 g (Carbon, LG, gewogen)
- www.troyleedesigns.com
- Preis 599 € (Carbon, UVP) | 449 € (Composite, UVP) | Bikemarkt: Troy Lee Designs D4 kaufen
Hier gibt’s 5 Fullface-Helme im Vergleich

Im Detail
Wer bereits mit dem seit einer Dekade verfügbaren Troy Lee D3 vertraut ist, dem dürften viele Features des D4 recht bekannt vorkommen. Im Inneren sorgt – egal ob Carbon oder Composite – das gelbe MIPS-System dafür, dass der Helm bei Stürzen um den Kopf rotieren kann und die einwirkenden Querkräfte dadurch reduziert. Außerdem wird der Kinnriemen wie immer mit einem D-Ring-Verschluss aus Titan mit zusätzlichem Druckknopf gesichert – ein sehr sicheres System, das sich kaum unfreiwillig öffnen lässt. Nicht mehr aus Titan hingegen sind die Visier-Schrauben. Diese bestehen nun aus Kunststoff und sollen bei einem heftigen Sturz auf den Kopf abbrechen, was verhindern soll, dass sich das Visier im Boden einhakt und Kräfte auf Kopf und Nacken wirken lässt. Ein Ersatz-Paar liegt jedem Helm bei, kann aber auch einzeln erworben werden. Eingespart wurde jedoch das Ersatz-Visier, das beim D3 immer noch dabei war, und im Fall des Composite-Helms auch die praktische Helmtasche.



Alle Polster können zum Waschen entnommen werden und sind mit Druckknöpfen sowie kleinen Klettpunkten in der EPS-Schale oder auf dem MIPS-System gesichert. Das Hauptpolster verfügt zudem vorne über einen Kunststoff-Streifen, der unter die breite Kunststoff-Verkleidung der Helmschale geschoben wird und ebenfalls mit Druckknöpfen gesichert ist. Die Wangenpolster verfügen über Hinweise, wie man diese bei einem Sturz nach vorne ziehen und so entriegeln kann. So lassen sich erst die Wangenpolster entnehmen und dann der Helm abziehen, was die Belastung auf eine eventuell verletzte Wirbelsäule reduzieren soll.

Die Schale verfügt nun über ganze 24 Öffnungen und ist damit deutlich luftiger als der Vorgänger. Vor allem auf der Oberseite des Helms fallen vier neue Lufteingänge auf und auch der Kinnbügel ist zwar ordentlich kantig und wuchtig, aber auch mit großen Luftlöchern versehen. An den seitlichen, unteren Kanten lässt die Carbon- oder Composite-Schale ein kleines Stück EPS-Schaumstoff herausgucken. Hier soll sich der Helm bei einem Sturz verformen können und so die direkt darunter liegenden Schlüsselbeine schonen.

Auf dem Trail
Die Passform eines Fullface-Helms kann wirklich sehr individuell ausfallen – hier ist anprobieren definitiv empfohlen! Die gute Nachricht ist: Wer mit dem Troy Lee Designs D3 gut zurechtgekommen ist, dem wird auch der D4 gut passen. An der generellen Form hat sich wenig geändert. Zudem gibt es zwar insgesamt sechs Größen, aber nur drei verschiedene Schalen – diese jedoch jeweils mit zwei unterschiedlich dicken Polstern. Mit 59 cm Kopfumfang und einem eher langen, schmalen Kopf hat mir der TLD D4 in Large perfekt gepasst – er sitzt schön eng, verrutscht niemals, drückt jedoch auch an keiner Stelle.
Ein guter Sitz auf dem Kopf ist die wichtigste Voraussetzung für Spaß auf den Trails. Hier fällt zunächst das geringe Gewicht des Troy Lee-Helms auf – 960 g sind eine echte Ansage! Während schon der Vorgänger nicht gerade schwer war, entlastet der D4 den Nacken nochmal etwas mehr und lässt auch unten angekommen kaum den Wunsch aufkommen, den Helm schnell wieder abzusetzen. Das liegt auch an der exzellenten Belüftung. Die vielen, kantigen Öffnungen machen sich in voller Fahrt sehr positiv bemerkbar, denn auch an heißen Tagen weht so immer ein laues Lüftchen um die Kopfhaut. Allerdings hat die Sache auch einen kleinen Haken: In einigen wenigen Fällen haben sich Insekten in die vorderen Belüftungsöffnungen verirrt und dann ordentlich Radau im Helm gemacht. Das waren im Laufe einer Saison allerdings so wenige Ausnahmen, dass es nicht wirklich ins Gewicht fällt.

An warmen Sommertagen können die Bikeparks schonmal voll sein, was leider auch oft genug lange Schlangen am Lift bedeutet. Natürlich profitiert der D4 hier mangels Zugluft wesentlich weniger von den vielen Lufteinlässen, gehört jedoch auch im Stand zu den komfortabelsten und am besten belüftetsten Downhill-Helmen auf dem Markt. In aller Regel konnten wir den Troy Lee-Helm dadurch fast immer anlassen und haben uns nur selten genötigt gesehen, ihn abzusetzen. Dann allerdings ist es ein angenehmes Feature, dass der Kinnriemen so lang ist, dass man ihn nur leicht aufziehen muss, um den Helm abzusetzen. Das macht das Öffnen und Schließen des Kinnriemens fast noch leichter als bei einem Clip- oder Magnet-Verschluss.
Wir sind den Troy Lee Designs D4 eine komplette Saison lang gefahren und haben ihn dabei nicht geschont. So waren auch mehrere extrem verregnete und schlammige Tage in Schladming oder Portes des Soleil angesagt. Durch die vielen Öffnungen ist es nicht der am leichtesten zu säubernde Helm auf den Markt – nicht nur, dass man schlecht reinkommt, die Öffnungen füllen sich auch gerne mit zähem Schlamm. Einen Tod muss man allerdings sterben – wir würden eine gute Belüftung jederzeit guten Reinigungseigenschaften vorziehen. Ansonsten hat sich der Helm kaum Schwächen geleistet: Die Polster nehmen beim Ein- und Ausbau keinen Schaden und wirken sehr hochwertig, die Schalen sind gut verarbeitet und der Lack ließ sich auch vom Schladminger Schotter nicht stumpf schleifen. Nur das erste Set der Kunststoff-Schrauben wollte das Visier nicht ausreichend festhalten und musste getauscht werden. Laut Troy Lee bestand das Problem nur bei der ersten Serie und ist mittlerweile behoben – bei uns trat es tatsächlich nicht noch einmal auf.

Im Vergleich
Es gibt immer noch einen Helm auf dem Markt, mit dem der TLD D4 sich vergleichen muss – und das ist der TLD D3! Mehr als zehn Jahre lang war der D3 so etwas wie die Referenz unter den Downhill-Helmen und aus keiner Bikepark-Liftschlange wegzudenken. Lohnt sich das Upgrade auf den D4? Wenn der Sitz des D3 gepasst hat und man auf der Suche nach einem neuen, hochwertigen Helm ist, dann führt wohl kaum ein Weg am D4 vorbei. Das geringere Gewicht und die bessere Belüftung machen sich durchaus positiv bemerkbar. Außerdem ist die Befestigung der Polster etwas besser und unkomplizierter gelöst – nur ein Ersatz-Visier und, im Fall des Composite-Helms, eine Helmtasche würden wir uns wieder wünschen.
Einer der größten Konkurrenten von Troy Lee im MTB-Markt ist sicherlich Fox. Mit dem Rampage Pro Carbon haben die Amerikaner seit einiger Zeit ebenfalls einen neuen, stylischen und hochwertigen Fullface-Helm voller Technologien im Programm. Dieser fällt allerdings sage und schreibe 350 g schwerer aus – und das merkt man sehr deutlich. Auch die Belüftung kann nicht mit dem D4 mithalten – gerade im Sommer gibt’s hier gerne mal einen heißen Kopf. Dafür ist der Fox RPC sehr dick gepolstert. Durch die steife Schale muss er allerdings zur Kopfform passen – in unserem Fall ergaben sich einige Druckstellen. Passt der Fox-Helm hingegen gut und hat man nicht zu schmale Schultern – er fällt wirklich sehr voluminös aus – bietet er eine zwar schwere, aber dafür sehr sicher wirkende Alternative, die 100 € weniger kostet als der D4.
Fazit – Troy Lee Designs D4 Carbon
Mit seinen bisherigen Fullface-Helmen hat Troy Lee Designs die Latte für den D4 denkbar hochgelegt. Optisch und technisch baut der Helm eindeutig auf seinen Vorgängern auf, bietet jedoch einen kantigeren, moderneren Look und eine spürbar verbesserte Belüftung. Diese macht sich in Zusammenarbeit mit dem sehr geringen Gewicht positiv bemerkbar und den D4 zu einem der bequemsten und komfortabelsten Fullface-Helme auf dem Markt. Nach über eine Saison können auch die Verarbeitung und Haltbarkeit voll und ganz überzeugen – wenn nur der Preis etwas günstiger wäre!

Pro / Contra
Stärken
- sehr geringes Gewicht
- sehr gute Belüftung
- bequemer Sitz
- gute Verarbeitung
- hochwertiger Look
Schwächen
- Visier-Schrauben anfangs defekt (aber schnell ersetzt)
- hoher Preis

Wer von euch konnte den TLD D4-Helm schon ausprobieren?
Preisvergleich
Warum MTB-News Helme nicht auf dem Prüfstand testet
Jeder Helm muss verschiedene Tests und Normen bestehen, bevor er auf dem europäischen Markt verkauft werden darf. Die Praxisrelevanz dieser Normen, bei denen die Helme nach einem standardisierten Verfahren auf einem Prüfstand getestet werden, wird teilweise kontrovers diskutiert. Um eine Verkaufserlaubnis für den europäischen Markt zu erhalten, müssen Fahrradhelme bestimmte Standards erfüllen.
Hierzulande besonders relevant ist die Prüfnorm DIN EN 1078. Bei dieser Norm fällt der Helm – inklusive Prüfkopf, dessen Masse zwischen 3,1 und 6,1 kg beträgt – zunächst aus einer Höhe von etwa 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte. Anschließend fällt der Helm aus einer Höhe von circa 110 cm auf ein dachförmiges Ziel. Die Aufprallgeschwindigkeit beträgt hier 16,5 km/h. Im Prüfkopf befindet sich ein Sensor, der die Beschleunigung misst. Liegt diese unter 250 g, gilt der Test als bestanden und die Norm ist erfüllt.
Die Hersteller der Helme kommunizieren nur, wenn der Helm den Test bestanden hat – nicht jedoch mit einem konkreten Prüfergebnis. Die schwedische Versicherung Folksam hat 2015 mit einem aufwändigen Versuchsaufbau mehrere Helme auf dem Prüfstand getestet und anschließend die Ergebnisse veröffentlicht. Studien aus dem American Football zeigen, dass Gehirnerschütterungen ab einer Einwirkung von 60 bis 100 g auftreten können. Bei einer Einwirkung von 250 g – also dem Höchstwert, den ein Helm bei der DIN EN 1078 aufweise darf – liegt ein 40-prozentiges Risiko für eine Schädelfraktur vor.
Bei unseren Helmtests haben wir uns gegen einen Test auf dem Prüfstand entschieden. Dieses Thema haben wir vorab redaktionsintern diskutiert und uns dabei unter anderem folgende Fragen gestellt:
- Simuliert man auf dem Prüfstand nur die beiden Situationen, die auch für die Erfüllung der DIN EN 1078-Norm relevant sind?
- Wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Und wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 110 cm auf ein dachförmiges Ziel für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Sollte man nicht auch die auf den Kopf einwirkenden Rotationskräfte messen?
- Wie simuliert man im Labor einen bei einer Trailfahrt typischen Sturz?
- Müsste man nicht mehrere Ausführungen ein und desselben Helmes auf dem Prüfstand testen, um eine Serienstreuung auszuschließen?
- Wie, wo und wann testet man?
- Wie viel Schutz bietet ein Helm, der im Labor hervorragend funktioniert, in der Praxis aber schlecht auf dem eigenen Schädel sitzt?
- Wie viele Helme müsste uns eigentlich jeder Hersteller zuschicken, damit wir jedes der 13 Modelle sinnvoll im Labor und auf dem Trail testen können?
Die Antwort auf die Frage, weshalb wir die Helme nicht im Labor auf dem Prüfstand getestet haben, ist also komplexer, als man zunächst annehmen würde. Unter idealen Bedingungen hätten wir natürlich gerne jeden Helm auch hinsichtlich seiner konkreten Schutzwirkung möglichst objektiv, reliabel und valide getestet. Generell begrüßen wir es, wenn die Hersteller der Helme den Fokus vor allem auf sicherheitsrelevante Aspekte legen und würden uns eine praxisrelevante Überarbeitung der aktuell für Trail- und Enduro-Helme notwendigen DIN EN 1078 wünschen.
Weitere aktuelle Tests von MTB-Helmen findest du hier:
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30 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumTja, und bei meinem alten, geliebten D2 Phobia hätte ich mich sehr über ein Ersatzvisier gefreut.
Besser haben als brauchen.
Wollte eigentlich nach vielen d3 keinen mehr haben und da kam der D4 gerade recht


Anfangs fand ich die Optik nicht so toll aber dann live und aufm Kopf war alles top
sehr bequem und besser verarbeitet als der D3
Das Design von dem Carbon D4 hat mir besonders gut gefallen , daher musste es der werden
Ich habe den D4 in Grösse XL. Passt alles wunderbar, ausser dass mir die Backenpolster etwas zu dünn sind. Sie liegen nur so lasch an den Backenknochen an, nicht zu vergleichen mit dem eher festen Sitz des Vorgänger-Helms (Bell Full-9).
Weiss jemand ob die Backenpolster je nach Grösse des Helmes unterschiedlich dick ausfallen? Könnte es sein, dass die Backenpolster in M dicker sind als jene in XL? Laut Homepage sind sie interchangeable, zur Dicke wird leider nichts geschrieben...
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