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Das deutsche Team bei der Trophy of Nations in Finale Ligure
„Das Format ist als Enduro-WM voll aufgegangen!“

Mit der Trophy of Nations 2019 stand ein wahrlich beachtlicher Abschluss der EWS-Saison an. Denn entgegen aller bisherigen EWS-Rennen fand die Weltmeisterschaft der Endurofahrer als Teamevent im bekannten Finale Ligure statt. Theresia Schwenk war für uns vor Ort und hat sich bei den deutschen Startern umgehört: Hat das Event gepasst? Wie war die Stimmung? Und ergibt diese Art Event Sinn?

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Allgemeines

Die erste Weltmeisterschaft im Enduro ist Geschichte. Die ersten Medaillen wurden vergeben. Die ersten Erfahrungen im neuen Rennformat wurden gesammelt. Mit gleich drei Teams war Deutschland bei der Trophy of Nations in Finale Ligure vertreten und damit eines der größten Teams bei der Parade. Apropos Parade: Team Deutschland hat hier für mächtig Stimmung gesorgt und war mit Abstand das lauteste Team (Andere Nationen mögen das vielleicht anders sehen, wir sind uns da natürlich alle einig …). Die Stimmung war ausgelassen – nein, atemberaubend.

# Team GER bei der Nationenparade - Foto: Boris Beyer

Als „Chariots of Fire“ beim Einlaufen Richtung Bühne laut aus den Boxen dröhnt, sah ich in den ein oder anderen Augen sogar auffällig viel Tränenflüssigkeit. Ein sehr emotionaler Moment für alle Fahrer und ein großer Moment für den Enduro-Sport! Böse Stimmen munkelten, dass durch das Rennformat in 3er Teams etwas die Ernsthaftigkeit des Enduro-Sports verloren geht, doch das kann ich nicht bestätigen – im Gegenteil: Die World Enduro hat den grundlegenden Spirit des Enduro Sports wiederaufleben lassen und das auf eine sehr professionelle und besondere Art und Weise. Vor Jahren hieß es noch „Enduro ist kein Wettkampfsport, es geht vielmehr darum eine gute Zeit mit Freunden auf dem Bike zu haben“. Jetzt ist es das. Beides!

# Ready to race: unsere Teams für die erste Enduro-Weltmeisterschaft! - Foto: Boris Beyer
Diashow: Trophy of Nations Finale Ligure: Die Stimmen der deutschen Starter
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Bei der ersten Weltmeisterschaft im Enduro erreichten die deutschen Teams gute Ergebnisse. Kaum Stürze, wenig technische Defekte und jede Menge Spaß und Teamspirit waren dafür ausschlaggebend! Die Junioren belegen Rang 9, die Damen belegen den fünften Platz und die Männer erreichten Rang 12. Chapeau!

Da ich leider verletzungsbedingt nicht starten konnte, habe ich Stimmen der deutschen Fahrer und Fahrerinnen gesammelt und möchte diese mit euch teilen. Zudem haben Leopold Barich (selbst Fahrer bei der EWS), Jan Bölts (Mechaniker von Christian Textor) und Robert Schwenk (Fahrer bei der EWS100) ein Video zusammengeschnitten. Die drei haben unsere Deutschland-Teams nämlich unglaublich angefeuert und das auch noch bei JEDER Stage, was eine organisatorische Meisterleistung war! Danke Männer! Ein weiteres großes Dankeschön geht raus an Larry (Lars Hartwich), der die Team-Parade zu einem einzigartigen Event für Team D gemacht hat. Danke Captain! Des weiteren Daumen hoch für Peter Schröder, der unseren drei Junioren die Deutschland-Trikots spendiert hat. Schade, dass Enduro in Deutschland noch keine Struktur im Verband Bund Deutscher Radfahrer (BDR) aufweist und nicht einmal die Sportler, welche sich für die Weltmeisterschaft qualifiziert haben, eine Unterstützung erhalten. Wir sind offen für Fortschritte, lieber BDR!

Stimmen der Fahrer

Die Junioren

# Unsere Junioren - Foto: Boris Beyer

„Die WM war der Hammer! Das Training mit dem Großteil von Team DE war sehr lustig, aber die Parade hat alles getoppt! Ich denke, wir bleiben den Italienern in Erinnerung. Auch die Strecken waren enorm gut vorbereitet und haben extrem viel Spaß gemacht. Das Rennen lief leider nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte (krank), aber die U21er hatten trotzdem ihren Spaß. Alles in allem war das Event einfach geil, mit Team Deutschland und den Fans am Streckenrand hat sich jeder Meter auf den Stages echt besonders angefühlt!“ – Valentin Schleicher

# Unser aktueller Deutscher Meister bei den Junioren, Valentin Schleicher, auf dem DH Men! - Foto: Boris Beyer

„Die gesamte Stimmung bei der WM war echt cool. Es war eine schöne Abwechslung zusammen mit Valentin und Tom zusammen zu racen, da wir ja sonst immer Konkurrenten waren. Ich glaube auch, dass es für die Zuschauer sehr spannend war, zu verfolgen, wie die verschiedenen Teams taktieren. Die Stimmung auf den Stages und vor allem auch bei der Parade war wahnsinnig gut.“ – Laurin Voth

# Unser Junior Laurin Voth kommt flott im Men DH angeflogen - Foto: Boris Beyer

„Für mich war das gesamte WM-Wochenende der Wahnsinn. Es war mein erstes World Enduro-Event, weshalb für mich vieles neu war. Im Team fahren fand ich auch sehr cool, weil es eine ganz neue Herausforderung war, das Rennen zu dritt zu planen. Wem liegt die eine Stage besser? Wer fährt vor? Rundum hat es mir mit den Jungs mega viel Spaß gemacht!“ – Tom Hoinkis

# Tom Hoinkis auf Stage 1 - Foto: Boris Beyer

Die Frauen

# Unsere Frauen - Foto: Boris Beyer

„Die Trophy of Nations hat meine Erwartungen absolut übertroffen. Als die Ausschreibung Anfang des Jahres herauskam, war ich mir ehrlich gesagt nicht so ganz sicher, wie ernst man das Format nehmen kann, ob wir es schaffen, ein deutsches Team auf die Beine zu stellen und ob die Energie nach der langen EWS-Saison noch ausreichen wird. Letzten Endes war das Event ein absoluter Knaller. Eine super Stimmung der italienischen (und deutschen) Fans am Streckenrand und bei der sehr witzigen und lauten Parade der Nationen, die die deutsche Mannschaft lautstärke-mäßig wohl gewonnen hat. Haha. Auch das Training war interessant, anstatt mit meinen Canyon-Kollegen war ich zusammen mit Sofia und Sandra auf den Strecken unterwegs und wir haben versucht, eine Teamtaktik, Startreihenfolge und die beste Linienwahl gemeinsam herauszufinden. Hat gut geklappt, denn einen langen und turbulenten Renntag auf Platz 5 zu beenden war sicherlich ein Erfolg für eine Nation wie Deutschland, die im internationalen Enduro Ranking noch nicht ganz vorne mitspielt. Super Sache.“ – Ines Thoma

# Ines Thoma auf Stage 1 - Foto: Boris Beyer

„Ich fand es mega cool, dass die Mädels mich gefragt haben und mir mit der Wildcard vertraut haben! Die Stages waren top, aber physisch echt hart (vor allem, wenn man eigentlich keine Rennen mehr fährt). Die Stimmung war der Hammer. Danke Team Deutschland!“ – Sandra Boerner

# Sandra Börner auf dem DH Men – danke für den Last-Minute-Einsatz! - Foto: Boris Beyer

„Als Team zu fahren war echt cool. Vor allem, als ich direkt nach der ersten Stage einen Defekt hatte, war es super, die Unterstützung von Ines und Sandra zu haben. Die Stimmung bei uns im Frauen-Team hätte nicht besser sein können und ich bin stolz auf uns alle drei, dass wir den langen und schwierigen Tag ohne Stürze meistern konnten.“ – Sofia Wiedenroth

# Sofia Wiedenroth auf Stage 1 - Foto: Boris Beyer

Die Männer

# Unsere Männer - Foto: Boris Beyer

„Eine Weltmeisterschaft im Team fahren!? Ich muss zugeben: Zu Beginn war ich etwas skeptisch, was das neue Rennformat angeht. Doch das Format ist als Enduro-WM voll aufgegangen. Weil bei der WM drei Fahrer ins Ziel kommen müssen, wird somit das fehlerfreie Fahren und das Durchhaltevermögen von Fahrern und Material unter Beweis gestellt. Zudem funktioniert ein Team nur dann, wenn es den, teilweise vielleicht schon in Vergessenheit geratenen, Enduro-Spirit an diesem Wochenende lebt. Das nach dem World Ranking errechnete, schnellste Team ist nicht unbedingt der Favorit, weshalb es bis zur letzten Stage spannend bleibt. Das Event selbst war, wie wir es von der EWS nicht anders kennen, erstklassig organisiert. Die Parade/Teamvorstellung hat das ganze abgerundet und eine internationale, elitäre Atmosphäre geschaffen. Unser Men-Team hat super funktioniert. Wir haben uns gegenseitig gepusht und bei Laune gehalten. Ich denke, wir haben einen sehr soliden Job gemacht und ergebnistechnisch nichts verschenkt. Es war mir eine Ehre, für Team Deutschland zu starten!“ – Leo Putzenlechner

# Leo Putzenlechner auf Stage 1 - Foto: Boris Beyer
# Könnt ihr die deutschen Fans erkennen? - Foto: Boris Beyer

„Zugegeben, war ich zunächst nicht so mega motiviert auf Finale. Meine Saison war bis dahin schon ziemlich lang, weil ich meine erste volle EWS Saison bestritten habe, weshalb der Kopf so langsam eine Pause brauchte. Dann hat mich das gute alte Finale aber doch in die Finger bekommen und ich bin wirklich glücklich, dabei gewesen zu sein, wenn auch 100% Einsatz nicht mehr möglich war!

Ich bin bei insgesamt vier XCO/DH Weltmeisterschaften im Deutschen Nationalkader dabei gewesen, welche im Vorfeld organisiert und koordiniert wurden. Ich muss gestehen, dass der Zusammenhalt und die Freude im Team bei keiner dieser WMs so großartig wie bei unserer spontan zusammengewürfelten Besetzung in Finale war. Bei einer klassischen EWS musst du alleine einen guten Tag durchbringen und hast entweder ein gutes oder schlechtes Rennen. Beim Nations Race müssen plötzlich drei Leute ein gutes Rennen fahren, damit das Ergebnis passt. Keine einfache Angelegenheit, aber wir haben mit Platz 12 gezeigt, dass wir das drauf haben und mit unserer Besatzung ohne EWS-Superstars eine ordentliche Teamleistung bringen können. Die Stimmung bei der Parade war unglaublich, alle Fahrer hatten Spaß und waren voller Stolz für ihre Länder, aber mit Respekt und Wertschätzung füreinander, am Start. Das zog sich das ganze Rennen durch bis hin zur letzten Stage und der allerletzten Stage, der Afterparty!“ – Christian Textor

# Christian Textor auf Stage 1 - Foto: Boris Beyer

„Schaffe ich es bei der ersten Enduro Weltmeisterschaft über meine Grenzen hinaus zu wachsen und die deutsche Enduro-Szene angemessen zu vertreten? Dieser Zweifel bereitete mir im wahrsten Sinne starke Bauchschmerzen und ich hatte größte Mühe, das Frühstück am Renntag im Magen zu behalten. Nach dem letzten Highfive mit Leo und Texi im Startgate vor der Stage 1 war die Anspannung aber zum Glück verschwunden und ich gab mein Bestes, an Texis Hinterrad zu kleben, auch wenn mir dies über den Tag des Öfteren einen mächtigen Schrecken eingejagt hat. Gerade Texis Sturz auf der letzten Stage und die dadurch geänderte Reihenfolge stellten mich auf die Probe. Im letzten, doch sehr heftigen Teil der Stage hörte ich Texi, der mir nach seinem Sturz wieder aufgefahren war, nur von hinten schreien: „Lass laufen, Junge!“ Ich bin bei der ersten WM über meine Grenzen hinausgewachsen und mit Abstand das beste Rennen der Saison gefahren. Es hat so viel Spaß gemacht, mit den Jungs zu racen und das gesamte Wochenende war der absolute Hammer. Für mich steht fest, dass ich nächstes Jahr wieder an der Trophy of Nations teilnehmen möchte, auch weil das Rennformat auf den ursprünglichen Spirit of Enduro zurück geht.“ – Christian Derkum

# Christian Derkum auf Stage 2 - Foto: Boris Beyer

Was sagt ihr zu einem Format wie der Trophy of Nations?

Text: Theresia Schwenk | Fotos: Boris Beyer
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