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TREK BIKE ATTACK Lenzerheide – Wildhaber siegt – Schumann berichtet

777 Biker wagten sich am Sonntag, 14. August 2011 um Punkt 13.00 Uhr auf die anspruchsvolle Strecke vom Parpaner Rothorn nach Churwalden. Und der Topfavorit wurde seiner Rolle gerecht: René Wildhaber gewann das TREK BIKE ATTACK 2011. Max Schumann war auch am Start und hat uns seinen Bericht mitgebracht:

Das Bike Attack Rennen in der Lenzerheide gehört definitiv zu den Klassikern der Marathon-Downhills. Man könnte es als das wichtigstes Rennen dieser Art im deutschsprachigen Raum bezeichnen. Schließlich stammt die absolute Mehrheit der 777 Starter aus der Schweiz , Deutschland oder Österreich, bereits im März waren alle Startplätze ausgebucht.
Nachdem das Rennen im letzten Jahr aufgrund von Umbauarbeiten an der Rothornbahn leider ausfallen musste, bin ich sehr froh dieses Jahr an den Start gehen zu können.

Die Strecke hat zwei Gesichter. Wenn man so will, ist die erste Hälfte der Downhill und die zweite der Marathon. Siegchancen haben hier nur echt komplette Fahrer, die sowohl in den technischen und zum Teil extrem schnellen Passagen der Strecke ihr Bike perfekt im Griff haben und die untenraus in den langen Tretpassagen immer noch die nötige Tretpower leisten können.

Qualifikation
Am Samstag wurde auf der ersten Hälfte der Strecke – vom Gipfel des Parpaner Rothorns bis zur Talstation der Rothornbahn – das Qualifikationsrennen ausgetragen. Hierbei geht es fast nur bergab, sodass hier auch einige der schnellen Jungs ihre Enduro Bikes im Tal lassen und auf Downhillbikes zurückgreifen, die vor allem in den Highspeedpassagen mehr Sicherheit und Kontrolle bieten.
Im 15-Sekunden-Takt werden alle Starter auf die Strecke geschickt. Die Qualifikationszeit entscheidet dann über den Startblock für das Hauptrennen am Sonntag.

Fotos: Max bei der Quali

Die Bestzeit 14:32 Minuten fährt der Portugiese Daniel Claudio. Rene Wildhaber wird mit 3 Sekunden Rückstand knapp Zweiter. Bei den Frauen kann Ines Thoma vom Team Mountainheroes die Qualifikation für sich entscheiden.
Ich habe leider Probleme mit meinem Antrieb und kann ab der Hälfte meines Laufes nicht mehr pedalieren. So rolle ich den zweiten Teil Strecke nur noch ins Tal. Zum Glück geht es hier zumeist steil bergab. So komme ich immernoch auf einen akzeptablen 36. Platz und kann im Hauptrennen im ersten Block starten. Gleich hinter den 20 Schnellsten der Qualifikation und gesetzten Topfahrern.

Finale
Sonntag Mittag haben sich alle 777 Fahrer und einige Zuschauer auf dem Gipfel des Rothorns eingefunden. Erst wird es ganz schön eng. Das Startfeld ist eine schier endlose Schlange von Fahrrädern. Um sich eine möglichst gute Ausgangsposition im eigenen Startblock zu verschaffen, standen die ersten Fahrer bereits ab 6.00 Uhr früh an der Gondel an.

Um Punkt 13.00 Uhr fällt der Startschuss. Die Topfavoriten in der ersten Reihe eilen sofort davon. Gefolgt von einer riesigen Horde Freeridebiker.
Ich bin froh, recht weit vorne zu stehen, auch wenn leider immer noch knapp 50 Mann vor mir sind. Alles ab dem 2. Startblock entwickelt sich beim Startschuss in ein mittleres Chaos – die ersten Kurven werden zum absoluten Nadelöhr.

Der Start läuft gut. Gleich auf den ersten schmalen Metern kann ich einige Plätze gut machen, auch wenn man in der Staubwolke kaum mehr als eine Fahrradlänge weit sehen kann. Sobald das Gelände offen wird, halte ich mich abseits der eingefahren Linie, die meiner Meinung nach ohnehin nicht ideal ist und rolle der Falllinie nach durch grobe Felsen. Auf diesem Weg gelingt es mir bis zur ersten Singletrailpassage weitere Fahrer zu überholen.

Hier hat sich das Feld bereits einigermaßen sortiert und auseinander gezogen. Der Meute hinter mir schenke ich keinerlei weitere Beachtung. Mein Blick geht nach vorne. Da fahren noch ein paar Biker, die überholt werden können. Die Strecke hier oben kennt man bereits relativ gut, da man sie am Vortag in der Qualifikation schon im Renntempo gefahren ist. Es gibt einige Möglichkeiten über Wiesen Kurven zu schneiden und somit weitere Fahrer zu überholen. Nach einer leicht abschüssigen Tretpassage wird es für die nächsten Minuten ganz schön steil. Wiesenquerungen wechseln sich mit Schotterwegen und steilen Trailpassagen ab. Das Tempo ist unglaublich hoch. Die besten Fahrer fahren am Ende einen 40er Schnitt. Hier oben liegen wir weit darüber.

Nach einem ebenen schmalen Trail geht es weiter in offenem Gelände bis zu Mittelstation der Rothornbahn. Hier folgt nun ein gebauter Bikeparktrail – allerdings bleibt keine Zeit für Genuss. Die Arme und Finger sehnen sich nach Erholung, während man Sprünge schluckt und das Bike in Anlieger drückt. Bald erreichen wir die Talstation der Rothornbahn. Hier war an den Vortagen das Fahrerlager aufgeschlagen. Außerdem bieten Pumptrack, Dirtjumps, Drops, Wallrides und sogar ein Airbag-Jump gute Unterhaltung an einem ruhigen Bikeparkfeierabend.

Im Moment gilt es jedoch keine Zeit zu verlieren, sondern die Zähne zusammen zu beißen. Es warten Gegenanstiege und lange Tretpassagen. Ich fühle mich nicht mehr besonders fit und schnell. Es ist unglaublich warm.

Integralhelm und Protektoren, die zuvor noch unverzichtbar waren werden nun zur Behinderung. Aber egal, es muss weitergehen. Dadurch aber, dass ich auch hier immer noch andere Fahrer überholen kann, bleibe ich einigemaßen motiviert und versuche die folgenden Tretpassagen, Wald- und Wiesentrails möglichst schwungvoll zu durchfahren. Im letzten langen Gegenanstieg muss allerdings auch ich mich nochmal umschauen. Der Yeti Pilot, den ich zuvor überholt habe, gibt alles, seine Position zurückzuerobern. Es gelingt ihm. Die letzten Meter hänge nun wieder ich an seinem Hinterrad. Bis zum Ziel bleibt er vor mir. Ich bin dennoch mehr als froh, als ich sehe, dass ich es in die Top10 geschafft habe. Platz 9 ist für mich ein super Ergebnis.

Ich begieße den Erfolg direkt mit 5 Bechern isotonischem Getränk, das freundlicherweise im Zielbereich ausgeschenkt wird, und komme langsam wieder zur Ruhe, auch wenn der Andrenalin- und Endorphin-Rausch noch eine ganze Weile anhält.

Mit der Zeit treffen auch alle anderen Fahrer und Freunde ein. Alle in ähnlicherweise erschöpft und glücklich. Sobald wieder Luft zum atmen ist, werden rege die unterwegs erlebten Geschichten ausgetauscht. Seien es ein verkorktster Start, Erschöpfungerscheinungen an den Anstiegen, spektakuläre Stürze oder wilde Überholmanöver – jeder hat etwas zu erzählen.
Am verrücktesten ist vielleicht die Geschichte der Sportsfreunde Tobias Woggon und Frank Leyrer. Beide haben sie auf die Qualifikation am Vortag verzichtet und sich stattdessen eine ausgiebige und trailreiche Gondeltour durch die Region gegönnt. Im Rennen sind sie dann von letzter Position gestartet, um zu schauen, wieviel Biker man auf 20km und 2000 Höhenmeter wohl überholen könnte. Am Ende landen sie in den Top200, haben also jeweils über 600 Fahrer überholt. Verrückte Nummer!

Den Sieg konnte René Wildhaber aus dem TREK BIKE ATTACK einfahren. Der bekannte und erfolgreiche Downhill-Mountainbiker galt bereits im Vorfeld als Topfavorit und hielt dem Druck stand. In 29:04:40 Minuten legte er die Strecke zurück. Mit 1:09 Minuten Rückstand fuhr Gustav Wildhaber vom Zabuu Pro Team ein, dicht gefolgt von Marco Arnold vom Team Giant Swiss SR-Suntour. 4.7 Sekunden nach dem Zweitplatzieren erreichte er Platz drei.

Bei den 44 startenden Frauen gewann Carina Cappellari vom iXS Yeti-Team in 40:04:00 Minuten, vor Alba Wunderlin (Veloatelier Biel) und Ines Thoma (Mountain Heroes).

Im Festzelt, wo auch der Start des Rennens live übertragen wird, versammelt sich anschließend der Großteil der Fahrer zur Siegerehrung und Verlosung eines Trek Session Downhillbikes. So geht ein schönes Wochenende in der Lenzerheide zu Ende:
Perfektes Wetter, geniale Stimmung und eine Strecke, die jeden Fahrer fordert.
Ich freue mich schon aufs nächste Jahr – bis dann!

– Max Schumann –

Impressionen vom Rennen:

Ergebnisse Herren
Ergebnisse Damen

Danke an Tom Janas von Sportograf für die Fotos! (und gute Besserung natürlich auch, Tom hat sich beim Bike-Attack kurz vor dem Ziel das Schlüsselbein gebrochen)

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