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Trans Savoie – Etappe 6
404 – Power Not Found

Fehlermeldung am letzten Tag der Trans Savoie. Kurz vor Ende sollten die körpereigenen Kraftreserven erschöpft sein und der Körper sagte: 404 – Power Not Found. Doch dazu später mehr. Fangen wir dort an, wo wir aufgehört hatten, nach einem wunderbaren fünften Tag in den Savoyen.

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Als wir am Donnerstagabend unser Basecamp erreichten, war erstmals kein Stress angesagt. Entspannt konnten wir uns um unser Material kümmern und alle nötigen Vorbereitungen für den letzten Tag treffen. Als das erledigt war, ging es mit dem Rad ins nächstgelegene Dorf zum Abendessen. Dort erfuhren wir was uns am letzten Tag erwarten würde – eine Gewaltfahrt über 46 km und 1.300 Höhenmeter. Dass es lediglich zwei Wertungsprüfungen zu meistern galt, machte es nicht einfacher, denn beide Stages sollten uns insgesamt 2.900 Meter in die Tiefe führen und das auf anspruchsvollste Weise. Halbwegs gut gestärkt vom doch recht überschaubaren und teils recht britischen Abendessen ging es gegen 23 Uhr ins Bett, um für den letzten harten Tag gewappnet zu sein.

# Bis auf die andere Talseite galt es zu schieben, fahren und zu tragen.

Tag 6 – von Les Saisies zum Mont Blanc

Stage 1.1 – der morgendliche Toilettengang

Um 05:00 Uhr morgens sollte mein Wecker klingeln, denn ich hatte mir aufgrund meiner Müdigkeit am Vorabend gegönnt, meine Artikelarbeit auf den frühen Morgen zu verlegen, um so endlich einmal vor 01:00 Uhr ins Bett zu kommen. Leider brauchte ich den Wecker nicht, denn schon kurz vor fünf machten mir Magenkrämpfe so sehr zu schaffen, dass sie mich unsanft aus dem Zelt und direkt auf den Donnerbalken trieben. Dort verbrachte ich die meiste Zeit des Freitagmorgens. Zunehmend rückte meine Teilnahme am großen Finale in weite Ferne. Ich schien mir etwas eingefangen zu haben, fragte sich nur was und woher. Eventuell war die Quelle des Vortags schuld?

Glücklicherweise versorgte mich Doc Björn mit Medikamenten, die mich bis auf Weiteres vom Donnerbalken fernhalten konnten. Leider befand sich bis dahin bereits keinerlei Nahrung mehr in mir und an Auffüllen der Energiespeicher war kaum zu denken. Dennoch wollte ich mein Glück versuchen und war fest entschlossen, auch den letzten Tag zu meistern. Also ab in den Shuttle-Bus und auf in Richtung Start. Während uns der Bus zum Startpunkt unserer Tagestour brachte, versuchte ich in kleinen Portionen Kräfte zu tanken, was mir von meinem Magen mit leichten aber auszuhaltenden Krämpfen quittiert wurde.

# Noch schnell ein Foto machen bevor die richtigen Strapazen beginnen.
# Der strapaziöse Teil stand von bevor.

Stage 1.2 – die erste Transferetappe

Nicht ganz einfach aber machbar sollte sie sein, die erste Liaison-Stage. Gut 20 km und rund 600 Höhenmeter gab es zu bewältigen, ein Teil davon musste jedoch schiebend und tragend zurückgelegt werden. Die Auffahrt zur ersten Passhöhe über alpine Schotterstraßen ging mir noch gut von der Hand oder besser gesagt vom Bein. Doch als uns die Route unterhalb eines Bergrückens in eine aufgeweichte und teils tiefmatschige Bergwiese führte, schwanden meine Kräfte zunehmend. Nicht nur der geschwächte Energiehaushalt machte sich schnell bemerkbar, auch die nassen Schuhe und Füße nagten an der Substanz. Nachdem wir den härtesten Anstieg tragend bewältigt hatten, spürte ich bereits, wie sich starke Gliederschmerzen im ganzen Körper ausbreiteten.

Umso demotivierender war es, als ich dann auch noch sehen musste, dass ein weiteres Tragestück vor uns lag. In aller Ruhe und mit größter Gemächlichkeit nahm ich auch den nächsten Anstieg in Angriff, spürte aber zunehmend meine immer größer werdende Schwäche. Als ich endlich den Startpunkt der letzten Stage erreichte war nur noch 10 Fahrer vor Ort, der Rest hatte sich bereits auf den Weg ins Tal gemacht. Zu allem Überfluss setzte nun auch leichter Regen ein, der mich dazu trieb nicht länger zu verweilen, sondern auch die Flucht nach vorn anzutreten.

# Alles andere als spaßig, vor allem wenn der Körper eh schon auf Reserve läuft.
# Fango-Packung und nasse Füße inklusive.

Stage 1.3 – die Abfahrt

Der Trail war alles andere als einfach und nicht zu unrecht mit Schwierigkeitsgrad sechs von sechs gekennzeichnet. Oben gelang es mir noch halbwegs gut im Flow zu bleiben, auch wenn ich bereits jede Ambition auf Geschwindigkeit verworfen hatte. Doch je länger ich den Lenker halten und das Bike unter mir bändigen musste, desto stärker breiteten sich die Gliederschmerzen in meinem Körper aus. Immer steiler und rutschiger wurde der Trail und jene Fahrer die ich überholte hatten bereits stagniert und zogen es vor ihr Rad zu schieben.

Steilstufen, Absätze und fiese hängende Wurzelfelder gepaart mit Matsche und dicken Felsbrocken durchzogen den Trail. Bald war ich nicht mehr in der Lage mich auch nur annähernd sicher auf dem Rad zu halten und so meldete mein Körper die finale Fehlermeldung: 404 – Power Not Found! Ich musste den restlichen Weg zu meinem Bedauern zu Fuß fortsetzen. Wie sich im Ziel herausstellte, gelang es gerade einmal einer Handvoll Fahrern den gesamten Trail ohne zeitweiliges Schieben zu meistern, da dieser auch ohne Krankheit an der Grenze des Machbaren war.

Ich für meinen Teil entscheid nach Erreichen der Verpflegungsstation das Rennen vorzeitig zu beenden, da mein Körper bis dahin am Limit seiner Kräfte war. Mit Schüttelfrost und Fieber wurde ich vom Event-Service-Team zurück ins Camp gebracht, wo ich das restliche Rennen im Zelt verbrachte.

# Hier kamen wir hoch, doch wir waren längst nicht oben.
# Noch einmal kurz runter und dann noch einmal tragend hoch.
# Und wieder den Berg hinauf.

Fazit

Alles in allem ein überaus unschönes Ende für solch ein interessantes Etappenrennen. Leider waren die äußeren Umstände nicht immer ideal und so manche Sache könnte der Veranstalter noch verbessern. Was jedoch die Trails anbelangt sucht die Trans Savoie ihres gleichen. So anspruchsvolle Abfahrten findet man oft nichtmals bei EWS-Rennen, von der Streckenlänge ganz zu schweigen. Man sollte sich jedoch vorher gut überlegen, ob man den Strapazen gewachsen ist, denn sonst wird das Abenteuer schnell zur Qual.

# Aufbruchsstimmug am letzten Tag - Abreise war angesagt.
# Noch ein letztes Bier gefällig!?

Das Video vom letzten Tag

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