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Trans-Provence 2013
Platz 10 und die Schattenseite des Bikens [Maxis Live-Blog] – Tag 5

Die Trans-Provence spart wahrlich nicht mit spektakulären Akzenten: Auch am Tag 5 ging es wieder rund und endete einerseits mit einer Zielankunft in der Dämmerung und einem schlimmen Sturz eines anderen Teilnehmers, andererseits aber auch mit Platz 10 für unseren Fahrer Maxi und seinem damit besten Etappen-Ergebnis. Hier sein Live-Bericht von Tag 5:

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Die Trans Provence neigt sich dem Ende und wir sind in aller Frühe in den vorletzten Tag gestartet. Kurz vor 6 ging es im Stockdunklen zum Frühstück, vor uns stand ein 1200hm langer Anstieg. Am Vortag wurden wir nach der letzten Stage per Shuttle auf einen Campingplatz in eine Hochebene gebracht: der Campingplatz ist wohl dafür bekannt, dass es in der Gegend immer regnet, sodass auch nachts ein sehr dichter Nebel herrschte. Morgens war alles klamm und nass.


# Früh am Morgen

Losgekommen sind wir effektiv erst um 8. Ash macht jeden Abend seine Tagesvorbesprechung und hatte mehrmals darauf hingewiesen, dass wir alle wirklich allerspätestens um 7:15 losgefahren sein sollen. Wie das immer so ist, hat das nicht geklappt. Mein Teamkollege Fab hat auch verschlafen – sein Handywecker hätte nicht funktioniert ;)

Start


# Nebel auf dem Weg zu Stage 1

Also sind wir um 8 Uhr los, es ging ohne Warmfahren direkt in den Anstieg. Asphalt, dann Forstweg, mit noch humaner Steigung. Es wurde immer steiler, wir sind immer weiter in den Hochnebel reingefahren, vom Gipfel war weit und breit nichts zu sehen. Das war für uns alle komisch zu fahren – wir hatten einen langen Anstieg vor uns, konnten aber schlecht abschätzen, wie weit es noch geht. Der Weg wurde immer steiler und grober, irgendwann haben fast alle geschoben. Irgendwann kamen wir an einen Kamelhöcker und hatten uns schon den Start zu Stage 1 erhofft – aber hier ging es erst richtig los. Bikebergsteigen aufwärts.


# Unterwegs zum Start von Stage 1


# Oben auf dem Berg:


# Ab hier ging es noch eine halbe Stunde Bergab bis zum Start von Stage 1

Es war enorm steil in richtig ausgesetztem Gelände und wir mussten die Räder relativ lang auf den Schultern durch die nasse Kälte hochtragen. Der felsige Trail war sehr rutschig und man durfte sich keinen Fehltritt erlauben, da es seitlich steil runterging. Irgendwann ging es fahrbar weiter berghoch – von den Teilnehmern des Vorjahres wurde berichtet, dass Chris Ball hier bei der letzten Trans-Provence abgestürzt ist, aber wie durch ein Wunder unverletzt geblieben war.

So sind wir an der Flanke immer weiter hoch, bis wir irgendwann auf dem Gipfel waren. Oben machten wir uns Sorgen, dass die Stage auch so werden könnte weil es so rutschig war, dass es schon zu Fuß und bergauf einigermaßen gefährlich war und auf dem scharfkantigen Felsuntergrund nicht gerade Spass gemacht hatte. Dann ging es runter – und wir hatten schlagartig ein völlig anderes Terrain. Alles war trocken – ein supergeiler Trail! Durch die Strapazen der Vortage und des Anstiegs waren wir alle relativ fertig, ich habe den Trail die meiste Zeit sogar im Sitzen absolviert. Meine Hände am Lenker taten nur noch weh. Irgendwann sind wir dann am Start von Stage 1 angekommen.

Stage 1

Vor dem Start habe ich mein Fahrrad anders abgestimmt und den Dämpfer straffer gemacht. Mehr Luft und schneller eingestellt, vorne habe ich aus der Gabel etwas Luft herausgelassen, dafür mehr Low-Speed Druckstufe. Grund: Ich wollte, dass mein Rad hinten etwas herauskommt und schneller arbeitet, damit ich mehr Druck auf das Vorderrad bekomme – in dem alpinen Gelände hatten wir wieder sehr viele Spitzkehren und am Vortag war mir mehrmals das Vorderrad weggerutscht. Dann ging es los, Sven Martin startete vor mir und meinte “Ich weiss nicht, ob ich hier im Rennmodus fahren kann, ich werde einfach mal runterrollen” – das gleiche hatte ich auch vor, bin auf die Strecke und habe es einfach mal rollen lassen.

Der Trail war anfangs superschnell, ich bin anfangs leicht verhalten gefahren, habe aber gemerkt dass es sehr gut lief und wurde mit der Zeit schneller. Ich fuhr die meiste Zeit bei 90%, habe die Stage komplett fehlerfrei gemeistert, kein Sturz, keine Abzweigung verpasst – das war ideal. Kurz vor Ende hatte ich noch Emily vor mir, sie konnte auf dem schmalen Weg nicht ausweichen und ich nicht überholen. Das kostete mich ein paar Sekunden, was mich aber nicht weiter störte, da ich eh mit keiner guten Zeit gerechnet hatte. Abends habe ich gesehen, dass ich Platz 9 auf dieser Etappe war!!


# Stage 1


# Auf Stage 1 gab es…


# … nicht viel Raum für Fehler

Direkt ging es weiter zu Stage 2.

Stage 2

Die Etappe war relativ ausgesetzt und felsig. Oben dachte ich erst, dass mein Hinterrad einen Platten hätte – das war aber wohl das umgestellte Fahrwerk. Die ersten drei Kurven liefen nicht so gut, danach war ich in meinem Fluss. Und ich wurde immer schneller. An einer Stelle wollte ich an einer Kurve eine noch schnellere Linie nehmen, die direkt neben dem Weg lag. Als ich mit viel Schwung ankam sah ich jedoch, dass da ein Graben war – so landete ich mit dem Vorderrad im Graben und musste das Bike wieder rausziehen – draufsetzen und weiter. Genau dasselbe ist anderen Fahrern an dieser Stelle auch passiert, es war einfach zu einladend. Danach bin ich wieder etwas relaxter gefahren. Mir sind noch 2, 3 kleinere Fehler passiert, aber obwohl ich noch vier andere Fahrer überholen musste, ist es eigentlich ganz rund gelaufen.


# Pause unten im Tal nach Stage 2


# Felge verbogen – kann man sie mit einem Feuerzeug erhizen?


# und sie dann gerade biegen, dass die Felge UST tauglich bleibt?


# Mahlzeit


# die örtliche Feuerwehr

Dann sind wir weiter runter in einen schönen Ort in den französischen Alpen – wir sind nur noch 50km von Nizza – dort gab es eine große Stärkung, denn ein großer und langer Anstiege lag vor uns. Zum Glück Teerstraße! Hier konnte ich merken, dass ich nach den Tagen physisch relativ am Ende bin. Kurz vor Ende des Anstiegs bin in ein Hungerloch reingefahren und mein Bein hat schon langsam angefangen zu krampfen. Ich war zusammen mit unserem Arzt Björn unterwegs, wir haben dann erstmal Pause gemacht und viel gegessen. Andere Fahrer kamen dann auch dazu, einigen ging es genauso wie mir.

Nach der Pause auf dem Pass ging es ein gutes Stück runter. Die Landschaft war dann wieder anders: vom Laubwald ging es in offene helle Schotterdünen, die man so von den Videos und Fotos dort kennt. Wie eine Mondlandschaft – faszinierend. Weiter ging es zum Start von Stage 3.

Stage 3

Die Überraschung des Tages: den Starter hat kein Geringerer als Nico Vouilloz gemacht!! Nico hatte sich bei einem der letzten EWS-Rennen an der Hand verletzt und ist daher zur Zeit nicht einsatzbereit. Da Stage 3 sein Hometrail war, hat er es sich nicht nehmen lassen, mit drei seiner Kumpels den Tag im Wald zu verbringen und für uns die Zeitnahme zu machen – und auch mit jedem einen netten Smalltalk zu halten. Nico erzählte mir, dass die Strasse, die wir hochgestrampelt sind, eine seiner Rallye-Trainingsstrecken war, aber auch eine bekannte Etappe der Rallye Monte Carlo sei. Unterwegs waren wir ab und an schon von “Privat-Rallyefahrern” überholt worden.

Nico hat uns noch ein paar Tipps zur Stage gegeben, dann ging es los. Die Stage war sehr eng und ging anfangs an einer Felswand entlang – rechts ging es eine Wand runter, man hatte keinen Spielraum für Fehler. Immer wieder ganz enge Durchfahrten zwischen riesengroßen Felsen. Ich hatte gut damit zu kämpfen, da mit meinem 785mm breiten Lenker durchzukommen! Immer wieder harte schnelle Richtungswechsel, sehr technisch. Man musste immer Schwung mitnehmen, es ging auch mal kurz berghoch, dann um die Kurve. In einer Kurve versuchte ich den Schwung mitzunehmen, linkes Knie draussen – und voll einen Felsen mit dem Knie getroffen. Ich bin nicht gestürzt, wollte aber vor lauter Schmerz das Bike wegwerfen. Aber ich hatte ja Schoner an, da konnte nicht so viel passiert sein – also treten, treten, treten, bis der Schmerz im Adrenalin verschwunden war.

Danach kam ein längeres Tretstück für zwei lange Minuten. Wie habe ich mich danach über eines meiner Lieblingsstücke gefreut, rough und steil, da konnte ich es schön laufen lassen. Nico hatte schon gesagt, dass wir an dieser Stelle aufpassen müssten – er selbst hätte sein Rennen an dieser Stelle nicht langgeführt – zu gefährlich. Der Untergrund war so grob, dass man nicht stürzen durfte. Ich bin gut durchgekommen.


# Das gibt es auch nur auf der Trans-Provence: Zeitnahme durch Nico Vouilloz persönlich!

Im Renntempo habe ich vor mir am Streckenrand einen Fahrer mit gelbem Helm hocken gesehen – Gary Parkin, unser Fotograf unterwegs. Kurz darauf stand der nächste Fahrer auf der Strecke, der aber nur einen Platten hatte und signalisierte ich sollte weiterfahren. Die Strecke wurde anspruchsvoller, auf diesen Sanddünen ging es auf einem ganz schmalen Pfad an einem hängenden Hang entlang, links ging steil runter und man musste voll aufmerksam fahren – immer wieder scharfe Richtungswechsel. Es war eine spaßige, aber auch anspruchsvolle Strecke.

Unten im Ziel war der Starter, der vor mir losgefahren war (Oliver Munnik) nicht im Ziel und mir schwante bereits, dass er es war und nicht Gary, der da oben am Streckenrand hockte – beide tragen so einen gelben Helm. Will Ockelton kam in Ziel an, hatte oben schon bei Oliver gestoppt und war runtergefahren, um einen Krankenwagen zu organisieren und Bescheid zu geben, dass es einen Verletzten gab. Ich bin dann direkt hochgerannt um zu helfen, die anderen hatten da schon die Rennleitung informiert.

Als ich um die Kurve kam und Oliver sah, war das kein schöner Anblick – er war leider wirklich heftig an Schulter und im Gesicht verletzt. Zum Glück kamen Chris und John kurz nach mir oben an. Chris untersuchte ihn auf der Strecke notdürftig, um Kopfverletzungen auszuschließen, anschließend brachten wir ihn runter zum Ziel, da der Bereich oben für Rettungskräfte kaum zugänglich war.

Dort ging dann leider die Diskussion mit und unter den Rettungskräften los, wer denn jetzt zuständig ist. So hat es 20 Minuten gedauert, bis dann ein Geländewagen der Bergwacht kam und ihn untersucht hat. Die Bergwacht hat dann den Krankenwagen bestellt, der nach 10 Minuten kam. Die Besatzung des Krankenwagens hat dann festgestellt, dass ein Hubschrauber wohl doch besser wäre. Insgesamt hat es so dann 50 Minuten gedauert, bis der Heli da war… hier sich ernsthaft zu verletzen, ist keinesfalls ratsam. Das machte uns allen ganz schön zu schaffen.

Mit den Schock in den Gliedern sind wir los und haben uns dann direkt verfahren. Zum Glück stand mitten im Nirgendwo ein Haus und einer meiner Mitfahrer sprach so gut französisch, dass wir nach dem Weg fragen konnten. So kam es, dass wir viel zu spät am Shuttle-Treffpunkt zu Stage 4 ankamen, es ging noch 2 Täler weiter auf einen Berg nach Sospel.


# Ok, wir haben uns verfahren – wo geht es lang? Anka Martin weiss es auch nicht


# Geht es links oder rechts entlang?

Stage 4

Als wir dann oben angekommen sind war es schon dämmrig und ich hatte nur eine getönte Brille dabei. Gemeinsam haben wir beschlossen die letzte Abfahrt langsam und vorsichtig zu absolvieren, denn wir wollten keinen weiteren Verletzten riskieren. So sind wir der Reihe nach auf die Strecke gegangen. Ash hatte am Vortag gesagt, dass es unterwegs Spuren von Motocrossern gibt und dass wir einfach die Linie fahren könnten, die uns gefällt. Durch die Aktion vom Nachmittag hatte ich das vergessen und so bin ich zügig und flüssig immer schön den längsten Weg gefahren.


# Stage 4: Vollgas!


# Auf Stage 4

In einem kleinen Tal endete die Stage und wir mussten noch runter nach Sospel. Da erwartete uns ein schöner, aber sehr anspruchsvoller und auch gefährlicher Trail. Links ging es die senkrecht die Klippen runter, das Tal war nass, die Felsen waren glitschig und schmierig und wir waren alle am Ende unsere Kräfte. Durch die Gruppendynamik wurden wir wieder schneller – bis wir nach zwei Beinahe-Stürzen von Sven Martin beschlossen, jetzt wirklich nur noch runterzurollen. So kamen wir dann auch alle heil unten an. Und, siehe da – nach der bösen Überraschung mit Olivers Sturz eine ganz positive Überraschung, auch wenn ich mich nicht richtig drüber freuen konnte – mein bestes Tagesergebnis – Platz 10!

Nach dem Interview vom Vorabend mit Manuel Fumic war ich natürlich happy, ihn geschlagen zu haben. Am Campingplatz habe ich ihm den Zeitzettel direkt vor das Gesicht gehalten :-)

Mani hatte sich auf der langen dritten Stage relativ früh einen Platten gefahren und hat dort Minuten liegen lassen. An der Führung gibt es ein Kopf an Kopf Rennen mit nur 4 Sekunden Differenz nach 5 Tagen! Heute stehen 4 Stages an. Von Sospel geht es runter ans Meer, dort steht dann fest ob Nico Lau oder Jerome Clementz die Trans-Provence 2013 gewonnen haben wird!

Das Internet heute Nacht war so schlecht, dass der Großteil der Fotos nachgereicht wird!


# Trans-Provence 2013 – Einzelwertung Tag 5


# Trans-Provence 2013 – Stand nach Tag 5

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