Trans Madeira 2019 – Infos
Madeira ist gerade mal 741 Quadratkilometer groß und hat etwas weniger Einwohner als Gelsenkirchen. Fußball spielt hier zwar auch eine große Rolle – Christiano Ronaldo kommt aus Madeira – seit einigen Jahren mausert sich das kleine Idyll mitten im Atlantik aber zum Mountainbike-Mekka. Nach zahlreichen auf der Blumeninsel produzierten Video-Segmenten gastierte 2017 zum ersten Mal die Enduro World Series auf der Insel. 2018 wurde erstmals die Trans Madeira ausgetragen, von der Kollege Gregor berichtete. 2019 gibt es das Doppelpack: EWS Runde 3/2019 und Trans Madeira #2 sorgen für Massenpilgern zu den vielfältigen Trails. Eigentlich bin ich kein Fan von Massenpilgern im Bike-„Urlaub“, nach Gregors Berichten aus dem letzten Jahr ist die Vorfreude aber groß.
Auf Madeira erwartet uns kein Zuckerschlecken. Im Vergleich zum Vorjahr werden mehr Fahrer am Start sein, wir legen mehr Strecke zurück und fahren auf einer Handvoll mehr Stages gegen die Uhr. Die Renndauer bleibt bei fünf Tagen, in denen wir auf 29 Stages und den Transfers dazwischen 220 km zurücklegen sollen. In Summe gehen 140 Rennfahrer aus 26 Ländern an den Start. Wie auch letztes Jahr bleiben die Startzeiten 2019 flexibel und wir nächtigen im Zelt – entspannte Atmosphäre vorprogrammiert.
Nach der Erstauflage 2018 mit Steve Peat, Ratboy, Jerome Clementz und Josh Lewis ist das Fahrerfeld dieses Jahr nicht ganz so prominent. Local Emanuel Pombo wird aber versuchen, seinen Titel zu verteidigen. Bei den Damen geht EWS-Racerin Noga Korem als Favoritin ins Rennen. Auch die Masters-Wertung wird interessant: Vorjahressieger Cri Maierhofer steht auf der Startliste und wird versuchen sich einmal mehr am Treppchen ganz oben zu platzieren.

Der Vorsatz und die Vorbereitung
Mein Rennbericht ist nicht der erste auf MTB-News.de und meine Kollegen hatten sich alle ihre Ziele zur Vorbereitung gesetzt. Die Ausführung hätte jedoch nicht unterschiedlicher ausfallen können: Während Sebastian zur Höchstform aufgelaufen ist und Körper und Geist gestählt hat, blieb Gregor aufgrund von Verletzungspech nur die Last-Minute-Variante. Jakobs Ansatz hingegen hörte sich spaßig an. Wheelies fahren – das passt zu meiner grundsätzlichen Motivation. Und was schreibe ich jetzt in meinen Bericht?
Ich bin kein Rennfahrer. In meiner Mountainbike-Karriere bin ich zwar schon das eine oder andere Rennen gefahren, so richtig gepackt hat mich der Wettkampf-Gedanke dabei aber nie. Fehlender Ehrgeiz, das ist doch Zeitgeist und beschreibend für meine Generation? Egal, ich will Spaß haben. Wenn ich aufs Rad steige, dreht sich eigentlich alles um Fahrspaß. Meine Räder sind so aufgebaut, dass ich mir keine Gedanken dazu machen muss. Meine Ausfahrten sind so gelegt, dass ich möglichst viel Zeit auf möglichst kurvigen Trails zurücklege. Wenn alle anderen zu Hause bleiben, weil der Spaß in Form von Dreckklumpen ins Gesicht geschleudert wird, bin ich normalerweise im Wald. Aber wenn es mal nicht passt, dann bleib auch ich zu Hause. Diese Freiheit will ich mir nicht durch einen Trainingsplan nehmen. Wenn die Motivation am verregneten Feierabend eher Netflix als Radeln sagt, dann will ich mich nicht zum Fahren zwingen müssen. Genau so will ich mich auch vorbereiten.
Um trotzdem etwas zum Erzählen zu haben, wird meine Teilnahme an der Trans Madeira 2019 für mich zu einem kleinen Experiment:
„Muss man Vollblut-Rennfahrer sein, um auf einem Etappen-Rennen seinen Spaß zu haben?“
Muss man sich strikt an einen Trainingsplan halten? Braucht man drei Jahre Rennerfahrung und einen Podiumsplatz auf einem x-beliebigen Rennen, um im blinden Rennformat nicht unterzugehen? Oder ist das Ganze auch eine geile Erfahrung für Biker, die all das nicht haben?
Zum Glück für meine Fitness bin ich, sobald ich auf dem Sattel sitze, ein bisschen getrieben. So schaffe ich es den Winter über und in den Wochen vor dem Rennen regelmäßig auf eines meiner Räder, dafür eher unregelmäßig in den Kraftraum. Nach den etwas einsamen Ausfahrten im matschigen Winter geht es über die Osterfeiertage zum „kleinen Trainingslager“ zu Chri. Nach unseren regelmäßigen Telefonaten kann keiner die Fitness vom Anderen so richtig einschätzen, tatsächlich sind wir aber auf einem recht ähnlichen Level und auch bergab passt der Speed gut zusammen. Ins Rennen starten wir beide also mit einer soliden Grundfitness, aber auch Luft nach oben.
Eine Woche bevor es losgeht, gebe ich mir auf der Trail Trophy in Latsch dann noch die Generalprobe – passt das Material? Was sagen Körper, Geist und Motivation? Ich fühle mich wohl auf dem Rad und bin zuversichtlich, dass ich fit genug bin, um das Rennen zu genießen.
Der Buddy
Mit wem fährt man am besten ein mehrtägiges Enduro-Rennen, bzw. welche Voraussetzungen sollte der Buddy mitbringen? Wenn man wählen darf: Talent beim Schrauben und auf dem Rad, eine ähnliche Einstellung zum Radfahren, eine gute Portion Humor und jemanden, den man gut genug kennt. Mit Chri habe ich da einen richtigen Glücksgriff gemacht: EWS-Mechaniker, Ex-CrossCountry-Racer, leidenschaftlicher Radfahrer und eine verdammt coole Sau, die für jeden Blödsinn zu haben ist. Jeder sollte einen Freund wie Chri haben!

Das Material
Ein ausführlicher Test war angekündigt, jetzt ist es so weit und ich darf das Transition Sentinel durch den Wald scheuchen und euch erzählen, wie sich das Gerät im Vergleich zu anderen Rädern seiner Klasse schlägt. Ganz so weit ist es noch nicht, der vollständige Test wird aber folgen. Da das Bike uns als Rahmenkit erreicht hat, konnte ich innerhalb der Testplanung einen Etappenrennen-würdigen Aufbau selbst zusammenzustellen.
- Rahmen: Transition Sentinel Alu, Größe XL
- Federgabel: Fox 36 Factory Float GRIP2, 160 mm
- Dämpfer: DVO Topaz 2
- Antrieb: Shimano XTR 12 fach, 34 x 10-51
- Bremsen: Shimano XTR M9120
- Laufräder: Newmen TBA, 30 mm Maulweite
- Reifen: WTB Verdict, Tough Casing, High Grip
- Cockpit: Race Face Turbine R (40 mm) / Chester (770 mm, 35 mm), Renthal Push-On Griffe
- Sattelstütze: Vecnum Nivo Travelfit (180 mm)
Gewicht Rennfertig: 15,9 kg






All the gear, no idea!
Beim weiteren Material gilt für mich: Safety First. Man kann nie wissen, was hinter der nächsten Kurve lauert. Körperlich bin ich nicht gerade der Typ mit natürlichem Muskelprotektor. Neben dem Vollvisierhelm und Knieschonern setze ich deswegen auch auf einen Rückenprotektor. Meine Wahl fällt auf etwas Massives. Wenn man sich kopfüber in Steine wirft, ist mir eine Hartschale nach wie vor sympathischer als jeder Wunderschaum. Die Leatt Body Protektor-Jacke fahre ich seit einigen Jahren im Bikepark, den etwas leichteren Chest Protektor 5.5 HD konnte ich bei einem Kumpel ausprobieren. Dank dünnerem Padding ist er für mich der ideale Kompromiss aus Gewicht und Schutzwirkung. Aus dem Enduro-Helm Test der Kollegen aus Bad Kreuznach kann ich zudem den leichten Leatt DBX 4.0 übernehmen. Das Blickfeld hält mir die Smith Squad MTB frei.
Rucksack oder Enduro-Gürtel? Gregor hatte nach der Trans Madeira zum Hipbag geraten. Nachdem ich aber sehr viel trinke und heißes Wetter angesagt ist, nehme ich lieber den Rucksack mit Trinkblase und eine Flasche am Rad mit. Ganz so gut wie Gregor bin ich nicht ausgestattet: Ich verzichte aufs Ersatzschaltwerk und die extra Bremsscheiben. Die klassischen Ersatzteile sind dafür dabei: Speichen, Schaltauge, Bremsbeläge, Schaltseil, etc.

Information: Die Startgebühr zur Trans Madeira wurde von MTB-News.de gezahlt. Für die Flugkosten ist der Veranstalter aufgekommen.
Habt ihr Fragen zu meinem Vorgehen, Rad oder zur Ausrüstung?
11 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDanke euch allen! Tag 1 war schonmal knackig. Bericht kommt
Die Belüftung ist natürlich nicht der Knaller, aber irgendwo muss man Kompromisse eingehen. Ich bin echt froh um das Ding, ist gut steinig hier...Rucksack ist ein kleiner ohne Protektor von Shimano.
Das einzige Testteil von Leatt ist der Helm, der Protektor gehört mir. Knieschoner hab ich auch lieber meine Eigenen dabei, die passen einfach problemlos
Danke für den tollen Bericht!
Der Chris muss fit sein, bei dem Bike Gewicht und 34 Kettenblatt.
Mein Yeti SB150 ist 1kg leichter, hat hinten Eagle und vorne ein 30er Absolute Black Oval Ring.
Spannender Bericht! Als nicht Enduro Racer würde mich interessieren, wie anstrengende die Transferpassagen sind (steht Ihr unter Zeitdruck?) und ob Ihr die Bikes ausschließlich unter dem Aspekt der Downhill Performance wählt oder auch die Kletterfähigkeiten eine Rolle spielen
Ich habe schon viele Teile eher nach der DH-Performance gewählt und nicht so stark aufs Gewicht geachtet. Mir ist es lieber keine Defekte zu haben und bedenkenlos einfach fahren zu können. Ein anderer deutscher Teilnehmer ist bspw mit Maxxis Exo Reifen und Schläuchen gefahren... damit hätte ich viele Platten gehabt und hätte super sauber fahren müssen. Das ist auf Sicht dann schon echt schwierig...
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