Grandiose Trails, bestes Essen und viele mit dem Lift zurückgelegte Höhenmeter – klingt nach den Eigenschaften eines traumhaften Rennwochenendes? So war das Finale der diesjährigen TrailTrophy Saison in Bruneck am Kronplatz.
Tag 0 – Donnerstag
Der Kronplatz, viele meiner MTB-News Kollegen haben mir schon von den Traumtrail im Südtiroler Pustertal vorgeschwärmt. Trailbauer Markus ‚Makke’ Irschara soll sein Handwerk wohl verstehen. Also nehme ich die knapp 500 km und über sechs Stunden im Auto von Freiburg in Kauf, obwohl die üblichen Wochenend-Ziele in der Schweiz und Frankreich deutlich näher liegen. Um 4:30 Uhr geht es also mit dem Auto los Richtung Bruneck und dank des entspannten Verkehrs sitze ich bereits um 11:00 Uhr das erste Mal in der Kronplatz 2000 Gondel. Schon nach der ersten Abfahrt habe ich ein breites Grinsen im Gesicht und sammle mit insgesamt sechs Gondelfahrten fleißig Tiefenmeter. Herrensteig, Hans, Franz, Sigi und die beiden frisch angelegten Trails Alex und Andreas – alle Strecken sind einfach mit viel Liebe angelegt und machen unfassbar viel Spaß, doch zu den Details später mehr. Dann trifft auch Mitstreiter Dennis ein, also geht es nochmal eine Runde auf’s Bike. Nach einer weiteren Abfahrt auf dem CC Top Trail und einer Fahrt mit der Ruis Gondel ist dann nicht nur klar, dass die Trails der Hammer sind, sondern auch, dass ich es mit über 8.000 Tiefenmetern zum „einfahren“ ein wenig übertrieben habe. Also geht es weiter zum Abendessen und dann ins Bett.
Tag 1 – Freitag
Nach einem leckeren Frühstück geht es heute Morgen auf zum Abholen der Startunterlagen an der Talstation der Kronplatz 2000 Gondel. Da die Fahrerbesprechung erst um 13:00 Uhr startet und im Startplatz ein Liftticket für drei Tage enthalten ist, nutze ich den Morgen, um mit den schnellen Jungs und Mädels vom Ibis Team Werx noch zwei Abfahrten zu sammeln.
Danach geht es zur Fahrerbesprechung, bevor wir in den ersten Tag der finalen TrailTrophy der diesjährigen Saison aufbrechen dürfen. Wer die Traumtrails selbst nachfahren möchte, findet auf Trailguide.net detaillierte Beschreibungen inklusive GPX Tracks. Für uns geht es zunächst auf Asphalt hinab nach Bruneck und dann auf Schotter bergauf zu Stage 1, wobei wir nur etwa 100 Höhenmeter bergauf pedalieren müssen.
Stage 1, der Schießstand, gestaltet sich tretlastig. Nach einer kurzen Bergauf-Passage wartet eine Stück Singletrail und eine Highspeed-Sektion auf einem recht breiten Schotterweg. Danach geht es zunächst auf Schotter und dann auf einem Waldweg gefühlt quälend lang bergauf. Als Entschädigung warten allerdings einige frischen Kurven auf losem Waldboden, die mächtig Spaß machen. Mir persönlich fehlt nach dem Uphill jedoch die Kraft in den Beinen und die Konzentration, um noch viel rauszuholen – hier rächt sich, dass ich die ganze Saison über noch kein einziges Rennen gefahren bin. Nach einer flotten Singletrail-Passage inklusive einigen steileren Kurven geht es dann leicht bergauf über Wurzeln ins Ziel.
Nach dieser Tortur gönnen Dennis und ich uns in Bruneck erstmal eine Portion Eis bevor wir uns an den Transfer mit etwa 400 Höhenmetern wagen.
Mit Stage 2 wartet dann schon am ersten Tag eines meiner absoluten Trail-Highlights des Wochenendes auf uns: der Alex Trail. Die Strecke ist komplett neu angelegt und zirkelt sich in engen, aber dank leichten Anliegern extrem gut fahrbaren Kurven auf frischem Waldboden den Hang hinab. Nach den Kurven warten teilweise kurze Zwischenanstiege mit Felsen und Wurzeln, weshalb es gilt hier flüssig durchzukommen, um möglichst wenig pedalieren zu müssen – sonst herrscht Pedalaufsetzer-Gefahr. Ich habe mächtig Spaß, bin jedoch in einer Kurve unkonzentriert und bringe zu wenig Druck auf die Front. Das Vorderrad rutscht weg und ich liege auf der Seite. Zum Glück komme ich schnell wieder auf’s Rad, komme im flachen letzten Teilstück des Alex Trails aber nicht mehr so richtig in den Flow. Einige große Felsen dienen als letzte Herausforderung auf der Stage, bevor ich im Ziel feststellen darf, dass mich der Fahrfehler einen aufgerissenen Handschuh gekostet hat.
Danach wartet nochmal ein Uphill mit etwa 100 Höhenmetern auf uns, bevor wir uns auf die finale Stage des Tages begeben dürfen.
Als Stage 3 dient der Korer Trail, der mir mit engen Kurven in steilem Gelände auf feuchtem Waldboden nochmal alles abverlangte. Zwar bietet der Untergrund erstaunlich viel Grip, doch ist es in dem technischen Gelände äußerst schwierig, die richtige Geschwindigkeit zu finden und zu halten. Irgendwann wird der Trail etwas flacher und es gilt in einer Wurzelpassage irgendwie die Geschwindigkeit zu halten. Danach wartet nach einer Schotterweg-Überquerung eine lange Wiesengerade, die natürlich mit Vollgas gefahren wird. Doch der Highspeed-Rausch hält nicht lange an, denn durch eine 90° Kurve geht es entschleunigt in die letzte Offcamber-Wurzelsektion.
Nach einem anstrengenden ersten Tag ganz ohne Liftfahren geht es Richtung Talstation. Dort wartet zum Abendessen ein leckeres Buffet auf uns – die lange Schlange zeugt von den Qualitäten der Gourmet-Qualitäten der Schlemmertrophy.
Tag 2
Nachdem wir uns auch heute Morgen wieder bei bestem Wetter an der Talstation der Kronplatz 2000 Gondel getroffen haben, erwartet uns als Aufwärmphase ein halbstündiger Transfer, bei dem wir auf 8 km Strecke etwa 100 Höhenmeter überwinden.
Dann erwartet uns mit Stage 4 eine tretlastige Stage mit Namen Maria Saalen. Sie beginnt recht flach auf losem Waldboden, wobei starke Oberschenkel zur Beschleunigung gefragt sind. Darauf folgt eine absolute Highspeed-Passage auf Schotter, bevor ein gefühlt quälend langer Uphill beginnt. Ich bin zunächst motiviert und nehme den ersten Teil des Anstiegs im Wiegetritt in Angriff. Doch dann wechselt der Untergrund zu Waldboden mit Wurzeln – und es geht weiter bergauf. Meine Beine sagen „lieber nicht“! Ich betätige den Hebel der versenkbaren Sattelstütze und kämpfe mich weiter hinauf. Danach startet ein schneller Trail auf losem Waldboden mit kurzen aber knackigen Gegenanstiegen und einer Off Camber-Sektion. Diesen versuche ich mit brennenden Oberschenkeln bestmöglich zu meistern, bevor ich dankbar im Ziel ankomme.
Nun geht es die etwa 8 km lange Strecke zurück zur Kronplatz 2000 Gondel, die uns ganz entspannt etwa 1.300 Höhemeter bergauf befördert. Von hier aus geht es noch ein Stück auf einem entspannten Trail mit vielen Anliegern bergab, bevor wir am Start der nächsten Wertungsprüfung ankommen.
Als Stage 5 dient uns der Gassl Trail. Während die bisherigen Stages alle eher kurz aber knackig waren, zieht sich diese Stage über 3 km und 500 Tiefenmeter lange den Berg hinab. Uns erwarten viele schottrig schnelle Anliegerkurven. Für das hohe Renntempo laufen diese teilweise jedoch etwas flach aus, weshalb vollste Konzentration bei der Linienwahl und Druck auf dem Vorderrad gefragt sind. Als entspanntes Hinabrollen kann man den eher flowigen Gassl Trail also nicht bezeichnen – zumal man aus den Kurven teilweise ordentlich hinauspedalieren kann, um Geschwindigkeit aufzubauen – von den beiden Tretpassagen über eine schöne Weidewiese und einen langen Northshore ganz zu schweigen. Für mich läuft die Stage halbwegs flüssig, wobei ich nicht ganz am Limit unterwegs bin und nach meinem Vorderradrutscher am gestrigen Tag auf den Schotterkurven eher auf Nummer sicher gehe.
Nach dieser Stage geht es mit der Olang I und II Gondel wieder hinauf auf den Kronplatz, wo wir erstmal eine Mittagspause einlegen dürfen. Es ist Pasta Party angesagt und aus der großen Auswahl an Varianten wähle ich die Spinat Spätzle mit Schinken-Sahnesauce – mega lecker und eine ganz schön ordentliche Portion. Den gut gefüllten Bauch würde ich später sicher noch bereuen. Nach der Pause rollen wir ein Stück bergab zur nächsten Herausforderung.
Stage 6 trägt den schönen Namen Crazy Bunny. Wie der Name schon vermuten lässt erwarten uns hier einige Sprünge samt vielen Highspeed-Anliegern. Die Tables werden bei hohem Tempo plötzlich ganz schön kurz und wollen weggedrückt werden. Im Wald wird der CC Top Trail dann etwas schmaler und verlangt mit ein paar Wurzelfeldern und engeren Kurven nochmals vollste Konzentration.
Mit der Ruis Gondel geht es die 500 Höhenmeter zurück bergauf auf den Kronplatz, bevor uns ein langer Downhill-Transfer in alpinem Gelände mit viel Fels, Schotter und Anliegerkurven erwartet. Prompt fängt sich Max vom Ibis Team Werx auch einen Platten ein und wir verbringen einige Zeit mit flicken und aufpumpen.
Als Stage 7 erwartet uns dann der „Lange Hans“ mit etwa 300 Tiefenmetern. Was zunächst entspannt klingt, entwickelt sich dank engen Serpentinen in steilem Gelände zu einem Kraftakt. Darauf folgt eine Vollgas-Passage, in der einige schnell Richtungswechsel vollste Konzentration fragen. Auf einem Schotterweg angekommen erwartet uns nicht etwa das Ende der Stage, sondern ein etwa 200 m langer Uphill, den ich motiviert im Wiegetritt überwinde, bevor ich versuche die letzten paar flowige Anliegerkurven halbwegs sauber ins Ziel zu fahren.
Um zur nächsten Wertungsprüfung zu gelangen, erwartet uns diesmal nur ein kurzen Trail-Transfer …
und schon stehen wir am Start von Stage 8, dem Sigi Trail. Etwas über 200 Tiefenmeter mit einem wahren Kurven-Massaker erwarten uns. Die massiven Anlieger erfordern bei entsprechender Geschwindigkeit mächtig Kraft, um nicht förmlich ins Bike gedrückt zu werden. Wenn man flüssig durch die Kurven kommt, kann man jedoch ordentlich Tempo mitnehmen und darf sich über ein wahres Fliehkraft-Feuerwerk im Bauch freuen. Darauf warten einige flachere, aber dennoch extrem schnelle Anlieger, bevor es in eine schnelle Wurzelpassage geht, die uns mit mächtig Gerumpel nochmal ordentlich durchschüttelt. Nachdem ich im oberen Teil nicht ganz so gut durchkomme wie erhofft, lasse ich hier einfach die Bremse auf und halte den Lenker fest – dank 180 mm Federweg kein Problem. Nach einigen wenigen weiteren Kurven war Tag 2 geschafft.
Jedenfalls fast, denn im Ziel wartete noch der fast wichtigste Tagesordnungspunkt: das leckere Barbecue, bei dem wir uns dank reichlich Auswahl den Bauch vollschlagen durften.
Tag 3
Nachdem es in der Nacht wohl etwas geregnet hat, dürfen wir heute wieder bei besten Wetter in den letzten Tag der diesjährigen TrailTrophy Saison starten. Mit der Kronplatz 2000 Gondel geht es bequem bergauf, bevor wir nach einem kurzen Transfer schon vor der ersten Herausforderung des Tages stehen.
Stage 9 verläuft ebenso wie Stage 6 am Vortag am Hang Richtung Ruis Gondel. Diesmal erwarten uns jedoch keine Tables, sondern große gebaute Kurven und viele Highspeed-Passagen. Die Trail wird durch einen Schotterweg in zwei Teile geteilt, auf den man in spitzem Winkel auffährt und wieder in den Trail abbiegt. Bei diesen beiden hakelig flachen Schotterkurven lasse ich viel Zeit liegen, habe dafür aber mächtig Spaß in den schnellen Anliegerkurven. Nach knapp 300 Tiefenmetern schießen wir durchs Ziel.
Dann geht es mit der Ruis Gondel wieder auf den Kronplatz, bevor uns wie schon am Vortag der lange Downhill-Transfer in alpinem Gelände erwartet.
Mit Stage 10 erwartet uns mit einer Kombination aus Ochsenalm und Franz eine der härtesten Herausforderungen des Wochenendes. Direkt am Start erwartet uns eine Vollgas Baller-Passage über ein schickes Steinfeld inklusive hohen Stufen, bevor der Trail weniger felsig wird. Dafür fordern schräge Wurzeln und Kurven in Falllinie weiterhin vollste Konzentration. Als wäre das nicht genug, hat der Trail mit knapp 2 km Länge und 350 Tiefenmetern auch noch eine ganz ordentliche Länge. Trotzdem – oder gerade deswegen? – habe ich auf dem Trail unfassbar viel Spaß und bewerte diese Stage als einen meiner Lieblingstrails des Wochenendes.
Nach einer kurzen Uphill-Passage kommen wir dann an der letzten Stage des Tages an.
Stage 11 ist der Andreas Trail, der den gleichen Startpunkt hat wie der Alex Trail am ersten Tag. Während sich auch der erste Teil der Stages gleich gestalten, biegt der Andreas Trail dann rechts ab und führt etwas steiler den Hang hinab. Frischer loser Waldboden mit viel Grip sorgt für ein Grinsen im Gesicht, während Gegenanstiege mit Steinen und Wurzeln einen vorsichtigen Umgang mit der Kurbel erforderten. Einige Stufen sorgen für ordentliche Kompressionen, eine Stufe, die direkt in eine Kurve führt wirft mich mit dem Oberkörper auf den Vorbau und ich gehe fast vom Rad. Der steilere Verlauf im Vergleich zum Andreas Trail sorgt dafür, dass gegen Ende nochmal ein minimaler Gegenanstieg auf die Fahrer wartet, bevor es durch die letzen traumhaften Waldboden-Kurven ins Ziel geht. Geschafft!
Nach dem Auslesen der Transponder ist schnell klar, dass sich meine Befürchtung bestätigt: nach einem ganzen Jahr ohne Rennen und ordentliches Training fehlt einfach die Routine und meine Zeiten sind entsprechend nicht besonders. Doch die Trails am Kronplatz waren der Wahnsinn – auch an dieser Stelle nochmal einen großen Dank an Trailbauer Markus ‚Makke’ Irschara. Die Renn-Organisation war TrailTrophy-typisch perfekt und das Essen der Hammer. Apropos Essen, zum Abschluss dürfen wir nochmal eine ordentliche Portion Nudeln genießen bevor es an die Siegerehrung inklusive Feier der Gesamtserien-Sieger geht.
Dann erwartet mich die lange Rückfahrt Richtung Freiburg, wobei ich hoffe mit der restlichen Tankfüllung noch über die Grenze nach Österreich zu kommen – die Spritpreise in Italien sind nämlich ein Traum … Ob ich trotzdem Lust habe im nächsten Jahr wiederzukommen? Unbedingt!