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TrailTrophy Flims/Laax
Vom Gletscher ins Tal – das besondere Enduro-Erlebnis

Letztes Jahr bestritt ich in Flims/Laax mein zweites Enduro-Rennen überhaupt. Ich war nach dem zweiten Renntag so geflasht, dass ich zunächst einige Zeit brauchte, dies zu verarbeiten. Ich war zuvor noch nie in hochalpinen Regionen mit dem Bike unterwegs und durfte dann direkt auf den Resten eines Gletschers fahren!? Krasses Bike-Erlebnis! Mit diesem Hintergrundgedanken reise ich erneut nach Graubünden und freue mich riesig auf die Stages. Doch dann kommt, wie so oft im Renngeschehen, zunächst alles anders.

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Der erste Renntag der TrailTrophy beginnt gemütlich nach dem Mittagessen. Für Freitag sind 4 Stages geplant, dabei steht eine als Nightstage auf dem Plan. Es wird nicht geliftet, somit ist der erste Tag eher ein All Mountain-Renntag. Die drei Stages am Nachmittag sind die Gleichen wie im vergangenen Jahr. Ich habe sie als nicht allzu technisch anspruchsvoll im Hinterkopf. Scheinbar sind sie aber doch technisch anspruchsvoller, als ich dachte. Denn bereits auf der ersten Stage soll mir gleich ein ordentliches Missgeschick passieren, was über meinen Rennverlauf bestimmen wird. In der zweiten Kurve möchte ich ein kleines Steinfeld überspringen, da macht es schon “pfffftt” und die Dichtmilch spritzt aus meinem Hinterreifen. Die Luft verabschiedet sich vollständig aus dem Reifen – ein Hoch auf CushCore! Denn nur so konnte ich die physisch anspruchsvolle Stage wenigstens noch einigermaßen zu Ende rollen, ohne auf der Felge fahren zu müssen. “So fühlt es sich also an, wenn man nicht auf der Felge, sondern auf einem Tire Insert den Berg hinunterschießt … interessant!”, denke ich mir so auf der Stage. Geht überraschend gut, aber natürlich nicht allzu schnell. Meine platten- und defektfreie Zeit nimmt nach 2 Jahren nun sein Ende – schade eigentlich.

# Das Eventgelände
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Der einzige Lichtblick nach dieser Stage ist, dass ich offensichtlich nicht die Einzige mit einem Platten bin, denn mehrere Mitstreiter müssen flicken! Auch ein Fahrer des Moustache Enduro Racing Teams musste ran, aber ganz zur Freude seiner Kollegen hatte er vorne platt. “Wenigstens hast du hinten platt, Theresia! Vorne wäre es ein Fahrfehler, hinten bedeutet einfach, dass du zu hart geshreddet hast”, darf ich mir erfreulicherweise anhören. Okay, das hört sich jetzt schon gleich ganz anders an. Fortan erzähle ich rum: “Ey, ich habe zu hart geshreddet, hatte direkt auf der ersten Stage hinten platt!” Leider ändert das aber nichts an meiner Zeit und auch nicht an der Tatsache, dass es ein Desaster wird, den Reifen wieder dicht zu bekommen. Ich verliere immer wieder die Luft aus dem Reifen, bringe aber die beiden weiteren Stages des Tages einigermaßen heil hinunter. Die dritte Stage macht auch noch einmal richtig Laune, da sie keine Gegenanstiege hat und im steilen Abhang durchaus etwas technisches Fahrkönnen gefragt ist.

# Es sieht nicht wirklich nach einem Platten aus, doch hinten fahre ich bereits auf CushCore!
# Hoch konzentrierter Blick während ich einen erneuten CushCore-Durchschlag spüre, Hallo Felge!
# Mein Teamkollege Björn Feldmann auf der ersten Stage.

Mit der Nightstage kann ich mich leider immer noch nicht so richtig anfreunden, da ich bei Nacht extrem schlecht sehe und teilweise Angst bekomme, wenn ich zu schnell bin. Es fühlt sich einfach nicht gut an und ich bremse auf der eigentlich sehr flowigen Strecke viel zu viel. Ich will es nur irgendwie hinter mich bringen – typisch für ängstliches Fahren war es nur leider nicht schnell. Trotzdem ein ganz neues Fahrerlebnis und die meisten Fahrer haben sichtlich ihren Spaß.

# Die Nightstage und ich werden wohl keine guten Freunde mehr. Im letzten Jahr stürzte ich direkt nach dem Start, dieses Jahr habe ich mich dabei unwohl gefühlt.
# Die Begeisterung für die Night-Stage ist mir wirklich ins Gesicht geschrieben. Ängstlich rolle ich den Flowtrail herunter.

Nach nicht allzu viel Schlaf bricht der zweite Renntag an. Liften ist angesagt! Die ersten beiden Stages sind sehr gut zum langsam in den Tag kommen: Relativ flowige, Bikepark-ähnliche, kurvenreiche Stages, die technisch nicht allzu anspruchsvoll sind. Bei geschicktem Fahren ganz nach dem “smooth operator”, müsste man hier auch nicht allzu viel Kraft aufwenden, sondern könnte viel mit rundem und cleverem Fahren herausholen. Scheint mir aber nicht so wirklich zu gelingen, da ich die Kurven immer sehr komisch anbremse, viel zu viel Schwung verliere und nie wirklich über die Tables springen kann.

Trotzdem macht es Spaß und ich genieße es einfach, in diesem wunderschönen Trail-Gebiet mit Freunden biken zu dürfen. Ein besseres Wochenende kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Nachdem wir einige Höhenmeter zurück zur Liftstation getreten haben, werden wir auch schon zum Mittagessen geliftet. Ich beschließe für mich, an diesem Wochenende nicht mehr über Rennzeiten nachzudenken, sondern einfach die wunderschöne Gegend und das Wochenende mit Freunden zu genießen. Das Mittagessen ist ein Traum! Spaghetti Bolognese und eine Rivella auf 2100 Metern Höhe, strahlender Sonnenschein, traumhaftes Bergpanorama – was braucht man mehr an einem Samstagmittag?

# Pedal to the medal, Rob! Mein Bruder auf der ersten Stage des zweiten Renntages.
# Ganz schön dünne Luft auf 2500 Metern über dem Meeresspiegel.
# Im Hintergrund kann man den Vorabgletscher sehen - zumindest das, was noch davon übrig ist.
# Nach meinem Platten auf der 1. Stage habe ich mir vorgenommen, nicht mehr im übertriebenen Renntempo die Stages abzuknallen, sondern das Wochenende zu genießen.
# Robert Schwenk auf der vorletzten Stage des zweiten Renntages

Nachdem wir uns knappe 500 Höhenmetern in Richtung Vorabgletscher gequält haben, genießen wir ein einzigartiges Bike-Erlebnis. Wir befinden uns nun auf 2.570 hm, was bedeutet, dass die Luft dünner ist und der ein oder andere mit dem Sauerstoffmangel auch schon zu kämpfen hat. Die Erfahrung, die dann folgt, macht die ganze Anstrengung vom Uphill aber wieder gut. Eine Stage führt über die Gletscherfelsen und tatsächlich auch durch ein Mini-Schneefeld. Ich bin auch in diesem Jahr wieder vollkommen geflasht, denn das ist ein Bike-Erlebnis vom Allerfeinsten. Die Landschaft sieht nicht nach unserer Erde aus, sondern eher nach der Oberfläche des Mondes. Da ich mich mehr auf die Erlebnisse, als auf die Zeiten konzentrieren möchte, nehme ich die Natur in diesem Jahr viel intensiver wahr. Ich genieße jede Sekunde der Stage und komme mit einem riesigen Grinsen im Gesicht im Ziel der Stage an.

Auch meine Teamkollegen sind super happy und wir unterhalten uns kurz über dieses Erlebnis, ehe wir zur nächsten Stage rollen. Es erwartet uns nun eine wunderschöne, relativ schnelle hochalpine Stage, auf der wir nicht ganz alleine sind. Kühe stehen neben der Stage und schauen uns beim Racen zu. Was sich die wohl denken? Ich habe richtig viel Spaß auf den Highspeed-Stücken und erfreue mich über den saftig grünen Untergrund, der von wunderschönen Blumen durchsät ist. Die letzte Stage des Tages ist dann schon unterhalb der Baumgrenze und führt teilweise durch einen Wald, der selbstverständlich von Wurzelfeldern geprägt ist. Auch spaßig – die hochalpinen Stages sind mir dennoch mehr in Erinnerung geblieben.

# Auf einer der Highspeed-Stücke schaffe ich es tatsächlich, mein Vorderrad etwas in die Luft zu reißen - ich bin von mir selber überrascht.
# So kann das auch aussehen - Christian zieht bereits vor dem Steinfeld ab und überspringt es komplett.
# Marcel, mein Arbeitskollege aus unserem Store in Aachen, lässt sein Santa Cruz ordentlich arbeiten!
# Lecker schmecker - diese Kuh mag wohl das Salz von meinen Händen und Armen.
# Elfriede, meine Lieblingskuh vom Wochenende!
# Im hochalpinen Gebiet macht mir das Biken besonders viel Spaß!
# Dieses Panorama ist einfach ein Traum!

Am Abend des zweiten Renntags gibt es ein gemeinsames Abendessen für alle Teilnehmer der TrailTrophy. Direkt neben dem Laaxersee ist ein Festzelt aufgebaut und wir freuen uns über ein Buffet, bei dem garantiert jeder etwas Leckeres zu Essen findet. Abends sind wir froh, dass wir etwas früher ins Bett kommen als noch am Vorabend. Der Renntag hat dann doch ganz schön Kraft gekostet.

Am letzten Renntag werden wir wieder in hochalpines Gebiet geliftet. Ich genieße die letzten drei Stages vor diesen atemberaubenden Bergpanoramen. Zwischen den Stages gibt es ein zweites Frühstück an unserem Stand, sodass sich alle Teilnehmer gestärkt auf die letzten Kilometer des Rennwochenendes begeben können. Die vorletzte Stage wird dann nochmal zu einer richtigen Materialschlacht: Zwei meiner Teamkollegen haben einen Platten – allerdings stehen rundherum mindestens noch fünf Fahrer, die ihren Reifen flicken müssen. Und noch nicht genug: Es rollen immer mehr mit Defekten zum Ziel der Stage, wenn nicht gar schon auf der Stage geflickt wurde. Ein Teilnehmer hat sein Schaltwerk völlig zerstört, aber hey: Die Kette war noch ganz! Die Kette übergibt er dann Robert, meinem kettenlosen Bruder, der seine Kette auf der Stage scheinbar – dank zu viel Watt – zum Reißen gebracht hat. Zu viert versuchen Ebi, Björn, Robert und Christian zudem die Felge von Björn wieder einigermaßen gerade zu bekommen. Das ist Enduro! Man hilft sich gegenseitig, wo man nur kann!

# 4 Männer, eine kaputte Felge!

Danke für die tolle und einwandfreie Organisation! Danke Flims – wir freuen uns, dich bald wiederzusehen!

Wart ihr schon einmal in Flims/Laax fahren?

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