Orange Segment RS – Modell 2015
Kurz und bündig
- 29er All Mountain mit Aluminium-Rahmen
- Trailbike mit 110 mm Federweg
- Handmade in UK
- in drei Größen erhältlich: M, L und XL
- Gewicht: 13.6 kg (bei Größe “L”, ohne Pedale)
- Preis: £3,900 (~5390 €)
Was das Segment RS können soll
Steif, schnell und spielerisch – das Segment RS soll alles bringen. Aber die Jungs von Orange sagen selbst, dass das 29er die Gemüter spalten wird, vor allem dank der reduzierten Single Pivot-Konstruktion. Der Federweg ist knapp mit 110 mm / 120 mm, die Bremsen dafür wuchtig mit 200 mm / 180 mm. Soll heißen, es kann und soll ruhig schnell werden. Das Segment RS, made in England, made for Trail-Fahrer, die gerne pushen und mehr wollen als nur drüberrollen.
Der erste Kontakt
Bikes von Orange erhitzen die Gemüter: Die einen lieben die fette Hinterbauschwinge mit den groß dimensionierten Lagern, die anderen hassen die auffällige, aber wartungsarme Konstruktion. Wir sind gespannt, ob uns der kleine Bruder des längerhubigen AM-Bikes Five überzeugen kann. Die Ausstattung spricht dafür, dass sich die Firma aus Newbrunswick Gedanken über die Abfahrtseignung gemacht hat: ZTR Archer Felgen auf Hope Evo 2 Naben, RockShox-Fahrwerk bestehend aus einem Monarch Dämpfer und einer Pike an der Front, Shimano XT Bremsen. Für ein leichtes Cockpit sorgt ein Renthal Fatbar Lite Carbon, der in einem eleganten Thomson Vorbau steckt. Zu guter letzt ist eine bewährte RockShox Reverb verbaut. Na dann – ab in die Abfahrt!


In der Praxis
Im Vergleich mit den anderen Testbikes, die wir im Test hattenm fällt das Gewicht auf: 13,6 kg sind für ein Bike dieser Kategorie nicht ganz wenig, auch wenn die Anbauteile nicht zu schwer ausfallen. Viel Material an Schwinge und der recht voluminöse Rahmen tragen hier vermutlich ihren Teil dazu bei. Systembedingt hilft dieses Mehrgewicht leider nicht viel, um beispielsweise die Steifigkeitswerte des ähnlich schweren Banshee Phantom zu erreichen.
Insbesondere am Heck sorgte dies für Abrieb der Reifen innerhalb der Schwinge. Nachgiebigkeit oder Flex kann bis zu einem gewissen Grad als positive Eigenschaft gewertet werden – vor allem bei zügiger Fahrerweise in verblockten Trails. Schläge werden so nicht durchgängig an den Fahrer übertragen, während sich das Laufrad seinen Weg sucht, ohne direkt vom Hindernis abgelenkt zu werden.
Insbesondere unsere leichteren Tester hatten jedoch Schwierigkeiten bei der Achslastverteilung, denn diese sorgte ab und an dafür, dass das Vorderrad verrutschte und den Fahrer mit unvorhersehbaren Aktionen überraschte. Schwere und größere Tester fanden zwar im verhältnismäßig kurzen Reach wenig Bewegungsspielraum, brachten aber mehr Druck und somit Grip aufs Vorderrad.
Der kurzhubige Dämpfer erfordert viel Zeit beim Setup. Wenige PSI Unterschied beeinflussen die Fahrerposition und das Fahrverhalten maßgeblich. Hier sollte man bereit sein, sich mit der Thematik tiefer zu beschäftigen, um eine passende Einstellung zu finden. Am Ende wird das Segment keine Sänfte werden. Der Hinterbau ist sehr straff und die im Vergleich zum recht kurzen Hauptrahmen lange Kettenstrebe sorgt für weniger Bremstraktion und ein nicht ganz definiertes Fahrgefühl. Der Hinterbau gibt somit wenig Information vom Untergrund an den Fahrer weiter, was den Überraschungsfaktor in brenzligen Situationen noch zusätzlich erhöht.
Um beim Eingelenker ein allzugroßes Wippen zu vermeiden, sollte der Dämpfer generell mit mehr Druck gefahren werden, was aber durch ein unsensibles Ansprechverhalten erkauft wird. Feintuning, wie schon weiter oben beschrieben, ist also angesagt. Die Pike RCT3 an der Front konnte dagegen überzeugen und auch mit der restlichen Ausstattung waren alle Tester zufrieden.

Geht es bergauf, lag das Orange leider am Ende des Testfeldes. Im weichen Rahmen verpufft viel Energie und der Hinterbau ist auch in der Lockout-Position nicht frei von den Einflüssen der Kette. Der simpel gehaltene Eingelenker kommt unserer Meinung nach mit modernen Kinematiken einfach nicht mehr mit.
Vertrauen erwecken dabei allerdings die großzügig dimensionierten Lager und die massiven Rahmenrohre. Allgemein ist das Bike sehr abfahrtsorientiert aufgebaut, was den Spaßfaktor eines solchen Bikes betont.
Test: Orange Segment RS – das Fazit
Das Segment RS polarisierte das Testteam extrem. Wer auf absolute Lenkpräzision und Antriebseffizienz großen Wert legt, ist hier an der falschen Adresse. Aufgrund seiner mangelhaften Lenkpräzision und des schwer vorhersehbaren Fahrverhaltens ist das Rad keine Wahl für sicherheitsbewusste Fahrer und Rennfahrer, die sich an der Grenze bewegen. Lenkbewegungen vom Fahrer werden nur schlecht umgesetzt, was eine präzise Linienwahl erschwert bzw. in ruppigem Gelände fast unmöglich macht. Bergauf wirkte sich das hohe Gewicht, Wippen und die fehlende Steifigkeit negativ auf die Performance aus.
Wer sich die Zeit für das penible Setup nimmt, kann von einem sehr spaßig zu fahrenden Bike profitieren, das im groben Gelände bequem und mit entsprechendem Nachdruck vom Fahrer für breites Grinsen beim Singletrailslalom bewegt werden kann.
Pro:
- Bike sucht sich seine eigene Linie und spart dadurch Kraft
- Gut funktionierende, solide Ausstattung
- Eigenständige Optik
Contra:
- Schwer – aber trotzdem nicht sehr steif
- Schwammiger, undefinierter Hinterbau
- Schlechte Performance bergauf

Alle Details zum Bike und Test
Orange Segment Ausstattung
Hinweis: Unser geliefertes Testbike wich leicht von der Orange Original-Ausstattung ab (Bremsen, Sattelstütze, Vorbau)
Segment Pro | Segment RS | Segment Factory | |
---|---|---|---|
Gabel | Fox 34 Performance 120mm | RockShox Pike 120 RCT3 Solo Air | Fox 34 Factory 120mm Kashima |
Dämpfer | Fox Float DPS EVOL Performance | Rockshox Monarch RT3 | Fox Float DPS EVOL Factory Kashima |
Steuersatz | Cane Creek 49mm For Tapered Steerer | Cane Creek 49mm For Tapered Steerer | Hope 4F 49mm Headtube Tapered Steerer |
Kurbeln | Race Face AEFFECT Direct Mount 30t | Race Face Turbine Direct Mount 30t | Race Face SixC Direct Mount 30t |
Kettenführung | MRP 1X Guide | MRP 1X Guide | MRP 1X Guide |
Schaltung | Shimano SLX Shadow + | SRAM GX1 11spd | SRAM X01 Carbon 11spd |
Laufräder | Formula + Alex MD23 Tubeless Ready | Hope Pro II Evo + Alex Volar 2.5 Tubeless Ready | Hope Pro II Evo + Easton Arc 27 |
Reifen | Maxxis High Roller II Exo TR 2.3 | Maxxis Minion DHF 3C Exo TR/High Roller II Exo TR | Maxxis Minion DHF 3C Exo TR/High Roller II Exo TR |
Bremsen | SRAM DB5 180mm/180mm | SRAM Guide R 200mm/180mm | SRAM Guide RS 200mm/180mm |
Vorbau | Race Face Ride | Renthal Apex | Race Face Atlas M35 |
Lenker | Race Face Chester Riser 780mm | Renthal Fatbar 20mm Rise 780mm | Race Face SixC Riser 35 Bar Bore 800mm |
Griffe | 2016 Strange Lock-On | 2016 Strange Lock-On | 2016 Strange Lock-On |
Sattelstütze | Race Face Ride | KS Lev Integra 125mm drop | RockShox Reverb Stealth Connectamajig |
Sattel | SDG Falcon Orange Edition | SDG Falcon Orange Edition | SDG Bel-Air 2.0 Strange Edition |
Größe | Medium | Large | X-Large |
---|---|---|---|
Sattelrohrlänge | |||
Reach | 424 mm | 444 mm | 457 mm |
Stack | 612 mm | 612 mm | 631 mm |
Lenkwinkel | 67,5° | 67,5° | 67,5° |
Sitzwinkel | 74° | 74° | 74° |
Oberrohrlänge (horizontal) | 600 mm | 620 mm | 640 mm |
Hinterbaulänge | 450 mm | 450 mm | 450 mm |
Radstand | 1157 mm | 1177 mm | 1200 mm |
Tretlagerhöhe | 330 mm | 330 mm | 330 mm |
Tretlagerabsenkung | 40 mm | 40 mm | 40 mm |
Überstandshöhe | 732 mm | 757 mm | 793 mm |
Steuerrohrlänge | 110 mm | 110 mm | 130 mm |
Alle Trailbike-Tests:
- 29″ Trail-Bikes 2015 – Vergleichstest: die nächste Generation Alleskönner?
- Trailbike Vergleichstest: Banshee Phantom – Highspeedballermaschine
- Trailbike Vergleichstest: BMC Speedfox SF02
- Trailbike Vergleichstest: Kona Process 111 – Agiler Spieler
- Trailbike Vergleichstest: Salsa Horsethief Carbon – leichter Allrounder
- Trailbike Vergleichstest: Transition Smuggler
- Trailbike Vergleichstest: Orange Segment RS
- Trailbike Vergleichstest: Bergamont Contrail 29 MGN
- 29″ Trail-Bikes 2015 – Vergleichstest: Fazit und Testsieger
Website: www.orangebikes.co.uk
Text & Redaktion: Thomas Fritsch, Johannes Herden, Thomas Paatz | MTB-News.de 2015
Bilder: Jens Staudt
79 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumÄhhh ...... nein!
Verstehe ich leider immer noch nicht!
Allerdings zweifle ich gerade weniger an Deinem Standpunkt als an der Diskrepanz zwischen der von Dir vorgelegten Kurve und der mir vorliegenden von Seiten der Konstruktion.
Ehrlich gesagt ist mein Klärungsbedarf jetzt eher größer.
Die Kurve die ich hier habe sieht anders aus.
Übersetzung startet bei 2,93 und endet irgendwo bei 2,77 und das kommt mit exakten Angaben der Drehpunkte aus der Konstruktion.
Habe mich mit dem Bikechecker offen gesagt nie auseinandergesetzt aber das mache ich jetzt mal.
Um mal etwas ganz ehrlich zu sagen...


Wieso streitet ihr euch über so etwas banales, wie das Testergebnis eines Bikes? 😵
Ich bin mir sicher, man könnte ganze Bücher über die Vor- und Nachteile eines Eingelenkter füllen und wer von Haus aus Zweifel über deren Funktion und ähnliches hat wird sich auch schwer eines besseren belehren lassen...
Andersrum is es aber genauso. Um ganz klar zu sagen, ich persönlich bin noch nie einen gefahren und kann daher relativ wenig dazu sagen.
Fakt ist jedoch: Das Orange ist ähnlich wie ein Nicolai ein Bike mit Charakter. Geschmack mal außen vor gelassen. Wer ein Rad mit 'Herz' sucht wird sich wohl kaum ein 9 Kilo Racefully aus Carbon zulegen. Wer ein Leichtes Racefully will wird sich wohl kaum ein 13 Kilo Nicolai oder 13,8 Kilo Orange Bike zulegen.
Ich persönlich bin ein Perfektionist was das Unperfekte angeht...
Bei meinem Nicolai stört es mich nicht wenn der Factory Raw Rahmen ein paar Werkzeugspuren aufweist, weil es eben die Liebe in die vielen kleinen Details ausmacht, die den Rahmen einzigartig und besonders machen.
Bei einem Racefully würd ich glaub ich durchdrehen wenn Der Rahmen irgendwelche Macke hätte (muss nur ein kleiner Kratzer sein), weil ich etwas anderes erwarte...
Was jetzt nicht heißen soll, dass ich bei N oder Orange so etwas generell erwarte. Fakt ist jedoch, dass ein Handmade Rahmen immer irgendwelche feinen Unstimmigkeiten aufweisen wird, eben weil er Handmade ist. Umso besser finde ich es, dass diese Hersteller solche Unstimmigkeiten nicht unter einer Tonne Pulverlack verstecken wollen, sondern dem Kunden selbst die Wahl lassen ob er sie sehen will oder nicht.
Lange Rede kurzer Sinn:
Willst du was leichtes, oder meinetwegen viel Bike für wenig Geld, Finger Weg von Nicolai, Orange und Co. Das funktioniert (meistens) nie.
Legst du Wert auf Handarbeit, Regionalität oder willst einfach etwas was kein anderer hat? Ist das Gewicht zweitrangig? Dann leg dir ein Nicolai, Orange und Co. zu und werd glücklich damit.
DU musst schließlich damit fahren, nicht irgendwelche Tester oder Freunde von dir und dabei zählen nunmal nicht zwingend die Fakten, die auf dem Papier stehen
Das ist dasselbe wie dieser ewige Pärchenkampf (hab ich selber schon am eingenen Leibe erfahren). Wenn Sich zwei Freundinnen, seltener Freunde treffen und ihren Partner dabeihaben. Voraussetzung dafür is natürlich, dass beide in einer festen Beziehung sind. Beide werden behaupten, sie seien mit ihrem Partner glücklicher, zufriedener und allgemein besser dran, als der/die andere. Ob das nun stimmt sei dahingestellt. Fakt ist, dass das alles totale Scheiße is, weil jeder für sich selbst wissen muss, wer für ihn die/der Richtige ist, ganz egal ob jemand anders ihn/sie hässlich, unattraktiv oder sonst was findet. Man muss sich immer im Klaren sein, dass man selbst ja nicht mit dem/der Anderen zusammen sein muss.
Wobei mich das gerade auf eine Idee bringt... relationship-news.de Die Website für Paare. Hier können sie sich gegenseitig in Foren beefen, ihren eigenen Partner wie einen Gegenstand behandeln und auch so kategorisieren und sich über wöchentlich Testberichte freuen
Natürlich auch mit nem partnermarkt, wo Gebrauchtmodelle, unbenutzte Auslaufmodelle der vergangen Saison oder auch B-Ware angeboten werden kann
Mit Freundlichen Grüßen an die beste Freundin meiner Ex: Da würdest du dich sicher wohlfühlen
Hach tut das gut seinn Frust in vergessen Foren abzulassen und hoffen, dass es keiner liest...
Ich habe das alles gelesen, abgespeichert und werde es mir merken.
Egal

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