Trail-Bikes zählen als Allrounder zur beliebtesten Mountainbike-Kategorie überhaupt – doch wie viel Alleskönner bekommt man, wenn das Budget begrenzt ist? Wir haben fünf vollgefederte Trail-Bikes zwischen 1.899 € und 2.399 € im Vergleichstest gegeneinander antreten lassen!
5 günstige Trail-Bikes ab 1.899 € im Test
Schon länger werden Mountainbikes immer teurer – nicht nur gefühlt, sondern auch in der Realität. Während vor einigen Jahren ein neues Top-Modell für einen fünfstelligen Betrag einer besonderen Erwähnung bedurften, sind heutzutage Komplettbikes deutlich jenseits der 10.000 € nur noch eine kleine Randnotiz. Keine Frage: Moderne Mountainbikes werden immer besser und sind mit Innovationen ausgestattet, die ihren Preis haben – das relativiert die hohen Preise zumindest etwas. Trotzdem ist der Geländeradsport ein verdammt teures Hobby.
Oder etwa nicht? Auch am anderen Ende des Preis-Spektrums hat sich einiges getan. Denn fairerweise muss man sagen, dass es damals, als Mountainbikes noch günstig und die Laufräder klein waren, auch ziemlich schwer war, vernünftig ausgestattete Bikes zu günstigen Preisen zu finden. Nachdem wir vor einigen Jahren 29″-Enduros bis 3.000 € im Test unter die Lupe genommen haben und 2022 fünf Trail-Hardtails bis 1.500 € im Vergleichstest gegeneinander antreten mussten, sind nun die vollgefederten Allrounder an der Reihe. Fünf Bikes, 130 bis 150 mm Federweg, 29″-Laufräder, Trail-taugliche Ausstattungen mit 1x-Antrieben und Vario-Sattelstützen, dazu ein Preis-Limit von 2.500 € und ein Kandidat, der die 2.000 €-Marke sogar deutlich unterschreitet sowie außerdem verdammt viel Spaß im Wald: So lässt sich unser Vergleichstest von fünf günstigen Trail-Fullies zusammenfassen!
Diese Trail-Fullies haben wir getestet
- Canyon Neuron AL 6 – 2.299 € | 14,7 kg
- Decathlon Rockrider AM 100 S – 1.899 € | 15,0 kg
- Radon Slide Trail AL 7.0 – 2.199 € | 15,1 kg
- Rose Root Miller 1 – 2.299 € | 15,5 kg
- Vitus Mythique 29 VRX – 2.399 € | 15,6 kg
Für unseren Vergleichstest haben wir fünf Modelle ins Rennen geschickt, die allesamt im Trail-Segment heimisch sind und die im Vorfeld festgelegte Preis-Obergrenze von 2.500 € teils deutlich unterschreiten. Mit Federwegen zwischen 130 und 150 mm handelt es sich bei den getesteten Bikes allesamt um Allrounder, die sowohl bergauf als auch bergab gut funktionieren sollten. Alle Modelle sind mit 29″-Laufrädern, 1x-Schaltungen, Vario-Sattelstützen und Federelementen von namhaften Herstellern ausgestattet – gute Voraussetzungen also, um auf dem Trail für viel Fahrspaß zu sorgen.
Was sollte ein Trail-Bike dieser Preisklasse mit an Bord haben?
Zusammengerechnet kosten die fünf Modelle in unserem Vergleichstest 11.095 € – ein Gesamtpreis, der günstiger ist als ein exklusiv ausgestattetes und durch einen Händler verkauftes Top-Modell einer Edel-Schmiede. Doch wie viel Bike bekommt man für den deutlich günstigeren Preis? Gibt es Gesamtpakete für ungefähr 2.000 €, mit denen man ohne Einschränkung Spaß haben kann auf dem Trail?
Folgende Kriterien mussten die fünf Bikes in unserem Test erfüllen, um überhaupt als Kandidat für den Vergleichstest infrage zu kommen:
Trail-taugliche Geometrie
Langer Reach, steiler Sitzwinkel, flacher Lenkwinkel: Dieser Trend wird seit einigen Jahren immer weiter fortgesetzt – insgesamt sind Mountainbikes im Jahr 2023 deutlich flacher und länger (oder in anderen Worten: moderner) als noch vor drei bis fünf Jahren. Im Segment der günstigen Bikes ist diese Entwicklung auch zu beobachten, allerdings deutlich langsamer und vorsichtiger als in so manch anderem Bereich. Für unseren Test bedeutet eine Trail-taugliche Geometrie: Ein einigermaßen flacher Lenkwinkel im Bereich von ungefähr 66 bis 67°, damit man bergab auch auf steilen Trails Spaß hat, und gerne ein ausreichend steiler Sitzwinkel für eine zentrale Sitzposition im Uphill. Dazu sollten die Bikes ausreichend lange Reach-Werte bieten, damit auch unser Test-Team jenseits der 180 cm Körpergröße ausreichend Bewegungsspielraum auf den Bikes hat.
Stimmige Ausstattung für alle Lebenslagen
Eine weitere Voraussetzung für die Teilnahme an unserem Test: Die Bikes müssen solide ausgestattet sein. Dass man keine Wunderdinge erwarten darf und an manchen Ecken gespart wird? Klar. Trotzdem sollten die Modelle im Idealfall eine Ausstattung bieten, die folgende Kriterien erfüllt:
- solide, anpassbare Federelemente
- stabile Laufräder und griffige Reifen, die tubeless gefahren werden können
- kraftvolle Bremsen für maximale Kontrolle
- 1x-Antriebe mit einer ausreichend großen Bandbreite
- Vario-Sattelstützen, im Optimalfall mit viel Hub
1x-Antriebe, bei denen auf ein zweites Kettenblatt und einen Umwerfer vorne verzichtet wird und stattdessen die Kassette eine ausreichend große Bandbreite bietet, um jeden Anstieg bequem erklimmen zu können, sind an modernen Mountainbikes mittlerweile zum Glück Standard. Lediglich ein Bike im Test bietet überhaupt die Möglichkeit, noch einen Umwerfer zu montieren. Doch 1x-Antriebe sind nicht mehr wegzudenken und bieten für den angedachten Einsatzzweck nur Vorteile am Mountainbike.
Selbiges gilt mittlerweile auch für Vario-Sattelstützen, bei denen sich bequem vom Lenker aus die Höhe des Sattels verstellen lässt – ein echter Game-Changer im Trail-Segment. Hier gibt es jedoch große Unterschiede, denn nur 125 mm Hub wie an manchen Bikes im Test reichen nicht aus. Deutlich besser sind da Lösungen wie die am Rose Root Miller verbaute e*thirteen-Stütze mit 180 mm Verstellbereich.
Weiter geht es mit den Bremsen: Auch wenn wir natürlich am liebsten möglichst schnell fahren, bedarf es dann doch hin und wieder der negativen Beschleunigung. Das muss an modernen Mountainbikes durch hydraulische Scheibenbremsen erfolgen – am besten mit ausreichend großen Scheiben. Und natürlich sollten Trail-Bikes über vernünftige Federelemente verfügen. Diese müssen nicht in speziellen Goldtönen beschichtet sein oder in jedem kleinen Detail verstellt werden können – aber zum angedachten Einsatzzweck und zur Kinematik des Hinterbaus sollten sie dann bitte passen. Spoiler: Hier gab es in unserem Test einige gravierende Unterschiede, die sich stark auf die Ergebnisse ausgewirkt haben.
Preis unter 2.500 €
Im Vorfeld haben wir für unseren Vergleichstest eine Preis-Obergrenze von 2.500 € festgelegt – mit dem Ziel, Modelle zu finden, die trotz der Anforderungen an Geometrie und Ausstattung deutlich unter diesem Limit liegen. Im Durchschnitt kosten die fünf Bikes im Vergleichstest 2.219 €, was die festgelegte Grenze um fast 300 € unterbietet. Das günstige Decathlon Rockrider AM 100 S für 1.899 € zieht den Schnitt natürlich ordentlich nach unten – und zumindest zum aktuellen Zeitpunkt ist das Radon Slide Trail AL 7.0 auf sagenhaft günstige 1.759 € reduziert. Bei der Recherche haben wir außerdem festgestellt, dass es wirklich schwer ist, vollgefederte und sinnvoll ausgestattete Trail-Bikes unter 2.000 € zu finden – zumindest im Neuzustand. Wer nicht davor zurückschreckt, ein gebrauchtes Bike zu kaufen, kann hier nochmal deutlich sparen. Wer ein gebrauchtes Bike kaufen will, schaut am besten im Bikemarkt von MTB-News vorbei.
So haben wir getestet
Für unseren Vergleichstest haben wir den Van gepackt, um in epischen Landschaften Trails zu fahren, die zuvor noch nie unter die Stollen genommen wurden … Spaß beiseite: Wir haben die fünf günstigen Modelle im Vergleichstest auf die abwechslungsreichen Strecken in unseren heimischen Wäldern mitgenommen. Auf unseren Hometrails hatten wir nicht nur perfekte Testbedingungen, sondern konnten die Bikes auch in dem Gelände fahren, in dem sie im Normalfall bewegt werden.
An mehreren Tagen sind wir die fünf günstigen Trail-Fullies im Rahmen von Shuttle-Sessions im direkten Vergleich gegeneinander gefahren – durch die motorisierte Uphill-Unterstützung konnten wir uns so voll und ganz auf die Trail- und Bergab-Eindrücke konzentrieren. Als Allrounder sollen Trail-Bikes aber in allen möglichen Situationen glänzen. Aus diesem Grund ist jeder Tester mit jedem Bike eine klassische Hometrail-Runde gefahren, um zu überprüfen, wie sich das jeweilige Modell bei einer typischen Tour mit Anstiegen, flowigen Passagen, Trail-Segmenten und knackigen Downhills fährt.
Auf eine Standardisierung bestimmter Komponenten, beispielsweise Reifen oder Kontaktpunkte, haben wir – anders als bei unseren Vergleichstests höherpreisiger Bikes – bewusst verzichtet. Wir sind alle Bikes zunächst in dem Zustand gefahren, in dem sie ausgeliefert werden. Die einzigen Ausnahmen waren ein Kürzen der Lenker auf 780 mm und ein Umrüsten auf Tubeless. Dieser Umbau kostet nur wenige Euro, bringt zahlreiche Performance-Vorteile mit sich und ist in ein paar Minuten erledigt – eine Maßnahme, die wir allen Anfänger*innen dringend empfehlen. Wer mehr zum Thema wissen will: Hier erfahrt ihr, wie sich MTB-Reifen auf Tubeless umbauen lassen.
Natürlich konnten alle Tester das jeweilige Bike an die persönlichen Vorlieben hinsichtlich Fahrwerk, Sitzposition und Cockpit-Einstellungen anpassen. Komponenten wurden nur dann ausgetauscht, wenn sie aufgrund von Defekten nicht mehr fahrbar waren. Unser Ziel des Vergleichs war ganz klar, die Bikes so zu testen, wie man sie eben auch im Handel kaufen beziehungsweise online bestellen kann. Dass man bei Preisen zwischen 1.899 € und 2.399 € an einigen Stellen Abstriche machen muss und keine absoluten High End-Bauteile bekommt, war uns bereits im Vorfeld klar. In den jeweiligen Einzeltests gehen wir auf sinnvolle Upgrades und kleinere Tuning-Möglichkeiten ein. Hier findet ihr übrigens weitere Trail-Bike-Tests!
Unsere Tester
Die fünf Bikes in unserem Vergleich wurden ausführlich von einem Tester-Quartett gefahren, das nicht nur enorm attraktiv ist, sondern auch über jede Menge Bike-Expertise verfügt. Wenn er ausnahmsweise mal nicht bei einem World Cup als Fotograf am Streckenrand steht oder selbst auf dem Downhiller unterwegs ist, verbringt Gregor Sinn viel Zeit auf den heimischen Trails in Ilmenau. Absoluter Experte auf diesem Gebiet ist Arne Koop, der in den vergangenen Jahren unzählige Bikes getestet hat. Mitch Biernoth hat Gerüchten zufolge zwar einen etwas zweifelhaften Kurven-Fahrstil, bringt dafür aber jedes Bike erfolgreich an seine Grenzen und sorgt dabei immer für beste Laune. Und damit der Test nicht völlig aus dem Ruder läuft, ist Moritz Zimmermann als Testchef dabei und kümmert sich parallel um wunderschöne Fotos wie diese vier:
Alle Infos zum bevorstehenden Trail-Bike-Vergleichstest 2023
Wie geht’s nun weiter? In den kommenden Tagen werden wir wie gewohnt zunächst jedes Bike ausführlich in einem Einzeltest unter die Lupe nehmen. Abschließend fassen wir im Fazit-Artikel die Ergebnisse zusammen und sprechen Empfehlungen aus: Welcher der Kandidaten ist im Uphill am effizientesten? Welches Bike macht bergab am meisten Spaß? Bei welchem Hersteller bekommt man am meisten Fahrrad fürs Geld? Und vor allem: Welches Trail-Bike bis 2.500 € bietet das beste Gesamtpaket? Außerdem berichten wir in Artikel- und Video-Form über die Tops und Flops aus dem Vergleich und die Test-Crew nennt ihre persönlichen Favoriten!
Alle Artikel zum Trail-Bike-Vergleichstest 2023:
- 5 Trail-Bikes ab 1.899 € im Vergleichstest: Viel Mountainbike für wenig Geld?
- Radon Slide Trail AL 7.0 im Test: Das Trail-Bike für Jedermann?
- Decathlon Rockrider AM 100 S im Test: Wie gut kann ein Trail-Fully für 1.899 € sein?
- Canyon Neuron 6 im Test: Koblenzer Teilchenbeschleuniger
- Vitus Mythique VRX im Test: Das preiswerte Mini-Enduro
- 5 günstige Mountainbikes im Vergleichstest: Das ist das beste Trail-Bike bis 2.399 €
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