Time Speciale 12 im Test: Time ist bei weitem kein Neuling in Sachen Klickpedalen und hatte insbesondere in der Schweiz schon immer so etwas wie einen Kultstatus unter Enduro- und Downhill-Rennfahrern. Mit den neuen Time Speciale 12-Pedalen versuchen die Franzosen nun auch im Mainstream-Bereich Fuß zu fassen. Dazu ist der Plastik-Käfig verschwunden und wurde gegen ein schickes Alu-Modell mit verstellbaren Pins getauscht. Geblieben ist hingegen der bekannte ATAC-Klickmechanismus. Wir haben dem neuen High-End-Pedal gründlich auf den Zahn gefühlt.
Time Speciale 12 – Infos und Preise
Die neuen Time Speciale 12-Pedale sind eine komplette Neuentwicklung und weisen bis auf den ATAC-Klickmechanismus wenige Gemeinsamkeiten mit der vorherigen Time-Palette auf. So besteht der voluminöse Käfig nun aus Aluminium und ist in den Farben Grau, Rot und Blau erhältlich. Laut Time richtet sich das Pedal speziell an Enduro-Racer und soll Haltbarkeit, Grip und einen intuitiven Klickmechanismus vereinen. Zudem prangt auf einer Seite des Pedals nicht ohne Stolz der Schriftzug “Made in France”. Mit einem Preis von 275 € sind die Pedale allerdings auch alles andere als günstig. Mittlerweile hat Time mit dem Speciale 8 allerdings eine etwas preiswertere Version nachgeschoben, die viele der Features des getesteten High-End-Modells aufweist.
Dieser Artikel ist Teil unseres großen Klickpedal-Vergleichstest. In den nächsten zwei Tagen werden wir alle 8 Einzeltests veröffentlichen und am Ende miteinander vergleichen. Wer unser Testsieger ist, erfahrt ihr in Kürze.
- Klickmechanismus ATAC
- Material Käfig – 6061 T6 Aluminium | Welle – Stahl (hohl)
- Pins 4 verstellbare Pins pro Seite
- Q-Faktor ca. 55 mm (gemessen)
- Höhe x Breite x Länge 36,5 x 90 x 101 mm
- Gewicht 403 g
- Ausklickwinkel 10°, 13°, 17°
- www.time-sport.com
Preis: 275 € (UVP) | Bikemarkt: Time Speciale 12 kaufen
Im Detail
Nimmt man die Time Speciale-Pedale das erste Mal in die Hand, fallen zwei Dinge auf: Der Körper und Klickmechanismus wirken sehr hochwertig verarbeitet und die Achse dreht sich wahnsinnig leicht und geschmeidig in ihrer Lagerung. Bei dem Preis kann man das zwar auch erwarten, dennoch ist es im ersten Moment etwas überraschen. Eine eng sitzende und großzügige Gummi-Dichtung auf der Innenseite verspricht Langlebigkeit, auf der Außenseite schützt eine große Alu-Kappe das Innenleben vor Dreck. Mit knapp 37 mm Höhe ist das Pedal alles andere als flach, was jedoch neben dem nicht gerade kompakten Klickmechanismus vor allem an den großen Lagern im Inneren liegt. Der ATAC-Klickmechanismus funktioniert ähnlich wie das von Crankbrothers bekannte System, setzt jedoch auf zwei Spiral-Federn, die jeweils auf einer Seite an einem Anschlag anliegen. Dadurch kann man nur in eine Richtung (von hinten kommend) einklicken, jedoch auch die Vorspannung der Feder justieren. Dafür ist eine kleine Madenschraube auf jeder Seite des Pedals zuständig, die leider ohne jede Rasterung auskommt und maximal zwei Umdrehungen angezogen werden darf. Da die Pedale von sich aus bereits relativ straff sind, haben wir sie auf der Null-Position belassen.
Time bietet zwei verschiedene Cleats an – der mitgelieferte Standard-Cleat kann zudem in zwei Richtungen montiert werden. So lassen sich 10° (ATAC Easy) sowie 13° oder 17° (ATAC) Auslösewinkel einstellen. Wir haben uns für das mittlere Setting entschieden. Etwas merkwürdig ist, dass sich die Cleats nicht seitlich unter dem Schuh verschieben lassen. Statt des gewohnten Langlochs sind sie mit zwei Senkbohrungen versehen. Wenn es mal mit dem Einklicken nicht so funktioniert wie beabsichtigt, sollen vier verstellbare Pins pro Seite für Grip in Notsituationen sorgen.
Auf dem Trail
Zu den Time Speciale-Pedalen gibt es eine umfangreiche Montage-Anleitung. Während die Pedale selbst schnell und wie gewohnt an die Kurbeln geschraubt sind, muss man sich für die korrekte Montage der Cleats etwas konzentrieren, will man den gewünschten Ausklick-Winkel einstellen. Das Einklicken gelingt dann relativ spielerisch aber straff und wird mit einem ungewöhnlich dumpfen, aber deutlich spür- und hörbaren „Töck“ quittiert. Allerdings waren wir uns auf der ersten Tour sicher, dass die Speciale-Pedale einen extrem geringen Q-Faktor besitzen müssen. Erst das Anlegen des Messschiebers in der Werkstatt verriet uns: Dieser liegt mit zirka 55 mm voll im Trend moderner Enduro-Klickpedale. Schuld an diesem Gefühl ist die fehlende Funktion zur seitlichen Justierung der Cleats. Insbesondere Downhill- und Enduro-Fahrer schieben diese gerne relativ weit auf die Innenseite der Schuhe, wodurch man einige Millimeter breiter steht. Ohne diese Option standen wir selbst mit der eher kleinen Schuhgröße 42 (und den zugegebenermaßen relativ breiten Afton Vectal-Schuhen) sehr dicht an der Kurbel. Dadurch kann die Schuhspitze beim Ausklicken manchmal leicht mit der Kurbel in Kontakt kommen – insgesamt ging es sich mit dem 13° Winkel allerdings aus und wir hingen nie unfreiwillig im Pedal fest. Wer jedoch große Schuhe hat und seine Cleats gerne auf der Innenseite positioniert, sollte sich dies in Erinnerung rufen.
Durch den schmalen Stand, den straffen Klickmechanismus und die sehr leichtgängige Lagerung tritt es sich mit den Time-Pedalen bergauf sehr effizient und angenehm. Geht es in den Trail hinein, steht man sicher und muss in keiner Situation befürchten, aus Versehen aus dem Pedal zu fliegen. Dank der großen, flachen Schräge findet man die richtige Position zum Einklicken von hinten kommend extrem leicht und rutscht in den meisten Fällen sehr schnell und problemlos rein. Kommt der Fuß hingegen leicht schief oder ist schon irgendwie auf dem Pedal positioniert, kann der Einklick-Vorgang ziemlich hakelig werden. Am besten ist, man bricht ab und lässt den Fuß mit Schwung von hinten einrasten. In sehr brenzligen Situationen kann das ganz schön unangenehm werden – vor allem, weil man manchmal halb im Pedal hängen kann und in der guten Hoffnung, der Cleat würde gleich ganz reinrutschen, weiterfährt … was aber dann nie passiert. Insgesamt braucht es einfach etwas Gefühl und Übung. Hat man dies, dann ist der ATAC-Mechanismus einer der qualitativ hochwertigsten und besten auf dem Markt.
Das ist uns aufgefallen
- Verarbeitung Diese ist bei den Time Speciale-Pedalen absolute Oberklasse! Wir wollten wissen, warum sich die Pedale auch nach einigen Wochen Enduro-Einsatz noch so leicht drehen und haben die Achse ausgebaut. Im Inneren versteckt sich dieselbe Kombination aus Gleitlager auf der Innenseite und Kugellager auf der Außenseite, wie bei den aller meisten Pedalen. Die Maßhaltigkeit – auch der Dichtungen – fällt jedoch so gut aus, dass auf der Achse kein Staubkorn zu finden war.
- Cleats Die Cleats lassen sich leider nicht seitlich verschieben, wodurch manche Fahrer ungewohnt schmal stehen. Wer seine Cleats ohnehin immer mittig unter dem Schuh positioniert, wird hiermit jedoch keine Probleme haben.
- Matschreinigung Das Klicksystem ist nicht ganz so offen wie beispielsweise bei Crankbrothers, lässt jedoch ausreichend große Lücken, um den Schlamm mit kräftigen Fußtritten aus dem Pedal zu fördern.
- Preis Der fällt ohne Frage hoch aus! Allerdings sind die Pedale dank hohlgebohrter Stahlachse relativ leicht und aufgrund der erwähnten Qualität sicherlich auch sehr langlebig.
Fazit – Time Speciale 12
Die Time Speciale 12 sind relativ teuer, doch können sie dem hohen Preis auch gerecht werden? Nüchtern betrachtet kann man sagen: ja, durchaus! Die Verarbeitung ist über alle Zweifel erhaben und dass die Pedale im Time-Werk in Nevers, Frankreich, gefertigt werden, ist vielen Menschen heutzutage auch etwas wert. An die seitlich nicht verstellbaren Cleats und den zwar hochwertigen, aber sehr präzise zu bedienenden Mechanismus muss man sich jedoch etwas gewöhnen. Wer damit klarkommt, der wird die Time-Pedale absolut lieben!
Pro / Contra
Pro
- hochwertige Verarbeitung
- sehr gute Haltbarkeit
- präziser Klickmechanismus
Contra
- seitlich nicht verstellbare Cleats
- hoher Preis
Seid ihr bereit, für die Fertigung in Europa etwas mehr zu bezahlen?
Testablauf
Wir sind die Time Speciale 12-Pedale über mehrere Monate im harten Enduro-Einsatz gefahren – ganz egal bei welchem Wetter.
Hier haben wir die Time Speciale 12 getestet
- Thüringer Wald: Naturbelassene, äußerst technische Wurzel-Trails, die einen oft zu unfreiwilligen Ausklick-Manövern zwingen. Teilweise auch sehr schnelle Singletrails mit sandigem Boden und größeren Sprüngen.
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- unauffällig, hinten progressiv, wenig Druckstufe
- Vorlieben bei der Geometrie
- hinten nicht zu kurz, vorne geräumig, Lenkwinkel nicht zu flach
Preisvergleich
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