Je teurer ein Bike, desto weniger wird es gefahren…
Mountainbiken ist teuer. Die Frage ist nur: Wie teuer?
Mountainbiken ist ein teures Hobby und wer es anfängt, wird wohl kaum mit dem teuersten Equipment unterwegs sein, sondern zunächst mit einem Einsteigermodell prüfen, ob die Sportart tatsächlich den Erwartungen entspricht und ob das Fahrrad als Sportgerät so viel Spaß macht, wie der erste Eindruck versprochen hat. Günstigeres Equipment zeichnet sich in der Regel dadurch aus, dass Optik und Gewicht gegenüber den Top-Modellen zurück fallen. Doch unser Test der günstigen Shimano Deore Scheibenbremse und des Deore Antriebsstrangs zeigt, dass rein von der Funktion her kaum noch Abstriche gemacht werden müssen, wenn man die preiswerteren Modelle ordert. Gut und günstig funktioniert also mittlerweile beim Mountainbike.
Wer jedoch über die Eurobike letzte Eurobike geschlendert ist und sich die verschiedenen Trend-Produkte in den Bereichen Enduro, Elektrifizierung und nicht zu letzt Fat Bikes anschaut, sieht hier wie dort nur das Beste vom Besten. Während sich die Einsteigerbikes in den Hintergrund eingliedern, erstrahlen die teuren Top-Modelle ganz vorn im Rampenlicht. Das ist wenig verwunderlich, sollen wir doch alle davon träumen, uns einmal so ein hochwertiges Schmuckstück in den Fahrradkeller stellen zu können. Und es funktioniert!
Wer länger beim Sport dabei ist, Blut geleckt hat und sich mit dem Lifestyle identifiziert, der investiert in seine Ausrüstung. Und erliegt den Versuchungen der Top-Modelle. Diese sind leichter, schöner und schneller – und werden weniger gefahren. Warum das so ist? Nun, wer in der Lage sein will, bis zu 10.000 € oder mehr für ein Sportgerät auszugeben, der muss für gewöhnlich viel arbeiten. Und in dem Maße, in dem der Kontostand wächst und der Bedarf an ausgleichender Betätigung durch Sport geweckt wird, nimmt die Freizeit ab, in der man diesem nachgehen könnte. Aber man kann ja noch in die Ausrüstung investieren, damit es wenn man dann doch mal führt maximalen Spaß hat. Die Konsequenz ist, dass die “besten” Bikes tendenziell weniger gefahren werden.
Wer viel fährt, kann sich kein Top-Modell leisten. Oder sollte es nicht.
Muss das so sein? Irgendwie ja. Wer beispielsweise den horrenden Preis für das Top-Modell eines beliebigen Herstellers ausgibt, der gönnt sich einerseits etwas und versucht andererseits möglicherweise, sich durch die Investition dazu zu zwingen, mehr Fahrrad zu fahren. Diese Annahme deutet jedoch bereits an, dass der Lebensstil an sich nicht mit dem zeitintensiven Hobby kompatibel ist. Wer hingegen in der glücklichen Lage ist, viel auf dem Fahrrad zu sitzen, der könnte das Produkte mit all seinen Vorzügen voll auskosten. Die Realität zeigt jedoch, dass unter diesen Umständen selten zum Top-Modell gegriffen wird. Das liegt zum einen daran, dass derjenige, der richtig viel fährt, in der Regel weniger Wert auf eine durchgestylte Ausstattung legt als vielmehr auf bestmöglich abgestimmte Komponenten und daher sein Rad selbst zusammenstellt. Zum anderen ist für den Vielfahrer aber das Highend-Produkt nicht immer die richtige Wahl. Beispiele hierfür gibt es zur Genüge und am Ende des Tages läuft es immer wieder auf die alte Erkenntnis heraus, dass man von den dreien Haltbarkeit, Gewicht, Preis jeweils nur zwei auswählen kann. Gerade bei Verschleißteilen wird der Vielfahrer folgerichtig Preis für Gewicht eintauschen. Unsere Testfahrten mit hochpreisigen Reifen wie den Maxxis Minion DHR II / High Roller II zeigen beispielsweise, dass die Leistung zwar sehr gut ist, der Verschleiß jedoch hoch. Wer folglich viel fährt, wird zumindest am Hinterrad eher zum günstigeren, langlebigeren Reifen greifen. Der bietet zwar weniger Performance, stellt aber unter dem Strich den besseren Kompromiss dar.


Was lernen wir also aus der Geschichte? Top-Modelle sind faszinierend und das Neuste vom Neuen hat an für sich schon eine bestechende Anziehung. Sie kann kaufen, wer es sich leisten kann und wer viel Wert auf das Produkt an sich legt. Alle Fahrer solcher Bikes deshalb gleich als „Poser“ auf dem Weg zur Eisdiele abzustempeln ist mit Sicherheit falsch. Wer jedoch wirklich viel fährt, der sollte sich genau überlegen, ob man nicht zugunsten einer besseren Haltbarkeit ein paar Euro mehr in Kauf nimmt und dafür ein paar Gramm gegenüber dem Minimalgewicht verliert. Und dennoch bleibt es am Ende des Tages ein interessanter Umstand, dass die teuersten und theoretisch besten Bikes gar nicht am meisten gefahren werden…
487 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumIn der Theorie kann man sich das Fahrrad fahren vom Arbeitgeber fördern lassen, in der Praxis gibt es meist nicht mal eine Dusche beim AG.
Also ich zahle als (Ex-) Azubi 120€ für meine Monatskarte. Jetzt als Vollverdiener bin ich bei 140€ im Monat. Und das mit dem Essen würde mich interessieren. Zum Rest sage ich nichts, Auto hab ich zwar, aber fahre mit Gas und zahle bei Teilen nur die EK-Preise..
Das war nicht die Frage!
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