Die TrailTrophy 2018 ist eröffnet! Im Herzen des Harzes gastierte die erste Runde der Rennserie, genauer gesagt im wunderschönen Sankt Andreasberg. Zirka 300 begeisterte Enduristen reisten in das nördlichste Mittelgebirge Deutschlands um auf 6 Stages ordentlich Gas zu geben. Auch Theresia von der bike-components racing crew war bei purem Sonnenschein am Start und hat für uns vom Rennen berichtet.
Vorstellung: Unser Team
Die bike-components racing crew besteht aus Robert Schwenk, Christian Derkum, Björn Feldmann und mir, Theresia Schwenk. Wir arbeiten alle bei bike-components und bilden somit eine Art Werksteam. Ein ganz schön familiäres Werksteam, denn Robert ist mein Bruder und Christian mein Freund. Björn haben wir letztes Jahr bei der TrailTrophy in Flims/Laax kennengelernt und direkt in unsere Crew aufgenommen.
Robert vertritt unser Team hauptsächlich bei XC- und Marathonrennen, fährt aber auch bei dem einen oder anderen Enduro-Rennen mit. Früher hat er den Garten unserer Eltern komplett umgegraben um Trails für uns zu bauen, heute hofft er auf eine Zusage für die europäischen Weltcups. Dann könnten wir, wie im letzten Jahr, als Geschwisterpaar durch Europa reisen.
Christian ist seit drei Jahren leidenschaftlicher Enduro-Fahrer. Die Jahre zuvor verbrachte er seine Freizeit auf Dirtbikes beim Shapen und Fahren von Sprüngen. Weil ihm seine Enduro World Series-Premiere letztes Jahr in Finale Ligure mächtig Spaß gemacht hat, wird er dieses Jahr bei allen europäischen EWS-Rennen an der Startlinie stehen. Auch die TrailTrophy und ein paar EWS-Quali Rennen stehen in seinem Rennkalender.
Björn, unser Jungspund des Teams, ist eine wahre Rakete auf den Trails. Ich habe sowieso keine Chance an seinem Hinterrrad zu bleiben, aber auch die meisten Männer müssen sich geschlagen geben. Es ist Björns erste richtige Enduro Rennsaison. Gemeinsam mit Christian wird er die EWS bestreiten und auch bei allen TrailTrophy Rennen mit von der Partie sein.
Ich selbst fahre schon seit 16 Jahren Mountainbike und kann mir den Radsport aus meinem Leben nicht mehr wegdenken. Ich fahre Cross-Country genauso gerne wie Enduro, deshalb habe ich mich in diesem Jahr auch nicht auf eine Disziplin festgelegt. Ich starte bei den europäischen Weltcups, der TrailTrophy, zwei EWS Rennen und zum Beispiel beim 3-Nationen-Cup. Die Crew hinter der Crew besteht aus unseren Freunden der TS Trail Ride Crew (Das TS steht für Todesmutige Stürzer) und unseren Kollegen bei bike-components. Ohne Euch würden die Rennen nicht halb so viel Spaß machen!
Ich bin sehr glücklich und stolz, hiermit Santa Cruz Bicycles als unseren neuen Rahmensponsor verkünden zu dürfen. Bei den XC-Rennen werden wir mit unseren brandneuen Blurs und Highballs an den Start gehen, im Enduro-Bereich sind wir auf Hightower LTs unterwegs. Das Fahrwerk kommt von FOX und teilweise Marzocchi. NEWMEN versorgt uns, wie auch schon im vergangenen Jahr, mit Laufrädern, Lenkern und Vorbauten. Magura sorgt für die Bremskraft an unseren Bikes und Michelin für einen ordentlichen Grip. Des Weiteren bekommen wir unseren Antrieb von SRAM und Steuersätze von ACROS.
TrailTrophy St. Andreasberg: Rennbericht
Der Trainingstag
Mit strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen wurden wir im Bikepark in Sankt Andreasberg empfangen. Zügig bauten wir unseren bike-components Stand auf, um uns möglichst schnell auf unsere Bikes schwingen zu können.
Die 80 Höhenmeter des Andreasbergs konnten am Trainingstag entweder während des normalem Bikepark-Betriebs geliftet oder selbst hochgetreten werden. Wir entschieden uns für Treten und freuten uns beim Uphill schon riesig auf die erste Abfahrt. Die ersten Meter auf den Trails fühlten sich etwas komisch an, denn es waren gleichzeitig die ersten Meter auf meinem neuen Bike. Der lose und staubtrockene Waldboden war von zahlreichen Wurzeln übersäht, was die Strecken anspruchsvoll machte. Dennoch gab es einige flowige Trails und auch Tretpassagen waren mit von der Partie. Vor lauter Aufregung rund um das neue Bike haben wir glatt vergessen auf die Uhr zu schauen, die sagte uns nämlich eindeutig: It’s BBQ o’clock.
Alle Teilnehmer der TrailTrophy konnten am Samstagabend ihre mitgebrachten Spieße, Würste und Steaks auf den Grill legen. Bei dem einen oder anderen Bier wurde viel über die bevorstehenden Stages geplaudert. „Die eine Kurve ist der Killer, wenn du da zu schnell reinfährst fliegst du geradeaus über das Absperrband“, meinte Christian. Moment, welche Kurve denn genau? Puuh, das weiß ich jetzt auch nicht mehr so genau. Waren ja ganz schön viele Kurven heute. „Ja ich weiß, und kurz danach kannst du über die Wurzeln einfach abziehen“, erwiderte Björn. Jaja, ist klar… Ich und abziehen passt ungefähr so gut zusammen wie Flat Pedals und Rennradfahren. Die Vorfreude auf den Renntag war im Fahrerlager deutlich zu spüren. Wir genossen die letzten Sonnenstrahlen, ehe wir uns in Richtung Unterkunft aufmachten.
Der Renntag
7 Uhr, der Wecker klingelt. It’s raceday! Pünktlich um 09:30 starteten die ersten Fahrer auf die Strecke. Noch schnell ein oder zwei Espresso rein und dann kann es auch bei uns losgehen. Der Transfer zur ersten Stage konnte nicht entspannter sein, denn er nannte sich Sessellift. Oben angekommen fuhren wir uns noch ein paar Meter warm, damit wir nicht mit kalter Muskulatur auf die ersten Rennmeter lossprinten. Kurz vorm Start der ersten Stage stieg mein Puls gen 200. Das ist bei mir bei jedem Endurorennen auf der ersten Stage so, ähnlich wie beim Massenstart eines XC-Rennens. „Du kannst losfahren“, teilte mir der Streckenposten am Start mit. Schön, das mag ich so am Endurofahren: Es ist eben doch etwas entspannter als der Startschuss eines XC-Rennens.
Die erste Stage war im oberen Teil von flachen Wurzelpassagen geprägt. Kennst Du das, wenn du mit deiner maximalen Kraft die Kurbel rumreißt, dir aber trotzdem total lahm vorkommst? So fühlten sich die ersten Rennmeter bei mir an. Nach und nach fand ich dann mein Tempo und konnte es im unteren Teil von Stage 1 gut laufen lassen. Ich spürte gar nicht, dass ich nur 100 mm unterm Hintern hatte, vielleicht weil ich total im Flow war. Obwohl viel Schotter auf den Trails lag und somit Reifenwegrutscher vorprogrammiert waren, hat es unsere ganze Crew sturzfrei ins Ziel geschafft. Ein guter Einstand ins gemeinsame Renngeschehen!
Auf der zweiten Stage konnte ich die Vorteile meines XC-Fullys nicht mehr ausschöpfen. Schnell bekam ich zu spüren, dass ich in den steilen Passagen besser nicht allzu schnell reinbrettern sollte. Der lose und butterweiche Waldboden war von unzähligen Wurzelfeldern durchsäht. Der erste Teil der Stage gehörte zur Downhill-Strecke des MSB-X-Trail. Die engen Kurven und das insgesamt steile Terrain der Stage verlangten mir meine volle Fahrtechnik ab. Etwas hektisch und unrhythmisch schlitterte ich den Trail hinab und spürte, dass bei jeder Kurve mehr Adrenalin durch meine Adern schoss.
Rob, Chris und Björn warteten am Ende von Stage 2 auf mich und schauten mich zufrieden an. „Brap Braap Braaaap. Crazy shit, war das geil. Diese Kurven sind der Hammer!“, schoss mir während der Highfives mit den Jungs aus meinem Mund. Anschließend rollten wir entspannt zu Stage 3. Der Transferweg war optimal ausgewählt, da wir kaum auf Straßen unterwegs waren.
Am Start der dritten Stage konnten wir sehen, dass es erstmal bergauf gehen wird. Nach dem ersten Uphill war die Stage von Highspeed-Passagen geprägt. Auf solchen Stages kann ich nicht gut einschätzen, wie schnell ich wirklich fahren kann. Jeder Stein oder jede Wurzel könnte mich direkt aushebeln und mit geschätzten 50km/h möchte ich definitiv nicht gegen einen Baum krachen. Deshalb blieb ich auf diesem Trail lieber in meiner Komfortzone und versuchte, möglichst vorausschauend zu fahren. Eine Wegkreuzung stellte sich als etwas kritisch heraus, da sie einen ganz schön weit nach vorne katapultieren konnte, wenn man nicht rechtzeitig abbremste. Es sind doch immer die Passagen am kritischsten, bei denen bereits Streckenposten und Sanitäter stehen und den Fahrern zurufen, langsam zu machen. Ich möchte besser gar nicht wissen, wie schnell die Jungs dort reinbrettern.
Nach einer kurzen Riegel- und Trinkpause nach der Stage machten wir uns auf den Weg zu Stage 4. Auf dem Transferweg konnten wir die traumhafte Landschaft des Harzes genießen. Die Sonne schien uns in die Gesichter, Vögel zwitscherten und die saftgrünen Wiesen voller Blumen lachten uns förmlich an. Traumhaft schön, sodass ich schon fast vergaß, dass wir noch drei Stages vor uns haben.
Voller Euphorie stand ich am Start von Stage 4, denn die nächste Tretpassage kündigte sich an. Aus Erzählungen von Freunden und der netten Dame am Start der Stage wusste ich im Vorfeld, dass ich auf dieser Stage vorausschauend fahren sollte. Gesagt, getan. Zumindest habe ich es versucht. Auf dem losen und weichen Waldboden war ich so mit den Wurzeln direkt vor meinem Laufrad beschäftigt, dass ich gleich zweimal in Kurven komplett abbremsen musste, damit ich nicht geradeaus über das Absperrband schieße. Die Stage war eine Mischung aus physischer Anstrengung aufgrund der Tretpassagen und technischer Bewältigung der Wurzelfelder. Vorausschauendes Fahren wäre auf dieser Stage wirklich hilfreich gewesen.
Der Transfer zu Stage 5 ging über Feld- und Schotterwege durch den wunderschönen Harzer Wald. Einigen Teilnehmern war die Erschöpfung hier schon deutlich anzumerken. Die steile Rampe kurz vor der Verpflegungsstation am Andreasberg zwang dann die meisten Teilnehmer vom Rad. Oben angekommen waren alle Teilnehmer wieder glücklich, denn es gab gegrillte Würstchen, Kartoffeln, süße Kleinigkeiten und selbstverständlich ausreichend zu trinken. Was gibt es denn bitte besseres als eine Rennwurst? Nach der kurzen Verpflegungspause stehen wir auch schon am Start von Stage 5. #spiritofenduro ist nicht nur der Hashtag der TrailTrophy, sondern auch der Name der Stage. Und ja, auf diesem Trail lebt wirklich der Spirit of Enduro. Direkt zu Beginn der Stage gibt es eine technische Herausforderung. Mit etwas Fahrgeschick konnte man auf dieser Stage viel Zeit sparen, da die Kurven sehr unterschiedlich angefahren werden konnten. Bei manchen Kurven war es am schnellsten weit auszuholen um möglichst rund zu fahren, bei anderen gab es eine direkte innere Linie, die deutlich schneller war als die eigentliche Kurve. Auf dieser Stage gab es kein längeres Tretstück, auch mal ganz schön.
Zur sechsten und damit letzten Stage der TrailTrophy wurden wir noch einmal mit dem Sessellift zum Gipfel des Andreasbergs gebracht. Der Start der letzten Stage war am gleichen Punkt wie der Start der ersten Stage und so gingen die beiden Stages parallel nebeneinander her. Wir wurden alle nochmal ordentlich durchgerüttelt, da das Tretstück zu Beginn der Stage teilweise über Wurzelfelder führte. Bevor es zum letzten Schottergegenanstieg ging, sollte mir dann doch noch ein Missgeschick passieren. Nicht nur ich wurde im unteren Teil durchgerüttelt, sondern auch meine Kette. Deshalb entschied sie sich kurzfristig vom Kettenblatt zu springen. „Oh man, muss das jetzt sein!?“, dachte ich für den Bruchteil einer Sekunde. Anhalten war nicht mehr drin, denn ich rollte schon auf den Gegenanstieg zu. Schnell machte ich mich downhiller-like ganz klein um möglichst windschnittig und schnell über den Gegenanstieg zu rollen, denn ich wusste, dass es danach nur noch 50 Meter über eine Wiese zur Zieleinfahrt ging. Mein Schwung reichte glücklicherweise aus um den Hang hinaufzurollen. Viel Zeit habe ich dadurch also nicht verloren.
Im Ziel angekommen waren wir alle vom Renntag erschöpft. Bei einem After-Race-Radler verglichen wir neugierig unsere Zeiten. Erst bei der Siegerehrung erfuhr ich, dass ich mit einer Zeit von 15:56.39 tagesschnellste Frau war. Wow, damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Überglücklich und zufrieden nahm ich meinen Pokal entgegen. Björn belegte in der Ambassador Klasse Rang 3 und gewann als Gastfahrer im Santa Cruz Team gemeinsam mit Leo Putzenlechner und Max Schumann die Ambassador Teamwertung. Christian, Robert und ich belegten Rang 3 in dieser Wertung, dicht hinter LEVELNINE. Unter allen Teilnehmern von allen Wertungsklassen wurde Björn 5ter, Christian 12ter und Robert 15ter.
Es war ein super Rennwochenende bei der TrailTrophy und ich freue mich schon riesig auf die mehrtägigen Events. In den kommenden Wochen ziehe ich aber besser wieder Lycra an, denn dann starte ich, hoffentlich gemeinsam mit Robert, bei den ersten europäischen UCI Mountainbike World Cups in Albstadt und Nové Město na Moravě.
Hier gibt es alle Ergebnisse der TrailTrophy Sankt Andreasberg.
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